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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
In der Norckhauer und Beyern Krieg.
Als nun man gewahn glücklichen Sieg,
Fing er an zu bauen die Stat,
Die erstlich nach ihm den Namen hat:
Tyberiana genennet wurd
Um die Zeit des Herrn Geburt
Jesu Christi unsers Heiland,
In der Gräntze, das Norca genannt,
Die lang hernach den Namen hat:
Quadrata die viereckigte Stat.
103. Sankt Emmeram.
Von A. S c h ö p p n e r . – O e f e l e II., 752.
H o c h w a r t I., c. 6. u.A.
Sankt Emmeram der Gottesmann ergriff den
Pilgerstab,
Zu wandeln nach Italia zu der Apostel Grab.
O Heiliger! du wandelst fürbaß in deinen Tod:
Die bösen Geister wüten, die That der Hölle droht.
Des Bayernfürsten Tochter, die schöne U t a war
Der jungfräulichen Würde durch einen Ritter baar.
Was sollte sie beginnen? Schon reift der Sünde
Frucht,
Bald wird von ihrem Vater der Sünderin geflucht.
Da keimt ein Rath der Hölle in ihrem Sinn empor,
O Gott die wahnbethörte, sie leiht ihm willig Ohr.
»Du trittst vor deinen Vater und klagst den frommen
Mann,
Der jetzt gen Rom gepilgert, des Ehrenraubes an.
Wie kann's dem Pilger schaden, der fern von hinnen
weilt,
Den nicht so leicht die Rache im fremden Land
ereilt?«
Dem bösen Rathe folget die unglücksel'ge Maid,
So wird der fromme Bischof der Lasterthat gezeiht.
Wie das der Herzog höret, er traut den Ohren kaum,
Doch rasch gewinnt der Argwohn in seinem Herzen
Raum,
Und wie ein Tiger wütet L a n d p e r t , des Herzogs
Sohn:
»Weh dir, verfluchter Pfaffe! Du sollst empfah'n den
Lohn!«
Es schwingt der Wutentflammte zur Stunde sich auf's
Roß,
Mit Sturmeseile sauset hinaus der wilde Troß.
Und schäumend fliegen Reiter und Roß durch Flur
und Wald,
Bei H e l f e n d o r f erjagen den heil'gen Mann sie
bald.
Da ward nicht lang gerichtet, da zuckten Schwerter
blank,
Von Landperts Stahl getroffen der Heil'ge niedersank.
Er sank, den Blick zum Himmel erhoben mild und
rein,
Um's Haupt der Unschuld Leuchten wie
Abendsonnenschein.
Sein Blut, das reich geflossen, es ward ein
Frühlingssaft,
Dem Baum der Christuslehre zu neuer Triebeskraft.
104. Emmeramskapelle bei Helfendorf.
H e l f e n d o r f unweit M ü n c h e n . – P a n z e r s
Beitrag S. 220.
Der heilige Emmeram wollte nicht an der Stelle seines
erlittenen martervollen Angriffes den Geist aufgeben.
Er wurde bei Helfendorf auf einen Karren gelegt, an
welchem zwei Ochsen gespannt, sich selbst überlassen
waren. Diese kamen mit ihrer heiligen Ladung bis
an den bezeichneten Platz eine Viertelstunde von
Feldkirchen, in der damaligen Gemeinde Aschheim,
wo sie Rast machten. Die Kunde hiervon verbreitete
sich, man erkannte den entstellten Leichnam des heiligen
Emmeram, der bei seinem Hinscheiden das Haltmachen
des Gespannes veranlaßte. Derselbe wurde
nun nach Aschheim gebracht und in der dortigen St.
Peterskirche beigesetzt. Vierzehn Tage ruhte hier die
irdische Hülle des Heiligen, aber eben so lange regnete
es ununterbrochen. Dieses wurde für eine Mißbilligung
der Ruhestätte aufgenommen, und ohne zu wissen,
wie hiergegen Rath zu schaffen wäre, wurde der
Karren mit den beiden Ochsen wieder bespannt, der
heilige Leichnam aufgelegt, und den Ochsen überlassen,
wohin sie denselben führen wollten, oder welche
Leitung ihnen die Vorsicht nach dem Wunsche des
heiligen Bischofes geben werde. Also kam der Zug an
die Isar, an jene Stelle, wo bei Oberföhring bis in die
neueste Zeit ein Kirchlein stand und auch ein die
Schule haltender Eremit lebte, was nun in ein Wirthshaus
verwandelt worden ist. Von da konnte das Fuhrwerk
nicht mehr weiter; aber es war angedeutet, daß
der Entseelte auf dem Wasser an seinen bischöflichen
Sitz nach Regensburg gebracht werden wollte, was
dann auch geschehen ist.
105. Das Evangelienbuch von St. Emmeram.
Codex aureus zu München. A r n o l f de mir. B.
Emmer. I., 6. E r t l rel. II., 125. H u n d metrop. I.,
191. O e f e l e I, 548. P. Colom. S a n f t l ' s Abh.
Regensburg 1786. Vat. Mag. 1841. S. 229 u.A.
Nach alter Sitte zog der König Conrad nach St. Emmeram,
um zu beten an den Gräbern seiner Vorfahren
im Reiche, der beiden letzten Carolinger, Arnulf und
Ludwig. Er legte den zehnten Theil des Regensburger
Zolles als Seelgeräth auf den heiligen Altar. Gleichwohl
führte er, von einem gelehrten Hofkaplan angeregt,
im Schilde, dem Kloster seine schönste Zierde
zu rauben, das kostbare Evangelienbuch, das Karl der
Kahle nach St. Denys geschenkt hatte, und das darauf
nach St. Emmeram gediehen war. Die Mönche, fürchtend
die mächtige Bitte, fragten Tuto, den Bischof.
Der befahl ihnen, das Buch auf den Altar zu legen,
und sprach zum Könige: »Der, so dies Buch dem
Kloster entzieht, den wird der Heilige zu Rede stellen
am großen Tage des jüngsten Gerichtes, wenn ihn
nicht früher noch des Himmels Strafruthe züchtiget.«
Der König, der unsanften Mahnung zürnend, befahl
das Buch gleich vom Altar zu nehmen, verließ das
Gotteshaus und stieg zu Pferde. Die Trabanten reichten
ihm