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mit einer Geschwindigkeit fortgepflanzt, wie sie bei früheren geistlichen Bewegungen noch nie beobachtet worden ist. Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass schon über hundert Nationen berührt sind und nicht wenige Gemeinden entscheidende Veränderungen in ihren Gottesdiensten und im individuellen Leben der Gläubigen erfahren haben.

      Viele fragen sich, ob hier eine neue geistliche Modewelle vorliegt und was sie überhaupt von den sonderbaren Begleitumständen wie Lachen, Hinfallen und Betrunkensein im Geist zu halten haben.

      Es sieht so aus, als ob sich in manchen Ortsgemeinden so etwas wie eine neue Spaltung abzeichnet. Hatten manche Christen in der Vergangenheit schon genug damit zu tun, bestimmte geistliche Erfahrungen wie Sprachengebet, freie Anbetung und geistlichen Krieg zu bejahen, so fühlen sie sich jetzt in Anbetracht dieser neuen und noch heftigeren Phänomene vollends vor den Kopf gestoßen.

      Es gibt nicht nur diese äußere, sichtbare Trennung zwischen denen, die diese neue Bewegung bejahen und sie mit Eifer und zum Teil Euphorie mittragen, und den anderen, die sich ablehnend und protestierend verhalten. Daneben scheint es auch eine feinere, aber nicht weniger scharf umrissene Trennlinie zu geben zwischen einzelnen Gläubigen, die die neue Erscheinungsform des Heiligen Geistes begrüßen und an sich selbst erleben, und anderen, die durchaus nicht ablehnend sind, aber den Heiligen Geist in dieser Weise nicht so ohne Weiteres empfangen können. Wir werden sehen, dass sich dahinter interessante Gesichtspunkte verbergen, die jetzt ein ganz neues Gewicht bekommen. Sie haben etwas mit einem großen Thema zu tun, das der Heilige Geist betont, ja, regelrecht forciert: die Willigkeit und Fähigkeit zu empfangen und das Vermögen, sich beschenken zu lassen.

      Wir scheinen am Anfang einer neuen geistlichen Epoche zu stehen, in welcher der Himmel mit Macht eine geistliche Priorität anmahnt, die wir geflissentlich übersehen haben, nämlich die Bedeutung des Empfangens von Geschenken! Das, was viele Gemüter in Bewegung und Aufruhr versetzt. Die in Erscheinung tretenden Phänomene mit zum Teil spektakulärer Heftigkeit, sind nur der sichtbare Ausdruck von viel wichtigeren, grundsätzlichen Erfahrungen mit Gott. Das Leben und die praktische Nachfolge der allermeisten Gläubigen war bislang viel zu sehr gekennzeichnet von dem Gesichtspunkt der Leistung, des Produzierens und des ständigen Bemühens. Christ sein, so bewerte ich die neuen Erfahrungen, die der Heilige Geist uns zumutet, soll leichter und entspannter sein. Die Erlösung soll als eine Kette von Segnungen und Geschenken offensichtlich werden und der Herr will mehr Ehre für sich beanspruchen, weil er mehr tun darf.

      Der Autor hinter den Ereignissen

      Ich will mit diesen vorsichtigen Hinweisen über den Hintergrund der neuen Bewegung des Heiligen Geistes dem Leser vermitteln, worum es mir in diesem Buch eigentlich geht. In erster Linie will ich nicht über die neuen Erscheinungsformen von geistlicher Salbung sprechen, die sich in dieser neuen Bewegung zeigen, sondern über den Autor selbst, der dahinter steht, den Heiligen Geist. Hier sehe ich den allergrößten Bedarf, weil es erstaunlich wenige Arbeiten und Bücher über die Person des Heiligen Geistes gibt. Ich muss allerdings zugeben, dass die neuen Erfahrungen, die wir gemacht haben, der äußere Anlass dafür waren, die Schrift genauer darüber zu befragen, wie weit diese interessanten Manifestationen eine biblische Erklärung und einen Hintergrund haben.

      Mit dieser Reihenfolge von Erfahrung und Reaktion meinerseits ist damit genau das eingetreten, was manche geistlichen Beobachter für eine theologische Todsünde halten: Erst Erfahrungen zu machen, die man dann nachträglich durch die Schrift deuten will und muss. Ich sehe es ein, das ist irgendwie misslich. Aber ich will den Ablauf der Dinge nicht einfach verleugnen. Das um so weniger, als ich frank und frei eingestehen muss, dass es ohne diese massiven äußeren Anstöße, wie sie der Heilige Geist ausgelöst hat, nicht möglich gewesen wäre, bestimmte Entdeckungen im Wort Gottes zu machen. Erst durch die Erfahrung, in die wir beinahe hineingestoßen wurden, sind wir sensibel für Einzelheiten im Worte Gottes geworden, die wir bis dahin einfach überlesen oder mit großer Selbstverständlichkeit anders ausgelegt oder nivelliert haben.

      Wir haben gelernt, sehr viele biblische Aussagen im thematischen Umkreis zum Heiligen Geist viel wörtlicher zu nehmen, als uns das früher notwendig oder tunlich erschien. Wenn zum Beispiel in der Apostelgeschichte berichtet wird, dass die Jünger bei dem Pfingstereignis von Beobachtern als betrunken angesehen worden sind, so hatten wir dies bis dahin schlicht auf das Sprachphänomen bezogen, das sich ja zu Pfingsten zugetragen hatte. Aber es ist eigentlich nicht einsehbar, weswegen die Zeugen dieses Ereignisses die erstaunliche Fähigkeit der Jünger, sich auf einmal in einer neuen Sprache äußern zu können, mit dem Vorwurf der Betrunkenheit verbunden haben sollen.

      Ähnlich verhält es sich mit einer Erwähnung des Paulus im 5. Kapitel des Epheserbriefes, wo er die Erfahrung der ständigen Neuerfüllung mit dem Heiligen Geist dem Betrunkensein mit Wein gegenüberstellt. Es bedurfte schon der eigenen Erlebnisse mit dem Heiligen Geist bei einem selbst oder in der unmittelbaren gemeindlichen Umgebung, die mit einer geistlichen Trunkenheit einhergingen, um auf solche Feinheiten zu achten und sie in einem neuen Licht sehen zu können. Mit einem Wort, wir brauchten diese Nachhilfe der plötzlich über uns hereinbrechenden Manifestationen des Heiligen Geistes, um einen neuen Zugang zu dem Schriftbefund zu bekommen, in welchem diese Dinge längst beschrieben sind.

      Ich wiederhole es noch einmal: Dieses Buch will nicht so sehr spektakuläre Manifestationen deuten, wiewohl es auch dafür einen dringenden Bedarf gibt, sondern es soll vielmehr dazu beitragen, die einzigartige, schöne und geheimnisvolle Person des Heiligen Geistes intensiver erkennen, erleben und genießen zu können. Dabei gilt, dass viele wichtige Einsichten erst durch bestimmte Erfahrungen zustande kamen, die es uns ermöglichten, die Schriftaussagen über den Heiligen Geist richtig zu verstehen.

      So will dieses Buch vor allem eine Anleitung zur Erfahrung des Heiligen Geistes sein. Ich habe im Verlauf der Jahre gelernt, dass unser Wissen über den Heiligen Geist, auch dort, wo wir uns in der Mitte der charismatischen Bewegung befunden hatten, doch noch sehr gering war, und dass den meisten unter uns noch weniger bekannt war, wie man mit dem Heiligen Geist als Person umgeht und was es heißt, mit ihm Gemeinschaft zu pflegen. Ich hoffe nun, dass der Leser, durch genauere Kenntnis der Person des Heiligen Geistes und Einsichten über seine Wirksamkeit und seine Motivation einen leichteren Zugang zu ihm findet. Das biblische Material, das uns Aufschluss über den Heiligen Geist geben kann, ist erstaunlich reichhaltig. Wer es sichtet und sich zu Herzen nimmt, der wird sich kaum der Faszination entziehen können, die vom Heiligen Geist ausgeht.

      Daneben will ich auch einige Ausblicke über weitere Entwicklungen und Betonungen geben, die wir nach der Schrift erwarten dürfen. Ich glaube, dass sich der Heilige Geist in Wellen zunehmend mehr offenbart, sodass die Christenheit – ähnlich der jetzt zu beobachtenden Welle von Freude und Bewegtheit in naher Zukunft weitere Förderungen und Freisetzungen erfahren wird. Der Heilige Geist will unbedingt seine Braut auf jene Höhe und zu jener Attraktivität führen, die im Worte Gottes beschrieben sind.

      Hier ist offensichtlich noch ein großer Bedarf gegeben, weil sich die Christenheit zu weiten Teilen noch in einem durchaus hilfsbedürftigen und schwächlichen bis erbärmlichen Zustand befindet.

      Vor einigen Jahren hat Derek Prince einen bemerkenswerten Aufsatz verfasst, in welchem er mit einem leicht resignativen Unterton herausgestellt hat, wie zu mindestens im Abendland, die von ihm besuchten Gemeinden nach seinem Besuch ausnahmslos nur eine kurzzeitige Anhebung ihres Erlebnisniveaus beobachteten. Bei späteren erneuten Besuchen konnte er regelmäßig feststellen, dass diese Gemeinden immer wieder auf ihr altes Niveau von Stumpfheit, Ereignislosigkeit und Lethargie zurückgefallen waren. Derek Prince hat dann am Ende dieses Aufsatzes einen fast fatalistisch anmutenden Schluss gezogen. Er ging davon aus, dass diese Entwicklung so weitergehen würde, bis der Heilige Geist in einer souveränen autonomen Aktion die Christenheit heimsuchen würde, um durch Offenbarung seines Wesens und seiner Kraft diese geschlossen auf ein höheres Erfahrungsniveau zu bringen. Ich weiß noch, wie ich diese pessimistische Einschätzung abgelehnt hatte, weil sie mir so hoffnungslos vorkam und keinen Ansatz für das eigene Eingreifen aufzuweisen schien.

      Heute muss ich erkennen, dass dieser theologische Altmeister doch recht hatte. Was er damals prognostizierte, ist jetzt eingetreten. Der Heilige Geist ist selbst angetreten und wird

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