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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Felsenritz,
Und auf den Knieen betet: »Herr, deiner Rache Gluth
Verwandelst du in Lämplein zu deiner Wand'rer
Hut.«
Da, wo das Kreuz sich hebet, erschien das
Rettungslicht
Uns Allen recht zum Zeichen: Gott läßt die Seinen
nicht!
147. Der goldene Fuchs zu Rothenbühl.
R o t h e n b ü h l Weiler Lbg. E b e r m a n n s t a d t in
Mittelfranken. – Vat. Mag. Erlangen 1837. S. 374. J.
H e l l e r Muggendorf, S. 167.
Das Sprüchwort sagt: Mancher sucht sein Glück in
der Ferne, das er doch ganz in der Nähe hätte. Dieß
traf einst buchstäblich bei dem Manne ein, aus dessen
Leben wir nachfolgende Geschichte erzählen wollen.
Von Streitberg nach Ebermannstadt ziehen sich angenehme
und fruchtbare Wiesengründe, bewässert durch
Schöpfräder aus der nahen Wiesent. Links im Thale,
nicht ferne von Ebermannstadt, erhebt sich der stattliche
Weiler Rothenbühl. Vor langen, langen Jahren
stand hier ein verfallenes Kapellchen und daneben die
ärmliche Hütte eines Landmanns, der sich kümmerlich
im Schweiße seines Angesichtes mit seinem zahlreichen
Kinderhäuflein ernährte. Aber Gottesfurcht
wohnte in der ärmlichen Hütte und täglich wurden in
ihr betende Hände zum Geber aller Gaben empor gehoben,
daß der den nöthigen Unterhalt verleihen und
auch für die heranwachsenden Kleinen sorgen wolle.
Und Gott erhörte dieses Bitten in reichster Fülle.
Einst als der bekümmerte Hausvater nach des
Tages Last und Hitze der Ruhe pflegte, hatte er einen
gar sonderbaren Traum. Denn es erschien ihm eine
Gestalt, ernst und ehrwürdig, die gebot ihm und
sprach: »Mache dich auf und reise nach Regensburg,
und wenn du dort angekommen, so gehe auf die große
Brücke, daselbst wirst du Glück und Wohlstand finden.
«
Und als der Mann erwachte, erzählte er der treuen
Hausfrau seinen Traum und beide lächelten darüber.
Aber in der nächsten Nacht kam die Gestalt wieder;
da ward der Hausvater ernster und nachdenkender,
denn die Geschichte ging ihm im Kopfe herum.
Die sorgliche Frau jedoch wendete ein, daß es denn
doch zu gewagt sei, auf einen bloßen Traum hin eine
so weite Reise zu machen.
Und siehe, in der dritten Nacht kam die Gestalt
noch einmal, ermahnte den Mann nachdrücklich, daß
er sein Glück ja nicht versäumen solle, und bezeichnete
ihm den Tag, an dem er auf der Brücke zu Regensburg
sich einfinden solle. Nun half nichts mehr.
»Weib!« sagte er, »ich muß dem dreimaligen Wink
des Himmels folgen, packe mir mein Ränzchen zur
Reise.« Und die Frau selbst war jetzt leicht überzeugt,
daß man solchem Ruf zu folgen nicht versäumen
dürfe. So wanderte also der Mann am frühen Morgen
gen Regensburg und nach mehreren Tagen mühseligen
Marsches gelangte er endlich dahin, und stand am
bestimmten Tage schon mit Sonnenaufgang auf der
ihm im Traum bezeichneten Stelle der Donaubrücke.
Reiter und Wagen und Fußgänger zogen hier von
Stund zu Stunde in buntem Gedränge an ihm vorüber,
eilig ihren Geschäften nachgehend.
Und obgleich unser Reisender Jeden betrachtete,
weil er meinte, von diesem oder jenem müsse das
Glück ihm angeboten werden, so kümmerte sich doch
Niemand um ihn und vergebens harrend und verlassen
sah unser Wanderer in ängstlicher Stimmung, der Erfüllung
seines Traumes entgegen.
Die Sonne brannte heiß auf die Brücke, kein Schatten
bot sich dar, und so gerne der Mann sich dieser
unbequemen Stellung entzogen hätte, so getraute er
sich doch nicht fortzugehen, aus Furcht, sein Glück
zu versäumen, denn die Erscheinung hatt' es ihm ja so
bestimmt verkündet. Es wurde Mittag. Unser Bauersmann
hielt sein Mittagsmahl aus der Tasche auf der
Brücke und die Hoffnung würzte ihm die einfache
Kost, daß es ihm besser schmeckte, als wenn er bei
einer reichen Tafel gesessen. Mancher guckte ihn darüber
an; da glaubte der Bauer immer, der wird es
wohl sein. Doch drehten sie alle den Kopf und gingen
ihren Weg weiter.
So ging es nun den Nachmittag hindurch, die
Schatten wurden länger, der Abend kam heran; die
Glocke des nahen Doms tönte zum Abendgebet. Da
wurde der Reisende betrübt über sein hoffnungsloses
Warten, und er zog sein Käpplein ab, betete und emp-
fahl dem Vater in der Höhe sein Schicksal, sein Weib
und seine Kinder in der fernen Heimath. »Ich will ja
gerne arm bleiben,« sagte er, »wenn es so über mich
beschlossen ist, hilf nur mir und den Meinigen überall
durch, bewahre mir Zufriedenheit und ein gottesfürchtiges
Herz.«
Auf solches Gebet ward dem armen Mann leicht
und froh um's Herz. Und er schickte sich an, seinen
bisher so standhaft behaupteten Platz zu verlassen,
um in der Herberge eine Unterkunft für die Nacht zu
suchen. Da kommt ein Bürgersmann vorüber, der
bleibt verwundert vor ihm stehen und redet ihn also
an: »Ei, guter Mann! schon zum drittenmale bin ich
heute vorübergegangen und immer seh' ich dich hier
stehen. Was erwartest du denn hier?« Bei solcher Anrede
geht dem Begrüßten das Herz auf und er erzählt
dem Fragenden seinen Traum und den Kummer über
die bisherige Täuschung. Der Bürgersmann aber lacht
und spricht: »Wer wird aber auch auf einen Traum
gehen; Träume sind Fäume! Wenn einer auf Träume
achten und ihnen zu Gefallen gar weite Reisen machen