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lernen und übernehmen Verhalten ganz subtil. Dem kann sich niemand entziehen. Vor allem die Stars, mit denen wir uns identifizieren, üben auf unser Unterbewusstsein einen großen Einfluss aus. Und 60% der Hauptdarsteller in US-Filmen rauchen. Heute mehr als in den 50er Jahren. Und wie stark wirken Filme mit Rauchern auf Jugendliche? 3.500 Jugendliche wurden in einer Studie befragt und die Ergebnisse sind interessant: Es zeigte sich, dass bis dahin nicht-rauchende Jugendliche, die die meisten Rauchszenen aus 50 populären Filmen kannten, in denen stark geraucht wird, 3mal so häufig selber angefangen haben zu rauchen. [10] In anderen Befragungen zeigte sich: Wenn der Lieblings-Star in der TV-Serie rauchte, dass dann die Jugendlichen häufiger anfangen selber zu rauchen als wenn der Lieblings-Star ein Nichtraucher ist. In einer deutschen Studie wurden 5.585 Kinder und Jugendliche nach ihrem Rauchverhalten und ihrer Kenntnis über 400 Hollywoodfilme befragt. In drei Viertel dieser Filme wurde geraucht. Die Kinder, die die meisten der Filme gesehen hatten, hatten doppelt so häufig das Rauchen probiert oder rauchten bereits doppelt so häufig, wie die Kinder, die die wenigsten der Filme gesehen hatten.[11]

      Studien hin oder her. Wenn man drei Takte darüber nachdenkt, ist es doch klar: Woran orientieren wir uns als Teenager und wen bewundern wir? TV-Serien-Figuren fühlen sich doch fast an wie Familie. Filmstars sind großartige Rollenvorbilder. Wo lernen wir am besten, dass man raucht, wenn man cool sein will, wenn man nachdenkt, einen schwierigen Kriminalfall löst, wenn es Beziehungsprobleme oder Stress gibt, wenn man jemand anmacht oder im Bett danach? Selbst einem zum Tode Verurteilten wird im Film noch eine letzte Zigarette gegönnt. Das geht nicht ohne Wirkung an uns vorüber. Eine Vielzahl von Rauchsituationen werden erst durch das Fernsehen gelernt oder sind über Filme überhaupt erst für einen Jugendlichen als Situation zugänglich. Auch als Erwachsene bestätigen uns diese rauchenden Stars immer wieder. Niemand kann sich dem Einfluss von Hollywood entziehen. Es ist eine ständige Gehirnwäsche, die uns Rauchsituationen mit unseren Stars vorführt. Machen Sie sich den „Spaß“ und achten Sie die nächsten Tage einmal gezielt darauf, in wie vielen Filmen geraucht wird und in welchen Situationen. Das erhöht zwar vorübergehend Ihre Rauchlust, aber es ist interessant, darauf einmal zu achten.

       Haben Sie sich bewusst für das Rauchen entschieden?

      Wahrscheinlich kaum. Sozialer Gruppendruck, Milliarden, die in Zigarettenwerbung/Sponsoring gesteckt wurden und vor allem eine überwältigende verrauchte Filmwelt hat Ihnen das Rauchverhalten tausende Male vorgeführt. Die jungen Raucher – wir – sind nicht dumm gewesen, sondern waren wache, neugierige Jugendliche. Deshalb haben wir es ausprobiert. Und es ist keine Gewohnheit geblieben. Schon sehr schnell haben wir „gerne“ geraucht. Und dann ging alles ganz von selbst. Es gehört zum Selbstverständnis jedes überzeugten Rauchers, dass er schon immer rauchen wollte. Es ist aber eine ganz zentrale Einsicht, dass die meisten sich nicht wirklich für das Rauchen entschieden haben, sondern mit gezielter Gehirnwäsche aus Hollywood und Werbung in eine Falle gelockt wurden. Die Nikotinfalle, die dann schnell zugeschnappt ist.

       Fazit

       Zigarettenwerbung zielt ausschließlich darauf ab, Kinder und Jugendliche zum Ausprobieren zu bringen.

       Rauchende Hollywood-Stars geben zusätzlich starke Impulse und liefern auch für jeden abhängigen Raucher immer wieder starke Identifikationsfiguren.

       Die schnell einsetzende Sucht lässt uns nach schon kurz nach dem Ausprobieren weiterrauchen, weil wir in der Nikotinfalle festsitzen.

       3. Die Nikotin-Dealer - So werden sie süchtig gemacht

      Ohne Nikotin würde sich niemand Rauch in die Lunge ziehen. Zigaretten sind die effizienteste Nikotin-Darreichungsform. Strategisches Ziel der Nikotin-Industrie war es daher, Aufnahme und Schnelligkeit, wie Nikotin ins Gehirn kommt, zu verbessern. Je schneller und massiver Nikotin dort anflutet, desto schneller wird – vor allem das junge Gehirn – abhängig. Nikotin ist ein einzigartiges Kundenbindungsprogramm für maximale Gewinne.

      Bis 1995 hatte man keinen Zugang zu den internen Forschungsarbeiten der Nikotin-Industrie. Erst nach dem Urteil im Prozess des Staates Minnesota gegen die Tabakindustrie mussten Millionen interner Dokumente ins Internet gestellt werden. Diese zeigen:

       wie die Nikotin-Industrie gezielt die suchtfördernden Eigenschaften des Tabaks weiterentwickelte;

       wie gegen besseres Wissen in der Öffentlichkeit abgestritten wurde, dass Nikotin süchtig macht;

       wie Angaben zum Schadstoff- und Nikotingehalt bewusst manipuliert wurden;

       wie durch gesponserte Auftragsforschung versucht wurde, die Ergebnisse aus unabhängiger Forschung zu untergraben;

       wie gezielt Kindern als Langfrist-Zielgruppe mit Aromaverbesserungen und Bronchien beruhigenden Zusatzstoffen der Einstieg in die Sucht erleichtert wurde;

       wie Politiker, Journalisten und Wissenschaftler mit Beraterverträgen routinemäßig geschmiert wurden.

      Die Nikotin-Industrie wurde zur Zahlung von 207 Milliarden (nicht Millionen!) US-Dollar verurteilt, da sie wissentlich und planmäßig die Gesundheit von Millionen von Amerikanern schädigte. Das ist ein winziger Betrag, gemessen an den Umsätzen der Nikotin-Dealer.

       Sucht als Geschäftsziel

      R.J. Reynolds Tobacco Company hielt intern fest: „Wir sind im Nikotin-Geschäft tätig …und es ist im Langzeitinteresse von RJR, dass wir fähig sind, jedes Pfund Nikotin, das wir einkaufen, optimal kontrollieren und effektiv einsetzen können. Die effektive Kontrolle des Nikotins in unseren Produkten wird sich in einem erheblichen Produkterfolg umsetzen.“[12]

      Hier geht es nicht um Tabakgenuss, sondern um das Vermarkten von Sucht durch optimal verfügbares Nikotin.

      Sucht lässt die Kassen klingeln: Warum ist in den 70er Jahren die Marke Marlboro umsatzmäßig an der Marke Winston vorbeigezogen und zur erfolgreichsten Zigarettenmarke in den USA aufgestiegen? Der Grund war die Ammoniumtechnologie, wodurch Raucher schneller und stärker süchtig gemacht wurden. Durch Zugabe von Ammonium wird Nikotin besser aufgenommen und flutet schneller im Gehirn an. Auch dies geht aus den internen Dokumenten der Nikotin-Industrie hervor.[13]

       Wie man Menschen schneller nikotinsüchtig macht

      In den 60er bis 80er Jahren wurde das Suchtpotenzial von Zigaretten erhöht. Das Ziel:

      1. Nikotin sollte vermehrt und schneller aufgenommen werden.

      2. Tieferes Inhalieren für eine größere Nikotinaufnahme sollte mit weniger Reizung möglich sein. So kann man mehr junge Kunden gewinnen.

      Ammonium Hiermit kann man den pH-Wert des Tabaks ändern. Je basischer, desto besser wird das Nikotin freigesetzt. Nikotin kommt schneller an die Andockstellen im Gehirn und vermittelt so einen besseren Kick. Der schnelle Kick ist der Kern der meisten Drogen und stark suchtfördernd. Interne Forschungsdokumente bestätigen, dass dies der Nikotin-Industrie seit 1962 bekannt war. Der Nikotin-Kick ist der Grund, warum eine Marke besser als eine andere „schmeckt“. Alle Nikotin-Dealer setzen heute die Ammoniumtechnologie ein.

      Übrigens: Von Nikotinpflastern wird man nicht abhängig, da das Nikotin viel langsamer im Gehirn ankommt. So fehlt der abhängig machende Drogenkick.

      Da Behörden und Öffentlichkeit nikotinärmere Zigaretten forderten, erfand die Industrie sogenannte Light-Zigaretten mit „angeblich“ niedrigerem Nikotingehalt. Durch das Ammonium wurde aber tatsächlich wesentlich mehr Nikotin freigesetzt. Ein Trick, der erst Jahrzehnte später erkannt wurde. Die Nikotin-Dealer deklarierten Ammonium zur Genehmigung bei den Behörden als „geschmacksverbessernden“ Zusatz.

      Spezielle

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