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ein bisschen zäh mit euch.’“

      Daddys kurzes Lachen wich einem Keuchen. Während er um Atem rang, stand Susanna auf, kurz davor, nach der Schwester zu klingeln. „Nicht … so … lustig, nehme ich an.“

      Sie setzte sich wieder, wickelte sich das Taschentuch um den Finger und tupfte sich das Wasser aus den Augen. „Doch, ist es. Lach ruhig. Wir könnten alle etwas Lachen vertragen.“ Wieder schob sie ihre Hand unter Daddys. „Das Einzige, was mich jetzt interessiert, ist, dass es dir wieder besser geht.“

      „Nach morgen bin ich wieder fit wie ein Turnschuh.“ Daddy schloss seine Augen mit einem tiefen, erfüllenden Atemzug. „Was hat es mit deinen schicken Klamotten auf sich?“ Er hatte ein Auge zu einem Schlitz geöffnet. „Du siehst hübsch aus.“

      „Ich war bei einer Benefizveranstaltung mit Gage. Er versucht, den Job für den neuen Krankenhausflügel an Land zu ziehen.“

      „Gage Stone. Guter Mann. Fleißig. Hat seine eigene Firma …“

      „Hör auf, Daddy.“

      Seine Lippen verzogen sich zu einem halben Lächeln. „Du durchschaust mich.“

      „Ja, das tu ich.“ Susanna zerpflückte die Kante ihres Papiertaschentuchs. „Daddy, sollte ich versuchen, Adam zurückzugewinnen?“ Sie kannte die Antwort. Aber sie war so lange mit ihm zusammen gewesen, dass es ihr geradezu unheilig erschien, die Beziehung so sang- und klanglos enden zu lassen.

      „Das kannst nur du wissen, Kätzchen.“

      „Es tut weh wie verrückt, aber …“ Ihre Stimme schwankte unter dem Gewicht der Wahrheit. „Ich glaube, er hat uns beiden einen Gefallen getan.“

      Je mehr ihr klar wurde, dass sie ihn auch nicht heiraten wollte, desto dämlicher fühlte sie sich. Das Beste wäre, einfach weiterzugehen. Es hinter sich zu lassen.

      Das Gespräch verebbte, und Susanna sah Daddy beim Ausruhen zu, dabei, wie er einfach atmete. In den Streitjahren mit Mama hatte Daddy sie immer auf ihr Zimmer geschickt, wo sie sich angstschlotternd in ihrem Kleiderschrank versteckte. Jetzt überwältigte sie die Liebe fast.

      Susanna war zwölf, als er Mama wieder geheiratet hatte, und er war danach ein völlig anderer Daddy geworden. Er war sanft und freundlich, ermutigend und unterstützend. Er sagte ihr auf seine Weise, dass es ihm leidtat um ihre Kindheit. Wieder und wieder.

      „Was mache ich nur mit all dem Geld?“, wagte er einen weiteren Vorstoß durch die Benommenheit, die Augen immer noch geschlossen, die Atmung immer noch etwas angestrengt.

      „Welches Geld?“

      „Das Geld, das ich für deine Hochzeit beiseitegelegt habe.“

      Sie lachte durch einen neuen Tränenschwall hindurch. „Kauf dir die Jacht, mit der du Mama schon so lange drohst.“

      Hochzeit. Jacht. Es war egal. Es gab keine Ersparnisse. Daddy und Mama verwendeten ihr ganzes Geld darauf, das Rib Shack über Wasser zu halten. Das war Daddys Jacht. Verankert im roten Lehm Georgias.

      „Ich nehme die Schuld auf mich. Na ja, auf Mama und mich“, sagte er, jetzt mit offenen Augen. „Wir haben dich an die Wand genagelt, bevor du dich ducken konntest.“

      „Hör auf, Daddy. Wir müssen nicht jetzt darüber reden.“ Sie fing eine schnelle Träne auf, bevor sie auf seine Hand tropfen konnte.

      „Du beschützt meine Gefühle nicht, wenn du so tust, als seien wir tolle Eltern gewesen.“

      „Das mach ich nicht. Ihr wart furchtbar, als ich klein war. Aber Daddy, ich kann wirklich nicht dich und Mama für meine gescheiterte Beziehung mit Adam verantwortlich machen.“

      „Ich hab immer gedacht, du gibst dich mit ihm nur zufrieden.“

      „Wirklich …“ Susanna lehnte sich mit großen Augen zurück. „Das wäre mir neu.“

      „Na, du weißt schon. Liebe ist eine komplizierte Angelegenheit. Es sah aus, als würdest du glauben, er sei die große Liebe, nach der du dich immer gesehnt hast. Er war ein netter, vernünftiger Junge mit guten Karriereaussichten. Aber, Kätzchen, da ist noch mehr für dich drin. Ich fühle das. Was Großes.“

      „Also, jetzt höre ich aber deine Tabletten sprechen. Alles, was ich will, ist dass es dir besser geht. Das ist mein Großes.“

      Daddy nickte ein. In der Stille des Raumes erkannte Susanna, wie viel Angst sie auf dem Weg ins Krankenhaus gehabt hatte, aber Nate –

      Sie sprang auf. Nate. Ach, du liebe Güte, den hatte sie ja ganz vergessen. Im Wartebereich einfach sitzen lassen.

      Die Tür ging auf und zwei Krankenschwestern kamen herein.

      „ … er sitzt schon den ganzen Abend da“, sagte eine der beiden Schwestern.

      „Ich kann mich gar nicht von ihm losreißen. Er sieht aus wie ein schönes Gemälde“, sagte die Krankenschwester mit dem Namensschild, auf dem Kasey stand. „Hallo, Miss Truitt.“

      „Er schläft“, sagte Susanna. „Sagten Sie, ein Mann sitzt im Wartezimmer?“

      „Der hübsche.“ Kasey tippte Notizen in den Computer an Daddys Bettkante. „Hat sich die letzte Stunde nicht wegbewegt. Sagt, er wartet auf eine Frau.“ Sie hob ihre Augenbrauen. „Sind Sie die Frau?“

      „Natürlich nicht.“ Jedenfalls nicht die Frau in dem Tonfall. Susanna küsste Daddy sanft auf die Wange und flüsterte: „Ich liebe dich. Alle meine Gebete gelten dir.“

      Sie eilte auf Zehenspitzen den Flur hinunter und versuchte, die anderen Patienten nicht mit dem Geklacker ihrer Absätze auf dem gefliesten Fußboden zu stören. Ihre Beine kämpften gegen die Enge ihres Rocks. Ihr Herz klopfte gegen die Einschränkung ihrer Erwartungen an.

      Warum hatte er so lange gewartet?

      Doch als sie um die Ecke des Schwesternzimmers bog, waren die Stühle leer. Susanna blieb abrupt stehen. Also war er am Ende doch gegangen. Die Enttäuschung schmerzte, während sie langsam das restliche Stück zu den Stühlen hinüberging.

      Nun, gut für ihn. Er hätte sowieso nicht so lange warten sollen.

      Aber, oh, es wäre so schön gewesen, mit ihm zu sprechen.

      Noch einmal. Zweimal in vier Tagen war er jetzt ihr Ritter in glänzender Rüstung gewesen.

      Vielleicht konnte sie Mrs. Butlers Veranstaltungsmanagerin fragen, ob sie seine Telefonnummer oder seine Adresse herausrückte.

      „Danke, Nate“, flüsterte Susanna in das leere, kalte Wartezimmer, während sie sich auf den nächstbesten Stuhl setzte und anfing, zu überlegen, wie sie nun nach Hause kommen sollte.

      „Susanna?“

      Sie sah auf in Nates feines Gesicht. Er stand über ihr mit einer Tasse Kaffee in der Hand.

      „Ich dachte, du wärst gefahren.“ Sie stand auf, um ihn zu begrüßen, eine Hand auf den Magen gepresst, ungefähr in dem Bereich, in den ihr Herz gerade gerutscht war. Er sah wirklich schneidig aus, ein besseres Wort kam ihr nicht in den Sinn, mit seinem frechen Grinsen und dem zuversichtlichen Funkeln in seinen Augen.

      „Ich bin immer noch hier, ich habe nur eben Kaffee geholt.“ Er hob den Plastikbecher aus dem Automaten hoch. „Möchten Sie … möchtest du welchen?“

      „Nein, nein. Danke.“ Hundemüde sank sie wieder auf den Stuhl. „Warum bist du geblieben?“

      Er wählte den Stuhl neben ihrem und es kam ihm so vor, als sähe sie ihn zum ersten Mal richtig an. Als könnte sie hinter seine hohen, feinen Gesichtszüge sehen, hinter das Gefühl, als trüge er ein Jahrhundert Geschichte in seinen Knochen.

      Er sah wirklich gut aus, ja, aber freundlich war das erste Wort, das Susanna in den Sinn kam, wenn sie an ihn dachte. Bei der Liebeseiche oder wie er sie den Flur entlang zur geheimen Garage der Butlers führte. Wie er sie auf der Fahrt zum Krankenhaus

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