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einmal um und winkte ihm. Der Troll hob auch leicht einen Arm und brummte noch einmal: „Ida.“

      „Nun aber rasch nach Hause“, dachte sie und lief mit schnellen Schritten los. Als sie sich noch einmal umdrehte, war der Platz vor dem Gebüsch leer, Trolli war weg.

      Hier kannte sich Hilda wieder gut aus und nahm den direkten Weg nach Björkendal. Zwischendurch rannte sie, sprang über große Steine und helle Freude war in ihr. Sie hatte zwar ihre gesamte Ausbeute an Beeren und Pilzen verloren, aber sie hatte dafür einen ganz besonderen und geheimnisvollen Freund gefunden.

      Sie konnte es selbst kaum glauben, was ihr da geschehen war. Sie hatte etwas sehr merkwürdiges erlebt, einen richtigen Troll, etwas das die Leute im Dorf nur aus den alten Geschichten kannten.

      Als sie ein Stück des Weges zurückgelegt hatte, hörte sie plötzlich entfernte Rufe durch den Wald schallen.

      „Hildaaaa“, klang es aus mehreren Kehlen. Am deutlichsten hörte sie Falkis Stimme heraus und ihre gute Laune sank schlagartig. Sie freute sich zwar auf ihre Leute, aber sie hatte auch ein schlechtes Gewissen.

      Dann hörte sie es gleich von mehreren Seiten, das Knacken von Zweigen kam immer näher und Hilda schrie aus voller Lunge: „Hier bin ich. Ich lebe, mir geht es gut.“

      Einen kurzen Augenblick war Stille, dann brachen Zweige, gefolgt von einem Preschen durch das Unterholz und wenig später stand Falki stand vor ihr.

      „Hilda, Schwesterchen.“ Er umarmte sie stürmisch und drückte sie ganz fest, dann waren auch schon die anderen heran, Alfger, Lipurta, Birta, Bjarki und sogar Sölvi.

      Außer Lipurta atmeten alle heftig. Sie war es auch die als Erste Worte fand und sagte: „Geht mal in aller Ruhe nach Hause, ich sag’ den anderen im Dorf Bescheid, dass wir Hilda gefunden haben“ – und schon rannte sie los, leichtfüßig wie ein Wolf.

      Dann sah sie Alfgers besorgtes Gesicht. „Seit gestern Abend suchen wir dich, und wir haben sogar mir Fackeln gesucht, aber man konnte trotzdem nichts sehen. Die Nacht war zu dunkel und wir haben dann heute Morgen erst richtig angefangen, in zwei Gruppen, nach dir zu suchen.“

      Birta nahm Hilda in den Arm und drückte sie liebevoll und sichtlich erleichtert. „Deine Mutter wird froh sein, dass wir dich gefunden haben. Sie ist in der anderen Gruppe. Obwohl sie weiß, dass du dich hier gut auskennst und dir immer zu helfen weißt, hat sie sich doch fürchterliche Sorgen gemacht. Na ja, nun wird ja alles wieder gut.“

      Falki sah Hildas leere Körbe und sagte grinsend: „Aber sehr erfolgreich war dein Beerensammeln wohl nicht; sind ja leer deine Körbe. Hast wohl auf einer Wiese gelegen und nur vom großen Krieger Alfger geträumt?“

      „Nein“, sagte Hilda und ihre Augen wanderten automatisch zu Alfger, der sich im Hintergrund hielt, „meine Körbe war gestern Abend…“

      Dann brach sie erschrocken ab. Randvoll, wollte sie sagen, aber dann hätte sie vielleicht erklären müssen, wo ihre Beeren und Pilze geblieben waren. Das wollte sie jetzt doch lieber nicht, denn ihre Geschichte von einem Troll würde ihr doch keiner glauben, also musste sie jetzt schweigen.

      Alle um sie herum schnatterten durcheinander: „Was ist dir denn passiert? Bist du verletzt? Bist du die ganze Nacht umhergeirrt?“ Und so weiter.

      Hilda wusste gar nicht mehr, was sie sagen sollte und ihre gute Laune verflog ziemlich rasch, mit jedem Schritt mehr und mehr. Ihre Gedanken waren wieder bei Trolli und bei den Geschichten, die Alvitur über Trolle erzählt hatte. Was sie erlebt hatte, das war doch so anders und sie war sich nun ganz sicher, dass sie ihr Erlebnis mit dem Troll für sich behalten musste.

      „Hm, aber meinen Freunden möchte ich das schon gerne erzählen“, ging es ihr durch den Kopf. „Nur Falki und Alfger werde ich alles erzählen, aber die müssen vorher schwören, dass sie es für sich behalten würden.“ Hilda lächelte in sich hinein und wurde langsam wieder zuversichtlicher.

      Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu dem Erlebten zurück, zurück zu Trolli und sie merkte erst nach einiger Zeit, dass Alfger und Falki neben ihr gingen, als Alfger ständig versuchte, ihr den Arm um die Schulter zu legen.

      Das Schnattern der anderen Mädchen und Frauen drang kaum noch an ihr Ohr, so sehr war sie mit ihren Gedanken noch bei dem Erlebnis dieser Nacht.

      Ganz unvermittelt sagte sie zu den beiden Jungen an ihrer Seite: „Wenn sich die Aufregung gelegt hat, nachher, nach dem Essen, dann muss ich euch ein Geheimnis erzählen. Ihr müsst mir aber schwören, dass ihr niemandem ein Wort verratet.“

      Falki nickte mit einem etwas ungläubigen Blick, aber sie wusste, dass er dichthalten würde. Alfger blieb stehen, hielt sie am Arm und hob die rechte Hand: „Bei Odin und meiner Mutter, ich schwöre, dass niemand ein Wort von mir erfährt.“ Dann schmatzte er ihr, ganz schnell, noch bevor sie reagieren konnte, einen Kuss auf die Wange.

      Einige Zeit später, nachdem sich die Aufregung im Dorf über Hildas Verschwinden gelegt hatte und nachdem alle Dorfbewohner ihr erstes Essen hinter sich hatten, gab Hilda ihrem Brunder ein Zeichen.

      Sie liefen mit verschwörerischer Mine zu Alfgers Hütte und wollten grade an die Tür klopfen, da guckte Alfger um die Ecke. Er hatte auf sie gewartet.

      „Da seid ihr ja endlich. Kommt, ich weiß, wo wir ungestört sind.“

      Alfger führte sie zum Fjord. Auf dem Strand lag ein kleines Fischerboot, umgekippt, weil es auf seine Reparatur wartete.

      „Los, kriecht hier runter. Hier sind wir ungestört“ – und Alfger griff Hildas Hand und zog sie mit sich, unter das Boot.

      Als sie zu dritt unter dem Boot saßen und Alfger ungeduldig drängte, dass Hilda endlich erzählen sollte, näherten sich Schritte, die immer näher kamen und schließlich genau vor ihrem Versteck Halt machten.

      „Von wegen Geheimnis“, sagte Falki resigniert, da bückte sich auch schon die Gestalt und Sölvis Stimme fragte: „Wollte ihr wirklich ohne mich über diese Nacht reden? Ich hab doch schon auf dem Nachhauseweg mitbekommen, dass es da ein großen Geheimnis gibt.“

      „Gut Sölvi, dann bleib hier, aber schwöre vorher, dass du niemandem etwas von dem sagst, was ich euch jetzt erzähle.“

      Sölvi schaute Hilda an, hob die Hand und sagte etwas stockend: „Ich schwöre, bei Odin und allem, was ich liebe, dass mein Mund stumm bleiben wird.“ Dabei sah er Hilda tief in die Augen.

      Hilda schlug die Augen nieder. „Ich weiß, dass ich dir trauen kann.“

      Sie holte tief Luft und begann: „Falki und Alfger hatten mit mir zusammen einen Troll gesehen. Das war damals, als wir wegen des Rabenei’s unterwegs waren. Es war ein junger Troll und er war nur auf unser Essen scharf. Ich gab ihm von unserem Brei und schwupp war damit verschwunden.“

      Sölvi guckte Alfger und Falki, mit großen Augen, fragend an. Als er sah, dass die beiden nickten, schluckte er nur und sagt: „Uii, ich verstehe. Red’ weiter.“

      „Ich hatte gestern in der Nähe der drei Felsen nach Pilzen und Beeren gesucht und mir gedacht, dass ich die anderen Frauen dort irgendwo treffen würde. Von dort bin ich dann weiter, nach Norden gegangen und in dieser kleinen Schlucht gelandet. Da wuchsen so viele Pilze, dass man sich die schönsten aussuchen konnte. Als ich einen besonders schönen Pilz greifen wollte, fiel ich in ein tiefes Loch.

      Ihr könnt mir glauben, es tat fürchterlich weh und dann fing es auch noch an zu regnen und ich kam nicht mehr aus Grube heraus.“

      Die drei Jungen hingen voller Spannung an Hildas Mund und Alfger berührte sanft ihre Schulter.

      „Alvitur hatte mal von den Bergen erzählt und dabei das Wort Zwergenlöcher erwähnt“, flüsterte Sölvi dazwischen und machte dabei ein geheimnisvolles Gesicht.

      „Und weiter?“, fragte Falki.

      „Nach einer ganzen Weile, es war schon nachts, war dann der Troll plötzlich oben am Rand des Loches. Er schaute mich an und ich spürte tief in mir, dass er nur helfen

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