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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Kniet eine Beterin
Und wendet zum steinernen Bilde
Die Augen in Thränen hin.
»Du heil'ge Mutter Gottes,
Du Mittlerin bei Gott,
Wollst gnädig niederschauen
Auf meine Angst und Noth.
Daheim im öden Stüblein
Mein krankes Söhnchen ruht:
Wenn du nicht rettest, Maria,
Verzehrt ihn des Fiebers Gluth.
Der Vater ist gestorben,
Nimmst du mir auch das Kind,
So kann ich fürder nicht leben;
Ach, sei mir gnädig gesinnt!
Du heilg'e Gottes-Mutter,
So öffne nur den Mund;
Und laß mich, laß mich hören:
Dein Knäblein ist gesund!« –
Die steinerne Maria
Beweget nicht den Mund;
Die arme verlass'ne Mutter
Ringt sich die Hände wund.
Doch jetzt – es blitzt ihr Auge,
Sie geht – o Gott erbarm' –
Und nimmt der heil'gen Jungfrau
Das Jesulein vom Arm.
Und trägt's in einen Winkel
Und kehret ernst zurück
Und spricht mit dumpfer Stimme
Und spricht mit trübem Blick:
»Du harte Mutter Gottes,
Jetzt fühle, wie es schmerzt,
Wenn wir das Kindlein verlieren,
Das wir so süß geherzt!« –
Entsetzen erfaßt die Gemeine,
Sie sammeln sich um das Bild
Und ergreifen die Frevlerin bebend,
Der schaut das Auge so wild.
Doch Wunder, heil'ges Wunder!
Das Marmorbild sich regt
Und lächelt, als in die Arme
Das Jesulein man ihm legt.
Die arme Mutter betet,
Maria öffnet den Mund –
Das Knäblein kommt gesprungen:
»Lieb' Mutter, ich bin gesund!«
123. Die Teufelsmauer.
D ö d e r l e i n Antiqq. in Nordgav.Rom. p. 29.
F a l k e n s t e i n ant. Nordg. II., 62. Verh. des hist. Ver.
f.O.u.R. 1838. 2. u. 3. H.S. 198. G r i m m d.S. I., 270.
Von der Nordgauer Pfahlhecke oder Teufelsmauer erzählen
die Leute noch heutigen Tages: Der Teufel
habe von Gott dem Herrn einen Theil der Erde gefordert
und dieser insoweit dreingewilligt, dasjenige
Stück Land, das er vor Hahnenkrähe mit Mauer umschlossen
habe, solle ihm zufallen. Der böse Feind
habe sich stracks an's Werk gemacht, doch eh' er die
letzte Hand angelegt und den Schlußstein aufgesetzt,
der Hahn gekrähet. Vor Zorn nun, daß das Geding
und seine Hoffnung zunicht geworden, sei er ungestüm
über das ganze Werk hergefallen und habe alle
Steine übern Haufen geworfen. Noch jetzt spucke es
auf dieser Teufelsmauer.
124. Die Teufelsmauer, der wilde Jäger und
Frau Holla.
D ö d e r l e i n Antiqq. in Nordgav. Rom. p. 34 bei
J . W . W o l f d.M.u. S. S. 578.
Ich bin von einer sonst wohl resolvirten Person versichert
worden, daß, als sie zwischen Ober-Hochstatt
und Burg Salach, auf dasiger ordentlichen Straße, der
Römer Vallum, die Teufelsmauer insgemein genannt,
mit einem guten Pferde nächtlicher Weile passirt, so
habe das Pferd ungemein geschnaubet und geschnarcht
und ganz ungemeine Posituren und Sätze
gemacht. Ingleichen erzählet man, also fährt belobter
Döderlein fort, daß zu gewissen Zeiten in der Gegend
Theilenhofen und Riedern bei dem dicken Walde,
Herleshohe genannt, zum öftern ein abscheuliches
und fürchterliches Jagdgetöse, bellende Hunde, nebst
einem gräßlichen Geheul, Schreien und Rufen der
Jäger, und was sonst bei hitzigen, zumal Parforcejagden
vorgeht, gehört wurde, welches bei einem furieusen
Trieb bald nahe, bald in der Ferne zu sein erachtet
wird. Ich selbst bin einst durch diese Gegend gereist,
und da hat mir ein Bauer erzählt, daß ihm dieses wüthende
Heer einst bei Tage aufgestoßen sei. Er habe
nämlich von ferne lauter Schatten auf sich zukommen
sehen, da sei er nun aus dem Wege getreten, weil den
Bauern dieses Blendwerk nicht unbekannt und habe
Pferde, Jagdhunde und Menschen mit Spießen, doch
aber nur im Schatten und ohne Geschrei wahrgenommen.
Daher halten die gemeinen Leute dafür, wenn
eine Weibsperson den Tag vor Weihnachten ihren
Rocken nicht abspinne, so käme die Frau Holla und
thäte ihr einen stinkenden Possen darein. Weil sie für
die heidnische Diana oder Jagdgöttin gehalten wird,
so gibt man auch von ihr vor, sie durchstreiche das
Land mit einem wilden oder wüthenden Heer, bei
welchem man Hunde bellen, Jagdhörner, Jägergeschrei
u. dgl. m. höre, aber meistentheils nur bloßen
Schatten sehe.
125. Der wilde Jäger in Heidenheim.
M i t t e l f r . – F r . P a n z e r , Beitrag S. 133.
Der Weber Günther, Zolleinnehmer, wohnte im letzten
Häuslein zu Heidenheim, gegen Sammenheim hin.
Als einst das wilde Heer vorbeibrauste, sah er zum
Fenster hinaus und rief: »Alles zam nei in Markt!« Er
konnte aber den Kopf nicht zurückziehen, weil ihm
der wilde Jäger Hörner aufgesetzt hatte; so mußte er
eine Stunde harren.
126. Das wilde Heer zu Eichstädt.
Von J. H e ß .
Ich weiß ein schmuckes Städtlein dir
In einem lieben Thal,
Ein stilles Wasser fließt dafür,
Sein Bett ist tief und schmal.
Schon mürb und grau von Wind und Sturm
Steht an des Wassers Rand