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über Kindererziehung, doch dann entschied mein Freund urplötzlich, dass er keine Gefühle mehr in unsere Beziehung investieren wollte, weil er fand, dass ich ihn mehr lieben würde als er mich!“

      Mit einem ärgerlichen Stöhnen griff sich Liv an den Pferdeschwanz. „Du weißt ganz genau, dass Caleb ein Arschloch war und eine billige Ausrede gesucht hat, um sich von dir zu trennen.“

      „Ausgerechnet eine Woche, bevor wir beide in eine gemeinsame Wohnung ziehen wollten, macht er Schluss. Perfektes Timing! Seitdem lerne ich nur absolute Vollidioten kennen.“ Ein gequälter Seufzer kam aus ihrem Mund. „Genug gejammert. Also ... ich habe mir gedacht, dass ich heute Abend vorbeikomme ...“

      Liv schnitt eine Grimasse und unterbrach ihre beste Freundin. „Wann hat Julian dich angerufen?“

      „Was?“ Gespielt verwirrt flötete Claire in den Hörer. „Wie kommst du denn darauf, dass Julian mich angerufen haben soll?“

      „Spiel’ kein Theater“, gluckste Liv. „Darauf verstehst du dich nicht.“

      „Ach, Liv!“

      „Du kannst mir glauben, dass du nicht die erste Person am heutigen Tag bist, die mich entweder anruft, vorbeikommt oder mir eine Nachricht schickt. Gerade eben sitzt ein über zweihundert Pfund schwerer Footballspieler mit Brianna im Sandkasten und weigert sich, mich allein zu lassen.“

      „Eddie?“, rätselte Claire.

      „Nein, Dupree.“ Seufzend lehnte sich Liv auf ihrem Stuhl zurück und streichelte abwesend ihren Bauch. „Ihr seid sehr lieb, aber mir geht es gut.“

      „Darf ich mich denn freuen, dass ihr einen Jungen bekommt?“

      „Natürlich darfst du das!“ Liv nickte entsetzt mit dem Kopf. „Ich verlange es sogar. Was hat Julian dir bloß erzählt?“

      „Er hat mir erzählt, dass du nach dem Ultraschalltermin ein wenig ... durch den Wind warst und vielleicht etwas moralische Unterstützung sowie Ablenkung gebrauchen könntest.“

      Ärgerlich knabberte sie auf ihrer Unterlippe herum. „Julian übertreibt ein wenig.“

      „Er macht sich Sorgen um dich.“

      „Aber das braucht er nicht.“ Liv schluckte und ließ ihre Hand auf dem deutlich schwangeren Bauch liegen. „Ich freue mich auf das Baby und bin sehr glücklich, dass es ein Junge wird, aber ... aber im ersten Moment musste ich an Sammy denken.“

      Ihre Freundin schwieg einen Augenblick, bevor sie vorsichtig fragte: „Möchtest du wirklich nicht, dass ich heute Abend vorbeischaue?“

      „Nein, nicht nötig, aber vielen Dank für das Angebot.“ Liv musste lächeln und schaute auf die Tischplatte, auf der sich bereits getrocknete Spuren von Briannas Frühstück befanden, die sie noch nicht entfernt hatte. „Ich schätze, dass Dupree so lange bleibt, bis Julian wieder zurück von seinem Termin ist. Ehrlich gesagt wäre ich für eine kurze Zeit gerne allein, damit ich in Ruhe mit Brianna einen Mittagsschlaf halten und mir mal wieder meine Fußnägel lackieren könnte.“

      „Ich bin sicher, dass Dupree dir gerne die Nägel lackiert, wenn du ihn darum bittest.“

      „Hey!“ Prustend vor Lachen protestierte Liv. „Sag bloß nichts Gemeines über ihn!“

      „Das würde ich nie wagen“, ergänzte Claire mit einem tiefen Seufzer. „Wenn er nicht so verdammt jung wäre, würde ich ihn mir sofort schnappen. Gut, ich würde ihm diese Frisur, die verblendeten Zahnreihen und seinen furchtbaren Kleidungsstil ausreden, aber ansonsten ist er wirklich süß.“

      Liv warf einen Blick in den Garten und bemerkte, dass Brianna mittlerweile auf Duprees Schoß saß und mit den drei schweren Ketten spielte, die um den Hals des Footballspielers hingen. „Süß ist vermutlich nicht das Wort, das ein Mann im Zusammenhang mit sich gerne hört, Claire. Ich habe bemerkt, dass Dupree in letzter Zeit ziemlich allergisch darauf reagiert, wenn ihn einer der Jungs wie einen kleinen Jungen behandelt.“

      „Vielleicht wird er bald richtig erwachsen. Wie lief es eigentlich mit dem Plan der Jungs, Dupree eine Frau zu besorgen?“

      Mit einem abfälligen Grunzlaut erhob sich Liv und ging zum Kühlschrank, den sie öffnete und zwei Flaschen Apfelsaft herausholte. „Das war nicht der Plan der Jungs, sondern allein Blakes Vorschlag. Er hat vor ein paar Monaten Stripperinnen für Duprees Vertragsverlängerungsparty engagiert. Brian hat mir erzählt, dass die anderen überhaupt nichts davon wussten, bis Blake diese Stripperinnen in Toms Wohnung hineinließ. Die ganze Aktion ist natürlich in die Hose gegangen, was jede Person mit einer Spur von gesundem Menschenverstand sofort begriffen hätte.“

      „Leider gehört Blake nicht dazu.“

      „Richtig“, seufzte Liv. „Dupree war das Ganze schrecklich peinlich, Blake war furchtbar betrunken und wollte ihn immer animieren, die Weiber endlich zu betatschen. Das Ganze eskalierte, die Mädels hauten ab und Dupree verschwand wutschnaubend.“

      „Oh je“, Claire lachte in den Hörer hinein. „Das hätte ich zu gerne miterlebt.“

      Als Liv beobachtete, wie ihre Tochter vor Vergnügen in Duprees Ohr kreischte, seufzte sie schwer und verabschiedete sich von Claire, bevor sie die Apfelsaftflaschen nahm und nach draußen in den Garten trat.

      „Hey, ihr beiden.“ Lächelnd winkte sie und überreichte Dupree eine Flasche. „Wie es scheint, habt ihr viel Spaß.“

      Dupree setzte eine lachende Brianna zurück in den Sandkasten, erhob sich und nahm die ihm angebotene Flasche entgegen. „Danke.“

      „Gerne“, Liv trank selbst einen Schluck und bemerkte mit relativer Belustigung, dass Dupree auf seine Uhr schielte. „Willst du zum Mittagessen bleiben?“

      „Oh ... ich denke nicht.“

      „Mhh, kann es etwas damit zu tun haben, dass Julian gleich wieder da ist?“

      Tatsächlich errötete Dupree unter seiner dunklen Haut und wich ihrem Blick aus, bevor er murmelte. „Unsinn.“

      „Dupree, du bist ein Schatz, aber du musst nicht den halben Mittag mit Brianna im Sandkasten spielen, weil Julian dich damit beauftragt hat.“

      Der ansonsten schweigsame Dupree sah sie mit seinen dunklen Augen an und erklärte sehr ruhig. „Julian hat mich zu nichts beauftragt, Liv. Ich habe ihn angerufen und gefragt, ob es okay wäre, wenn ich vorbeikäme.“

      „Oh“, leicht überrumpelt legte Liv den Kopf schief und musterte ihn. „Das ... das ist nett, aber ...“

      „Ich habe mir Sorgen gemacht und wollte schauen, wie es dir geht“, antwortete er auf ihre stumme Frage und verschränkte seine Arme unschlüssig vor der breiten Brust.

      Als Brianna einen halben Tobsuchtsanfall bekam, weil sie allein im Sandkasten saß und ihr keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt wurde, lachte Dupree auf und nahm die Kleine schwungvoll auf den Arm. Liv folgte ihm noch immer nachdenklich ins Haus, wo Dupree wie selbstverständlich Brianna in den Hochsitz packte und eine Banane für sie kleinschnitt. Nur kurze Zeit später kam Julian von seinem Termin wieder, küsste seine Tochter auf das mit Bananenmus verschmierte Haar, tätschelte Livs Hintern und klopfte Dupree auf die Schulter, bevor er mit ihm ein Gespräch über das erste Testspiel gegen ein Collegeteam begann.

      Liv kochte derweil ihre Pastasauce und fixierte zwischenzeitlich die beiden breiten Schultern der Männer, die mit den Rücken zu ihr standen, mit einem finsteren Gesicht.

      Sie liebte ihren Mann, aber manchmal nahm seine Fürsorge überdimensionale Ausmaße an. Anstatt einen ruhigen Vormittag zu erleben und die Zeit mit ihrer Tochter zu genießen, hatte ständig ihr Telefon geklingelt, ihr Handy gepiept, weil sie eine neue Nachricht erhalten hatte, oder es hatte an der Tür geläutet, weil Dupree auf einen spontanen Besuch vorbeigekommen war. Es war sehr lieb von Julians Teamkollegen, dass sie sich Sorgen um sie machten, aber Liv ging es gut. Die Nachricht, dass das Baby ein Junge war, hatte sie nicht unglücklich gemacht. Ganz im Gegenteil! Sie freute sich auf das Baby.

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