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war eine tolle Erfahrung gewesen und ich würde all das nie vergessen. Es hatte sich wirklich gelohnt, zum Casting zu fahren.

      Ich hatte bereits jetzt angefangen mich zu entwickeln, selbstständiger zu werden und neue Seiten an mir zu entdecken.

      Mit neuer Kraft kehrte ich zu den anderen zurück und unterhielt mich. Da alle so nett waren, verflog die restliche Zeit wie im Fluge und schon ging es los.

      Wir wurden in kleinen Gruppen auf den Laufsteg gerufen und wer weiterkam, erhielt das Foto aus Wiesbaden und die bekannte schwarze Modelmappe.

      Meine Aufregung war wieder da.

      Ich wollte so eine Mappe haben! Unbedingt! Dieses Souvenir brauchte ich!!!

      Bitte, bitte, bitte lass mich weiterkommen, hoffte ich.

      Ich wurde erst mit der vorletzten Gruppe aufgerufen und da alle der vorangegangenen Mädchen weitergekommen waren, wurde es langsam echt eng.

      Nur noch acht Mädchen waren übrig und Heidi hatte angedeutet, dass mehrere gehen müssten.

      Meine Beine zitterten und ich konnte an nichts anderes denken als: Bitte lass mich weiter …

      Der Mappenstapel war auf sechs Stück geschrumpft und jedes Mädchen in meiner Gruppe hatte bereits eine erhalten.

      Als Letzte rief Heidi mich nach vorne. Zwei Mappen waren noch da und nach mir würden noch vier Mädchen kommen … Ich zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht und trat vor.

      Ich weiß heute wirklich nicht, wie ich das in dieser Situation geschafft habe, ich hatte solche Angst und war soooo aufgeregt. Beim Schauen der Folge war ich dann total überrascht, dass man mir das gar nicht so stark angesehen hat!

      Heidi machte dann zum Glück kurzen Prozess und gab mir die Mappe mit meinem allerersten Bild.

      Ich möchte nicht eingebildet klingen, aber als ich das Foto ansah, war ich einfach nur sprachlos – ich erkannte mich selbst nicht wieder und betrachtete mich als Fremde.

      Wow, sieht die schön aus, dachte ich und konnte absolut nicht realisieren, dass ich das sein sollte. Wahnsinn!

      Ich glaube, ich habe erst drei Tage später wirklich begriffen, dass ich diejenige auf dem Bild war – zumal ich sonst eigentlich kein Foto von mir so richtig mochte (abgesehen von so süßen aus dem Kleinkindalter).

      Leider mussten uns an diesem Abend dennoch drei Mädchen verlassen: Nancy, Linda und Lisa (Merle ging freiwillig). Mir fiel es sehr schwer mich zu freuen, während ich zusehen musste, wie die drei weinten und so traurig und enttäuscht waren. Unser Zimmer war nun leerer. Nur noch Höpke, Anna Maria und ich waren übrig, denn Nancy musste uns sofort verlassen.

      Obwohl ich natürlich erleichtert war, dass ich nicht nach Hause musste, war das erste (Telefon-) Gespräch mit meinen Eltern schwer. Heimweh meldete sich, gerade, weil ich sonst in jeder Situation und besonders bei so starkem Druck immer ihre tatkräftige Unterstützung hatte. Hier konnten sie nun nicht aktiv eingreifen und helfen, sondern nur im Nachhinein gute Tipps und Hilfestellungen für womöglich noch Kommendes geben.

      Gerade für einen sehr familiengebundenen Menschen wie mich war das in der ersten Woche sehr schwer. Aber ich hatte ja kleine Hilfen von zu Hause mitgenommen: Edelsteine, die mir symbolisch Kraft, Stärke, Mut, Ruhe und Entschlossenheit gaben, sowie kleine laminierte Zettel mit (typischen) Sprüchen meiner Mutter an mich, die ich an verschiedenen Stellen aufbewahrte, um zu spüren, dass meine Familie bei mir war.

      Die erste richtige Entscheidung war überstanden. Ich hatte meine Modelmappe und das erste Bild. Ich war glücklich. Und nachdem die ganze Anspannung von mir abgefallen war, auch total müde … Also ab in die Suite (… wie das schon klingt – ab in meine Suite ☺) und schlafen gehen. Ab morgen würde es weitergehen, mit weiteren Aufgaben, dem Druck und der Hoffnung auf den Sieg.

      Top 20.

       Ich lerne mich selbst kennen

       Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. (Psalm 119, 105)

       Neuer Tag, neues Glück.

      Nach einem reichhaltigen Frühstück – alle möglichen Früchte, Croissants, kleine Küchlein, Saft, Wasser und Tee –, warteten wir alle ungeduldig auf das Thema der neuen Woche.

      Ich war wieder ausgeschlafen (obwohl wir um 6.00 Uhr aufstehen mussten) und genauso neugierig wie alle anderen.

      Als Thomas und Enrique dann endlich kamen, ging es auch gleich voll los: Die Woche hieß: Shooting Edition – drei Shootings, von denen jedes Mädchen zwei meistern sollte.

      Die ersten beiden Fototermine trugen die verheißungsvollen Titel Höhen- und Unterwassershooting.

      Wir wurden aufgeteilt in Gruppen von je 10 Mädchen. Während Thomas die Namen verlas, wurde ich ganz hibbelig – ich wollte unbedingt in die Höhe! Ich mag das Wasser nicht so und konnte mir damals nicht vorstellen, unter Wasser zu bleiben, geschweige denn gut auszusehen und ein tolles Bild hinzukriegen.

      Daher fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen, als Thomas mich bei der Höhenshooting-Gruppe aufrief!

      Das Set war atemberaubend.

      Die Aussicht war traumhaft – wir hatten direkten Blick auf den Burj Khalifa, den höchsten Turm der Welt (830 m) – auf einigen Bildern ist er sogar im Hintergrund zu sehen, bei mir verdeckt ihn das Kleid.

      Wir sollten in ca. 30 Metern Höhe frei schweben (die Kleider kamen übrigens wieder von Furne One Amato Couture).

      Gleich beim Ankommen sahen wir die Kleider und mir fiel eines besonders ins Auge: Es war ein Traum in Rosa und wirklich unglaublich – bauschige Röcke und ein eng geschnittenes Oberteil, kleine Blümchen und etwas Spitze. Das wäre wirklich das perfekte Kleid.

      Nach und nach wurden alle „gefittet“, ich wurde erst geschminkt und bekam meine Haare gemacht.

      Währenddessen kam Christine vorbei – in einem wunderschönen rosa Kleid … – doch zum Glück war es nicht das, welches ich mir für mich wünschte. Es war nur ein ähnliches Modell, aber in diesem kurzen Moment blieb für mich die Welt stehen.

      Gerade als ich zum Fitting aufgerufen wurde, gab es Mittagspause und ich musste mich noch länger gedulden. Während des Essens erzählten uns die bereits fotografierten Mädchen von ihren Erfahrungen und Kleidern.

      Viele hatten Lob bekommen und nur wenige Kritik – ich musste mich also anstrengen, denn auch wenn wir uns nett unterhielten, ging es letztendlich doch immer darum, wer am Ende der Woche nach Hause fliegen müsste …

      Gerade in der Anfangszeit hat man das zwar noch nicht so stark wahrgenommen – es waren immerhin noch zwanzig Mädchen – aber da wir in Gruppen von nur zehn aufgeteilt waren, sah es schon ganz anders aus. Heidi hatte ja bereits am Morgen angedeutet, dass auch nach dem Shooting jemand gehen könnte und das wollte natürlich niemand.

      Wir sprachen auch über die anderen zehn und was die wohl so taten.

      Nach dem Essen wurde auch ich dann endlich gefittet, und nachdem ich ein rotes Kleid anprobiert hatte (welches nicht so richtig passte), bekam ich doch tatsächlich das gewünschte in Rosa!

      Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber war. Ich fühlte mich in dem Kleid wie eine Prinzessin (noch viel mehr als in Wiesbaden), denn das Kleid entsprach einfach all meinen Vorstellungen. Es war wie ein Kleid aus einer Parfum-Werbung.

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