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dazu. Aber das Konzept über eine Sache ist nicht die Sache selbst. Und das, was wir mit Meditation verknüpfen, ist nicht das, was Meditation ist.

      „Du sollst dir kein Bild von Gott machen“ gilt auch für die Meditation. Das bedeutet, der erste Schritt, uns auf die Meditation einzustimmen, ist, uns frei zu machen von allen Gedanken und Bildern, die wir darüber haben. Das geschieht zunächst dadurch, dass wir uns bewusst werden, was wir mit dem Begriff „Meditation“ verbinden.

      Woran denken wir beim Wort „Meditation“? Welche Bilder tauchen dabei in uns auf?

      • Bedeutet Meditation, still und aufrecht dazusitzen?

      • Verbinden wir mit „still sitzen“ vielleicht auch „still halten müssen“ oder „Strenge“?

      • Glauben wir, dass Achtsamkeit Kontrolle bedeutet?

      • Ist Meditation eine „Übung“? Und was impliziert das Wort „Übung“?

      • Geht man bei der Meditation mit der Aufmerksamkeit nach innen?

      • Bedeutet Meditation den Atem beobachten?

      • Ist Meditation etwa ein heiliger Raum, eine heilige Handlung?

      • Werden wir durch Meditation zu einem besseren Menschen? Besser als andere?

      • Verbinden wir mit Meditation einen inneren Frieden?

      • Ist Meditation der Ort für spirituelle Erkenntnis und für Gipfelerlebnisse? Geht es bei der Meditation ums Erwachen?

      Wie auch immer unsere Vorstellungen sind, wir müssen uns bewusst sein, dass alle Vorstellungen bedingt sind und damit auch Grenzen setzen: Das eine ist Meditation und das andere ist es nicht. Auf diese Weise erzeugt jede Vorstellung Ablehnung und Anstrengung. Aber Ablehnung und Anstrengung sind genau das, was das Wesen der Meditation nicht ausmacht.

       • Was verbindest du mit dem Begriff „Meditation“?Welche Wirkung hat das in dir?

       • Was verbindest du mit „still sitzen“?Was kannst du dadurch nicht in dir zulassen?

       • Sprich zu Beginn der Meditation die Worte „Ich weiß gar nichts“ in dich hinein und widme dich vollkommen neu und unvoreingenommen dem, was dann geschieht.

      2 Sein

      Von außen betrachtet, ist Meditation eine bestimmte körperliche Form, die wir einnehmen und für eine bestimmte Zeit einhalten: z. B. ein aufrechtes und stilles Dasitzen oder ein Gehen in Achtsamkeit. Die äußere Form der Meditation unterstützt uns, mit unserer innersten Natur in Einklang zu kommen. Unsere innerste Natur, auch unsere wahre Natur genannt, ist die innerste Identität unseres Menschseins jenseits unserer alltäglichen äußeren Identität, die aus vielen Vorstellungen und Selbstbildern, die wir von uns haben, besteht. Erst wenn wir die innerste Identität entdecken, lernen wir eine Freiheit kennen, die uns solange verschlossen bleibt, solange wir mit unserer äußeren Identität verhaftet sind.

      Meditation, so wie es üblicherweise betrachtet wird, ist das Medium, das uns mit dieser inneren Freiheit in Kontakt bringen kann. Das ist sicherlich korrekt, jedoch ein oberflächliches Verständnis, das dazu führt, dass Meditation mehr als eine Art „Übung“ verstanden wird, die uns „nach innen“ zu unserer Seinsnatur führen soll.

      Schauen wir jedoch tiefer auf das Wesen der Meditation, dann ist Meditation nicht primär eine äußere Form, die wir einhalten und üben, und auch kein Hilfsmittel, um irgendwohin zu kommen, sondern natürlicher Ausdruck unserer innersten Identität von Freiheit – unserer Seinsnatur. Diese hat mehrere zentrale Aspekte, die sich in der Praxis der Meditation widerspiegeln: das Sein, das Gegenwärtigsein, das Offensein und das Lauschen.

      Meditation als natürlicher Ausdruck des unbedingten Seins ist keine Übung und kein Tun, sondern ein „Ort des Loslassens“ und eine Zeit, uns an das innerste Wesen in all seinen Aspekten zu erinnern.

      Betrachten wir den ersten dieser zentralen Aspekte: das Sein.

      Das Grundlegendste, was man über Meditation sagen kann, ist, dass sie ein Ort ist, an dem es um das Sein geht. Oder anders ausgedrückt: Wir dürfen sein, wie wir sind!

      Unser bloßes Sein genügt.

      Welch ein Versprechen! Sehnen wir uns nicht immer genau nach diesem „Sein-Dürfen“? Wann haben wir schon das Gefühl, dass unser Sosein genügt - ohne eine Erwartung und ohne Pflichten? Haben wir nicht ständig das Gefühl, „besser“ oder „anders“ sein zu müssen?

      Manchmal, vielleicht bei einem Spaziergang in der Natur, stellt sich für eine kurze Zeitspanne das Gefühl ein, dass unser bloßes Sein genügt. Schon können wir entspannen und innerlich loslassen. Wir dehnen uns in unserem natürlichen Sosein aus. Umgekehrt spannen wir uns sofort an, wenn wir inneren oder äußeren Erwartungen ausgesetzt sind.

      Die Grundhaltung in der Meditation ist: Was immer gerade in Erscheinung tritt, darf sein. Was immer gerade da ist, genügt vollkommen. Wie auch immer wir gerade sind, ist in Ordnung. Wir brauchen uns nicht darum zu bemühen, die „Dinge“ anders oder besser zu machen. Dieser Augenblick ist vollkommen und auch wir sind so, wie wir sind, vollkommen und angenommen.

      Entspricht diese Haltung nicht unserer Ursehnsucht als Mensch nach einem bedingungslosen Angenommensein? Suchen wir nicht oft genau nach diesem Angenommensein in unseren Beziehungen?

       • Wie erfährst du Momente von „Sein-Dürfen“?

       • Wie erfährst du Momente von „Angenommensein“?

       • Wie erfährst du die Meditation, wenn dieses „Sein-Dürfen“ und das „Angenommensein“ die Grundhaltung dabei ist?

      3 Gegenwärtigsein

      Das schlichte „Sein dürfen“ führt uns automatisch zu einem weiteren Aspekt von Meditation: dem Gegenwärtigsein. Gegenwärtigsein bedeutet: dieser Augenblick genügt. Wir brauchen den Moment nicht zu verstehen, zu ändern oder zu verbessern. Im Gegenwärtigsein gibt es kein Richtig und Falsch. Bewertungen haben in der unmittelbaren Wahrnehmung keinen Platz. Es genügt, ganz unmittelbar zu sein. Das ist die Grundhaltung.

      In manchen buddhistischen Traditionen nennt man die Orientierung am unmittelbaren Augenblick die Makellosigkeit des Meditierenden1. Makellos steht hier nicht für Fehlerlosigkeit oder Perfektion, sondern für eine eindeutige und immerwährende Ausrichtung auf das jetzige Lebendigsein. Wir öffnen uns dem Augenblick, wie auch immer er sich gerade zeigt. Makellosigkeit ist eine Art innere Disziplin, sich immer wieder neu am Jetzt zu orientieren.

      Wir richten uns auf die Wirklichkeit aus, so wie sie sich von Moment zu Moment zeigt. Nicht unsere Ideen, Vorstellungen, Wünsche und Pläne stehen dabei im Zentrum der Betrachtung, sondern die tatsächliche Wirklichkeit des Augenblicks.

      Diese kompromisslose Haltung, uns am Jetzt zu orientieren und uns für den Augenblick zu öffnen, bedeutet, uns der Führung durch das Leben zu überlassen. Das ist diametral dem entgegengesetzt, was das Ego will. Das Ego sucht Sicherheit, Kontrolle und angenehme Gefühle. Aber Gegenwärtigsein ist eine Haltung der Hingabe. Daher ist diese Haltung in der Meditation Ego transformierend.

      Die Orientierung an der unmittelbaren Wirklichkeit beinhaltet eine fundamentale Wahrheit: das Anerkennen der Existenz. Wir messen dem Tatsächlichen mehr Wert bei als unserer Gedankenwelt. Durch diese Grundhaltung entfaltet sich eine große Einfachheit: Wir sind unmittelbar mit dem, was ist – nichts weiter.

      In dieser Einfachheit werden wir reduziert. Unsere Pläne, Vorstellungen und Wünsche fallen weg. All unsere Filter von Richtig und Falsch, von Wollen und Abneigung fallen weg. Selbst unsere üblichen Selbstbilder, unsere alltägliche Identität, sind in dieser Einfachheit nicht mehr von Belang.

      Wenn wir uns dieser Einfachheit des Gegenwärtigseins überlassen, werden wir darin einen schlichten, stillen Frieden finden. Wir sind im Einklang.

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