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verloren gegangener Glied(un)maßen, Extremitäten und Augen. Aber wieso hat der Ungeschicketanz nicht Blinde zum Sehen, Lahme zum Gehen, Sprachlose zum Gestehen, Begriffsstutzige zum Verstehen gebracht, wenn er nicht der Leibhaftige war? Wieso hat er nicht mal sich oder wenigstens seine Frau geschönt, dieser Unlustmolch? Wieso hat er sich neben der eigenen Unschönheit später auch noch die einer Erdmute ungefallen(d)e Engel zugeunmutet? Das versteht man(n) am allerwenigsten. Warum hat er aus seiner (Ohn)Macht nicht mehr gemacht? Warum hat er seine Unfähigkeiten nicht in den Dienst der Menschheit entstellt? Kann man wie Hiob Gott oder ungar den Teufel der unterlassenen Hilfeleistung an einem Menschen oder Unmenschen anklagen, (der man vielunleicht ungelegentlich auch noch selbst ist)? Sollte man nicht wie dessen Freunde vielmehr Hiob an seine unterlassene Selbsthilfeleistung erinnern? Und so (k)einem sollen wir ein Denkmal entsetzen? Wir verlassen úns doch nicht die ungute Butter vom Verkommissbrot unbenehmen! Der Ungeschicketanz könne nur Ungeschicksale lenken, und nur gegen die Wand oder in den Straßengraben. Diesen Uncharismatiker und Nasenpopulist könne man nicht vergöttern, (ab)sondern höchstens erniedrigend verunehren. Der (un)verdient allenunfalls ein Mahnmal, das davor warnt, sein ampu(ver)tiertes Leben wegzuwerfen. Ein Narrentorso, von einem selbstverhauenden Bildhauer angeunfertigt, mit weggeworfenen Gliedmaßen und der mahnenden Unterschrift „Carpe diem“. Ein Kugelstoßer, der den eigenen Kopf verstößt, das passt so perfekt wie die eigene Faust auf’s eigene Auge! Allein schon Verunzierfische ist eine so (un)schöne Wort(er)sch(r)öpfung für den gemeinen Unwort-Sprachverbrauch!, lacht der befremdende Fremde. Oder ein Von-sich-selbst-nicht-Ablass-Handel, Selbstbe/entfremdung, Selbstbetrug, Selbstverscheißerung, Wachkomik. Verstoßung selbstenteigener Extremitäten durch Autotomie, in eine zweifelhafte, zweifel- weil hirnlose Autonomie. UnFähigkeiten-Aus- und Abwurf. Das sei überhaupt nicht „menschenfeindlich“ beziehungsloser weise misanthropisch, habe der Flegel Ungeschicketanz seine in einem Hausaufsatz (einem noch erhaltenen Dokument frühunreifer ungeistiger selbstbefleckender Ergüsse, das der Lehrer als „Aussatz“ verunglimpft hatte) seine niedergeschriebenen Fiesionen verteidigt. Das (un)würde die biounlogische Forschung drontig be(un)flügeln. Skrupel seien unnötige Hindernisse beim Machen des Machbaren. Blutdoping wäre Dilettantismus im Vergleich zu seinen „Anwendungen“. Aber darauf verkommen wir(r) später. Man(n) kann jeden(un)falls nur warnen vor der Biograviecherei, sich mit dem Ableben eines solchen Unmenschen zu befassen, um einen Nachruf zu verfassen, und sei es auch nur ein übler, verübelnster. Selbst(un)Verständnis ist ohne ein Mindestmaß an Identifikation nicht zu erlangen. (Sich un)Verstehen verübelwollen aber ist in diesem (Un)Fall ein Balanceakt am Rande des Wahnsinns. Die ungeistige Welt des Ungeschicketanz war eine Scheibe, eine zweidimensionale Platitüde, auf deren Rand sich zu entsetzen und die Beine ins Nichts baumeln zu lassen die fehlenden Nerven überfordert. Das Überleben sei ein Unlustwandel in der Unnatur, war einer seiner Leid/tsprüche. Wer vom Rande seines scheibenförmigen Weltbildes fällt, der hat sie, die Scheibe. Der hat sie verinnerlicht. Der Biograph wird sich verrücken müssen, (Un)Geisteskernspaltung betreiben. Lasst ihn (un)ruhen, den Unterleibhaftigen und die sich wie Würgfeigen um seine Unperson rankenden Versagas und Lügenden!

      Aber diese Legenden vom ewigen Versager, das sei doch ein groß(un)artiger Schatz, ein bemerkens(un)wertes Unkulturgut und durchaus nicht unerbaulich, hat der Fremde gesagt. Das sei ein einzigunartiges Ma(r)terial für eine Ungeisterbahn mit den zahllosen Stationen seines Scheiterns! Da müsste jemand nach dem Vorbild der Brüder Grimm das tun, was die in Wirklichkeit unterlassen haben, nämlich zu den Leuten gehen und diese Lügenden sammeln. Er spürte damit als Frucht der Entgeisterung erste Begeisterung entfacht zu haben, nachdem er (unver)schon befürchtet hatte, unverrichteter Undinge wieder abziehen zu müßigen. Die Lunte brennt wieder, der Blindgänger kann noch krepieren. Die Früchte des Misserfolgszorns unreifen. Die Grundlüge für einen Degenerationswechsel, die Zuwideraufunverstehung des UnterLeibhaftigen ist (unver)schon geluegt. Nun ist alles un.

      Aber verkommen wir zur Verrückverblende der Mori(un)tat.

      Unkunstgewerbliche verwerfliche Unzuchten eines Experimentäters.

      An dieser Entstelle das Ergebnis eines Besuches des Nachforschungen über den UnSchöne anstellenden Fremden beim pensionierten Untierhändler Hölzel und des biograviehisch erst mühsam in diesen hinein und dann unvermittels Verwunschdenkens um so beschwerlicher wieder aus ihm herausgefragten Unsachverhaltes. Vervolksweisheit: „Es hat jeder sein Pensum zu ertragen.“ Bitte entsetzen Sie sich, hat der Hölzel zum Befrager gesagt. Entschuldigung, immer wenn ich an diesen Schöne denken muss, verfalle ich zwanghaft in seinen blasphemischen Jargon. Das ist ganz unnatürlich, aber wer mit Schmutz umgeht wird davon unweigerlich schmutzig. Daher bereitet mir die Erinnerung großes Unbehagen.

      Sie haben also mit „Untieren“ gehandelt?

      Nun ja, ich habe bemerkt, dass viele Leute ein Faible für die Hässlichkeit haben, vielleicht um damit von der eigenen Hässlichkeit abzulenken, und dass sich sogenannte Qualzuchten - was für ein gehässiges Unwort! - einiger Haustiere wie Hunde, Katzen, Fische, Vögel recht gut verkaufen lassen und ich habe mich ein wenig auf den Handel damit spezialisiert. Nicht nur auf die zum Gemeingut gehörenden Möpse und Schleierschwänze, absondern auch auf „unzüchterische Raritätlichkeiten“. Das Geschäft lief sehr gut. Aber es war ungewissermaßen - Entschuldigung, schon wieder so ein Unwort - modeabhängig. Auch an Hässlichkeiten gewöhnt man sich, zumal wenn sie fast jeder hat. Deshalb haben die Leute (unan)ständig nach Neuheiten verlangt. Ich muss zugeben, ich habe damals noch nicht ganz durchschaut was da läuft. Ich war in aller (Un)Bescheidenheit gesagt ein einfacher kleiner Zoohändler und mein Denken war rein geschäftlich. Ich bin kein Philosoph oder Ethiker. Ein Händler muss rechnen können! Sogenannte Idealisten sind schnell bankrott. Ich kaufe und verkaufe was sich rechnet und man bekommt bald ein Gespür dafür. Ein Bauchgefühl. Der Kopf berechnet die Gewinne und der Bauch registriert und entwickelt ein Gefühl dafür. Als Händler kann man keine großen Experimente eingehen, schon gar nicht als Tierhändler. Also kaufe ich keine Ladenhüter, keine, Entschuldigen Sie das Unwort, Verrecker. Und dann stand eines unschönen Tages dieser nuschelnde Schöne in meinem winzigen Laden in Densche in der Marienstraße und wollte mir den Ausschuss seiner Unzuchten andrehen. Seine (Er)Schöpfungen hätten Alleinentstellungsmerkmale, hat er gesagt. Keine Chance, habe ich geantwortet, aber er ließ sich nicht abwimmeln. Wahrscheinlich war er schon vorher bei der Konkurrenz abgeblitzt. Mein Schwachpunkt als Geschäftsmann ist, dass ich ein zu weiches Herz habe und mich dann manchmal vom Elend breitschlagen lasse. (Er liebe die Kreatur, einschließlich des Menschen, im Gegensatz zum UnSchöne, der seinen Hass hinter in Tätlichkeit ausartender Kreativität verberge. Dies kann hier leider nicht unwortwörtlich zuwider gegeben werden.) Und das war wirklich ein Elend. Also gut, hab ich gesagt, ich nehm Ihre Nachzuchten in Kommission, muss aber einen Vorschuss für Futter und Pflegeaufwand berechnen und was bis dahin nicht abgegangen ist können Sie in drei Wochen wieder abholen. Abgänge sind Sterbefälle. Bis dahin werden die meisten von ihren Qualen erlöst sein, habe ich gedacht. Ich weiß nicht mal mehr, was er mir das erste Mal gebracht hat. Ich glaube, es waren verkrüppelte Fische, die wie besoffen im Wasser herum getorkelt sind. Aber Sie hatten sich verrechnet? Ihr Bauchgefühl.

      Ja, eigen(un)artiger weise haben die Leute so was gekauft, vielleicht nur aus Mitleid, um die Tierchen zu Hause von ihren Qualen zu erlösen. Als der Schöne nach drei Wochen wieder kam war das Becken fast leer. Ein so schneller Umschlag der Ware ist für einen Händler natürlich von Vorteil. Ich habe ihm gesagt, zwei Drittel wären gestorben und ein Drittel hätte ich verkauft (vielleicht war es auch umgekehrt) und habe ihm etwas Geld gegeben und gesagt, dass er eventuell noch mal welche bringen könne. Ja, er hätte schon was mit. Aber das ist ja wieder was anderes, habe ich ärgerlich gesagt. Da hatte er schon wieder eine neue Sorte von Verreckern mitgebracht. Ich glaube, das waren so kleine Welse mit ulkigen Barteln. Und verstörte Störe, ja Bester hießen die Biester! Die torkelten wie geistesgestört den ganzen Tag an den Aquarienscheiben auf und ab, statt sich zu verstecken, wie Welse das in der Helligkeit normalerweise tun. Welse gehen überhaupt nicht und torkelnde Störe verstören die Kundschaft nur, hab ich gesagt, mich aber doch breitschlagen lassen. Das waren eine Art Babywelse mit riesigen Köpfen. Ich weiß nicht, was er mit denen gemacht hat, aber die haben dieses Baby-Schema auch beim größer werden nicht

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