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es nicht. Häufig aber fiel im Winter der Unterricht aus, wenn eine Grippewelle mehr als ein Drittel der Schüler erfasste. Je nach Schwere der Epidemie, konnte dann auch mal der Unterricht wochenlang ausfallen. Es wird in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts auch immer wieder von Kindern berichtet, die an Infektionskrankheiten starben.

      Weiter heißt es in den „Geboten für Lehrer“: „Solange die Lehrer nicht Hauptlehrer sind, dürfen sie sich nur mit Genehmigung der Regierung verheiraten. Eine Heirat ohne diese Genehmigung ist als Dienstkündigung anzusehen.“ „Die Annahme einer Lehrerin hat zur Voraussetzung, dass sie unverheiratet ist.“ „Verheiratet sich eine Lehrerin, so scheidet sie damit aus dem Schuldienst aus; ist sie bereits im Ruhestand, so fällt der Bezug des Ruhegehaltes weg.“

       Die zehn Gebote für den Lehrer von 1872

      Dass der Lehrer im 19. Jahrhundert „ein armer Schlucker“ war, beweisen die „10 Gebote für den Lehrer“ von 1872, die im „Rescriptenbuch der protestantischen Schule zu Hoof von 1844 bis 1903“ vorhanden sind. Heute kann man darüber schmunzeln. Darin sind die „zehn Gebote für den Lehrer“ aufgelistet:

      

Gebot: „Lehrer haben täglich die Lampen aufzufüllen und die Kamine zu säubern.“

      

Gebot: „Jeder Lehrer hat einen Eimer Wasser und eine Schütte Kohlen für den täglichen Unterricht mitzubringen.“

      

Gebot: „Präparieren Sie die Federkiele sorgfältig! Sie können die Spitzen auf die individuellen Schreibgewohnheiten der Schüler abstimmen.“

      

Gebot: „Lehrer dürfen einen Abend pro Woche auf Brautschau gehen oder an zwei Abenden, wenn sie regelmäßig zur Kirche gehen.“

      

Gebot: „Nach 10 Stunden Schule dürfen Lehrer die restliche Tageszeit damit verbringen, die Bibel oder andere gute Bücher zu lesen.“

      

Gebot: „Lehrerinnen, die heiraten oder sich unschicklich verhalten, werden entlassen.“

      

Gebot: „Jeder Lehrer sollte von seinem täglichen Lohn eine schöne Summe beiseite legen, damit er davon in seinem Alter leben kann und so der Gesellschaft nicht zur Last wird.“

      

Gebot: „Jeder Lehrer, der raucht oder Alkohol – welcher Art auch immer – trinkt, der Spielhöllen oder Wirtschaften aufsucht oder sich beim Frisör rasieren lässt, gibt zu der Vermutung Anlass, dass seine Integrität und seine Ehrlichkeit in Frage gestellt werden müssen.“

      

Gebot: „Der Lehrer, der seine Arbeit treu und ohne Fehler fünf Jahre lang verrichtet, wird eine Gehaltsaufbesserung von 25 Cent pro Woche erhalten, vorbehaltlich der Zustimmung der Schulaufsichtsbehörde.“

      

Gebot: „Um das Schulzimmer immer sauber zu halten, müssen Sie den Fußboden mindestens einmal am Tag kehren; den Fußboden mindestens einmal die Woche mit heißem Seifenwasser schrubben; die Tafel mindestens einmal am Tag abwischen; um 7 Uhr früh Feuer machen, damit das Schulzimmer um 8 Uhr früh warm ist.“

       Das arme Dorfschulmeisterlein

       Der Lehrer war ein armer Schlucker

      In alten Aufzeichnungen im Schultagebuch von Hoof vom November 1804 ist zu ersehen, wie arm der Dorfschullehrer war. Die schönste Zeit für den Lehrer waren die Wintermonate von Ende November bis Mitte Februar, wenn im Dorf die Hausschlachtungen waren. Es war üblich, dass der Lehrer bei Hausschlachtungen eine Blut- und Leberwurst und einen Kessel Wurstbrühe erhielt. Da die Dorfschullehrer noch bettelarm waren, hatten sie im Gegensatz zur bäuerlichen Dorfbevölkerung auch viel weniger Kinder. Und oft waren sie auch nicht verheiratet.

      Aber trotz der geringen Bezahlung war der Lehrer eine „Respektperson“, der einzige im Dorf, der mit „Herr“ angeredet wurde. Er war „Dorfpolizist“ und „Richter“ zugleich, der über das sittliche Betragen der Kinder innerhalb und außerhalb der Schule zu wachen hatte. Beschwerden über Kinder anderer Leute wurden ihm vorgetragen. So ist es wohl auch verständlich, dass auch die körperliche Zucht in der Schule von den Eltern geduldet wurde. Nicht der Pfarrer, der Lehrer war verantwortlich für den Gottesdienstbesuch der Kinder. Nach der Abendglocke kontrollierte der Schulmeister auf den Dorfstraßen, ob alle Schüler zu Hause war en. In Hoof war früher einmal gerne an der „Milchkich“ an der Brücke über den Betzelbach im Winter über ein Stelldichein der älteren Schulbuben. Doch wenn es zu dämmern anfing, verschwanden die Jungen schnell, ehe der Schulmeister kam. Ganz schlimm war ex, wenn ein Junge gegen Abend noch in der Wirtschaft angetroffen wurde, was im Winter hin und wieder der Fall war, wenn er mit seinem Vater die Wirtschaft besuchte. „Fischerschs Wertschaft“ in der Hoofer „Aacht“ bestand schon in den Anfängen des Schulwesens im Ostertal, wurde sie doch schon 1786 von Peter Fischer gegründet.

      Ein „Hausmeister“ für die Schule gab es damals auf dem Dorfe noch nicht, wohl aber eine Putzfrau, die auch ihre Anweisungen vom Bürgermeisteramt genauestens einhalten musste. Tat sie das nicht und beschwerte sich der Lehrer über Unsauberkeit in der Schule, wurde sie durch eine andere ersetzt, wie zum Beispiel 1842, als Else Schneider entlassen wurde und Lisbeth Koch Putzfrau in der Schule wurde. Einmal im Jahr gab es eine Schulvisitation durch die Distriktsbehörde in Konken, wo die Sauberkeit der Schulräumlichkeiten untersucht wurde.

      Im Winter fiel recht häufig der Unterricht aus, wenn eine Grippewelle mehr als ein Drittel der Schüler erfasste. Je nach Schwere der Epidemie, konnte dann auch mal der Unterricht wochenlang ausfallen. Es wird in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts auch immer wieder von Kindern berichtet, die an Infektionskrankheiten starben. So starben bei einer schweren Grippewelle allein im Januar 1842 neun Schüler. Es gab ja noch keine Impfungen und pharmazeutische Medikamente dagegen. So ist es auch verständlich, dass es in der Hoofer „Aacht“ Großmütter gab, die an kranken Kindern das Brauchen pflegten.

      Am 2. Januar 1840 zählte die Hoofer Werktagsschule 67 Kinder, von denen 26 erkrankt waren. Häufig musste dann der ausgefallene Unterricht später nachgeholt werden. Fiel der Lehrer krankheitsbedingt aus, fiel entweder der Unterricht aus oder ein Lehrer aus Marth oder Niederkirchen musste am Nachmittag zusätzlich den Unterricht in Hoof nachholen. Umgekehrt war es auch so, dass der Hoofer Lehrer in Marth oder Niederkirchen noch zusätzlich am Nachmittag den Unterricht halten musste. Übrigens war das Verhältnis der Hoofer Lehrer zu den Pfarrern in Niederkirchen immer ausgezeichnet. So z. B. war der Hoofer Lehrer Böll eng befreundet mit Pfarrer Dr. Esselborn, der einer der beliebtesten Pfarrer im Ostertal war. Hin und wieder haben die Lehrer im Ostertal auch gerne mit dem Pfarrer einen getrunken, was besonders häufig Anfang des 19. Jahrhunderts der Fall war.

      „Die Annahme einer Lehrerin in den Schuldienst hat zur Voraussetzung, dass sie unverheiratet ist. Verheiratet sich eine Lehrerin, so scheidet sie damit aus dem Schuldienst aus, ist sie bereits im Ruhestand, so fällt der Bezug des Ruhegehaltes weg“, so heißt es im Reskriptenbuch der Hoofer Schule aus dem Jahr 1848. So ist es wohl auch verständlich, dass in jenen Jahren fast keine Lehrerinnen im Schuldienst waren. Von der Schule in Albessen wird in jener Zeit berichtet, dass „Fräulein“ Schlichter ein Verhältnis mit dem Lehrer Wagner hatte, worauf sie vom Schuldienst suspendiert wurde. An der Hoofer Schule zum Beispiel wird nur einmal

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