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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Kapellan und vermahnt ihn, daß er dem Grafen sage,
daß er ihren Erbtheil an das Kloster gebe. Aber dieser
getraute es ihm vor Furcht nicht zu sagen. Da erschien
Sankt Hiltegund dem Kaplan zum drittenmal und gab
ihm ungestüm einen Backenstreich, davon er das Zeichen
sein Lebtag trug. Da sagte der Kaplan dem Grafen
das Wunderwerk, aber der Graf glaubt ihm nicht.
Nun ritt Graf Gosweins Sohn, Graf Herman, nach
Lamparten zu König Conrad auf den Tag von des römischen
Reichs wegen. Und als sie in eine Stadt
kamen, da fiel ein Berg über die Stadt, und ward der
junge Graf Herman mit vielen andern Menschen erschlagen.
Als das Graf Goswein hörte, daß sein Sohn
also todt war, da baut er das Kloster und gab all sein
Gut darzu, und verließ mit seiner Hausfrau Luitgard
Alles, was sie hatten und kamen in das Kloster. Hie
wohnte der Graf in Gottesfurcht bei den Menschen,
und die Gräfin ließ sich verschließen mit fünf Jungfrauen
und lebten tugendlich bis an ihr Ende. Diese
liegen zu Münchaurach im Kapitel begraben.
143. Das Quackenschloß.
Von G. N e u m a n n . – Felsenmasse im
W i e s e n t t h a l e . Der Name »
Q u a c k e n s c h l o ß « mag sich im Munde des
Landvolks nach dem Bestandtheil der Felsen:
Rauchwacke, gebildet haben.
Es träuft der letzte Schnee in leichten Wassertropfen
Vom grünen Tannenzweig, die lust'gen Vögel klopfen
Die Schnäbel in den Stamm und fliegen auf und ab;
Der Blumen Knospe schwillt, und junge Kräuter
sprießen
An grünen Bächen, die im Thale plätschernd
schießen,
Dem Lenz zu Dank, der Freiheit gab.
Durch Thal und Berg seht ihr den muntern Jäger
schweben,
Vergessend selbst das Wild im frischen
Frühlingsleben,
Da rennt vor ihm ein Hirsch in scheuem Sprung
vorbei,
Ihm nach! – Thalwärts, bergauf eilt er, die flücht'gen
Spuren –
Verfolgend durch's Geheg, durch Wald und Feld und
Fluren –
Bald ist von Hirsch und Weg er frei.
Wohin trug ihn so schnell das übereilte Jagen?
Hoch stemmt sich mancher Berg, deß Gipfel Wälder
tragen,
Die Felsenklippe steht so kalt und fremd ihn an.
Von allen Klüften nur der eig'nen Worte Schallen,
Auf stein'gem Boden nur des bangen Fußtritts
Wallen,
Kein Himmelsstern scheint seiner Bahn!
Nur irre Lichter sieht er auf- und nieder tanzen,
Und hohe Felsen rings wie aufgeworf'ne Schanzen
Mit knappem Grase steh'n, das ihre Stirne deckt.
Ist das der Zauberberg, in dem so unermeßlich
Gehäuft die Schätze sind? – Noch war ihm
unvergeßlich
Die Sage, die sein Träumen weckt.
Und wie er sinnt und wählt, sieht er des Berges
Spalten
Von Lichterglanz umwebt hell blinken, und Gestalten
So zahlreich, schwarz und klein, flieh'n hüpfend draus
hervor,
Sie grüßen nickend ihn, sie winken und sie flüstern
Zu ihm, der näher tritt und nach den Schätzen lüstern
Schon muthig steht am engen Thor.
Durch einen Bogengang von weißem Alabaster
Begleitet ihn die Schaar, im weitern Gehen faßt er
Sich Muth, daß ihm sein Werk gelingt.
Indeß das Gnomenvolk auf feinen luft'gen Sohlen
Buntscheckig ihn umtanzt in lust'gen Capriolen
Und durch den Gang voraus ihm springt.
Welch' bunter Zauberglanz, welch' farbenreiche
Helle!
Mit zagem Herzen hält er an der innern Schwelle,
Komm! – ruft es ihm, indem er staunend sich besinnt.
Sein Fuß tritt Mosaik vom Grüne der Smaragden,
Von Jaspis und Opal, und was aus tiefen Schachten
Noch sonst der Gnomen Fleiß gewann.
Die Decke strahlet von Beryllen und Saphiren,
In deren blauem Spiel Topase sich verlieren;
Von hohen Wänden blitzt der feurige Rubin.
Die Säulen sind Kristall, und ihre Kapitäle
Von lilla Amethyst, – so geh'n die Zaubersäle
In funkelnd weiter Ferne hin.
Da naht ihm von dem Thron, den tragen gold'ne
Greife,
Die Feenkönigin, umringt von einem Reife
Der schönsten Elfen, die zu ihrem Dienste steh'n,
Wie der Juwel im Gold des Ringes schön sich malet,
Und aus der Sterne Kreis die holde Venus strahlet,
So hier die herrlichste der Feen.
Von ihrer Stirne blitzt des Diamants Agraffe,
Aus ihrem Augenpaar der Liebesflamme Waffe,
Und durch der Lippen Roth der Zähne Elfenbein.
Sie lächelt hold und spricht mit wundersüßen Lauten,
Die ihrer Liebe Gluth dem Staunenden vertrauten
Und tief in's Herz ihm dringen ein.
Er wird von diesem Schau'n, von diesen Worten
trunken,
Es flammen lockend süß des Zauberreiches Funken
Um ihn, ihr Auge winkt, es reizt ihr Blüthenmund.
Verschwieg'ne Bitte spricht nun kühn vom Sang der
Elfen,
Es klingt ein schallend Lied, die Gnomen alle helfen,
Und ihn umschlingt des Tanzes Rund.
Und des Gesanges Macht, der Liebe gold'ne Töne,
Die reiche Herrlichkeit, der Königin Jugendschöne
Weckt aller Wünsche Drang im ahnenden Gemüth.
Die heiße Gluth brennt ihm durch Adern und durch
Nerven, –
Darf er ein solches Herz, ein solches Glück
verwerfen,
Wie's keinem Sterblichen geblüht?
Weh' ihm! – es lockt ihr Bild