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entscheidende Niederlage bei Falköping, woraufhin er und sein Sohn Erich gefangen genommen wurden und sich bis 1395 in Margaretes Gewahrsam befanden.6 Auch nach seiner Freilassung und Rückkehr nach Mecklenburg wollte Albrecht seine Ansprüche auf den schwedischen Thron nicht aufgeben, und erst im November 1405 schloss er Frieden mit Margarete und Erik. Diese Ansprüche, so Detlef Kattinger, veranlassten Margarete dazu, eine Union zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen zu initiieren, um so die dynastisch legitimierten Forderungen der Mecklenburger zu unterbinden.

      Albrechts „labiles Herrschaftsgefüge“,7 das unter anderem auf der Präsenz der mecklenburgischen Aristokraten, Ritter und Knappen beruhte, wurde auf literarischem Wege aufgearbeitet: Das allegorische Gedicht Dikten om Kung AlbrektDikten om Kung Albrekt, das in der Handschrift Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4 enthalten ist, wird in der Forschung als propagandistisch bewertet. Als Entstehungsmilieu wird hier das aristokratische Umfeld um den Reichsdrosten Bo Jonsson Grip angenommen, der „das Fatum König Albrechts in Schweden nicht nur als Ratgeber“8 bestimmte, sondern auch bei den politischen Regierungsaktivitäten Albrechts mitbestimmt zu haben scheint. Die Beteiligung von Bo Jonsson Grip, der gleichzeitig der Auftraggeber von Konung AlexanderKonung Alexander, einem weiteren Text der Handschrift Cod. Holm. D4 war, am politischen Geschehen um König Albrecht offenbart die Verflechtungen zwischen Politik und Literaturproduktion in Schweden während der Kalmarer UnionKalmarer Union.

      1396 wurde Erik, Margaretes Adoptivsohn, der zuvor schon zum norwegischen Erbkönig erhoben und zum dänischen König gewählt worden war, auch zum schwedischen König ernannt. „Symbolträchtig“9 fand die Krönung Eriks für alle drei Reiche am Dreifaltigkeitstag, dem 17. Juni 1397, in Kalmar in Anwesenheit der Adelsvertreter aller drei Reiche statt.10 Zwei Dokumente aus dieser Zeit bezeugen die verfassungsrechtlichen Aspekte der Union: Der Krönungsbrief und der Unionsbrief vom 13., möglicherweise 20. Juli 1397.11 Die Alleinherrschaft Eriks von PommernErik von Pommern begann jedoch erst 1412, nach dem Tod Margaretes. Wie Jens E. Olesen anmerkt, galt Erik von Pommern in der älteren, national orientierten Geschichtsschreibung Schwedens als ein deutscher König, der weder dänische noch norwegische und schon gar nicht schwedische Interessen wahrgenommen habe.12 Dabei war seine Außenpolitik, wie auch schon Margaretes, antihansisch ausgerichtet, was vor allem zur Verbesserung der Außenhandelsposition der Städte und zum Schutz der einheimischen Kaufleute beitragen sollte.13 Weiterhin war Erik außenpolitisch an den gestärkten Verbindungen mit Polen und den pommerschen und baltischen Gebieten interessiert und plante außerdem, die ehemals dänische Herrschaft über Estland zurückzuerlangen – dies war seine Vision eines dominium maris Baltici.Erik von Pommern14 Durch die Heirat Eriks mit Philippa von England im Jahre 1406 waren die vereinten nordischen Staaten gleichzeitig auch westeuropäisch ausgerichtet, was durch die Privilegien, die Erik den englischen Kaufleuten im Ostseeraum gewährte, nur verstärkt wurde.

      Zwischen 1416 und 1432 prägte die zunächst juristische, später militärische Auseinandersetzung um Schleswig Eriks Handels- und Außenpolitik, in die alle drei Unionsreiche involviert waren. Bis zum Beginn der 1430er Jahre gab es vorerst keinen Widerstand gegen die Politik Eriks von PommernErik von Pommern: Als gelungen bezeichnet Olesen die Bestrebungen des Königs, die dänischen Reichsräte, die aus erfahrenen, ausgebildeten, gut situierten und dank des Besitzes von Schloßlehen ebenso militärisch bedeutsamen Personen bestanden, auf seine Seite zu ziehen und den Adel an seine Politik zu binden.15 In Schweden hingegen gab es schon zu Margaretes Zeiten Kritik seitens der Kirche an der königlichen Politik. In den Zeiten des Krieges um Holstein mussten auch die Kirchen für die Kriegssteuern aufkommen. Die Lehnspolitik Eriks war ein weiterer Grund für die Unzufriedenheit unter der schwedischen Aristokratie, denn die Rechenschaftslehen waren vor allem an Deutsche und Dänen vergeben worden.16

      Neben der Kirche und Aristokratie wuchs die Ablehnung auch unter den Bauern gegen den Steuerdruck des Königs. 1434 mündete dieser Unmut im sogenannten Engelbrekt Engelbrektssons Aufstand, der sich vom Bergbaugebiet Dalarna auf große Teile Schwedens ausdehnte. Die wirtschaftliche Notlage der Bergbauern, die unter den ökonomischen und handelspolitischen Konflikten während der Regierungszeit Eriks litten, zählt zu einem der wichtigsten Faktoren des Aufstandes.Kalmarer Union17 Dem ‚gemeinen Mann‘ vom Lande (almoghe) schloss sich im August 1434 auch die Reichsaristokratie an. Zernack bezeichnet dies als „Konföderation der Stände“18 gegen die Krone im Namen ständischer Freiheit. Der landesweite Aufstand richtete sich vor allem gegen Eriks „absolutistische Politik, nicht gegen die Union als solche“.19 Die folgenden stattfindenden Verhandlungen mit dem schwedischen Reichsrat beim Unionstreffen in Kalmar im Sommer 1436 bestärkten die ratskonstitutionelle Programmatik gegenüber der autokratischen Unionsmonarchie. In Dänemark gestaltete sich die Situation ebenfalls kompliziert, es folgten Konflikte mit den dänischen Reichsräten 1436 und 1438. Schließlich wurde 1439 sowohl vom dänischen Reichsrat als auch von der schwedischen Adelsversammlung jeweils ein Absagebrief an Erik von PommernErik von Pommern ausgestellt.20 1440 folgte der norwegische Reichsrat den beiden anderen Reichen. Eriks Absetzung in allen drei Reichen kann als das Ende der unionistischen Politik eines regimen regale betrachtet werden: Eine zentralisierende Integrationspolitik des Unionkönigtums war nun kaum mehr möglich und zu einer 1439 in Jönköping vereinbarten gemeinsamen Königswahl kam es nie.21

      Der Unmut über Eriks Außenpolitik, der zum Aufstand von Engelbrekt Engelbrektsson führte, wurde auch in literarischer Form deutlich: In der 1439 verfassten Engelbrektskrönikan, die den ersten Teil der KarlskrönikanKarlskrönikan bildet, deren Abschrift im Cod. Holm. B42 enthalten ist, wird das Bild eines rex iniustus als Gegenmodel zu Eriks Herrschaft entworfen. In diesem kunstvoll aufgebauten Gedicht wird eindrucksvoll das Elend schwedischer Bevölkerung unter der Regierung Eriks geschildert, bis der Held Engelbrekt mit seinen militärischen Aktionen für den Umsturz sorgt.

      Nach der Absetzung Eriks von PommernErik von Pommern wurde sein Neffe Christoph im April 1440 zum dänischen König gewählt. Die Entscheidung wurde von der schwierigen Situation im Lande begleitet: Die dänischen Bauern befanden sich im Winter 1439/1440 erneut im Aufstand und der abgesetzte König Erik von Pommern plante mit holländischen Verbündeten einen militärischen Schlag gegen Christoph.22 Die Schweden verfügten indessen mit dem Reichsverweser Karl KnutssonKarl Knutsson (Bonde), der seit dem Aufstand von Engelbrekt politisch und militärisch in Erscheinung getreten war, selbst über einen geeigneten Thronkandidaten, waren jedoch an der Aufrechterhaltung der Union interessiert, die zudem vor den Übergriffen von Eriks Armee auf die dänische und schwedische Küste gesichert werden musste. Am 13. September 1441 wurde Christoph zum schwedischen König gewählt und am nächsten Tag im Dom von Uppsala gekrönt, nachdem er zuvor eine Handfeste ausgestellt hatte. Diese umfasste 14 Punkte und schränkte insgesamt die königliche Macht schwerwiegend ein, die dominante Stellung des Reichsrates wurde indessen hervorgehoben.23 1442 wurde er zum König in Norwegen, das im Gegensatz zu den beiden anderen Reichen immer noch eine Erbmonarchie darstellte. Hier wurde Christoph von Bayern als Nachkomme Eriks von Pommern zu seinem Nachfolger erklärt. Am ersten Januar 1443 wurde er schließlich auch in Dänemark, im Dom von Ribe, zum dänischen König gekrönt.24 Seine Regierungsperiode währte jedoch nicht lange: 1448 verstarb er kinderlos. Seine Herrschaft wurde außenpolitisch vom Konflikt mit dem abgesetzten König Erik von Pommern geprägt. Innenpolitisch musste er die Bauernaufstände in Dänemark, vor allem in Jütland bekämpfen. In Schweden war die Entmachtung seines Gegenspielers Karl Knutsson das primäre Ziel von Christophs Politik. Er nutzte die Konflikte unter dem einheimischen Adel, um seine Machtposition zu stärken. Nach Auge sind jedoch auch in seiner Innenpolitik integrative Ansätze erkennbar: Trotz der recht kurzen Regierungszeit bemühte sich Christoph um einen allgemeinen Landfrieden in Schweden und Dänemark.25

      Die Beurteilung Christophs durch die zeitgenössische Geschichtsschreibung fällt eher negativ aus: Die Reimchronik KarlskrönikanKarlskrönikan, die generell als „propagandaverk“26 (Propagandawerk) oder gar als „det stora propagandistiska mästerverket“,Karl Knutsson27 das große propagandistische Meisterwerk, gilt, das Karl KnutssonKarl Knutsson zur Legitimierung seiner Position durch seine Anbindung an die historischen Ereignisse um den Aufstand von Engelbrekt in Auftrag gegeben hatte,Karlskrönikan28 entwirft ein negatives Bild der kurzen Regierungszeit Christophs.29

      Durch den frühen Tod Christophs sowie die fehlende testamentarische Regelung bezüglich der

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