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Diese Empfindung war ziemlich neu für mich, denn sonst fand ich mich allenfalls ganz nett im Spiegel, keinesfalls aber wunderschön.

      Ich hatte jetzt richtig Lust auf das Shooting und konnte es kaum erwarten.

      Ja, und dann war da noch die enorme Höhe, aber sooo schlimm würde es schon nicht werden, denn wir waren gesichert (das Sicherheitsteam stammte übrigens aus Deutschland, was mich zusätzlich beruhigte), die anderen Mädchen hatten es auch überlebt und ich hatte auch keine starke Höhenangst.

      Trotzdem wurde mir dann ganz schön mulmig, als ich auf der Leiter stand und mich in den Gurt setzen sollte.

      Was, wenn doch etwas passierte?

      Aber aufgeben wollte ich auf keinen Fall!

      Als ich mich in den Gurt setzte und nach hinten fallen ließ, war die Angst dann auch wie weggeblasen. Es war unglaublich, frei über dem Abgrund zu schweben.

      Ich konnte so weit schauen und alles sah so anders aus als in Deutschland! Die Gurte schnitten ziemlich ins Fleisch – das kennt ihr vielleicht vom Klettern, vom Bungee-Springen oder Ähnlichem – doch daran dachte ich nicht eine Sekunde.

      Leider war mein Kleid zu schwer, um frei schwebend Bilder zu machen (es sah dabei einfach zu unförmig aus).

      Ich hielt mich also an diesem Holzgerüst fest (aua – viele Splitter und gar nicht einfach, sein ganzes Gewicht nur mit einer Hand zu halten!) und versuchte, graziös auszusehen.

      Meine Jimmy-Choo-Schuhe halfen leider nicht, sie waren zu klein und taten unheimlich weh – in ihnen hätte ich nicht laufen können!

      Aus diesem Grund waren meine Füße ziemlich taub und schwer in die richtige Position zu bringen, aber als diese Hürde genommen war, ging es ganz leicht. Ein paar kleine Veränderungen in der Position und im Gesicht, ein Mann, der mein Kleid warf (da die Windmaschine zu schwach war, bzw. mein Kleid zu viel Stoff hatte), schon war das Shooting vorbei und ich durfte (bei den Schuhen) und musste (beim Kleid) mich wieder umziehen.

      Es war übrigens ziemlich schwierig, das Kleid zu werfen und trotzdem ein Bild hinzukriegen, auf dem der Mann nicht zu sehen war … Deshalb ist mein Bild auch das einzige im Hochformat.

      Beim Verlassen des Sets konnte ich einen Blick auf den Monitor werfen und ein paar meiner Bilder ansehen – wow, das sah echt cool aus, und wenn erst das Seil retuschiert wäre! Ich wollte dieses Bild unbedingt haben!

      Nach mir kamen noch ein paar andere Mädchen und ich tat das, was ich auch vorher die ganze Zeit getan hatte. Ich (ihr habt es wahrscheinlich schon erraten) wartete …!

      Ich schrieb in mein Tagebuch und redete mit den anderen Mädchen.

      Als wir dann endlich alle durch waren, rief Heidi uns nach draußen. Niemand von uns hatte mit dem gerechnet, was jetzt kam. Es gab zwei Wackelkandidatinnen und eine davon würde uns heute verlassen.

      Ich war schockiert, denn die andere Gruppe war ja noch gar nicht fotografiert worden. Würde von denen auch eine gehen müssen? Was, wenn sie insgesamt schlechter wären, wäre es dann nicht fair, wenn diese gehen müssten?

      Ich hatte alle beobachtet und fand keineswegs, dass jemand oder sogar zwei Mädchen negativ aufgefallen waren …

      Ich hoffte, dass nicht ich eine der beiden sein würde, ich hatte doch so ein gutes Gefühl gehabt und sowohl Heidi als auch Rankin hatten mich gelobt … Sollte das trotzdem nicht reichen? Gespannt oder eher: Angespannt wartete ich – und wohl auch die anderen Mädchen – auf die Verkündung.

      Caroline und Lisa wackelten. Ich mochte beide und wünschte keiner von ihnen, dass sie gehen müsste.

      Ein schreckliches Gefühl, das mit jeder Entscheidung schlimmer wurde.

      Ich war stets sehr traurig und konnte gut nachempfinden, was die Mädchen fühlten. Ich hätte jedes Mal weinen können (und habe es auch oft getan), aber ein kleiner Teil von mir stellte auch immer fest, dass es jetzt nur noch so und so viele Konkurrentinnen gab, die es zu schlagen galt und war froh, dass nicht ich diejenige war, die kritisiert wurde und gehen musste.

      Ich glaube, es liegt in der Natur des Menschen egoistisch zu sein und als Erstes an sich zu denken, aber es ist eben wichtig, das nicht zu offen zu zeigen und auch Mitleid empfinden zu können und für andere da zu sein, sie zu unterstützen, selbst wenn man eigentlich einen Vorteil aus ihrer Situation zieht.

      Zurück zu den Wackelkandidatinnen. Lisa musste gehen und mir wurde noch einmal in aller Deutlichkeit bewusst: Egal wie gut du aussiehst und was du alles zu bieten hast, ein schlechter Tag und der Traum ist vorbei. Jeder von uns kann jederzeit rausfliegen.

      Wir waren jetzt nur noch 19 – innerhalb von drei Tagen hatten uns sieben Mädchen verlassen müssen.

      Und ich konnte die Nächste sein. Kein besonders beruhigender Gedanke, aber ein Grund, meine verbleibende Zeit – wie kurz oder lang sie auch sein mochte – zu genießen, jeden Moment voll auszukosten und alles mitzunehmen, was nur ging.

      Als wir am Abend wieder im Hotel ankamen, gab es natürlich viel zu erzählen, aber durch den tränenreichen Abschied von Lisa, waren wir alle eher niedergeschlagen. Zumal der Druck der Unterwassershooting-Gruppe nun noch höher war, schließlich wollte niemand rausfliegen …

      Wir gingen alle früh schlafen und während die einen ihrem Shooting entgegenfieberten, waren wir anderen gespannt, was wir machen würden.

      Ich würde ja für mein Leben gerne auch einmal mit Delfinen schwimmen!

       Tag 4 bei GNTM

      Um 7.00 Uhr klingelte der Wecker (für Langschläfer ist der Beruf wirklich nicht zu empfehlen, denn eigentlich jeder Auftrag beginnt sehr früh!).

      Die zweite Gruppe verließ uns recht schnell für ihr Unterwassershooting, während wir noch in Ruhe frühstückten. Dann fuhren wir los.

      Es war heiß – so richtig heiß! – und das Auto hatte keine Klimaanlage … Deshalb waren wir alle erleichtert, als wir aussteigen konnten.

      Wir waren auf einem Markt (Souks heißen die dort).

      Kleine niedliche Läden, die alles Mögliche verkauften von Gold über Schmuck, Schuhe, Kleidung bis hin zu Gewürzen – alles auf einem riesigen bunten Haufen.

      Es gab so viel zu sehen. Schon jetzt war es ziemlich voll und da wir nicht allzu viel Zeit hatten, stürmten wir gleich in den ersten Laden. In dem wir dann feststellten, dass wir ja noch gar keine Dirham (die Währung Dubais) hatten. Das Wechseln des Geldes stellte sich dann doch noch komplizierter heraus als erwartet, denn wir konnten ja nicht nachprüfen, ob der Wechsler uns richtig rausgab und mussten schnell überlegen, ob und wie viel wir umtauschen wollten – schließlich geht mit jedem Wechsel etwas Geld verloren, sodass es blöd wäre, zu viel umzutauschen.

      Ich entschied mich für 25 €, was ungefähr 121 Dirham ergab (es ist schwer zu vergleichen, aber ich versuche euch eine Vergleichsmöglichkeit zu geben: Ich habe drei Postkarten, einen PEZ-Spender für meinen Bruder und vier Schlüsselanhänger gekauft und hatte noch 20 Dirham übrig).

      Die anderen suchten ebenfalls kleine Geschenke und Souvenirs aus.

      Anschließend kamen wir zum Gewürzmarkt und ich muss gestehen, dass ich nicht mal die Hälfte der Gewürze (die alle in großen Fässern ohne Beschriftung herumstanden) erkannt habe. Aber es roch unglaublich gut und wir bekamen ziemlichen Hunger.

      Uns war allerdings davon abgeraten worden, auf diesen Märkten als Tourist etwas zu kaufen (wegen der Verträglichkeit) und so fuhren wir in ein schickes Restaurant. Wir bekamen dort viele kleine Bambusschalen und Schüsseln mit verschiedenen Leckereien darin.

      Ich probierte all die Dinge, die keinen Fisch enthielten (denn ich mag keinen Fisch) und muss sagen, dass trotz des teilweise merkwürdigen Aussehens

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