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bestätigen. Er rief die zuständigen Computerspezialisten an. Dort erteilte man ihm lapidar die Auskunft, er solle den PC noch einmal herunterfahren und es dann erneut probieren. Er legte den tragbaren Computer weg. Was er bisher nicht gebraucht hatte, würde er auch jetzt nicht benötigen.

      Mitten in seine Gedanken hinein bimmelte das Telefon.

      *

      Klauk trat einen Schritt vor. Keine zwei Meter vor ihm stand der gelbe Mülleimer, den der Mann am Telefon erwähnt hatte. Er zögerte.

      „Was ist?“, fragte Lea Rosin, die neben ihm auftauchte.

      „Ich habe nur gerade ein Déjà-Vu. Mülleimer, weißt Du?“ Rosin verstand. Sie hatten zusammen die GPS-Koordinaten, die ihnen Ingo Adelberg im letzten großen Fall zugeschickt hatte, überprüft. Der erste Hinweis befand sich in einem Mülleimer.

      Klauk trat an den Mülleimer heran. Ein Schwarm Fliegen stob auseinander, als er eine Fastfood-Verpackung herausnahm.

      „Warum muss immer ich so einen Scheiße machen?“, fragte er. Er legte die Verpackung neben den Mülleimer. Ihr folgten eine Zeitung, eine weitere Verpackung eines anderen Fastfood-Konzerns, eine Orangensaftflasche und ein gebrauchtes Kondom. Mit spitzen Fingern zog er es hervor.

      „Hier?“, fragte er und hielt es hoch.

      „Hier oder in der S-Bahn. Viele Leute stehen auf Sex in der Öffentlichkeit“, antwortete Rosin grinsend.

      „Ich nicht“, antwortete Klauk nur kurz. Er war nicht prüde, aber über das Thema Sex wollte er nicht mit Lea sprechen. Gerade nicht mit ihr.

      „Ist der Sebi prüde?“, fragte sie spitzbübisch. Klauk warf einen schnellen Seitenblick auf Rosin. Sein Blick blieb auf dem roten Kleid mit dem schwarz-weiß-karierten Gürtel hängen. Sofort schaute er wieder auf den Mülleimer vor sich.

      Hektisch kramte er eine weitere Zeitung hervor. „Nein, bin ich nicht! Es ist nur, dass …“

      Er hielt in der Bewegung inne.

      „Hier! Hier ist etwas“, sagte er, froh diese pointierte Unterhaltung auf eine andere Ebene heben zu können. Auf dem Boden des Mülleimers lag etwas Kleines. In Zeitungspapier verpackt. Mit Gummibändern umwickelt.

      Der Mann am Telefon hatte nicht gelogen.

      Rosin beugte sich über den Mülleimer und machte ein Foto mit ihrem Smartphone. Der Blitz blendete Klauk für einen Sekundenbruchteil. Er zwinkerte.

      „Entschuldigung!“

      Vorsichtig hob Klauk den Gegenstand aus dem Mülleimer. Man konnte nicht genau erkennen, was in der Zeitung verpackt war. Er packte es in einen Asservatenbeutel.

      „Wieder Arbeit für die KTU“, sagte Klauk.

      Rosin sah sich um. Sie hob die Arme und ließ sie wieder fallen. „Es gibt hier leider keine Überwachungskameras. Schade. Vielleicht hätten wir auf den Bändern etwas finden können.“

      „Stimmt, schauen wir mal, was sich in dem Päckchen verbirgt“, sagte er und prüfte skeptisch das Ding in dem Asservatenbeutel.

      „Könnte eine Videokassette sein, die Größe kommt hin“, sagte Rosin.

      „Oder ein Buch. Beeilen wir uns, dann wissen wir es.“ Er biss sich nervös auf seine Unterlippe.

      „Was ist mit den Telefonzellen? Wenn wir einmal hier sind, können wir die auch gleich abklappern.“ Die Ortung hatte ergeben, dass der Anruf von ‚Oskar‘ von einer Stelle kam, an der es eine dichte Bebauung gab. Mit großer Wahrscheinlichkeit war er von einer öffentlichen Telefonzelle gekommen.

      „Weißt Du, wie viele Telefonzellen es hier gibt?“

      „Fünf in der näheren Umgebung. Wenn ich hier etwas deponiert hätte, dann hätte ich mit dem Anruf nicht lange gewartet. Und ich wäre nicht weit weggegangen“, sagte sie.

      „Er konnte es nicht wissen, dass wir seine Stimme ausstrahlen lassen oder?“

      „Er konnte es aber erahnen.“

      Klauk machte einen Schritt nach vorne. „Du meinst … er hat die ganze Zeit gewartet? Wenn Du Recht hast, dann gibt es hier nicht allzu viele Möglichkeiten zu warten.“

      „Wo würdest Du warten?“, fragte sie und drehte sich mit suchenden Blicken um die eigene Achse.

      „Dort wo man nicht auffällt, wenn man wartet. Hier?“

      „Ja!“

      „Du brauchst ein Radio. Ein Kiosk oder eine Kneipe, die tagsüber aufhat, wegen der Nachrichten“, gab Klauk zu bedenken.

      Rosin holte mit einer schnellen Bewegung das Smartphone aus ihrer schwarzen Umhängetasche und hielt es ihm hin. „Hier ist mein Radio! Hier ist eine Bank, wo du nicht auffällst, wenn du wartest. Wo ist die nächste öffentliche Telefonzelle?“

      Klauk setzte sein Pokerface auf. „Kann das dein schlaues Telefon nicht herausfinden?“

      „Nein. Aber ich weiß, wie man das sehr schnell herausfinden kann“, sagte sie und klopfte ihm auf die Schulter, „Gute alte Polizeiarbeit. Suchen!“

      Schon rannte sie den Bahnsteig entlang und die Treppe hinauf, die zur Oppelner Straße führte. Der S-Bahnsteig lag tiefer. Die Bahn verschwand hier unter der Erde.

      Ehe Klauk sich versah, war seine Kollegin schon oben angelangt. Sie winkte hastig zu ihm herunter.

      Klauk war es zu viel, bei der Hitze auch noch zu rennen. Mit trägen Schritten wuchtete er seine langen Beine die Treppe hinauf. Er zog sich das Geländer hinauf. Oben wartete Rosin bereits gespannt.

      „Na, Du Schnecke. Schau mal was wir hier haben“, sagte sie. Klauk bemerkte, dass sie nicht einmal außer Atem war. Sie zeigte auf die andere Straßenseite. Klauk stemmte seine Hände auf seine Oberschenkel, prustete einmal heftig durch, dann folgte sein Blick ihrem ausgestreckten Zeigefinger. Auf der anderes Seite der Oppelner Straße lag das ‚Tannenbusch Center‘. Klauks Blick hellte sich auf.

      „Wow!“, sagte er anerkennend, „Wenn das mal kein Volltreffer ist!“

      Vor dem Schild, was das ‚Tannenbusch Center‘ mit drei stilisierten Tannenbäumchen ankündigte, lag das flache Gebäude einer Sparkasse. Und direkt daneben stand eine Telefonzelle.

      „Schau, dort gibt es außen einen Geldautomaten. Wenn wir Glück haben, existiert eine funktionierende Überwachungskamera“, sagte Rosin und trat bereits auf den Zebrastreifen, der direkt zum Eingang des Geldinstitutes führte. Diesmal konnte Klauk ihr folgen.

      *

      „So etwas in der Art“, sagte der Mann von der KTU, nachdem er sich zu Wendt umgedreht hatte.

      „Wie meinen Sie das? Entweder gibt es ein ‚Nein‘ oder ein ‚Ja‘. Was fange ich mit einem ‚so etwas in der Art‘ an?“, fragte Wendt skeptisch. Unter seinem Verband blitzten seine Augen und warteten auf eine Antwort. Nachdem er vom Arzt zurückgekommen war, hatte er es vorgezogen, nicht direkt wieder unter die Augen von Oliver Hell zu treten. Daher stand er nun in dem Untersuchungsraum in der Garage der KTU. Die Garage war gut gefüllt. Neben dem Audi von Staatsanwalt Gauernack und dem BWM Gerickes war nun auch das Wrack des Mazda MX5 dort eingetroffen. Das Gestänge des Verdeckes war von der Hitze verbogen. Im vorderen Bereich war der rote Lack komplett abgeblättert. Das Heck war dagegen beinahe unversehrt. Rostfarben verbrannt war auch die Motorhaube, die von der Feuerwehr aufgehebelt werden musste, um das Feuer im Motorraum zu löschen.

      Die Sitze waren nur noch aufrechte Rahmen mit dazwischen gespannten Federn. Der Stoff war komplett verbrannt. Wendt schaute in den Innenraum, um nach den Überresten der Tasche zu suchen, die er gesehen hatte. Überall verteilt waren noch die Reste des Löschschaums zu sehen. Keine Tasche.

      Der Tatortermittler überlegte einen Moment. „Derjenige, der das hier getan hat, brauchte dafür eine Menge Benzin. Der zehn Liter-Kanister, den er benutzt hat, steht dort hinten. Er hat ihn in den

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