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Leben mit ihm wirklich genussvoll wird. Auf diese Weise verstehe ich Partnerschaft, so praktiziere ich sie, und das macht das Leben lebenswert.

      Wenn wir eine solche Partnerschaft verneinen, werden wir letztendlich doch alles selbst machen, was dann schon mit dem Lebensstil der Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung identisch ist. Das ist eine Ursünde, aus der alle anderen Sünden resultieren. Sie ist Ursprung und Mitte von aller Verfehlung und Schuld. Wenn uns Gott von dieser Sünde fernhalten will, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ein Lebenskonzept für uns zu entwerfen, in dem eine Lösung für den Fluch der Selbsthilfe vorgesehen ist. Dieses Konzept ist eine Person, die uns als Helfer in allen Dingen vor der Gefahr der Selbsterlösung bewahrt.

      Insofern besteht eine tiefgründige Logik in der Offenbarung des Heiligen Geistes als eines Geistes der Partnerschaft und der durchgehenden Hilfe. Ein Weniger an Beistand würde praktisch bedeuten, dass wir Erlösung mit eigener Kraft verbinden müssten und die Erlösung nicht mehr ein Geschenk wäre. Ich glaube, dass wir letztlich über das Annehmen von Geschenken nicht hinauskommen.

      Das Wort Gottes verrät an unzähligen Stellen, dass uns dies zur entscheidenden Schwächung unseres Lebens gereicht. Wenn nun der Herr keine Kräfte zur Verfügung stellt, die uns davor bewahren, in die Notwendigkeit der Selbsthilfe abzugleiten, dann bleibt uns eben nichts anderes übrig, als uns selbst zu helfen.

      Gleichzeitig ist sein Hilfsangebot auch eine schöne Form der Erfahrung von Demut. Nie mehr etwas alleine zu tun, immer jemanden bei sich zu haben, der einem beisteht, das ist praktisch ausgelebte Demut. Wer umgekehrt nicht demütig ist, wird sich eine durchgehende Hilfe nicht gefallen lassen, weil er die Ehre mit keinem anderen teilen will. Er will alles alleine machen, er will sich produzieren und sich damit verherrlichen und einen Namen machen, um dann doch daran zugrunde zugehen; denn unsere Kräfte und unsere moralische Rechtschaffenheit reichen nicht aus, um aus uns selbst heraus erfolgreich die Aufgaben des Lebens zu meistern, und schon gar nicht die Herausforderungen des Glaubens.

      Der Heilige Geist hält sich ohne Ausnahme an seine Devise der Hilfe und der Partnerschaft. Dieser Rolle bleibt er treu. Das heißt, dass er nie etwas alleine und unabhängig von uns macht, aber das bedeutet auch, dass wir nie etwas alleine bewerkstelligen sollen. So ergibt sich eine würdevolle Zusammenarbeit, in der er uns immer wieder seine Pläne und Vorstellungen zuflüstert. Diese machen wir dann zu Willens- und Glaubensentscheidungen und präsentieren sie ihm nachfolgend erneut, um dann von ihm seinen aktuellen Beistand zu bekommen. Dieses Verfahren ist einfach phantastisch.

      1.5 Der Heilige Geist, der vermittelt

      Die dritte Bedeutung des Begriffes koinonia, die Vermittlung und Transport meint, ist uns möglicherweise am besten bekannt. Der Heilige Geist ist in seinem Bemühen, ständig Gemeinschaft zu haben und Gemeinschaft zu stiften, die personifizierte Vermittlung unserer Beziehung zu Jesus und dem Vater. Er ist gleichzeitig der Vermittler der Gedanken, Liebe und Kräfte des Vaters und des Herrn zu uns.

      Es stimmt, dass wir Jesus über den Heiligen Geist erfahren sollen und dass der Heilige Geist uns die Eigenschaften, Wohltaten und Erlösungstaten des Herrn aufschließen und verdeutlichen will. Ohne ihn verstehen und erleben wir nichts. Er ist der Geist der Wahrheit, der ununterbrochen zwischen dem Herrn und uns pendelt, um uns die Augen und das Herz für das zu öffnen, was der Herr alles getan hat und uns zu zeigen, was das für uns bedeutet, und wie wir es anwenden können.

      1. Korinther 2,12

      Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind.

      In Vers 10 lesen wir, dass Gott uns seine Absichten durch seinen Geist offenbart, der alle Dinge erforscht, auch die Tiefen der Gottheit. Diese Vermittlung zwischen uns und dem Vater ist eine Art Sonderfall der Partnerschaft, indem der Heilige Geist eine ständige Beziehungs- und Interpretationsarbeit leistet, um uns göttliche Dinge nahezubringen und göttliche Erfahrungen machen zu lassen.

      Wir dürfen bei alldem jedoch nicht vergessen, was wir als Gefahr schon gesehen haben: Der Heilige Geist will dennoch als eigenständige Person respektiert werden; er hat eine eigene Persönlichkeit. Er ist ein sehr sanftmütiger und zarter Geist, der das, was er tut, in einer einzigartigen Atmosphäre von Milde, Freundlichkeit sowie Zurückhaltung wirkt. Er hat seine eigene, typische, unverwechselbare Wesensart. Diejenigen, die dieser Einladung gefolgt sind und die Gemeinschaft mit ihm suchten, werden das schon festgestellt haben. Um ihn herum ist eine große Ruhe, eine Ausstrahlung von Liebe und Bejahung. Er verweist sehr wohl und ununterbrochen auf Jesus und auf den Vater, aber er will sich auch selbst mitteilen.

      Unser Bemühen, in die rechte Beziehung zum Heiligen Geist zu treten, bedarf an dieser Stelle einer besonderen Behutsamkeit. Wenn das Wort Gottes sagt, dass seine Gemeinschaft mit uns sein soll, dann dürfen wir nicht zulassen, dass wir nur seine Kräfte und Funktionen suchen, ihn selbst aber außer Acht lassen. Das betrübt und das dämpft ihn. Er ist eine Person von außerordentlicher Zartheit und Sanftmut, aber auch jemand, der intensiv lieben kann und auch geliebt sein will. So müssen wir darauf achten, dass wir nicht nur ständig seine Vermittlerfunktion suchen, sondern uns im Zusammensein mit ihm auch wirklich seiner Person und seiner Gegenwart aussetzen und die Herrlichkeit und die Bejahung annehmen, die von ihm ausgeht.

      Wenn wir ihn so respektieren, dann werden wir immer wieder erleben, dass allein schon seine Anwesenheit beglückend und aufbauend ist. Wir werden uns beschützt, inspiriert und ermutigt sehen, um dann auch zu erfahren, dass er, wenn er spricht, doch gleich wieder von Jesus und dem Vater redet.

      Diese Erfahrungen bleiben dem Macher und dem Machtmenschen verschlossen, aber auch jedem, der seine Härte und Bitterkeit einsetzt und sich und andere kontrolliert. Sie werden alles alleine machen müssen, weil es bei einer derartigen Haltung nie zu einer praktischen Partnerschaft kommen kann. So ergibt sich für viele Christen die große Herausforderung, dass sie im Umgang mit dem Heiligen Geist lernen, umzuschalten vom Produzieren und Gestalten, vom Machen und Kontrollieren zur Sensibilität des zarten Umgangs mit dem Heiligen Geist und zum Empfangen.

      Am Schluss dieses Kapitels erscheint es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass Paulus sagt, dass wir alle diese Gemeinschaft erleben sollen. Sie ist nicht etwas für einige Spitzenkönner und geistlich weit Fortgeschrittene. Dieses Erfahrungskontingent, besser, diese Lebensweise, steht uns allen zu. Wenn wir unter diesem Niveau bleiben, machen wir uns das Leben künstlich schwerer als von Gott vorgesehen. Wir begeben uns unter die Strapazen der eigenen Leistung und des Verbrauches unserer Energien. Wir verlieren unsere Ausstrahlung oder entwickeln sie erst gar nicht und werden schließlich doch alleine bleiben, auf uns geworfen und nur von der eigenen Kompetenz und Leistungskraft abhängig. Wie gut, dass wir aus diesem Zustand jederzeit heraustreten können. Besonders schön ist es, dass uns dieser Heilige Geist sogar noch dabei behilflich ist, diese neue Lebensart begehrenswert zu finden und uns aus den alten Zwängen zu befreien.

      2 Der andere Helfer

      In den Abschiedsreden Jesu im Johannesevangelium, in den Kapiteln 14-16, hat der Herr die Lehre über das Wesen und Wirken des Heiligen Geistes ausführlich dargestellt. Dabei nimmt der Begriff, der im Griechischen parakletos heißt und in der Lutherbibel überwiegend mit »Tröster« übersetzt wird, eine besondere Stellung ein.

      Johannes 14,16 [Luther]

      Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei ewiglich.

      Weitere, meist in den Fußnoten aufgeführte Übersetzungen, sind »Fürsprecher« und »Beistand«. Die wörtliche Übersetzung lautet: »der zu Hilfe Gerufene« oder »der Helfer«. Damit wird das aufgegriffen, was wir im zweiten Korintherbrief bereits gefunden haben: Der Heilige Geist ist unser Partner, der uns in allen praktischen Fragen helfen will.

      Weswegen heißt er »der andere Helfer? Das kann sich wohl nur darauf beziehen, dass das Wort »Jesus« in seiner hebräischen Urform »Jehoshua« die wörtliche Bedeutung »der Herr ist Hilfe« oder »ist ein Helfer« hat. Der Heilige Geist ist nun der

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