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wenn er gereizt war. Aber so eine Kappe hatte er schon lange haben wollen, darauf wollte er nicht verzichten. Er fand, dass er damit cool aussah. Und wenn er erst wieder zu Hause war …

      Nur, wo war eigentlich sein Zuhause?

      Bensersiel rückte immer näher. Sie überwanden die Umgehungsstraße, indem sie durch eine Unterführung radelten. Als sie an der anderen Seite herauskamen, erfasste die nächste Böe erneut Antons Kappe und wehte sie zurück über die Entlastungsstraße.

      Anton wollte schon erneut vom Rad springen, als Iwan ihn zurückhielt: „Du lässt jetzt die Scheißkappe, hast du verstanden? Verdammt! Wir sind doch nicht im Kindergarten!!!“

      Traurig sah Anton der Kopfbedeckung hinterher, wie sie auf der anderen Seite der Straße im Nichts verschwand.

      Vielleicht konnte er später noch einmal hierherfahren und sie suchen, hoffte er.

      „So ein Mist! Jetzt müssen wir nach Aurich fahren, um eine Mütze zu kaufen. Wir können hier nicht riskieren, dass man auf uns aufmerksam wird. Du blöder Idiot!“

      Iwan steigerte sich in seine Wut hinein.

      „Wir könnten mit der Bahn nach Oldenburg fahren. Das ist eine große Stadt, da merkt sich niemand unsere Gesichter“, warf Anton vorsichtig ein.

      Iwan guckte ihn schräg von der Seite an. Keine schlechte Idee, dachte er sich, wollte es aber nicht zugeben. Außerdem wäre es gar nicht so übel, auch in jener Gegend ortskundig zu werden. Man konnte ja nie wissen …

      „Dann sehen wir uns heute noch die Abfahrtzeiten am Bahnhof in Esens an. Aber erst einmal will ich den Hafen erkunden. Los! Abmarsch!“, kommandierte Iwan.

      Anton trat in die Pedale, und schon bald darauf erreichten sie den Küstenort. Unschlüssig blieben sie auf der Brücke der Hauptstraße stehen und überlegten, welche Einfahrt sie zuerst nehmen sollten. Entschieden sich dann für die rechte Seite. Kurz darauf durchfuhren sie eines der Sieltore, die nur bei Sturmfluten geschlossen werden.

      Am Kai lagen gut festgezurrt die Fähren nach Langeoog, während die Bauarbeiten am neuen Fähranleger lautstark vonstattengingen.

      Noch waren keine Boote im Yachthafen zu sehen, doch schon bald sollte die Saison beginnen.

      ***

      Kaum hatte Mark das WLAN-Passwort eingegeben, überschlugen sich die Mitteilungstöne seines Smartphones.

      „Du lieber Himmel!!!“, rief Mark aus. „Du entschuldigst mich?“, und wandte sich, schon ganz in Gedanken, ab.

      Sabrina nickte, blickte hinab zum Hund und sagte streng: „Du bleibst schön hier, mein Lieber.“

      Mark drehte sich um: „Ist das dein Ernst?“

      Verdutzt schaute sie ihn an, dann lachte sie. „Ich meinte Orko.“

      „Ja, klar.“ Er grinste schief und verließ die Küche. Gleich darauf lugte er jedoch wieder durch die Tür. „Sag mal, wäre es möglich, bei dir zu essen? Ich zahle auch dafür.“

      Das nimmt so langsam merkwürdige Züge an, dachte Sabrina. Insgeheim war sie allerdings sehr froh, ein wenig hinzuverdienen zu können.

      „Wenn du mit Hausmannskost zufrieden bist?“

      „Sehr gerne.“ Mark strahlte sie an und sprang dann, eine Stufe überspringend, die Treppe nach oben.

      In seinem Zimmer nahm er sich die Nachrichten vor, die sein Smartphone überfluteten.

      Seine Eltern erkundigten sich, ob er gut angekommen sei und eine schöne Unterkunft gefunden habe. „Schick uns mal ein paar Fotos. Wir waren doch auch schon so lange nicht mehr da“, baten sie.

      Flink tippte Mark ein Lebenszeichen und schoss ein Foto aus dem Fenster, das er der Nachricht beifügte.

      Eine Mail kam aus seinem Büro von seiner Mitarbeiterin, die eine Anfrage seines Auftraggebers weiterleitete und sich besorgt erkundigte, ob er im Outback Ostfriesia überhaupt mit der modernen Zivilisation verbunden sei.

      Sogleich beantwortete er die Nachricht und versicherte, dass er sich alsbald mit dem Auftraggeber in Verbindung setzen würde.

      Zwölf Anrufe in Abwesenheit stammten durchweg von Olga. Drei Sprachnachrichten hatte sie hinterlassen. Missmutig löschte er sie ungehört.

      Nein, von ihr ließ er sich nicht die Laune verderben. Er hatte gerade angefangen, nicht mehr an sie zu denken. Natürlich war das nun vorbei.

      Er ging zum Fenster und starrte blicklos hinaus. Bilder stiegen vor seinem inneren Auge auf. Bilder von romantischen Augenblicken, die sie miteinander verbracht hatten und die dann äußerst leidenschaftlich endeten. Ein Feuerwerk der Gefühle. Er war Wachs in ihren Händen.

      Er presste die Kiefer so fest aufeinander, dass seine Kaumuskeln hervortraten und sein Gesicht noch kantiger machten.

      Entschlossen drehte er sich um, straffte seine Schultern und atmete tief ein. Abstand! Er brauchte erst einmal Abstand von dieser Frau. Die Gefahr, wieder schwach zu werden, war durchaus berechtigt, denn er hatte wieder ganz deutlich die Sehnsucht nach ihrem Körper gefühlt.

      Was er nicht spürte, war, dass sich Gerda und Rolf noch in der Wohnung aufhielten und ihn beobachteten.

      „Ich sag doch, mit dem stimmt was nicht!“, flüsterte Rolf seiner Frau zu.

      Gerda, noch immer verstört, schaute nur besorgt zu ihm hinüber.

      Mark suchte in den Kontakten eine Nummer heraus und wählte sie. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es eine gute Zeit war, um das Telefonat zu führen. Später Vormittag. Perfekt.

      „Foster hier. Sie baten um Rückruf“, eröffnete Mark das Gespräch. – „Sicher. Kein Problem. Ich denke, dass ich fristgerecht fertig bin.“ Er lauschte in den Hörer und erwiderte dann: „Es wäre aber auch wichtig, dass ich vorher noch einen Probelauf starten dürfte. – Ist die entsprechende Abteilung darüber bereits informiert?“ Konzentriert lauschte er der Antwort. – „Wunderbar! Ich melde mich dann, wenn es so weit ist. Auf Wiederhören.“

      Er legte das Smartphone auf den Tisch, packte die Kleidungsstücke aus und verstaute sie. Anschließend ging er schon wieder vergnügt nach unten.

      „Schriftsteller ist er jedenfalls nicht.“ Rolf wollte Mark schon folgen. Doch Gerda hielt ihn zurück. „Gönn mir eine Pause.“

      ***

      „Ja, natürlich. Wir werden schon herausbekommen, was mit diesem Mark Foster los ist.“ Rolf bewegte sich wieder auf seine Frau zu und betrachtete sie erneut prüfend.

      „Etwas sehr Merkwürdiges ist gerade geschehen, Rolf.“

      Wieder wurde ihr Bild durchscheinender.

      „Du siehst wirklich nicht gut aus. Was kann ich für dich tun?“ Rolf war bestürzt.

      „Am liebsten würde ich mich hinlegen oder wenigstens hinsetzen. Ich fühle mich so schwach.“

      „Versuch es doch mal. Vielleicht geht das.“

      Gerda blickte sich um, schaute ins Schlafzimmer, doch dann entschied sie sich dagegen, das Bett auszuprobieren. Denn dort stand der Spiegel genau gegenüber.

      Sie steuerte das Ostfriesensofa an, das an der Wand gegenüber dem Tisch stand. Der große Wunsch, sich dort auszustrecken, und die Erinnerung an alte Zeiten schienen tatsächlich zu bewirken, dass Rolf sie dort in einer liegenden Position ausmachen konnte.

      „Wunderbar!“, rief er enthusiastisch. „Es klappt.“

      „Ja, tatsächlich.“ Gerda bemühte sich, sich nicht zu bewegen, um diesen Zustand zu erhalten.

      Rolf betrachtete sie fasziniert eine Weile, dann wagte er sich an ihre Seite. „Wie fühlst du dich jetzt?“

      „Besser. Meine Energie scheint sich wieder gleichmäßiger

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