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mit dem Nadelaustrieb nach oben geschoben wird, werden Niederhalteplatinen (Bild 4.25) eingesetzt. Mit Niederhalteplatinen lässt sich auch ein Gestrickanfang ohne Trennreihe, d. h. mit Gestrickauswurf realisieren.

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      Bild 4.25: Niederhalteplatinen

      Extreme Strukturmusterungen mit lokaler Überproduktion von Maschen oder Henkeln können nur mit Niederhalteplatinen entstehen, die den Warenabzug unterstützen und so überhaupt die Nadelfunktion während des Strickens sichern. Diese Platinen schließen den Warenraum zwischen den Nadelbetten vor dem Nadelaustrieb.

      4.3 Musterungstechniken der Flachstrickmaschinen

      Grundsätzlich lassen sich die Produktionstechniken in der Flachstrickerei folgendermaßen einteilen:

      • Meterware

      • Abgepasste Ware

      • Konventionelles Stricken für Pullover (26 Arbeitsschritte): Vorder- und Rückenteil stricken, dämpfen, trennen, zuschneiden (8), Ärmel stricken, dämpfen, trennen, zuschneiden (8), Kragen stricken, dämpfen, trennen (3), Schulternähte schließen, Ärmel einsetzen, Seitennähte schließen, Kragen anketteln, Fäden vernähen, Etikett, Endkontrolle (7)

      • Formstricken, Fully Fashion oder Regulär (22 Arbeitsschritte), Zuschnitt entfällt

      • Komplettteilstricken (4 Arbeitsschritte): Komplettteil stricken, Fäden vernähen, Etikett, dämpfen, Endkontrolle, z. B. für Pullover, Oberteile, Mützen, Schals, Fertigbezüge

      • Spezialmaschinen für Kragen, Handschuhe oder Zehensocken

      Die Techniken zur Nadelauswahl zu Musterzwecken an Flachstrickmaschinen beschränken sich zurzeit auf folgende wesentliche Techniken:

      Nadelauswahltechniken in der Flachstrickerei

      1. Nadelzug

      2. Nadelgruppenauswahl, z. B. durch Hoch-/ Tieffußtechnik (z. B. für Hand-Flachstrickmaschinen)

      3. 2-Wege-Jacquard

      Stricken/nicht stricken (Farbjacquard)

      Stricken/fangen (Fangjacquard)

      Fangen/nicht stricken (Futterjacquard)

      4. 3-Wege-Jacquard

      Stricken/fangen/nicht stricken

      5. 5-Wege-Jacquard

      Stricken/fangen/nicht stricken und übergeben/übernehmen

      Musterungen mit und ohne Nadelauswahl und weitere Musterungstechniken werden im Folgenden beschrieben. Aufgrund der zahlreichen Mustereinrichtungen – Schlossschaltungen mit Nadelgruppen- bzw. Einzelnadelauswahl, Nadelbettenversatz, Umhängen von Maschen, Fadenwechsel usw. – ergeben sich viele Musterkombinationen. Die Mustereinrichtungen sowie die Musterungen können im Rahmen dieser Ausführungen nicht umfassend behandelt werden, sondern sollen lediglich beispielhaft und durch Prinzip-Darstellungen erläutert werden.

      4.3.1 Strickübergänge / Bündchen

      Zu Strickbeginn und im weiteren Stricken ist eine Abzugskraft notwendig, um die Maschen auf Flachstrickmaschinen einwandfrei ausbilden zu können. Das bedeutet, dass sich entweder zu Beginn eines Strickvorganges bereits Maschenschleifen auf den Nadeln (notfalls Ware aufstoßen) befinden müssen oder dass nach einer Netzreihe (Bild 4.26) ein Kamm in die Fadenschleifen geschoben und mit einem Draht über den Fadenschleifen verriegelt wird (Bild 4.27, Anschlag). Der Einsatz von Niederhalteplatinen kann auch den Kammanschlag ersetzen.

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      Bild 4.26: Netzreihe

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      Bild 4.27: Netzreihe mit Anschlagkamm

      Um eine Trennung der Waren zu ermöglichen, kann ein glatter, fester Faden (Trennfaden) in zwei lockeren RL-Maschenreihen nacheinander auf den beiden Nadelbetten verarbeitet werden (Bild 4.29).

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      Bild 4.29: Trennverfahren für zwei Gestricke, 1: letzte Gestrickreihe, 2, 3: Trennreihen, 4: Netzreihe neues Gestrick, 5, 6 Schlauchreihen, 7: neues Gestrick

      Nach zwei weiteren Reihen in RL-Technik (Schlauchreihen, Bild 4.28) kann dann die Maschenbildung in der RR-Technik fortgesetzt werden. Um den Produktionsablauf an Motor-Flachstrickmaschinen nicht nach der Fertigung eines Pulloverteiles durch den Beginn mit einem Kamm zu unterbrechen, können die abgepassten Warenlängen auch durch eine Trennreihe miteinander verbunden werden, sodass zunächst eine Meterware entsteht, die nach der Fertigung außerhalb der Maschine durch Herausziehen eines Trennfadens getrennt werden kann (Trennverfahren).

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      Bild 4.28: Schlauchreihen (RL-Reihen)

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      Bild 4.30: Trennverfahren für zwei Gestricke, 1: letzte Gestrickreihe, 2: Schutzreihen, 3: letzte Schutzreihe mit Trennfaden, 4: Trennreihe, 5: Abwerfen vorne, 6: Strickreihe mit Henkeln auf vorderen, leeren Nadeln, 7, 8: Schlauchreihe, 9: neues Gestrick

      Nach diesen zwei Maschenreihen folgt für den nächsten Artikel wieder der übliche Beginn, der mit dem Anschlagkamm erläutert wurde. Zur Trennung wird der Trennfaden aufgeschnitten und herausgezogen.

      Ein weiteres häufig verwendetes Trennverfahren zeigt die Fadenlaufdarstellung des Bildes 4.30. Nach der letzten Reihe des vorangegangenen Warenstückes folgen auf einem Nadelbett 4–5 Schutz-Maschenreihen (RL-Technik), während die Nadeln des anderen Nadelbettes nicht stricken und dadurch die Maschenschleifen halten.

      Dann wird der Trennfaden beiden Nadeln zugeführt und bildet in beiden Nadelbetten Maschenschleifen.

      Die Nadeln, die zuvor Schutzreihen gearbeitet haben, werfen jetzt die Maschenschleifen ab, wobei diese Maschenschleifen durch die Nadeln des anderen Nadelbettes herausgezogen und zur Bildung einer langen RL-Maschenreihe verwendet werden (Bild 4.31). Anschließend beginnt mit einer Netzreihe und zwei RL-Reihen (Schlauchreihen) das neue Gestrick. Da die Schutzreihen des in den Bildern 4.30 und 4.31 dargestellten Trennverfahrens von der Warenabzugskraft kaum beeinflusst werden, sind nur wenige Reihen zum Laufmaschenschutz des zuvor hergestellten Gestrickes nötig.

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      Bild 4.31: Trennreihen zwischen 2 Gestricken, 1 = Trennfaden, 2 = RL-Maschenreihen (Schutzreihen)

      In der Fadenlaufdarstellung (Bild 4.32) ist der Übergang von einem RR-Gestrick zu einem RR-Gestrick 2:1 dargestellt. Dabei bedeutet 2:1, dass zwei Nadeln stricken und eine Nadel nicht strickt.

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      Bild 4.32: Trennverfahren beim Übergang von RR nach 2:1, 1: letzte Gestrickreihe, 2: Schutzreihen hinten, 3: Trennreihe, 4: Abwerfen hinteres Nadelbett, 5: Strickreihe mit Nadelselektion hinten und Henkelbildung hinten 2:1, 6: Schutzreihen vorne, 7: Trennreihe, 8: Abwerfen vorderes Nadelbett, 9: Nadelbettenversatz und Nadelselektion vorne Henkelbildung vorne, 10, 11: Schlauchreihen mit Nadelselektion, 12: neues Gestrick

      Nach der letzten RR-Reihe (1) werden zwei Schlauchreihen (2, 3) gebildet, die Maschenschleifen von vorn nach hinten umgehängt (4) und hinten abgestrickt (5).

      Nach dem Umhängen der Maschenschleifen wird mit versetztem Nadelbett (6) und Nadelauswahl (2:1) beidseitig gestrickt und vorn abgeworfen (7). Auf den hinteren Nadeln wird mit Trennfaden (2:1) gestrickt (8) und anschließend eine Netzreihe und zwei Schlauchreihen

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