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komm, jetzt wirst du lernen, wie man Nägel schmiedet. Arnor bedient den Blasebalg, aber vorher geh mal zu Gunnar und hole dir rasch einen Lederschutz, damit du auch aussiehst, wie ein richtiger Schmied. Nimm ihm noch den Schaber mit, der dort liegt.“

      Als Falki wieder in der Schmiede zurück war, suchte Steinar in seinen Eisenvorräten einen ziemlich dünnen Stab aus und hielt ihn Falki hin. „So, mein Junge, daraus machen wir jetzt Nägel und wenn du nachher nach Hause geht’s, bist du in der Lage, alleine Nägel zu schmieden.“

      Falki guckte ungläubig, dann fragte er: „Wirklich?“ Und als Steinar nickte, hellte sich sein Gesicht voller Erwartung auf.

      Steinar griff das dünne Eisen und ging an die Esse.

      „Falki schau’ her, du musst dir merken, wie die Farbe des glühenden Eisens sein muss, damit du es gut schmieden kannst. Na ja, du bist fix im Kopf. Wenn du aufmerksam zuschaust, muss ich nicht so viel reden. Du wirst das schon verstehen.“

      Mit der Zange drehte Steinar den Stab in der Glut hin und her und Arnor bediente den Blasebalg.

      Dann schmiedete Steinar den Stab an einem Ende dünn und dünner, bis eine dünne Spitze entstanden war.

      „Falki, pass auf, ich muss jetzt diese Stück vom Rest des Stabes trennen. Hier auf diesem Keil schlage ich das glühende Ende durch.“

      Falki riss die Augen auf um sich ja nichts entgehen zu lassen. Obwohl er schon oft in der Schmiede gestanden und Steinar zugesehen hatte, schien ihm heute doch alles anders zu sein. Er wusste, jetzt wird richtig gelernt und kein Hammerschlag, keine Handbewegung Steinars entging seinen aufmerksamen Augen.

      „Schau mal Falki und hiermit verschaffen wir jetzt dem Nagel einen Kopf, damit es ein richtiger Nagel wird“ – und Steinar steckte den halbfertigen Nagel in ein Eisen mit einem Loch und schlug dann auf das stumpfe Ende ein, bis ein runder Nagelkopf entstanden war.

      Falki hatte das schon öfter gesehen, aber noch nie hatte er dabei Herzklopfen empfunden, so wie jetzt.

      Steinar zeigte ihm, mit einem zweiten Nagel, alles noch einmal und schaute ihn dann fragend an: „Na, willst du es jetzt versuchen?“

      Falki nickte, griff sich den dünnen Stab und ging zur Esse. Er war fürchterlich aufgeregt, aber als das Eisen in der Glut steckte und Arnor den Blasebalg bediente, überkam ihn plötzlich innere Ruhe. Falki sah nur noch den Stab und die Glut. Das Glühen des Eisens schien ihm jetzt wie Magie zu sein. Er wartete, bis er so durchgeglüht war, wie Steinar es ihm gezeigt hatte.

      Fast wie im Trance ging er zum Amboss und schmiedetet den Nagel. Ping, ping, ping, klang es in seinen Ohren. Falkis Arme taten auch gar nicht mehr weh, er wollte nur noch schmieden. Jetzt den Nagel abtrennen – ping, ping, ping und ab war er. Falki hielt ihn nun mit der Zange wieder in die Glut, nur ein Bisschen und dann schmiedete er den Nagelkopf. Ohne Unterbrechung formte Falki den Nagelkopf, bist Steinar brummte: „Es reicht!“

      Dann fügte er etwas leiser hinzu: „Falki, bist du taub? Ich hab dreimal gesagt, dass es genug ist. Du hämmerst ja wie ein Besessener. Aber zeig mal – hmm, der sieht gut aus. Ich sehe, du hast es begriffen und du kannst es. Mit einem Zisch hielt Steinar den Nagel in den Wassereimer.

      „Hier nimm ihn mit und mach Feierabend. Geh nah Hause und freue dich über dein erstes selbst geschmiedetes Stück.“

      Falki griff den Nagel und atmete tief durch. Als sein Herz plötzlich heftig loshämmerte, wurde ihm bewusst, dass das jetzt ein besonderer Moment war. Leise sagte nur: „Danke, Steinar“ – und verließ, ganz in sich versunken, den Nagel betrachtend, die Schmiede.

      Arnor schaute etwas verwundert auf Falki, der so andächtig, mit einem Nagel in der Hand, die Schmiede verließ und wollte etwas sagen, aber Steinar gab ihm ein Zeichen, zu schweigen.

      Er zeigte auf Falki und legte seinem Sohn den Finger auf dem Mund.

      Als Falki außer Sicht war, sagte er zu Arnor: „Du musst dich anstrengen um mit ihm mitzuhalten. Falki wird ein hervorragender Schmied werden. Ich glaube, Falki hat goldene Hände zum Schmieden.“

      Er legte Arnor die Hand auf die Schulter, zog ihn an sich und raunte ihm ins Ohr: „Aber du wirst mal hier der Schmied von Björkendal sein.“

       TROLLI

      Diesmal kam Birta als erste auf die Idee, die Frauen zum Sammeln von Pilzen und Beeren zusammenzurufen. Die Morgensonne hatte Björkendal erweckt und die ersten Leute zeigten sich zwischen den Hütten, da ging Birta von Hütte zu Hütte und fragte, wer mitkommen möchte.

      Da Birta mit der großen Hilda befreundet war, ging sie natürlich als erstes zu ihr und Hilda sagte auch sofort zu.

      Das freundliche, spätsommerliche Wetter war wie geschaffen für das Sammeln von Beeren und Pilzen und so hatten die beiden Freundinnen in kurzer Zeit, eine große Gruppe von Frauen und Mädchen gefunden, die mit in den Wald wollten.

      Fast alle hatte zwei Sammelkörbe bei sich. Kurze Zeit später fanden sich auch noch die Mädchen Stina und Lipurta bei der Gruppe ein, die vor Hildas Hütte wartete.

      Als Klein Hilda gefragt wurde, ob sie nicht auch mitkommen wollte, zog sie die Stirn kraus und maulte: „Ööö, nein, ich habe keine Lust auf Beerensuche, und mein Bein tut auch weh, weil ich grade wieder wachse.“

      Die Mutter strich ihr über den Kopf und sagte: „Na gut, dann wachse mal in Ruhe weiter und übe noch etwas stricken. Du kannst aber auch noch etwas Getreide für die Grütze mahlen. Vergiss nicht das Stricken, denn er Winter kommt bestimmt bald. Wir brauchen alle noch ein paar warme Strümpfe und du machst ja von uns allen die meisten Strümpfe kaputt. Stimmt’s, meine kleine Strumpfhilda.“

      Hilda schaute ihre Mutter strafend an. „Uuh, du sollst das nicht immer sagen. Ich heiße nicht Strumpfhilda.“ Aus dem Hintergrund kam wie zur Bestätigung von Hildas Ungemach Skyggis Rabenstimme: „Arr, arr.“ Dann flatterte er etwas und setzte sich, wie um ihr beizustehen, auf ihre Schulter.

      „Ich hab dich trotzdem lieb“, sagte die Mutter. „Dann bleib eben hier und lass dir von Skyggi beim stricken helfen, aber mache keine Dummheiten.“

      Als die Frauen abmarschbereit waren, klatschte Birta in die Hände und rief: „Kommt Mädels, lasst uns die Köstlichkeiten des Waldas einsammeln! Ich denke, dass es ein wunderschöner Tag wird und wir alle volle Körbe nach Hause bringen werden.“

      In der Luft lag noch sommerliche Wärme, obwohl es in der letzten Zeit öfter geregnet hatte, aber dadurch wuchsen jetzt, die herrlichsten Pilze und Beeren in den Wäldern.

      Für die meisten der Frauen war es eine willkommene Abwechslung zur Feld- und Hausarbeit. Im Wald konnten sie nach Herzenslust schwatzen, singen und lachen. Außerdem gab es dann in den nächsten Tagen leckeres Essen.

      Kaum war das Stimmengewirr vor der Hütte verstummt, da nahm sich Hilda wirklich ihr Strickzeug vor und begann, an dem Strumpf weiterzustricken, den sie schon vor Tagen angefangen hatte. „Vielleicht kriege ich diese doofen Dinger ja doch einmal fertig“, murmelte sie vor sich hin und begann mit verbissenem Gesicht ihre Strickarbeit zu vollenden.

      Skyggi war gelangweilt auf den Tisch gehopst und suchte dort nach Speiseresten. Als er nichts fand setzte er sich an den Tischrand, hielt den Kopf schief und äugte neugierig nach Hildas Händen.

      Nach einer ganzen Weile anstrengender Strickerei, stöhnte Hilda auf: „Puh, ist das langweilig.“ Sie mühte sich noch einige Zeit mit wachsender Unlust, Masche für Masche am Strumpf zu stricken, aber dann packte sie das Strickzeug zur Seite und überlegte, was sie mit dem Tag anfangen könnte.

      Als ob Skyggi darauf gewartet hätte, packte er blitzschnell die Stricknadeln mit dem Schnabel und flatterte damit auf dem Tisch hin und her.

      „Skyggi, oooh nein! Du alte, doofe Krähe, lass los!“, schimpfte Hilda und griff nach ihrem angefangenen Strumpf, der grade dabei war, durch Skyggis Mithilfe, wieder zu einem welligen Wollfaden zu werden.

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