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Versammlung mit den Worten: „Männer, schaut euch um, schaut euch gegenseitig an und dann sagt mir, was ihr hier seht!“

      Ernir fragte etwas unsicher: „Was sollen wir den anderes sehen, als einen kleinen Haufen von Männern?“

      Egill rief hinterher: „Aber wir waren hier mal ein großer Haufen von Männern!“

      „Genau das meine ich, ihr habt es richtig erkannt, auf das ich euch aufmerksam machen wollte“ bestätigte Alvitur. „Wir sind nur noch eine Handvoll Männer, anders als es hier früher einmal war. Ich denke, es ist an der Zeit, über unsere Heimat ernsthaft nachzudenken. Sind wir in so einer kleinen Gemeinschaft noch lebensfähig, oder sollten wir auch über das Meer fahren und unsere Leute suchen, die damals Björkendal verließen?“ Alvitur trat einen Schritt zurück und zeigte ihnen so an, dass sie jetzt reden sollten.

      Die meisten Männer waren das Thing nicht gewohnt und nur die älteren unter ihnen hatte es schon erlebt.

      Einen Moment lang war Stille und mancher schaute unsicher drein, bis Ernir sich meldete. Er trat vor und rief: „Ja, Alvitur, du hast Recht, wir sollten alle über unser Leben hier nachdenken, und ich sage gleich vorweg, dass ich hier leben will, zusammen mit meiner Frau und mit meinem Sohn … äh und mit meiner Tochter. Ja, jetzt habe ich ja zwei Kinder.“

      Die anderen Männer lachten.

      „Sie sollen hier aufwachsen, und so schlecht sieht es ja hier auch nicht aus. Ich meine, die Handvoll Männer, die wir sind. Ich denke, dass ich nicht der Einzige bin, der weiß, wie Kinder gemacht werden und schon sind wir mehr, als eine Handvoll.

      Alle lachten und Steinar rief: „Hehe, Birta und ich, wir wissen auch, wie das geht. Wir haben doch schon unseren Arnor gemacht!“

      „Dann schaut mal meine Frau an, wie rund sie ist, dann wisst ihr, dass wir das auch können“, rief Leifur in die Lachsalve der Männer hinein.

      Alvitur hob lächelnd einen Arm und alle schwiegen augenblicklich. „So ungefähr stimmt die Richtung, in die wir denken sollten. Kinder sind nun mal unsere Zukunft und das Größte, was es im Leben gibt, aber damit sie auch später noch so leben können, wie wir es hier seit langen Zeiten konnten, müssen wir einiges verändern. Ich sage euch kurz, in welche Richtung ich sehr lange nachgedacht habe. Einige von euch hatten damals die vielen Bäumchen belächelt, die ich mitbrachte, nun seht selbst, was daraus geworden ist, und Alvitur deutete mit seinem Arm in Richtung des Apfelhaines. In diesem Herbst können wir die erste richtige Apfelernte einbringen und wir werden etwas daraus machen, das uns an der ganzen Küste, bis nach Haithabu bekannt machen wird.“

      Als die Männer ungläubig murmelten, rief Alvitur: „Fragt Leif, der wird euch bestätigen, welchen Nutzen ein guter Apfelwein bringen kann.“

      Alvitur machte eine kleine Pause und freute sich, wie sich die Gemüter der Männer bei dem Wort Apfelwein erhitzten und ein heftiges Geraune einsetzte.

      „He, ihr plappert alle durcheinander“, rief Leif, „aber ich denke, der Apfelwein ist etwas, womit man erfolgreich handeln könnte. Ich glaube, dass Alvitur den Wein gemeint hat.“

      Nun fiel ihm Ernir ins Wort. „Handeln ist wichtig, und ich kann das auch wirklich gut, aber schaut doch nur, was wir hier für Boote haben. Wenn wir kein richtiges, großes Boot haben, lohnt das Handeln kaum, oder wollen wir mit unseren kleinen, morschen Kähnen, als Flotte, die Küste entlang rudern, bis Haithabu?“

      Lachsalven, Worte und Ideen flogen hin und her und Alvitur sah, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Er war sich plötzlich sicher, dass er auf diese Männer zählen konnte. Sie stimmten letztendlich darüber ab, ein richtig großes Boot, eine Knorr12, für den Handel zu bauen und auch darüber dass die folgende Apfelernte zu Wein gemacht werden sollte. Leifur erhielt den Auftrag, für den Anfang zehn große Krüge zu töpfern und Egill wurde die Aufgabe übertragen, alles für den Bootbau zu organisieren.

      Als das Feuer fast heruntergebrannt war und nur noch einen milden, warmen Schein verbreitete, zeigte Alvitur auf einen Krug, der im Schatten der Eiche stand.

      „Männer, was meint ihr, was dieser Krug enthält?“

      „Met, oder Bier“, rief Sigudur, „ja, einen kräftigen Schluck saufen, das wäre jetzt gut!“

      Alvitur lachte. „Na du bist gut, du möchtest wohl gerne so viel trinken, dass du deine drei Schafe nachher doppelt siehst und dann glaubst, dass du sechs hast.“

      Sigudur schnaufte laut: „He, he, wir haben elf Schafe und nicht drei!“

      Alvitur fuhr lachend fort: „Zum Saufen, für alle, reicht wohl so ein Krug nicht, aber das können wir ändern, wenn ihr alle mitmacht. Das hier ist ein Rest, von dem köstlichen Wein, den ich von den Franken mitgebracht habe. Wenn jeder nur einen Schluck trinkt, werdet ihr eine Vorstellung davon haben, was köstlich ist und sehr bald wird er für uns alle reichen.“

      Dann entfernte Alvitur, den Wachsverschluss des Kruges und hielt ihn Steinar hin.

      „Aber nur einen Schluck, sonst reicht es nicht. Trinkt einen Schluck auf unsere Zukunft.“

      Als der Krug seine Runde gemacht hatte, schüttelte Alvitur ihn und lächelte. „Ihr habt wirklich sparsam getrunken“ – und er hielt den Männern den Krug erneut hin.

      „Ihr schaut alle wie ein Huhn, das der Blitz getroffen hat, schmeckt euch das nicht?“, fragte Leif. „He, da wo wir uns jahrelang herumgetrieben haben, waren die Leute alle wild auf dieses Gebräu.“

      Ernir schmatzte mir den Lippen und schlug seinen Bruder Feykir, auf die Schulter. „Köstlich, mindestens so gut, wie Met. Wir werden damit handeln, dafür werden wir sorgen, so wahr ich Ernir bin.“

      Mehr als ein Jahr großer Anstrengungen war vergangen und die Björkendaler hatten es geschafft, in gemeinsamer Arbeit eine richtige Knorr zu bauen. Als das fertige Boot bei einer kleinen Zeremonie zu Wasser gelassen wurde, jubelten alle und Alvitur konnte nicht genug Egills Kunst, als Bootsbauer loben. Ohne Egills Erfahrung hätten sie das niemals geschafft und Björkendal wäre weiterhin ein unbedeutendes, kleines Dörfchen, am nördlichen Rand der Welt, geblieben. Jetzt fieberten alle der ersten Fahrt entgegen und die sollte natürlich beginnen, wenn ihr neuer Schatz, der frische Wein in Leifurs Gärkrügen reift war. In der Zwischenzeit hätte Leifur auch genügend Transportkrüge hergestellt, so dass dem Handel nichts mehr im Wege stand. Die Auswahl der Leute, die mitfahren sollten, fiel schwer, aber nach einigen Tagen waren sie sich doch einig; Hervar, Ernir, Feykir und Leif, sollten mit Alvitur auf die erste Fahrt gehen.

      In den folgenden Tagen suchten fast alle Björkendaler fieberhaft die Dinge zusammen, die irgendwie für den Handeln geeignet schienen. Viel hatte Björkendal noch nicht zu bieten, außer ein paar Schafsfellen, Fellen von Ragnars Jagdbeute, Trockenfisch und ein paar besonders schöne Krügen von Leifurs neuer Töpferscheibe. Man beschloss, nach der diesjährigen Apfelernte zu fahren, denn dann waren die wichtigsten Arbeiten ihrer Gemeinschaft erledigt.

      Zwei Monde vor der Wintersonnenwende war es so weit und Alviturs Mannschaft stand bereit. Abende vorher beratschlagten sie im Langhaus, welche Orte sie anfahren wollten und sie einigten sich schließlich darauf, neben Haithabu auch auf Roskilde, Jelling und Uppokra13 anzufahren.

      „Wir dürfen uns aber keine falschen Hoffnungen machen“, meinte Alvitur, als er in die erwartungsvollen Gesichter seiner Mannschaft blickte. Glaubt nicht, dass wir von dieser Fahrt mit großen Reichtümern zurückkehren werden. Für uns ist nur Eines wichtig, wir müssen in möglichst vielen Orten etwas von unserem Wein anbieten. Wenn uns das gelingt, werden wir auf lange Sicht Handelspartner haben. Von unseren Bäumen werden wir in ein paar Jahren noch beträchtlich mehr Äpfel ernten können, so dass wir dann auch mit unserem Wein in größeren Mengen handeln könnten. Ihr werdet dann auch sehen, dass die Äpfel mehr sind als sie scheinen. Selbst unsere Frauen werden entdecken, dass man mit ihnen auch unsere Speisen bereichern kann. Ernir, ich denke, du solltest den Handel mit unserem Wein übernehmen, du bist ja inzwischen ein richtiger Liebhaber dieses Gebräus geworden.“

      Als sie am letzten

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