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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Stieren wurde dieser bespannt, und wohin jene die
Leiche bringen würden, da sollte sie begraben werden.
Niemand dürfte, so war bedungen, die Thiere leiten
oder antreiben. Kaum war die Leiche auf dem
Wagen, so zog das Gespann und führte diesen langsamen
Schrittes zur Kapelle hin, wo er stehen blieb.
»Gott hat entschieden!« rief das Gefolge, und Stilla's
Leichnam wurde nun der von ihr erbauten Kapelle
übergeben. Still ruhte Stilla in der dunkeln Gruft, bei
der mannigfache Wunder geschehen sein sollen, und
welche eben deßwegen von zahlreichen Wallfahrten
andächtiger Christen besucht worden ist. Bischof
Raimbotto von Eichstädt weihte den Altar in der Kapelle
zu Ehren der heiligen Stilla und Bischof Wilhelm
von Reichenau erbaute 1488 an die Stelle der
Kapelle ein Frauenkloster, Marienburg genannt,
Augustinerordens. So wurde auch dieser im Leben oft
gehegte Wunsch Stilla's erfüllt. Noch heutiges Tages,
erzählt Falkenstein, sieht man ihr erhöhtes Grab linker
Hand beim Eingang in die Klosterkirche.
131. Gründung des Klosters Heilsbrunn
J . H . v . F a l k e n s t e i n Hochstift. Eichstädt II., 351.
Ein Ritter von Heideck siechte schon Jahre lang am
Fieber. Kein Mittel half, Niemand konnte rathen. Nun
geschah es, daß er an einem fieberfreien Tage sein
Roß bestieg, um sich in der frischen Luft ein wenig zu
erreiten. Als er schon lange in Feld und Wald herumgeschweift
war, befiel ihn brennender Durst, so daß er
verschmachten zu müssen glaubte. Endlich kam er auf
einen schönen grünen Rasenplatz; da hüpften und
sangen die muntern Vöglein, da warfen die hohen
Bäume kühlenden Schatten, und was das Beste war:
da sprang ein Brünnlein des herrlichsten Wassers mit
lustigem Sprudel aus dem Felsen hervor. Alsogleich
war der Heidecker vom Pferde und schlürfte in langen
Zügen das erfrischende Wasser. Von selber Stunde an
genas der Ritter von allem Fieber. Daher nannte er die
Quelle Heilsbrunnen, und erbaute aus Dankbarkeit
eine Kapelle zu Ehren des heiligen Michael. Bald zog
die Wunderkraft des Wassers zahlreiche Pilger herbei,
so daß die Kapelle nicht Raum für die Betenden hatte.
Daher bauten die Brüder Rapoto und Conrad, Grafen
zu Abenberg, eine größere Kirche und ein der Gottesmutter
geweihtes Mönchskloster, Cisterzienserordens.
132. St. Sebaldus zu Nürnberg.
Von A. N o d n a g e l . – Nach C. C e l t e s ,
T r i t h . Chron. Hirs. u. A. R a d e r . Bav. S. II., 56.
B r u n n e r ann. B. I, 165. F a l k e n s t e i n Antiqq.
Nordg. I., 249. A d l z r e i t e r ann. I., 163 u.A.
Wie ist das Holz so theuer,
Der Winter stürmisch kalt,
O gieb, o gieb uns Feuer,
Du heiliger Sebald!
Wenn du es einst gegeben,
Warum versagst du jetzt,
Was unser nacktes Leben
Mit hellen Gluthen letzt? –
Es lebt ein Rademacher
Zu Nürnberg fromm und gut,
Dem war Sebald Anfacher
Der wunderbaren Gluth.
Einst stürmte wild und eisig
Durch's Feld der rauhe Nord,
Kein Holz, kein Bündlein Reisig
Besaß der Arme dort.
Der Heilige nahm vom Dache
Eiszapfen viel herein,
Daß er zur Gluth sie fache
Im niedern Kämmerlein.
Im Ofen stieß zusammen
Seine Hand das Bündel Reis,
Aufschlugen da die Flammen,
Den Armen ward es heiß.
Das Holz ist selten heuer,
Der Winter stürmt so kalt.
O gieb vom Eis uns Feuer,
Du, heiliger Sebald!
133. Wie St. Sebaldus über die Donau geht.
Der heilige Sebaldus kam an den Donaufluß; es war
aber von ungefähr kein Fahrzeug zu Handen. Also bedachte
sich der Heilige nicht lange, breitete seinen
Mantel aus und steuerte wie auf einem Schifflein über
das Wasser. So ist er wohlbehalten und trockenen
Fußes am jenseitigen Ufer angekommen. Davon weiß
noch heutiges Tages das Volk zu sagen.
134. Wie St. Sebaldus begraben worden.
Als der heilige Sebaldus auf dem Todsbette lag, da
soll er befohlen haben, ihn nach seinem Tode auf
einen Wagen zu legen, vier ungezähmte Ochsen davorzuspannen,
und wo diese still stehen würden, den
Körper zu begraben. Da nun die Ochsen zur St. Peterskapelle
gekommen, sind sie daselbst still gestanden,
daher der Leichnam auch dahin bestattet worden.
135. Wie St. Sebaldus nach seinem Tode einen
Zweifler besiegt.
Von J . N . V o g l . – Nach G a m a n s i u s bei A.
C r a m m e r , das gotts.u. heil. Eichstädt. 1780 S. 133.
1.
Aufgebahrt liegt Sanct Sebaldus
In der Zelle, eng' und dunkel;
Zu des Todten Füßen sitzet
Hütend, stumm, ein schwarzer Bruder.
Ringsum herrschet Nacht, es schallet
Nicht ein Laut in öder Runde;
Trübe brennen ab die Kerzen –
Nur der Hüter ist noch munter.
Da, mit frevlem Sinne wendet,
Zu dem Todten sich der Bruder:
»Ei, wie bist du nun so stille!
Sprich, was wirkst du keine Wunder?«
»Nur getäuscht hast du die Menge,
Die gehuldigt deinem Ruhme;
Blendwerk war, was du verübtest,
Und die Einfalt nannt es: Wunder.«
»Konntest wirklich Wunder üben,
Gib mir jetzt davon die Kunde;
Will dir deine Zeichen glauben,