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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
vom Pferde mußte, mächtig gerührt in sich
ging und das Buch wieder zurücktragen ließ. Doch
blieb ihm ein beständiges Nachgefühl dieses Wehes
bis an seinen, nur zwei Jahre darauf, zwei Tage vor
der Weihnachtsfeier, erfolgten Tod. – Dem Bischof
Tuto aber ging das Wunder, so er gewirkt, und seines
Fluches rasche Erfüllung nicht minder zu Herzen. Er
ließ St. Emmeram einen Altar von Goldblech machen
und durch einen berühmten Meister aus Griechenland
mit Perlen und Edelsteinen gar herrlich verzieren. Das
Buch aber ziert jetzo König Ludwigs Bücherschatz in
München.
106. Hans Dollinger.
Die Literatur der Sage in: das Königr. Bayern. München
1846, II., 74. Dazu: Kurzgefaßte Nachrichten usw.
Regensburg 1723, S. 172. E r t l r e l a t . S. 72.
M e r i a n top. Bav. S. 52. H o r m a y r Taschenb.
1835, S. 337. S o l t a u hist. Volksl. XXX.
1.
Es rait ein Turk aus Türckhen-Landt,
Er rait gen Regenspurg in die stat
Da Stechen ward von Stechen war im wohlbekhannt.
Da rait er fuer des Kaisers Thuer
Ist niemant hie der kumb herfuer
Der stechen well um Leib und Seel und Gut umb Ehr
Und das dem Teuffl die Seel wer.
Da warn die Stecher all verschwiegen
Kainer wollt dem Türckhen nit obligen
Dem laidigen Mann
Der so freflich Stechen khan.
Da sprach der Kayser zornigklich,
Wie steht mein Hof so lästerlich
Hab ich kain Man
Der Stechen khan
Umb Leib umb Seel umb guet umb Ehr
Und das unsern Herrn die seel wer.
Da sprang der Dollinger herfuer
Wol umb wol umb ich mues
Hinfuer an den laidigen Mann
Der so freflich Stechen khan.
Das erste reuten, das sie da theten.
Sie fuerten gegen einander zway scharffe Speer
Das ein ging hin das ander ging her
Da stach der Türckh den Dollinger ab
Das er an dem rückhen lag.
O Jhesu Christ steh mir jetz bey
Steck mir ein zwey sind Irer drey
Bin ich allain1 und fuer mein Seel
In das Ewig himmelreiche,
Da rait der Kayser zum Dollinger so behenndt
Er fuert ein Kreuz in seiner Hendt
Er strichs dem Dollinger über sein mundt
Der Dollinger sprang auf war frisch undt gsundt.
Das ander raiten, das sie theten
Da stach der Dollinger den Türckhen ab
Das er an dem ruckhenn lag.
Du verheuter Teufl nun Stehe ihm bey
Seid irer drey bin ich allain
Und fuer sein Seel in die bitter helle Beyn.
Fußnoten
1 Zur Seite Hunnen ritten zwei schwarzgepanzerte
Helfer, das sah Dollinger im Spiegel des blanken
Schildes.
107. Der Dollinger.
2.
Von A d e l h . v. S t o l t e r f o t h .
Nach Regensburg am Donaustrand
Kam einst ein Riese hingerannt;
Craco war er geheißen
Und trug einen Helm von Eisen,
Der hat gewogen zwanzig Pfund;
Sein ehrner Schild war groß und rund,
Sein breites Schwert drei Ellen lang,
Ein Baum die Lanze, so er schwang,
Und einen Panzer hatt' er an,
Da stunden spitze Schuppen d'ran.
Sein Koller war ohn' alle Zier,
Die Haut vom Elephantenthier.
Der Ries' war gräulich anzuschaun,
Und Keiner mochte sich getrau'n
Mit ihm zu halten einen Reih'n,
Weil er ein Zaub'rer sollte sein,
Gefei't und fest, so wunderbar,
Als einst zu Worms Herr Siegfried war.
Da trieb er denn mit Allen Spott,
Schlug Mensch und Vieh, verlästert' Gott,
Und forderte den Kühnsten 'raus,
Mit ihm zu kämpfen blut'gen Strauß.
Doch alle Recken blieben stumm
Und wandten ihre Häupter um.
Darüber höhnte Craco sehr,
Rief: »keinen Tapfern gibt es mehr
In Kaiser Heinrich's ganzem Heer!«
Dies freche Wort aus Heidenmund
Ward auch dem Hans Dollinger kund;
Der aber saß in Kerkerhaft,
Weil er Verrath am Herrn geschafft.
Da ließ er nun ihn bitten sehr,
Daß er ihn doch um Deutschlands Ehr'
Sollt' aus dem Kerker lassen geh'n
Mit Gott den Zweikampf zu besteh'n;
Gleich käm' er wieder dann zurück,
Erwartend sein verdient Geschick.
Als nun der tapfre Kaiser hört,
Daß der allein den Kampf begehrt,
Sn läßt er gleich ihn freudig los,
Gibt ihm ein Roß auch, stark und groß,
Und ehr'nen Schild und blankes Schwert;
Doch was zumeist im Kampf ist werth,
Das bringt der Ritter selber mit –
Der Andre ließ ihn warten nit.
Und als nun die Trommet' erklang,
Ein Jeder seine Lanze schwang.
Die Rosse bäumten sich empor,
Den Bügel Dollinger verlor,
Er stürzte nieder in den Sand,
Erhob sich aber gleich gewandt.
D'rauf nahm man andre Lanzen an,
Doch Keiner hat was Rechts gethan.
Das Drittemal mit Löwenkraft
Schwingt Dollinger der Lanze Schaft,
Die saust dem Riesen durch's Visier
Und theilet Helm und Schädel schier.
Da jubeln alle Franken laut,
Und Alles auf den Sieger schaut;
Der