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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Das ihn in Fesseln schlägt; sein Busen schwillt vor
Stolz.
Er schwelgt im höchsten Glück, im seligsten
Entzücken,
Er schwört's: es soll mich nichts zur Heimath mehr
entrücken,
Zur alten Hütte schlecht von Holz! –
Doch bald ist er am Gold- und Edelsteine-Schimmer,
Am reichsten Glanze satt, er reizt und lockt ihn
nimmer
Manch unerfüllter Wunsch tritt bitter in sein Glück.
Mit längst gewohnter Pracht will neue Sehnsucht
streiten,
Er mißt in banger Furcht langweil'ge Ewigkeiten,
Und nie, o nie darf er zurück!
Des Taumelkelches Schaum ist raschen Zugs
verflogen,
Um wahre Seligkeit sein Herz so kalt betrogen,
Nun düstert sich sein Blick selbst auf dem gold'nen
Thron,
Vom vollen Marmortisch, von der Geliebten Seite,
Von ihrer Elfen Tanz zieht Schwermuth ihn in's
Weite;
Doch nie, o nie darf er davon!
»O laß mich noch einmal die Sonne an dem blauen,
Am nächt'gen Himmelszelt die gold'nen Sternlein
schauen,
Bei lust'gem Hörnerklang im Wald mich jagen früh;
Und dann im Abendroth umarmen die Geliebte,
Die mit so heiterm Wort mir jeden Schmerz
zerstiebte, –
Sie liebt ich – Königin, dich nie!«
Ein lauter Todesschrei entringt sich der Getäuschten;
Indeß die Gnomen all' ihn täppisch roh umkreisten,
Die Elfen jammernd steh'n, rafft er sich wild empor.
Rasch rennet er hinaus, ihn graust der bunte Zauber
Wie Macht der Hölle an, er löst den Bann, denn
tauber
Als harter Fels ist nun sein Ohr.
Da schallt ein Donnerschlag dumpf durch der Erde
Gründe,
Es kracht im jähen Sturz der Berg, in seine Schlünde
Sinkt tief des Schlosses Pracht mit seinem
Strahlenmeer.
Ihn jagt die Angst zur Flucht, es packt ihn kalt im
Nacken,
Doch endlich sieht er um – da ragen graue Wacken,
An ihrer Fläche kahl und leer.
Ist dieß der Wände Glanz, sind dieß die stolzen
Säulen,
Wo jetzt in finst'rer Nacht ein schauerliches Heulen
In engen Spalten tobt und durch die Höhlung braust?
Es wuchert Farrenkraut am Fels bei braunem Ginster,
Und des Gewölbes Schlund gähnt schauerlich und
finster,
Wo Lieb' und Zauber einst gehaust.
Der Gnomen Haß verfolgt die Menschen und sie
locken
In ihre Nähe sie mit hellen Feuerflocken,
Scharf lauert ihre List auf den, der fürbaß zieht.
Denn in der Zaubernäh' trifft ihn bald Regenschauer,
Bald ein geworf'ner Stein aus sichrer Felsenmauer,
Daß der Erschreckte ängstlich flieht.
144. Der Streitberger Ende.
J. H e l l e r Muggendorf, S. 208. G. N e u m a n n
Erinnerungen an die fränkische Schweiz, S. 93.
Der letzte Herr von Streitberg soll nur einen Sohn gehabt
haben; die Kindswärterin trug ihn einmal an
einem siedenden Kessel mit Wasser vorbei; das Kind
sah hinein, wurde durch seinen eigenen Schatten getäuscht,
wollte nach jenem langen, fiel in den Kessel
und fand seinen Tod. Kurz darauf kam Streitbergs
Frau nieder, gebar aber ein Mädchen; zu gleicher Zeit
wurde die Frau eines Webers zu Veilbrunn von einem
Knaben entbunden. Der alte Streitberg suchte beide
Kinder auszutauschen, doch konnte sich der Weber
nicht dazu verstehen. Streitberg hielt sich einst lange
zu Bamberg auf, und kehrte des Nachts nach Hause.
Auf der Höhe bei Burggrund verfehlte der Kutscher
den Weg, und der Wagen mit den vier Pferden stürzte
über einen hohen Felsen in das Thal hinab, so daß
Alles verloren war. Dieß soll auch die Veranlassung
seyn, daß man den Felsen den T o d t e n s t e i n
nennt. Das Ereigniß fällt in's Jahr 1690.
145. Burggeist zu Heilsberg.
Mitgetheilt von Frhr. von B ö h n e n .
Auf der Burg zu Heilsberg bei Wiesent sollen vor
Zeiten Raubritter ihr Unwesen getrieben, die nahen
Dorfbewohner belästigt und die vorüberziehenden
Handelsleute ausgeplündert haben. Der Geist eines
der ruchlosesten dieser Ritter muß zur Strafe noch
heute um Mitternacht in den Ruinen der Burg umgehen.
Er kann erst dann erlöset werden, wenn eine aus
dem Wartthurm entsprießende Tanne so groß wird,
daß man von ihr Bretter zu einer Wiege sägen kann.
In diese Wiege wird ein Knabe gelegt, der muß sich
dem geistlichen Stande weihen und als neugeweihter
Priester den Burggeist mit seinem Gebete erlösen.
146. Das Kreuz.
Von F r a n z S c h m i d t . – Sage der Gegend von
E b e r m a n n s t a d t in O b e r f r . – Biene, Bamberg
1837, S. 158.
Im Schweizerland der Franken trägt eine Felsenwand
Ein Kreuz von schlichtem Holze, wie's graue Zeit
schon stand.
Hat wohl das Kreuz erhöhet die Trauer, war's der
Dank?
Es denken Christi Opfer die Herzen froh und krank.
Von einem Sterbebette eilt einst ein Priester spät,
Dem Sturm voran zu schreiten, der auf am Himmel
steht,
Es stellt dem kühnsten Läufer im Gang der Sturm sich
gleich,
Es stand ereilt der Pfarrer bald in der Nächte Reich.
Des Priesters Silberlocken durchfurcht des Regens
Guß,
Und vor dem Abgrund tastet des Greises schwanker
Fuß.