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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
eine schwarze Henne genommen und sie über einer
Kohlpfanne zerrissen, so daß das Blut in das Essen
hineingetropft ist. Hernach hat er davon ein Stück
gegen Morgen, das andere gegen Abend geworfen und
seine Verschwörung begonnen. Wie dies geschehen,
ist er hinter einen grünen Baum gelaufen und hat gesehen,
daß zwei Bergmännlein sich aus der Erde hervorgefunden,
zu Tisch gesetzt und bei dem kostbaren
Rauchwerke, das auch vorhanden gewesen, gleichsam
gegessen. Nun hat er ihnen Fragen vorgelegt, worauf
sie geantwortet; ja, wenn er das oft gethan, sind die
kleinen Geschöpfe so vertraut geworden, daß sie auch
zu ihm ins Haus zu Gast gekommen. Hat er nicht
recht aufgewartet, so sind sie entweder nicht erschienen
oder doch bald wieder verschwunden. Er hat auch
endlich ihren König zu Wege gebracht, der dann al-
lein gekommen in einem rothen Scharlachmäntelein,
darunter er ein Buch gehabt, das er auf den Tisch geworfen
und seinem Banner erlaubt hat, so viel und so
lange er wollte drinnen zu lesen. Davon hat sich der
Mensch große Weisheit und Geheimnisse eingebildet.
140. Weißer Geist zu Nürnberg.
H a p p e l . rell. cur. IV., 316. D e V r i e s , de
Satan I., 418. J . W . W o l f , deutsche Märchen und
Sagen S. 328.
Gegen das Jahr 1672 lebte in Nürnberg ein Goldschmied
mit seiner Frau und sechs Kindern. Diese
Frau hatte einen Familiargeist, der immer um sie war
und ihr vorhersagte, was ihr begegnen würde. Er zeigte
sich ihr in Gestalt eines weißgekleideten Kindes,
welches eine Sanduhr in der Hand trug. Einmal
sprach er zu ihr: »Frau, ihr wäret todt gewesen, hätte
nicht ein Sandkörnchen, welches ein Loch in diesem
Gläschen gestopft hat, euch geholfen.« Eine Woche
darnach fiel sie in ein gefährlich Fieber, entkam demselben
aber glücklich. Auf ein ander Mal warnte er
sie, nicht aus dem Hause zu gehen, denn sonst stürze
sie sich in große Gefahr. Gern hätte sie dem Rathe gefolgt,
doch drängten ihre häuslichen Geschäfte zu sehr
und sie hatte in der That ein großes Unglück.
Bei Nacht sprach sie häufig mit dem Geiste, sang
mit ihm sehr schöne andächtige Lieder und Psalmen,
was ihr Mann am Tage nie an ihr bemerkte. Einmal
bekam sie Lust, den Geist, der gewöhnlich unsichtbar
um sie war, zu sehen, und sie bat ihn so lange darum,
bis er es ihr zugestand, doch warnte er sie dabei und
sprach, ihre Neugier werde sie zu spät bereuen. Als
sie nun wenige Tage später in ihrer Kammer etwas zu
thun hatte, sah sie an der Mauer, wie im Schatten ein
Kind von derselben Gestalt, wie oben vermeldet, welches
aber gleich darauf verschwand. Kurz darauf fiel
sie in eine schwere Krankheit und – der Geist hatte
sie verlassen.
Kapitel 8
141. Wie Kaiser Ludwig Pillenreuth errichtet.
A d l z r e i t e r P. II., l. 3., p. 61. B r u s c h chron.
mon. Geam. p. 361. F r a n k o n i a . Ansbach 1813, II.,
2.
Als Kaiser Ludwig der Bayer sich im Jahre 1345 mit
seiner Gemahlin zu Nürnberg befand, befanden sich
unter den Hoffräulein der Kaiserin etliche, welche den
Beschluß faßten, in's Kloster zu gehen. Also baten sie
den Kaiser, ihnen in der Stille des Nürnberger Waldes
ein Klösterlein zu erbauen, allwo sie ihr Leben gottselig
verbringen könnten. Da ließ sich der Kaiser ein
Pferd vorführen und ritt hinaus in den Wald, um einen
bequemen Platz für das Klösterlein ausfindig zu machen.
Wie er nun so eine Weile im Walde umherritt,
hörte er einen überaus schönen Gesang, nach welchem
er hinlenkte, und als er dahin gekommen, sah er
auf einer Eiche das Bildniß des gekreuzigten Erlösers.
Darin erkannte er einen Fingerzeig Gottes, stieg vom
Rosse, zeichnete eigenhändig mit dem Beile den
Baum und befahl, daß an dieser Stelle das Kloster errichtet
würde, welches von dem aufgefundenen Bilde
und dem ausgereuteten Hain den Namen Bildenreuth
davontrug.
142. Sankt Hiltegund zu Münchaurach.
L a d i s l . S u n t h e m . monast. Franc. ap.
O e f e l e script. rer. Boic. II., 605. Vita S. Hilteg. ap.
O e f e l e I., 625. usw.
Sankt Hiltegund ward mit sechs Schwestern von ihren
Eltern adelich und in Gottesfurcht auferzogen. Als
aber ihr Vater und Mutter starben, gelobte sie Gott,
Keuschheit ihres Leibes zu bewahren. Hierauf nahm
sie Graf Göswein von Höchstat, der ihr Freund war,
zu sich und hielt sie als seiner Töchter eine. Da ward
Sankt Hiltegund durch Graf Herman von Höchstat,
Pfalzgrafen bei Rhein, an einen bayrischen Herrn verlobet,
der mit großem Volk zu Höchstat lag. Als nun
Graf Herman mit dem Bräutigam gen Aurach kam,
das zu der selbigen Zeit nur ein Schloß war mit einer
Kapelle geweiht St. Peter, ging Sankt Hiltegund früh
in die Kapelle, beichtet und empfängt den Fronleichnam
unsers Herrn Jesu Christi. Der Bräutigam aber
und seine Leute aßen und tranken und wollten darnach
gen Bayern auf die Hochzeit reiten. Wie das
Sankt Hiltegund vernahm, ging sie abermals in die
Kapelle und bat Gott, daß er sie eh ihren Geist aufgeben,
als ihre Reinigkeit verlieren lasse. Da verschied
Sankt Hiltegund vor dem Altar und ihre Seel ward
von den Engeln geführt zu den ewigen Freuden. Dar-
nach wollt sie der Bräutigam todt heim gen Bayern
führen, aber Niemand konnte den Leichnam bewegen,
also ward