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konnte, als er größer war.

      Es gab auch Lokführer in der Verwandtschaft. Ein Onkel Adolf tauchte einstmals in D … auf und besuchte Konrads Mutter. Sie hatten sich viel zu erzählen aus der alten Heimat und von den noch lebenden Verwandten. Wo und wie sie lebten. Für Konrad war das wahnsinnig interessant.

      Nicht alle Verwandten von Konrads Mutter waren Eisenbahner. Einer war Förster, Onkel Ernst. Konrad hatte ihn bei einem Besuch bei Tante Klara kennengelernt, er war ein Bruder von Amanda und Klara. Förster und Jäger in den riesigen Wäldern Posens war er einstmals – ein Traumberuf. Die Mutter erzählte ihm, dass Onkel Ernst von den Nazis verhaftet worden war, weil er sein gesamtes Waffenarsenal aus seiner Heimat nach Berlin mitgeschleppt und nicht gemeldet hatte, was wahrscheinlich als illegaler Waffenbesitz geahndet wurde. Seitdem war Onkel Ernst ein wenig irre, sagte meine Mutter, was Konrad auch spürte, vor allem an den irren Augen. Dann erzählte er Schauergeschichten vom Teufel, den er auf der Jagd gesehen hätte und andere Geschichten, bei denen es Konrad grauste und die Mutter abmildern musste mit den Worten: „Der Onkel ist ein bisschen verrückt, das brauchst du nicht alles glauben, was er erzählt.“ Damit beruhigte Konrad sich wieder, aber Angst hatte er doch vor Ernst.

      Ernst hatte auch noch eine unverheiratete Tochter und lebte mit dieser in einer Wohnung. „Ein armes Ding“, sagte die Mutter immer, wenn sie diese traf oder an sie dachte. „Sie hat viel zu leiden unter ihrem verrückten Vater.“ Dazu kam, dass sie auch noch behindert war, sie lahmte ein wenig.

      Tante Klaras Mann hatte Konrad nie kennengelernt. Er war auch Eisenbahner, Stellwerksmeister, wie es hieß. Offensichtlich hatten die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten auch schon nach dem Ersten Weltkrieg einen angemessenen Wertausgleich, entsprechend ihrer alten Besitzungen, in der neuen Heimat erhalten. Die einen, Amandas Familie, war in D … gelandet und hatte ein großes Mehrfamilienhaus erworben. Die anderen sind in Berlin hängengeblieben und haben ein tolles Einfamilienhaus gebaut. All das kostete doch viel Geld.

      Tante Klara wohnte allein in ihrem Einfamilienhaus, der Ehemann war schon lange tot, der Sohn gefallen und im Gartenhaus wohnte die Tochter mit ihrem Ehemann, ohne Kinder. Sie waren Neureiche, hatten in Berlin-Köpenick einen Rundfunkladen mit Reparaturwerkstatt, ein Renner in der damaligen Zeit. Zeitlich begrenzt, da der Laden im Osten lag, aber damals dachte noch keiner daran, dass das einmal Schluss sein könnte. Kuhne hießen sie und hatten sogar schon oder noch ein Auto mit weißen Reifen, erinnerte sich Konrad. Eine tolle Mercedes-Limousine, die in der modernen Tiefgarage im Vorderhaus stand und täglich zur Fahrt zum Geschäft von Herrn Kuhne genutzt wurde.

      Als die Familie den beiden zur Begrüßung ihre Aufwartung machte, empfing sie eine eisige Kälte der Ablehnung. Nicht einmal Konrads Vater, von dessen Schwerbeschädigung sie wussten, boten sie einen Sitzplatz an, sodass sich der Besuch schnell erledigt hatte. Mit diesem Herrn Kuhne hatte Konrads Familie in der Zukunft nie wieder etwas zu tun, außer Ruth, welche in späteren Jahren für den Herrn interessant wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.

      Tante Klaras Sohn war im Zweiten Weltkrieg gefallen. Er war in Apolda verheiratet und hinterließ Ehefrau und einen Sohn. Und genau dieser Sohn machte alle Hoffnungen von Amandas gesamter Familie zunichte, die alle auf das Filetstück Tante Klaras scharf waren. Damals lebten aber noch alle Berliner.

      Konrad und der Haupterbe Tante Klaras, Henry, lernten sich irgendwann in den Ferien kennen. Sie waren fast gleichaltrig. Schöne Tage verlebten sie gemeinsam auf dem Grundstück. Nicht nur das Gartenhaus, sondern auch eine romantische Gartenlaube galt es zu ergründen. Dabei entdeckten sie ein riesiges Hornissennest. Henry griff zu einem Knüppel und fing an, es zu zerstören, worauf die Hornissen ausschwärmten und sie angriffen. Mit Händen und Beinen wehrten sie die Angriffe ab. Henry bekam verdienterweise die meisten Stiche ab, bis wir uns im Haus in Sicherheit gebracht hatten.

      Am nächsten Tag gab Tante Emmi Henry fünfzig Mark in die Hand mit dem Auftrag, ein Päckchen Kaffee in Westberlin einzukaufen. Das war nichts Besonderes, da liefen wir Knirpse los, ohne Hemmungen. Das waren noch echte deutsche Jungen, die die letzten Jahre des Krieges miterlebt hatten, da ist doch der Einkauf von Kaffee in Westberlin ein Klacks, so dachten die beiden. Natürlich wurde der Auftrag auch ausgeführt, was Tante Emmi auch besonders hervorhob. Es war selbstverständlich, dass Sechsjährige sich von Ostberlin aufmachten, um in Westberlin Kaffee einzukaufen, für Tante Emmi, der Neureichen, ohne eigene Kinder.

      Auch Tante Emmi wurde nicht alt. Sie starb noch vor ihrer Mutter. Welch eine Tragödie – alle tot, nur Tante Klara und ihr Enkel Henry lebten noch.

      Wir machen einen Sprung in die Neuzeit, als Konrad erwachsen war und mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau ein letztes Mal Tante Klara besucht hatte. Sie empfing uns völlig vereinsamt, alle waren tot, außer ihr Enkel. Geistig umnachtet versuchte sie eine Unmenge von Wollknäueln und Lumpen auf einem Tisch zu ordnen – ohne Ergebnis. Zu guter Letzt fischte sie einen alten Fuchspelz aus ihrem Haufen und übergab sie den beiden. Das war das Letzte, woran er sich in Verbindung mit Tante Klara erinnern konnte. Berlin war damit für Konrad vorläufig kein Thema mehr.

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