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(zu dem die Hellseherei zählt) bei zentralen Figuren der NSDAP recht beliebt war. Das betraf unter anderem Adolf Hitler, SS-Chef Heinrich Himmler und Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß. In den 1920er und 1930er Jahren entstand um diese Personen herum ein vertrauliches Milieu, in dem das Interesse an gewissen Themen des Okkultismus auch nicht weiter geheim gehalten wurde. An entsprechende Begebenheiten erinnern sich recht viele Personen aus dem engeren Kreis um Adolf Hitler, z. B. NS-Geheimdienstchef Walter Schellenberg10, Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann11 und Henriette von Schirach, eine Freundin Eva Brauns und Ehefrau Baldur von Schirachs, dem sogenannten „Reichsjugendführer“12.

      Nach bekannter Quellenlage ging es bei diesem Okkultismus immer wieder um Astrologie und Hellseherei. Man war gespannt, wohin die Reise mit dem neuen „Dritten Reich“ geht. Als die Wehrmacht im Frühsommer 1940 auch noch ganz Frankreich im Handstreich erobert hatte, war die Spitze der NSDAP völlig aus dem Häuschen, und in Berlin entschloss sich ein harter Kern von NS-Okkultisten zu einem größer angelegten Nostradamus-Forschungsprojekt. Dazu wurde im Herbst 1940 eine 1568er Originalausgabe der Nostradamus-Prophezeiungen aus der Berliner Staatsbibliothek13 fotokopiert, nachgedruckt und rund 300 Exemplare des Nostradamus-Nachdrucks auf der »obersten Parteiebene« verteilt.14

      Die Information zum Nostradamus-Nachdruck verdanken wir u. a. Alfred Rosenberg, dem Chefideologen der NSDAP, Mitglied der obersten Parteiprominenz und ein eingefleischter Anti-Okkultist.15 Als Alfred Rosenberg Wind von dem Nostradamus-Nachdruck bekam, sammelte er Belastungsmaterial, um es Hitler vorzulegen. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Denn als Hitler sich zum Angriff auf die UdSSR entschlossen hatte – dieser begann am 22. Juni 1941 –, wurde am 9. Juni 1941 im Deutschen Reich eine Säuberungswelle gegen alles Okkultistische durchgeführt. Unter anderem wurden im gesamten Reichsgebiet Astrologen und Hellseher verhaftet, Buchläden von entsprechender Literatur gesäubert usw.

      Der okkultistische Blick in die Zukunft wurde deshalb ins Visier genommen, weil er in besonderer Weise geeignet war, den Glauben an Hitler und den „Endsieg“ zu untergraben. Schließlich war jetzt allen klar: Der Angriff auf die UdSSR war extrem riskant, eine völlig neue Dimension des Krieges, und es war zu befürchten, dass das deutsche Volk am Sieg zu zweifeln beginnt. Tatsächlich gab es Astrologen und Hellseher, die das dicke Ende von Hitler-Deutschland schon längst vorausgesehen hatten, was vor 1933 auch stellenweise publiziert worden war. Zudem gab es auch ältere Prophezeiungen, aus denen man den Untergang des Nazi-Reiches herauslesen konnte (siehe Hepidannus von St. Gallen (1081–1084) und hier:16).

      Die 1941er Säuberungsaktion der NS-Polizei gegen die okkultistische Subkultur steht exemplarisch für ein bedrohtes politisches System, das in einer Krise versucht, den Glauben der Bürger an den Sieg und Fortbestand des Systems aufrechtzuerhalten. Mit entsprechenden repressiven und manipulativen Maßnahmen wäre heutzutage genauso zu rechnen, sollte das „Projekt Europa“ in eine noch tiefere Glaubenskrise geraten als schon jetzt (April 2018).

      ***

      Die traditionelle europäische Prophetie sagt dem aktuellen politisch-gesellschaftlichen System in Europa also einen krachenden Untergang voraus, der den Untergängen

       des Deutschen Kaiserreiches von 1918

       des Hitler-Reiches von 1945

       und des DDR-Systems von 1989

      in vielerlei Hinsicht ähneln und in manchen Punkten sogar übertreffen soll.

      Glaubt man den betreffenden Prophezeiungen, so soll unsere Demokratie in eine so tiefe Krise geraten, dass die braven Bürger vom Glauben an die Demokratie abfallen, und das nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft – mit dem Ergebnis, dass nach der großen Krise in Mitteleuropa wieder die Monarchie eingeführt werden soll. Ja: die Monarchie! Da biste’ platt.

      Da mag man lachen oder weinen, hysterisch werden oder zornig. Die Wiedereinführung der Monarchie ist eine Quintessenz der traditionellen europäischen Prophetie, und jeder Forscher und Rechercheur, der sich mit diesen Prophezeiungen befasst, wird zum selben Ergebnis kommen.

      Glaubt man den betreffenden Quellen, so begänne der System-Crash mit einem Finanzcrash. Zum selben Ergebnisse kommen zahlreiche „weltliche“ Analysten.

      „Sie werden euer Geld töten.“

      Um einen Finanzcrash voraussehen zu können, muss man wahrlich kein „Prophet“ sein. Vor einem Finanzcrash warnt seit geraumer Zeit ein ziemlich breites und kompetentes Spektrum bekannter Fachleute, wie der Fondmanager, Professor und Bestsellerautor Max Otte; der aus dem Börsen-Fernsehen und Talkshows bekannte Börsenprofi Dirk Müller, auch „Mr. Dax“ genannt; Heiner Flassbeck, von 1998 bis 1999 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium; Hans Werner Sinn, der langjährige Chef des Münchener IFO-Instituts für Wirtschaftsforschung17; die Ökonomen und Bestsellerautoren Matthias Weik und Marc Friedrich (Buch ›Der Crash ist die Lösung‹); oder Florian Homm, der schillernde und einst äußerst erfolgreiche Fondmanager … um ein paar Namen zu nennen.

      Die oben Genannten (und andere) sind die klassischen Warner in einer Zeit großer Gefahr und großer kollektiver Ignoranz; einer Zeit vorsätzlichen Wegsehens, mitunter dreisten Lügens bis hin zur Diffamierung der Warner.

      Der große Crash ist also angesagt und die Ansager verdienen Gehör. Die breite Öffentlichkeit jedoch ignoriert die Warnung. Die westliche Gesellschaft insgesamt steht einem drohenden totalen Finanzcrash so ohnmächtig und schicksalsergeben gegenüber wie ein Sammler-und-Jäger-Volk einem Vulkanausbruch oder einer großen Dürre.

      Was die hellseherisch inspirierten traditionellen europäischen Prophezeiungen betrifft, so finden sich dort ein paar Hellseher und Hellseherinnen, die einen großen Crash voraussagen.18

      Eine Hellseherin mit Crash-Voraussage ist die im Jahre 1986 verstorbene bekannte rheinische Wahrsagerin Buchela, mit bürgerlichem Namen Margarethe Goussanthier. In ihren 1983 erschienenen Memoiren ›Ich aber sage euch‹ sagt Buchela wiederholt etwas über einem zukünftigen Crash der Wirtschaft in Deutschland.

      Von 1953 bis zu ihrem Tode im Jahre 1986 genoss Buchela im Rheinland einen hervorragenden Ruf als Hellseherin. Sie selbst schreibt in ihren Memoiren, Bundeskanzler Konrad Adenauer habe zu ihren Kunden gezählt. Tatsache ist, dass Konrad Adenauer am Sonntag, den 6. September 1953 anlässlich seiner Stimmenabgabe im örtlichen Wahllokal in Rhöndorf Reportern gegenüber gesagt hat, er sei kürzlich bei einer Hellseherin gewesen, um sich nach dem Wahlergebnis der Bundestagswahl zu erkundigen.

      Abb.2: Buchela

      (1899–1986)

      Die Sache mit dem Besuch bei der Hellseherin konnte man am 7. September 1953 auf Seite 1 der Zeitung Die Welt und auf Seite 1 der Bonner Rundschau – Ausgabe Kölnische Rundschau nachlesen.

      Entgegen der veröffentlichten Wahlprognosen soll Buchela einen haushohen Sieg der CDU/CSU vorausgesagt haben. Tatsächlich kam die CDU/CSU statt auf prognostizierte 36,5 % auf reale 45,2 %.

      Nach diesem Treffer avancierte Buchela zum Liebling der Bonner Politiker und wurde 1971 sogar zu einem Staatsbesuch von US-Senator Edward Kennedy in den Kanzlerbungalow eingeladen (siehe Foto rechts).

      Abb.3: Buchela am 16. April 1971 mit dem damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Helmut Kohl und US-Senator Edward Kennedy.19

      Als Wahrsagerin

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