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in Begleitung dort hinzugehen. Als ihr Mann noch gelebt hat, haben sie das auch öfters gemacht.

      Theres sagt zu.

      Es wird ein netter Abend. Hans und Theres trinken Bier, die Mädchen bekommen ein „Springerl“.

      Die Töchter sind von Hans ganz angetan.

      Langsam entwickelt sich eine Freundschaft. Hans lässt alle Register eines Herzensbrechers spielen. Er bringt Blumen mit, ist nett zu den Kindern, hilft der Theres und macht sich als geschickter Handwerker immer wieder nützlich. Wenn sie unterwegs sind, folgen ihnen oft neidische Blicke von Frauen.

      Langsam nistet er sich so im Herzen von Theres ein. Er gewinnt immer mehr Macht über sie. Seine Besuche werden häufiger und länger. Dabei kommt die hohe moralische Mauer, die Theres um sich errichtet hat, langsam ins Wanken und eines Tages fällt sie.

      Kurz darauf zieht Hans bei ihr ein. Es läuft alles glücklich und zufrieden. Wenn Hans am Abend dienstfrei hat, spielen sie Karten: „66“ und „Watten“. Manchmal holen die Mädchen einen Krug Bier dazu. Gelegentlich hat Theres den Eindruck, dass Hans einen zu gierigen Blick auf den Bierkrug wirft und auch zu hastig danach greift. Doch Hans kennt immer seine Grenzen.

      Im Sommer gehen sie ab und zu in den Riedenburger Hof. Da gibt es bei einer deftigen bayerischen Brotzeit immer lustige Unterhaltung. Bei heißem Wetter kann man sich im schattigen Biergarten unter Kastanienbäumen erholen.

      Alles ist perfekt!

      Doch dann kommt Hans eines Tages betrunken nach Hause. Das will Theres nicht hinnehmen. Sie macht ihm große Vorwürfe und er gelobt, dass sich das nicht wiederholen wird.

       DER PRINZ WIRD GEGANGEN, ABER …

      Einige Tage später bittet er sie, doch eine Hose für ihn zu dämpfen. Als sie dies erledigt, stößt sie auf einen Ausweis, der sich in der Hosentasche befindet. Theres schaut sich diesen an, dabei stellt durch das angegebene Geburtsdatum fest, dass er zehn Jahre jünger als sie ist. Da reicht es der Theres. Sofort packt sie seine Sachen. Als er am Abend kommt, schmeißt sie ihn aus der Wohnung.

      Hans meint, er habe doch den Ausweis extra in die Tasche gesteckt, damit sie endlich sein wahres Alter erfahren würde.

      „Saufen und lügen! Nein! Verschwinde!“

      Hans weint, die Mädchen weinen mit. Doch Theres kennt kein Pardon. Hans muss gehen!

      Er geht!

      In den nächsten Tagen und Wochen leidet Theres ungemein. Auch die Mädchen sind sehr traurig, weil Hans nicht mehr da ist. Es gibt nichts mehr zu lachen. Trübsal macht sich in der Wohnung breit. Hans dagegen passt die Mädchen ab, wenn sie zur Schule gehen oder von der Schule kommen. „Bitte, helft mir! Ihr wisst doch, wie sehr ich eure Mutter mag! Wir waren doch eine so glückliche Familie! Helft mir, damit ich wieder bei euch sein kann! Bitte, bitte!“

      Dabei stehen ihm die Tränen in den Augen.

      Nun jammern und weinen die Kinder der Mutter täglich vor. Theres hängt ja auch noch immer an ihrem Prinzen; sie gibt nach. Hans zieht wieder ein und sie feiern ein lustiges Versöhnungsfest.

      Hans verspricht sogar, ein Haus zu bauen, und Theres kauft in der Nürnberger Straße einen Bauplatz.

       Es ist alles wieder perfekt. Das Glück ist am Nordbahnhof wieder eingekehrt.

       DER FOLGENSCHWERE BESUCH

      Der Vater von Hans ist schon lange tot. Seine Mutter hat Theres bisher noch nicht kennen gelernt. Unerwartet taucht diese eines Tages bei Theres auf. Es ist die „Stockinger Mutter.“ Sie ist eine kleine, schmächtige, etwas gebückt gehende Bäuerin, der man ihr arbeitsreiches Leben schon an den Händen ablesen kann. Zu Fuß hat sie die zehn km nach Ingolstadt zurückgelegt. Theres freut sich über sie, bittet sie sofort in die Wohnung, richtet eine deftige Brotzeit, Kuchen und Kaffee her. Heute soll sie doch auch hier übernachten. Hans ist sowieso einige Tage im Manöver. So haben die zwei Frauen Zeit, sich zu unterhalten und zu reden. Am Abend kommt die Stockinger Mutter auch gleich und ohne Umschweife auf ihr Hauptanliegen zu sprechen.

      „Theres, ihr seid jetzt schon so lange zusammen und vertragt euch doch gut. Warum heiratet ihr nicht?“

      Theres ist von dieser überraschenden Frage unangenehm berührt. „Warum sollen wir denn heiraten? Bei meiner letzten Entbindung hat der Doktor gesagt, dass ich keine Kinder mehr bekomme. Denk auch daran, der Hans ist zehn Jahre jünger. Vielleicht findet er doch mal eine Jüngere interessanter, die er dann heiraten will.“

      „Nein, das will Hans ganz gewiss nicht. Weibergeschichten hat er bestimmt nicht mehr im Kopf. Das hat er schon alles hinter sich. Außerdem, ihr seid beide katholisch und ihr lebt in Sünde! Was sollen denn die Leute denken!“

      „Ach, die Leute sind mir egal. Auch Hans macht sich wegen der Sünde nicht viele Gedanken. Ich bin doch gut versorgt. Warum soll ich meine Unabhängigkeit aufgeben?“

      Doch die Stockinger Mutter gibt nicht so schnell auf: „Denk an das sechste Gebot: Du sollst nicht Unkeuschheit treiben. Was sollen seine Schwestern denken? Die Leute im Dorf reden schon hinter meinem Rücken. Wir sind eine ehrenhafte Familie; so was gibt es bei uns einfach nicht. Übrigens Hans ist auch meiner Meinung; er will dich sofort heiraten. Denk auch an deine Kinder! Was sollen sie von ihrer Mutter halten?“

      Es stimmt, Hans hat schon ein paar Mal Andeutungen gemacht, dass er gerne die Ehe eingehen möchte.

      Doch Theres hat diese Andeutungen immer geflissentlich überhört. Wer hätte denn auch einen Vorteil? Die Töchter wachsen heran. Die werden eines Tages ihre Einstellung verstehen. Aber sie wird sie noch fragen. Natürlich will sie dem guten Ruf der christlichen Familie nicht schaden. Theres will im Moment nicht weiter über das Thema „Heirat“ diskutieren. So sitzen die vier noch recht angenehm beisammen und der Abend endet harmonisch.

      Am nächsten Morgen verabschiedet sich die Stockinger Mutter. Theres begleitet sie noch zum Postbus.

      Am Nachmittag bespricht Theres das „Heiratsthema“ mit den Mädchen.

      Doch sie wollen, dass die Mutter heiratet. Dann sind sie wieder eine „amtliche“ Familie. Thereses Meinung wird schwankend, aber einige Restbedenken kann sie einfach nicht von sich weisen. Soll sie durch die Heirat, die den Verlust ihrer Pension bedeutet, wirklich ihre finanzielle Sicherheit, ihre Unabhängigkeit, ihre Tätigkeit auf der Waage und ihre Wohnung aufgeben? Sie hat bei diesen Gedanken kein gutes Gefühl. Aber wie soll sie es vermeiden, weiterhin mit Hans in „Sünde“ zu leben ohne „Schande“ über seine christkatholische Familie zu bringen?

      Sie muss sich entscheiden, entweder für die gesetzliche Ehe oder das Ende der Beziehung. Hans kehrt nach einigen Tagen bestens gelaunt aus dem Manöver zurück. Theres berichtet vom Besuch seiner Mutter. Er freut sich, dass sie sich alle so gut verstanden haben. Den Wunsch seiner Mutter und Schwestern kennt er sowieso.

      Am nächsten Tag kommt Hans mit Blumen nach Hause und macht Theres einen ganz offiziellen Heiratsantrag. Theres nimmt an! (1934)

      Sechs Wochen später heiraten sie. Die Trauung findet in der Oberen Pfarr und die kleine Feier danach im Riedenburger Hof statt.

       Das sündhafte Verhältnis ist beendet. Sie ist nun „Frau Weber“.

       (Name geänd.)

       FAMILIE WEBER (BAIERISCH WEWA) UND LENTING

      Natürlich liebt Hans seine Theres von Herzen. Trotzdem, so schnell hätte die Hochzeit normal nicht sein müssen. Auch nicht wegen dem „in Sünde leben“. So eine starke Moral hat er auch wieder nicht. Aber er hatte ständig die Angst im Nacken, dass Theres doch mehr über seine nicht ganz so brave Vergangenheit erfahren würde.

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