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neben Teddy und Brian gewesen, der davon gewusst hatte. Natürlich hatte er den Rand gehalten, aber ihm war die Situation nicht geheuer gewesen, da er nicht gut darin war, vor anderen etwas zu verbergen. Meistens durchschaute man ihn schnell. Jahrelang hatte ihm seine Mutter eingebläut, dass zu lügen eine Sünde sei, also bekam er schon ein schlechtes Gewissen, wenn er flunkerte – wie beispielsweise bei Liv, der er immer erzählte, dass ihr Essen schmeckte, was leider nicht der Fall war. Damals hatte das ganze Team herumgerätselt, weshalb der Kapitän schlecht gelaunt war, und Dupree, der genau gewusst hatte, dass Brian verletzt darauf reagiert hatte, als Teddy mit ihm Schluss machte, hatte geschwiegen und ständig gefürchtet, dass man ihm die Wahrheit ansah.

      Auch jetzt hoffte Dupree, dass keiner seiner Kumpels spitz bekam, dass er an eine nackte Teddy dachte, als diese ihre Wohnung betrat und vier Footballspieler entdeckte, die mit einem Haufen chinesischen Essen ein Basketballspiel im Fernsehen verfolgten.

      „Hi, Schatz“, schmatzte Brian mit vollem Mund und starrte weiterhin hypnotisiert auf den Bildschirm des riesigen Fernsehgeräts. „Willst du auch was haben?“

      Dupree warf einen raschen Blick zur kurzhaarigen Blondine, die sich aus einer Lederjacke schälte und darunter einen langen Pulli und schwarze Leggings trug. Sie verzog kurz das Gesicht und schnitt eine Grimasse.

      „Nein, danke. Ich habe im Büro gegessen.“

      „Mhh“, antwortete Brian abgelenkt und verfügte über ein eklatantes Aufmerksamkeitsdefizit seiner Frau gegenüber. Jedenfalls zeigte er für Duprees Geschmack viel zu viel Interesse an einem Basketballspiel, wenn man bedachte, dass er von Beruf Footballspieler war.

      „Mein Tag war absolut chaotisch. Danke der Nachfrage“, ächzte Teddy ironisch und ging in die offene Küche des Lofts, um sich eine Flasche Bananensaft aus dem Kühlschrank zu nehmen.

      Da Dupree wenig Interesse an Basketball zeigte, aber zu gerne etwas über Teddys Tag gehört hätte, musste er sich zwingen, sich nicht zu ihr zu gesellen und mit ihr zu plaudern. Teddy war ein wunderbarer Gesprächspartner und hatte ihm schon oft Geschichten über ihre faszinierenden Reisen erzählt. Dupree war zwar bereits in fast allen Bundesstaaten der USA gewesen, jedoch hatte er nicht viel von ihnen zu sehen bekommen, da er zusammen mit dem Team vom Flughafen zum Hotel und von dort zum jeweiligen Stadion gekarrt worden war. Früher hatte er von Reisen nur träumen können, schließlich hatte sich seine Familie nicht einmal ein Busticket nach New Orleans leisten können, als Dupree dorthin eingeladen worden war, um eine Ehrung als talentiertester Highschool-Tackle entgegenzunehmen. Als einziger Spieler hatte er damals keinen Angehörigen dabei gehabt. Heute hatte er entweder zu wenig Zeit, um die Welt zu bereisen, oder er fand niemanden, der ihn begleiten wollte. Blake beispielsweise käme nie auf die Idee, mit ihm nach Afrika zu fahren und dort auf Safari zu gehen oder den Kilimandscharo zu besteigen. Für Blake bestand ein toller Urlaub aus möglichst viel Alkohol und möglichst vielen Affären. Beide unterschieden sich in ihren Interessen wie Tag und Nacht. Zwar mochten sie von ihrer Statur und ihrem Äußeren den typischen Vorstellungen von Footballspielern gerecht werden, jedoch war lediglich Blake versessen auf Stripclubs, Partys, Alkohol und leichtlebige Frauen. Dupree dagegen zog ein gutes Buch jedem Stripclub vor, er mochte keine Partys, auf denen man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte, er vertrug keinen Alkohol und verstand nicht, dass Frauen Geld dafür ausgaben, sich Silikon in den Körper zu spritzen. Da er sowieso ständig von Blake damit aufgezogen wurde, dass er für einen Footballspieler völlig untypische Hobbys hatte, blieb er auf der Couch sitzen und verfolgte gequält das Spiel.

      „Mhh ... schön für dich, mein Schatz“, antwortete Brian abgelenkt.

      Seine Frau schnaubte und öffnete die Flasche. „Ja, wirklich schön, dass mein Tag einem Horrortrip gleichkam.“

      Weder Brian noch seine Teamkollegen Blake und Eddie nahmen Teddys ironischen Unterton wahr, doch Dupree sah fragend zu ihr hinüber. Sie bemerkte seinen alarmierten Blick und antwortete ihm mit einem dankbaren Lächeln.

      Dies war einer der Momente, in denen Dupree für seine dunkle Hautfarbe dankbar war, da er spürte, wie er errötete. Er konnte einfach nichts dagegen tun – wenn ihn eine Frau anlächelte, errötete er wie ein Schuljunge und wurde nervös. Es war nicht so, dass er in Teddy verliebt war, denn sie war nicht nur seine Chefin, sondern auch die Frau seines Kumpels. Aber allein die Tatsache, dass sie ihn anlächelte, ließ ihn daran denken, dass er sie nackt gesehen hatte, woraufhin seine Wangen brannten, als hätte er den ganzen Tag in der Sonne gebrutzelt.

      Er mochte Teddy gerne und verspürte ihr gegenüber einen enormen Beschützerdrang, den er ansonsten nur von seinen Schwestern Mirjam und Tabitha kannte. Für ihn gehörte Teddy mit zum Team, mit zu seiner Familie, und Dupree beschützte seine Angehörigen. Doch im Gegensatz zu seinen anderen Teammitgliedern konnte sie weder einen ausgewachsenen Bullen stemmen noch eine volle Bierdose mit einer Hand zerquetschen, daher passte er auf sie auf, wenn er der Meinung war, dass sie seine Hilfe benötigte. Waren es nun aufdringliche Paparazzi oder beleidigende Fragen bei Pressekonferenzen, Dupree setzte stets seinen mörderischsten Blick auf und fixierte den Urheber, bis dieser sich vor Angst in die Hosen machte. Darin war er verdammt gut.

      „Baby? Steht da irgendwo die Soja-Sauce?“

      Interessiert verfolgte Dupree, wie sein Kapitän weiterhin den Fernseher anstarrte, während er seine Frau nach der Soja-Sauce fragte. Teddy verschränkte lediglich die Arme vor der Brust und presste ihre Lippen aufeinander.

      „Ja, das tut sie, Baby.“

      Anscheinend ging Brian davon aus, dass seine Frau ihm die Sauce bringen würde, doch das tat sie nicht, sondern blieb dort stehen, wo sie war, und beobachtete ihn.

      Als die Lakers einen Korb von der Mittellinie schafften, stöhnte Eddie frustriert auf, während Blake und Brian sich über den Schiedsrichter beschwerten und wild mit ihren Armen gestikulierten. Erst als sie sich wieder beruhigt hatten, bemerkte Brian, dass er immer noch ohne Soja-Sauce war, und drehte den Kopf, um Teddy anzuschauen, die ihn böse ansah.

      „Wo ist denn nun die Soja ... aua!“

      Dupree boxte ihn unsanft in die Seite.

      „Danke, Dupree“, schnaubte Teddy, schnappte sich die Flasche und brachte sie ins Wohnzimmer, um sie dort auf den Tisch zu stellen.

      Brian funkelte ihn an, bevor er an seine Frau entschuldigend murmelte: „Tut mir leid, Liebling, aber ...“

      „Ich weiß ... die Lakers spielen gegen die Knicks“, sie ließ sich auf die Couchlehne fallen und schnappte sich eine kleine Frühlingsrolle von Eddies Teller. „Schaut ihr euch ruhig das Spiel an. Wo ist eigentlich Julian? Wollte er nicht auch kommen?“

      Dupree beobachtete, wie Brian seiner Frau eine Hand auf die Hüfte legte und sie liebevoll streichelte, bevor er den Kopf in die Höhe reckte und sie kurz auf den Mund küsste.

      „Julian hat abgesagt“, erklärte Blake. „Er war mit Liv beim Arzt.“

      „Geht es ihr nicht gut?“ Besorgt setzte sie sich aufrecht hin und starrte Brian fragend ins Gesicht. „Stimmt etwas mit dem Baby nicht?“

      „Doch“, beruhigte Brian sie sofort und biss sich zögernd auf die Unterlippe. „Die beiden waren beim Ultraschall und haben erfahren, dass es ein Junge wird.“

      „Oh“, auch Teddy holte zögernd Luft und fragte mit einem unbehaglichen Ton in der Stimme. „Wie geht es ihr damit?“

      „Julian sagte, sie würden sich freuen ... es ist nur, dass Liv das erst einmal verdauen musste.“

      Dupree wandte den Blick ab und starrte auf seine Portion chinesischer Nudeln, während die Geräuschkulisse des Basketballspiels seltsam neben der bedrückten Stimmung im Raum wirkte. Der Geruch scharfer Gewürze, deren Herkunft vermutlich nicht einmal ein Lebensmittellabor herausgefunden hätte, stieg ihm in die Nase und kitzelte seine Geruchsnerven. Er rümpfte seine Nase und sah wieder beiseite, um nicht in Verlegenheit zu kommen, durch feuchte Augen aufzufallen, die die Jungs ganz sicher für Sentimentalität gehalten hätten.

      „Ein Junge“, Teddy holte tief Luft. „Das ist sehr schön ... wirklich

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