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dann später heiratete. Und das war die „Bölle Tante“, wie Anita heute noch ihre Ahnin nennt.

      So gingen dann die Beziehungen der einstigen Bewohner von „Schumacherschs Haus“ zu Lehrer Peter Böll dann später auch zu Lehrer Damian über.

      Erwin Damian wurde über 90 Jahre alt. Und auch im hohen Alter bei Besuchen der Familie Stromereder konnte er sich auch Jahrzehnte noch nach dem Geschehen auf der Krim – sich zurückerinnern an seine Zeit voller Gefahren, der inneren und äußeren, die zu ertragen und zu überwinden waren.

       Der Pfarrer war ein starker Trinker

       (Aufzeichnungen des Hoofer Lehrers Albin Damian aus dem Jahre 1910

       über Wolfgang Herter, der von 1574 bis 1629 Pfarrer in Niederkirchen war).

      Von den Pfarrern aus katholischer Zeit zu Niederkirchen ist nur der letzte bekannt: Gerhard Trarbach. Er wurde nachweislich 1538 beim Übertritt der Ostertalgemeinden in den Protestantismus seines Dienstes enthoben. Sichere Nachrichten über ihn fehlen. Nun war das mittlere Ostertal evangelisch.

      Der erste evangelische Pfarrer war sehr wahrscheinlich Jakob Gisberti von Birkenfeld, früher römischer Priester „rite ordinatus“. Auf ihn folgte Nikolaus Enkerich von 1551 bis 1574, der an der Pest starb. Wolfgang Herter von Zweibrücken wirkte von 1574 bis 1629 sage und schreibe 55 Jahre ununterbrochen als Pfarrer in Niederkirchen. Er hatte „nur“ in Hornbach studiert. In jener Zeit kam es selten vor, dass ein Kandidat, welcher wie Herter keine Universität besucht hatte, ins Pfarramt kam. Herter war in seinen religiösen Ansichten sehr wankelmütig: einmal bekannte er sich als Lutheraner und dann wieder als Reformierter. Sein Lebenswandel war auch nicht einwandfrei. Er war ein starker Trinker, worüber in Kusel und Zweibrücken geklagt wurde. Am meisten verklagte man ihn, dass er sehr häufig nach St. Wendel ging, um mit dem dortigen Jesuiten zu zechen, der ihn dann von der Kanzel herab verlästerte und verspottete. Am 20. März 1591 berichtet die Kanzlei: „Wenn es sich befinde, dass die vom Schullehrer von Niederkirchen vorgebrachten Klagen begründet seien, was das so viel überflüssige Weintrinken betrifft, woran man nicht im geringsten zweifelt, so würde alledem von Nöten sein, ihn??? die weil er mit solchem verwerflichen Leben und Wandel Herrn Pansterlos anzeige nach Attacken zu St. Wendel, da es sich dann vielmals finden lässt und bei den Jesuiten daselbst gute Kundschaft hat??? die christliche Religion zu verraten und ihn schriftlich anzuzeigen. Sollte man erkunden, dass obengesagter Jesuit offtmals uff de Canzel zu seinen Predigten den Pfarrer Herter verleumdet haben soll???“ Selbst auf der Synode von 1593 kam das ausschweifende Leben Herters zur Sprache, „weil er sich oft mit dem Wein überladen und keine Achtung uff Jesu hat.“

      „Damit es aber nicht scheine, als ob die Ostertaler mit Herter übler versorgt gewesen seien als andere Gemeinden mit ihrem Pfarrer, sei zu einem kleinen kulturgeschichtlichen Spaziergang eingeladen:??? Hätte sich Herter nach Odenbach gemacht, so hätte er dort eine skandalöse Wirtschaft angetroffen, ob schon ihr Pfarrer Meinkammer anno 1597 zwei Tage in den Fluren gelegen und danach „alsbald abgeschafft“ wurde. Auch sein Nachfolger Armbruster wäre für Herter noch lange keine richtige Gesellschaft gewesen. Er wurde anfangs 1608 abgesetzt, weil sich befand, dass er prompt seinen Hausfrauen mit dem Wein sich ergeben??? und mit denen sich fast ersäuft. Hätte Herter seinen Weg nach??? fortgesetzt, so hätte er dort auch seinen süchtigen Zupfbruder gefunden, den Pfarrer Gossenberger. Er war am 13. November 1592 in Pfeffelbach abgesetzt, inzwischen begnadigt worden. Anno 1597 klagt die Canzlei: „Man vernimmt, dass er nämlich im Hirnziehen von Sinnen, der er eben „translation“ (Versetzung von Pfeffelbach nach Konken) allhier betrunken sich unterwegs mit Wein überladen, dass er groß Ärgernis ergeben.“

      „In Kusel hat er weithin in Fabricius nicht den Mann gefunden, der befähigt war, Acht auf ihn zu geben“, wie die Generalsynode von 1593 wollte. Er war selbst ein starker Trinker. 1597 klagte die Canzlei, „dass ihr Pfarrer zu Cusel, ein fahrlässiger Mann, auch den Wein lieb hat.“

      Nach Altenglan ins Pfarrhaus zu kommen und dort einzukehren, das wäre für Herter bedenklich gewesen; denn der Pfarrer dort war nicht nur ein starker Säufer, sondern auch ein starker Krakeler. Am 19. Oktober 1591 erschien er mit dem Schullehrer Dörfner von Kusel vor der Canzlei. Der Schullehrer erklärte, dass er sich mit dem Pfarrer von Altenglan geschlagen habe, weil er ihm ein Glas ins Angesicht geworfen habe.

      Schon im Jahre zuvor bei der Kirchenvisitation hatten die Censoren geklagt: „… dass ihr Pfarrer von Wein trunken worden und sich mit unsittlichen Zeichen und Gebärden kindisch angestellt habe.“

      So wäre es weiter gegangen bis Ulmet, wo ihr Pfarrer, der alte Gimsbachius, 1609 wegen Ehebruchs abgesetzt, in St. Julian, auf dessen Pfarrer laut Aufschreiben der Amtsleute zu Lichtenberg vom 22. März 1592 gefahndet wurde.

      Außer den angeführten Pfarrern gab es um die damalige Zeit noch eine Reihe von Pfarrern, die wie Herter in ihrem schlaffen Lebenswandel kein Vorbild sein konnten.

       Lehrer Peter Böll und die Bauern in Hoof

      Der legendäre Peter Böll, von 1882 bis 1905 23 Jahre lang Lehrer in Hoof, war nicht nur ein sehr mit der Natur verbundener Mensch. Er pflanzte zum Beispiel die Luitpoldlinde und das „Böllsche Wäldchen“ im Buchengraben. Böll, dessen Vorfahren in der Südpfalz Weinbauern waren, legte auch großen Wert auf die Pflege altbäuerlichen Brauchtums. Mit den Hoofer Bauern hatte Böll rege Kontakte. Außerdem pflanzte er die Lindenallee in der Hoofer Vorstadt, die 1959 gefällt wurde. Auch war er Dirigent des Gesangvereins „Eintracht“ von 1886 bis 1890. Peter Böll gründete im Jahre 1901 auch einen Obstbauverein, dem damals 60 Mitglieder aus allen Orten der Bürgermeisterei Niederkirchen angehörten. Seinen Sitz hatte der Verein in Hoof, weil der Hoofer Lehrer Peter Böll Vorsitzender war.

      Am 3. Januar 1888 lud Böll die Hoofer Bauern zu einer „Unterrichtsstunde“ in die Schule ein. Thema der Veranstaltung war: „Bauernregeln unserer Vorfahren“. Kaum zu glauben: Es erschienen 54 Einwohner von Hoof, darunter 19 Bauern. „Der Schulsaal quoll aus allen Nähten“, wie Böll in seinen Aufzeichnungen schrieb. (Leider ist manches nicht mehr zu entziffern.)

      Peter Böll glaubte an die alten Bauernregeln, die das Wetter des ganzen Jahres voraussagen. Er bat die Bauern, darauf zu achten, wie viele dieser Regeln im Jahr 1888 zutreffen. Böll erklärte seinen Zuhörern zunächst, dass die Bauernregeln sogenannte Lostagsregeln sind, die sich in der Regel an Heiligentage halten.

      Hier einen kleinen Auszug aus seinem Repertoire: „Strahlt Neujahr im Sonnenschein, wird das Jahr wohl fruchtbar sein.“ „Ist’s um Dreikönig (6. Januar) hell und klar, gibt’s viel Brot in diesem Jahr.“ (gemeint ist eine gute Ernte). „Januar, je kälter und heller – Scheuer und Fass desto völler.“ „Januar Schnne zuhauf, Bauer halt die Säcke auf!“ „Im Januar recht hoher Schnee heißt für den Sommer hohen Klee.“ „Januar klar bringt ein gutes Erntejahr.“ „Knarrt im Januar Eis und Schnee, gibt’s zur Ernt viel Korn und Klee.“ „Ist der Januar trüb und nass, dann bleibet leer Scheuer und Fass.“ „Den Bauern bringt es keinen Segen, hat’s im Januar viel Regen.“ „Ist der Januar nass und warm, wird der Bauersmann gern arm.“ „Ist es Ende Januar kalt, kommt der Frühling diesmal bald.“

      So mancher Bauer hat an diesem Abend über die Bauernsprüche gelacht. Als dann das Jahr um war, stellte man erstaunt fest, dass die Januarregeln das Wetter richtig voraussagten.

      Der Januar 1888 war wirklich kalt und – wie vorausgesagt – bescherte der Sommer den Bauern eine gute Ernte.

      Anmerkung: Der spätere Lehrer Albin Damian heiratete 1910 Elise Böll, die Tochter des früheren Lehrers Peter Böll aus Bubenhausen bei Zweibrücken. Hierzu hatte Albin Damian auf entsprechenden Antrag hin von der Schulbehörde am 4. August 1910 die „dienstliche Bewilligung“ erhalten. Die „Böllsche Tante“, wie Elise Böll, verheiratete Damian, von den Hausbesitzern in „Alt-Schumacherschs-Haus“ in der Dorfmitte liebevoll genannt wurde, wohnte mit Damian in

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