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um den Armen das Evangelium zu predigen. Durch ihn sollen die, die zerschlagenen Herzens, unterdrückt und krank sind, Heilung erfahren. Aber das stellt alles nicht die erste Priorität des Wesens und Auftrags des Heiligen Geistes dar.

      Indem wir andere wichtige Eigenschaften und Aufgaben des Heiligen Geistes über den Vorrang der Gemeinschaft gestellt haben, wurde der Heilige Geist in unserer Bewertung so sehr von seinem Auftrag und seiner Funktion bestimmt, dass seine Persönlichkeit davon völlig verdeckt und verkannt wurde. Wir sahen den Heiligen Geist nur noch als den göttlichen Funktionär, der Wahrheit, Kraft und Liebe austeilt, und nicht mehr die Person, die das alles bewirkt.

      Diese Entwicklung erfährt jetzt augenscheinlich eine deutliche Korrektur, die der Heilige Geist selbst vornimmt: Indem er sich nicht nur als Person anmeldet, sondern auch herausstellt, dass er mit uns Gemeinschaft sucht, von Person zu Person, wird ein neuer Abschnitt göttlicher Selbstoffenbarung erkennbar. Wenn wir unsererseits die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist suchen, werden wir erleben, dass uns die Kraftwirkungen, auf die wir bis jetzt so erpicht waren, obendrein und sogar in vermehrtem Maße dazugegeben werden.

      Es spricht alles dafür, dass die Mitte der Erfahrung der neuen Salbung, das, was als heiliges Lachen, als Toronto-Segen, als neue Bewegung des Heiligen Geistes bezeichnet wird, diese Wiederentdeckung zum Kern hat: Der Heilige Geist begehrt die Gemeinschaft mit den einzelnen Gläubigen und will ihnen intensiv begegnen, um sie zu lieben, zu beglücken und sich dabei als ihr ständiger Helfer zu erweisen. Wenn wir den geistlichen Hintergrund dieser neuen Salbung nicht sehen, verpassen wir das Entscheidende und werden eigentlich nur noch mit den sichtbaren Manifestationen befasst sein, um dann bald zu nächsten spektakulären Erfahrungen überzugehen. Der Heilige Geist ist im Verlauf der Geschichte der Gemeinde Jesu fast durchgehend missachtet, verkannt und übersehen worden. Aber weil er ein sanftmütiger und liebender Heiliger Geist ist, kommt er uns jetzt selbst zu Hilfe und trägt dazu bei, dass wir ihn nicht weiterhin verfehlen und uns dadurch selbst berauben.

      In diesem Buch will ich überwiegend abhandeln, was nun diese Wahrheit, dass der Heilige Geist ständig mit uns Gemeinschaft haben will, in der Praxis bedeutet. Mich treibt dabei der Wunsch, beim Leser einen maximalen Appetit und ein starkes Verlangen zu erwecken, nicht nur diese Dinge besser zu verstehen, sondern alle Einsichten und Erkenntnisse auch als eine Einladung zu erleben, diese Person kennenzulernen. Sie ist faszinierend, sie tut wohl; und diese Person wirklich zu kennen, macht den ganzen Unterschied aus.

      1.3 Was ist nun die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist?

      Paulus redet in seinem Schlusswort im zweiten Korintherbrief genaugenommen nicht von der Gemeinschaft, die wir mit dem Heiligen Geist haben sollen, sondern davon, dass die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns allen sei (2. Korinther 13,13). Also die Gemeinschaft selbst soll mit uns sein, was schon eine seltsame Formulierung ist und wohl nur so verstanden werden kann, dass die Gemeinschaft eben ein Stück personalisierter Heiliger Geist ist, anders ausgedrückt, ist der Heilige Geist ein redender und kommunizierender Geist, der durch und durch auf Beziehung und Gemeinschaft angelegt ist.

      Was bedeutet nun eigentlich Gemeinschaft im Sprachgebrauch des Neuen Testamentes? Im Griechischen steht hier das Wort koinonia, das eine dreifache Bedeutung hat. Es steht für Einheit und Einssein, kann aber auch mit Partnerschaft übersetzt werden, was die Beschreibung des gemeinsamen Handelns beinhaltet. Schließlich bedeutet das Wort auch Vermittlung oder gar Transport.

      Als ich vor über zehn Jahren erstmalig in den Schriften und Predigten von Dr. Cho die Vielschichtigkeit dieses Wortes dargelegt fand, hatte ich anfangs meine Zweifel, ob er diesen Begriff nicht überinterpretiert hatte. Die exakte Überprüfung seiner Aussagen anhand einschlägiger Lexika und theologischer Wörterbücher bestätigte dann doch die Richtigkeit seiner Ausführungen.

      Der Heilige Geist kommt zu uns, bleibt bei uns und kommt sogar in uns hinein. Er hat eine ganz große Zuneigung zu uns, die unsere ganze Person, auch unsere Seele und unseren Körper, einschließt. So dient unser Körper als sein Tempel.

      Der Heilige Geist will nicht stillschweigend irgendwo im Verborgenen oder in einer Ecke unserer Person verweilen, unbeachtet und zum Schweigen verurteilt. Er will reden! Die intime Gemeinschaft mit ihm, zu der er uns bewegen und motivieren möchte, ist wirklich eine Beziehung von Geben und Nehmen, die mit Reden und Hören einhergeht. Eine schweigende Gemeinschaft ist keine Gemeinschaft. Der Heilige Geist will Beziehung zu uns haben, weil er uns liebt, weil er uns bejaht, weil er unsere Nähe beglückend findet und weil er uns beglücken will.

      Er will selbst als Person beachtet werden, und er findet es begehrenswert, dass wir uns ihm zuwenden, dass wir Zeit mit ihm verbringen und dass wir auf seine Äußerungen und Angebote eingehen. Es soll eine Gemeinschaft auf Gegenseitigkeit sein, wobei er allerdings immer der zuerst Gebende ist.

      Die andere Seite dieser Erfahrung ist, dass wir nie mehr alleine sind. Diese Konsequenz bedeutet, dass das Erleben des Heiligen Geistes in dieser intensiven, persönlichen Form, das Ende von Alleinsein und Einsamkeit ist. Wir sind nicht dazu bestimmt, allein durchs Leben zu gehen. Alle menschliche Gemeinschaft, die wir pflegen, hat ihren Ursprung und ihr Modell in dieser Beziehung, die der Heilige Geist zu uns sucht und die uns bereichern soll. Wer diese Form von Gemeinschaft nicht kennt, wird kaum imstande sein, eine erfüllende Gemeinschaft unter Menschen zu entwickeln, weil ihm das Vorbild und die Eignung dazu fehlt. Deswegen ist dieses Gemeinschaftsangebot des Heiligen Geistes gleichzeitig eine wunderbare Behandlung für uns, die wir durch vielfältige seelische Verwundungen und Vernachlässigungen durch unsere Eltern und andere Menschen gemeinschafts- und liebesunfähig geworden sind.

      1.4 Die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist im Sinne von Partnerschaft

      Der Begriff Partnerschaft zielt stärker auf den Gesichtspunkt des gemeinsamen Wirkens, der gegenseitigen Hilfe und gemeinsamer Arbeit hin. Wenn nun das Wort uns sagt, dass die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns sein will, dann ist es nichts anderes als ein Angebot seitens des Heiligen Geistes, uns ununterbrochen in allen praktischen Belangen zu helfen. Nichts, was wir tun, sollen wir alleine tun. Immer sollen wir den Heiligen Geist einladen, uns beizustehen, indem er uns Energie, Motivation, Erleuchtung und Schutz gewährt.

      Das ist ein berauschender Aspekt des Christseins. Wir sind nicht berufen, uns alleine abzustrampeln und gegen alle Widerwärtigkeiten und Herausforderungen unseres Daseins mit unserer eigenen Kraft anzugehen. Zu lange haben wir durch Verkündigung oder auch in eigener stiller Gewissheit geglaubt, dass Christsein Krampf und eine einzige Herausforderung zu Verzicht, Opfer und Entsagung ist. Aber das hat mit dem biblischen Original nichts zu tun. Das ist vielmehr seine Karikatur und die fortwährende Einladung und Verherrlichung von Leid und Erschöpfung. Es trägt zuverlässig dazu bei, unser Zeugnis vor der Welt unglaubwürdig zu machen.

      Nein, der Heilige Geist will uns tatsächlich in jeder Hinsicht beistehen. In dieser Partnerschaft übernimmt er das Unmögliche, während wir das Mögliche beisteuern. Ich glaube, dass diese Partnerschaft sich wirklich in allen Belangen des Alltags und erst recht in unserer Nachfolge äußern soll.

      Mit dem Heiligen Geist sollen wir aufstehen und in den Tag hineingehen, uns zusammen mit ihm waschen, ankleiden, essen und besonders unsere Stille (hoffentlich doch etwas lautere) Zeit mit ihm verbringen. Ohne ihn beten zu wollen, ohne ihn den Herrn anzubeten, ohne ihn das Wort verstehen und verarbeiten und ohne ihn gehorsam sein zu wollen, das ist eine Qual. Das dürfte wohl der Grund dafür sein, dass die Gemeinde Jesu über die Jahrhunderte ein so schwaches Zeugnis war und überhaupt eine weitgehend jämmerliche Gestalt abgegeben hat.

      Was wir auch tun und lassen, alles soll mit ihm geschehen. Er ist ein ehrgeiziger Heiliger Geist, den es aus Liebe zu uns dazu treibt, uns beizustehen, damit wir uns nicht übernehmen und damit wir dann, für den Fall, dass wir doch selbst etwas geschafft haben sollten, nicht am Ende Opfer der eigenen Ehre werden; denn der Autor einer gelungenen Tat bekommt auch die Ehre.

      Diese Partnerschaft sieht praktisch so aus, dass wir ununterbrochen mit dem Heiligen Geist im Gespräch sein sollen und ihn in entspannter Weise immer wieder einladen sollen,

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