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Ich werde für Sie dieses Rauch-Puzzle Stück für Stück entnebeln und auseinandernehmen. Viele kleine Details spielen eine Rolle, warum Sie immer weiterrauchen. Und diese Puzzlesteine lohnen genauer betrachtet zu werden. Dann fügt alles sich auf einmal zu einem ganz neuen Gesamtbild zusammen. Sie wollten eigentlich nur ein paar Tipps und ein schnelles Rezept zum Aufhören? Dann hören Sie vielleicht schnell auf, aber schon sehr bald wird Sie eines der gewohnten Denkmuster wieder einholen. Schneller als Sie es wahrhaben wollen, ist dann wieder eine brennende Zigarette in Ihrer Hand. Ich weiß, wovon ich rede! Vertrauen Sie mir: Erst verstehen, dann handeln.

      „Wenn Du Dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten.“ Sunzi, Die Kunst des Krieges

       YouTube links auf der Homepage

      Spannende YouTube links finden Sie auf der Seite www.nichtraucherin30Tagen.de Wir haben frei verfügbare Internet-Inhalte für Sie passend zu den Kapiteln zusammengestellt. Bilder sagen mehr als tausend Worte! Die Dokumentationen und kurzen Spots vertiefen Ihr Wissen und helfen beim Aufhören.

      Teil 1

       Rauchen Sie „gerne“?

       1. Vom „gerne“ zum „gerne müssen“

       Wie sehr genießen Sie das Rauchen?

      Ein langer, stressiger Tag ist vorüber und Sie wollen es sich gut gehen lassen. Eine Zigarette…klick….Was gibt es Schöneres? Sie ziehen den Rauch wohlig ein. Eine kleine Rauchwolke zieht friedlich gen Himmel. Und die Welt tickt einen Moment langsamer und angenehmer. Wir rauchen zur Entspannung. Wenn es Stress gibt. Für eine Auszeit. Nach dem Essen. Zum Genuss….Es gibt viele angenehme Anlässe. Dann sollten Sie doch nichts dagegen haben, wenn auch Ihre Kinder etwas Genuss im Leben haben. Also nach einem anstrengenden Schultag erst mal den Stress wegrauchen und sich besser fühlen. Oder wenn die erste Freundin vom Kumpel ausgespannt wurde. Da muss man doch erst mal eine rauchen, um das miese Gefühl besser zu verkraften. Die Kindheit ist schon hart genug. Aber ohne Zigaretten lässt sich der ganze Stress und die Achterbahnfahrt der Gefühle doch wirklich nur schwer ertragen. Allein schon dieses ewige Warten auf den Bus, um zur Schule zu kommen, oder die nervige Mutter, die einen pünktlich abholen sollte. Mit Rauchen wäre das viel besser zu ertragen. Und wozu bekommt man schon sein Taschengeld? Doch wohl, damit man sich etwas gönnt.

      Hier bekommt der Film vom „Ich rauche gerne“ meist einen Riss. Nachdem viele Raucher mir alle möglichen Vorteile des Rauchens aufgezählt haben, zucken sie zusammen bei der Frage, ob sie die Kinder der Nachbarin auch schon zum Rauchen animiert haben…. Warum erzählt man als Raucher überhaupt ständig, weshalb man so gerne raucht? Ich gehöre zu den Menschen, die so gut wie nie das Gefühl haben, sich für die eigene Lebensweise rechtfertigen zu müssen. Und hab’s, was das Rauchen angeht, trotzdem ständig getan. Mit der Zeit wurde mir aber immer klarer, dass ich wahrscheinlich die Vorteile des Rauchens eher für mich selbst aufzählte, wie um mir selbst immer wieder zu beweisen, dass es Ok ist.

      Das Rauchen ist wirklich eine verzwickte „Gewohnheit“. Wenn wir nicht rauchen, wollen wir es unbedingt. Und wenn wir dann rauchen, würden wir es lieber nicht tun müssen, glauben aber, es zu genießen. Und obwohl wir es genießen, wollen wir es trotzdem niemandem weiterempfehlen und lieber selbst irgendwann aufhören.

       Ihre erste Zigarette

      Können Sie sich noch an Ihre erste Zigarette erinnern? Haben Sie sie mit einem Freund zusammen geraucht oder gehörten Sie zu denen, die sich ihre erste Zigarette besorgt haben, um alleine damit zu experimentieren, damit Sie danach gleich als cooler, routinierter Raucher auftreten konnten? Haben Sie sich auch zu Beginn die Lunge aus dem Leib gehustet? Dieser trockene, beißende Qualm: eklig! Es wird einem mulmig, übel und schwindelig, man japst nach Luft, die Bronchien ziehen sich zusammen und man will den Rauch so schnell wie möglich wieder raushusten. Eine natürliche Reaktion. Rauch bedeutet immer Gefahr. Unser Instinkt ist seit Millionen Jahren darauf vorprogrammiert.

      Heute husten unsere Kinder etwas weniger als wir vor 20 Jahren. Wieso? Die Zigarettenindustrie hat eine Vielzahl von Stoffen in den Tabak gemischt, welche die Bronchien erweitern und beruhigen, die Luftröhre leicht betäuben und den Rauch frischer schmecken lassen. Kinder und Jugendliche sind schließlich die wichtigste Zielgruppe der Zigarettenindustrie. Nur 5% fangen nach dem Alter von 21 Jahren überhaupt noch an zu rauchen. Und wenn, werden diese häufig leichte und soziale Raucher. Das heißt für die Industrie: Man muss die Zielgruppe möglichst früh gewinnen. Junge Menschen lassen sich nicht nur am besten beeinflussen, sondern junge Gehirne sind leichter zu prägen und werden wesentlich schneller abhängig vom Nikotin. Schon nach wenigen Zigaretten lassen sich die ersten Veränderungen im Gehirn durch das Nikotin feststellen. Und für mehr Umsatz und Gewinne braucht die Industrie viel, sehr viel Rauchernachwuchs, denn versetzen Sie sich mal in die Lage der Zigarettenindustrie: Die besten Kunden sterben zu früh weg und die anderen hören wegen anderer dummer Gründe auf zu rauchen.

       Endlich gehören wir dazu

      Zurück zu Ihrer ersten Zigarette. Jeder Jugendliche möchte zu der Welt der Erwachsenen dazu gehören, zu der Clique, zu den Coolen, die viel besser drauf sind als die pickligen, Zahnspange tragenden Mitschüler. Und dann diese peinlichen Momente in der Disco… mit der Zigarette hatten wir endlich etwas Cooles in der Hand, an dem wir uns festhalten konnten. Wenn das zweite teure Getränk leer war. Wenn die Theke brechend voll besetzt war und man den Ellenbogen nicht lässig anlehnen konnte. Wenn man sich beobachtet fühlte. Auch wenn uns ein süßes Mädchen die Sprache verschlug. Bevor man Unsinn stammelte, konnte man eine Zigarette anbieten und die Situation war gerettet. Cool war das.

      Erinnern Sie sich auch an die ersten Züge? Erst mussten wir fleißig üben, um den stechenden Rauch tief inhalieren zu können und ohne Husten wieder aus der Lunge strömen zu lassen. Das elegante Hantieren mit Zigarette und Feuerzeug musste geprobt werden. Auch das geniale Rauchausblasen aus dem Mundwinkel oder in eine andere Richtung, ohne das Gegenüber aus den Augen zu verlieren. Endlich gehörten wir dazu und waren also Raucher! In Filmen und Soap Operas hatten wir es ja auch schon lange gesehen. In 70% aller US-Filme wird geraucht. Unsere Filmidole rauchten beim Kennenlernen, bei schwierigen Aufgaben zur Konzentration, nach dem Sex zur Entspannung, in der Bar und bei allen möglichen anderen Anlässen. Was also sollte wohl so Schlechtes daran sein, wenn diese Identifikationsfiguren uns immer wieder vorführten, wie normal es ist zu rauchen.

       Der Fluch des Normalen

      Das Geheimnis der Zigarette als Droge ist, dass sie am Anfang absolut nicht schmeckt. Niemand kann sich vorstellen, von dem ekligen Rauch abhängig zu werden. Auch das ganze Handling der Zigarette nervt. Als Anfänger hält man sie noch weit genug von sich weg, damit einem der Rauch nicht in die Nase zieht. Man verrichtet seine „Pflichtzüge“, vielleicht 5-6 mal nötigt man sich den eklig schmeckenden Rauch auf. Genuss ist etwas anderes. Aber man will ja dazugehören, am Anfang. Man lässt die Zigarette zur Not unauffällig vor sich hin kokeln und sieht voll cool aus. Von der Lust zu rauchen, davon ist keine Rede bei den allerersten Zigaretten im Raucherleben.

      Kaum einer fühlt sich bei seinen ersten Zigaretten irgendwie besser. Angeregter, high, beschwingter. Null. Vielleicht ein kleiner Kick im Kopf. Vergleicht man dagegen die Wirkung anderer Drogen: Von Alkohol wird man enthemmt, lustig, kontaktfreudiger. Die billige Partydroge Ecstasy führt zur Ausschüttung des Glücksbotenstoffs Serotonin und macht glücklich, heiter, zufrieden, bringt die Leute einander näher, verwischt

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