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es richtig geahnt, kochte sie ein Kilogramm Spaghetti, da Dupree zum Mittagessen blieb und die Portion eines ausgewachsenen Gorillas in sich hineinschob. Zu seiner Ehrenrettung musste Liv zugeben, dass ihr Mann ihm in nichts nachstand. Beide aßen zu Briannas Freude riesige Mengen Spaghetti mit Fleischklößchen, während Liv ihre liebe Not hatte, ihre Tochter zu drei kleinen Bissen zu überreden. Die Kleine fand es sehr viel spannender, ihrem Vater und ihrem liebsten Spielkameraden abwechselnd dabei zuzusehen, wie sie sich vollstopften. Footballspieler vertilgten generell mehr Nahrung als Bergbauarbeiter mit einem Bandwurm und waren kaum satt zu bekommen.

      Mit einem zynischen Augenverdrehen nahm Liv Duprees Kompliment zu ihrer Sauce entgegen und verabschiedete ihn, als er kurz darauf das Weite suchte. Lächelnd beobachtete sie ihn, wie er die Straße entlang marschierte, bevor sie die Haustür hinter sich schloss und die Küche anstrebte. Dort entdeckte sie ihren Mann, der den Abwasch erledigte und sich mit Brianna unterhielt, die fröhlich Bananenreste aus ihrem Haar pulte und dabei vor sich hin plapperte.

      Einen Moment blieb Liv im Türrahmen stehen und betrachtete ihren Mann, der seiner unbeeindruckten Tochter erklärte, dass Daddy als Superbowlsieger einen neuen Werbevertrag an Land gezogen hatte. Grinsend ließ sie ihren Blick über seinen blonden Schopf, seinen breiten Rücken und die langen Beine, die in einem Paar Jeans steckten, wandern, bevor sie seinen Hintern fixierte, der durch das anschmiegsame Material besonders gut zur Geltung kam. Peinlich, aber wahr ... wäre Brianna nicht dabei gewesen, hätte sie sich sofort auf ihn gestürzt. So blieb ihr jedoch nichts übrig, als auf das eigentliche Thema zu sprechen zu kommen.

      „Julian? Darf ich mich kurz aufs Ohr hauen oder muss ich damit rechnen, dass Brian bald vor der Tür steht?“

      Fragend sah er sie über die Schulter an und erschien dermaßen unschuldig mit dem ahnungslosen Blick aus seinen braunen Augen, dass sie ihm das Getue beinahe abgekauft hätte. Beinahe.

      „Ich weiß nicht, was du meinst.“

      „Ich meine, dass mir von den vielen Telefonaten schon das Ohr weh tut!“

      „Was für Telefonate?“

      Seufzend lehnte sie sich mit der Hüfte gegen Briannas Hochsitz und streichelte ihr unbewusst durch das Haar, wobei sie ebenfalls Bananenreste entdeckte und diese vorsichtig entfernte. „Du musst nicht all unsere Freunde in Panik versetzen und dazu bringen, mich mit lieb gemeinten Anrufen in den Wahnsinn zu treiben.“

      „Liebling ...“

      „Ich meine es ernst, Julian. Mir geht es gut und so lieb es auch war, dass Dupree auf der Matte stand, musst du nicht gleich Alarm schlagen, wenn ich beim Arzt mal ein paar Tränen vergieße.“

      Als er sich die Hände mit einem Handtuch trocknete und auf sie zukam, seufzte sie auf und ließ sich von ihm umarmen.

      „Wirklich, Julian ...“

      „Ich weiß“, entgegnete er und küsste sie erst auf die Nasenspitze und anschließend auf den Mund. „Aber ich kann dich nicht weinen sehen, Liv.“

      Da sie ihm nie lange böse sein konnte, zumal er sich nun einmal Sorgen um sie gemacht hatte, schlang sie ihm die Arme um den Hals und erwiderte seinen Kuss. Kurz darauf lehnte sie den Kopf ein wenig zurück und starrte ihm fragend in die Augen. „Was hast du sonst noch geplant? Taucht Blake auf und bringt eine Partygesellschaft mit? Oder die Chippendales?“

      „Wofür hältst du mich?“, schnaubte er und schüttelte kurz den Kopf. „Eigentlich hatte ich eine Suite in einem romantischen Spa-Hotel fürs Wochenende reserviert und Brian als Babysitter für Brianna engagiert, aber wenn du meine kleinen Ablenkungsmanöver nicht magst, werde ich das gerne wieder rückgängig machen.“

      Liv fixierte seinen Blick und ignorierte sein selbstgefälliges Grinsen. „Spa?“

      „Ich hatte gehofft, du würdest auf das Wort romantisch eingehen“, enttäuscht rümpfte er seine Nase.

      „Ich kann auch hier mit dir schlafen. Eine Hot-Stone-Massage, Gesichtsmasken und eine Pediküre dagegen klingen sehr viel exotischer als Sex.“

      Beide mussten grinsen, als Brianna fröhlich sang: „Ses, Ses, Ses, Ses!“

      „Glücklicherweise lispelt sie“, Julian warf seiner Tochter einen amüsierten Blick zu und streichelte gleichzeitig über den unteren Rücken seiner Frau. „Jetzt versteht man noch Bahnhof.“

      „Ach, wir schieben es einfach Brian oder Blake in die Schuhe, wenn Brianna unanständige Worte benutzt.“ Amüsiert vergrub sie ihr Gesicht an seinem Hals und streichelte gleichzeitig sein Nackenhaar.

      „Liv?“

      „Mhh?“

      Er stockte und legte ihr eine Hand auf den Bauch. „Das Baby ...“

      Auch Liv schwieg einen Moment und fragte möglichst unbefangen. „Was ist mit dem Baby?“

      Sie konnte spüren, wie er tief einatmete. „Was hältst du davon, dass das Baby ein Junge ist?“

      Nach einer kurzen Weile flüsterte sie. „Ich bin glücklich, Julian. Nur ...“

      „Nur?“

      Ihre Stimme klang etwas wackelig, als sie ihm antwortete. „Nur muss ich manchmal daran denken, wie traurig es ist, dass weder Brianna noch das Baby ihren älteren Bruder kennenlernen.“

      Julian senkte den Kopf und küsste sie auf die Stirn, bevor er leise murmelte. „Das Gefühl kenne ich, mein Schatz.“

      Liv stockte kurz, schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter und krächzte leise. „Sammy wäre ... er wäre ein toller großer Bruder geworden.“

      „Das wäre er“, antwortete Julian mit einer ebenfalls wackeligen Stimme.

      Liv hörte das fröhliche Quietschen ihrer kleinen Tochter, lehnte den Kopf ein wenig zurück und schaute in das ernste Gesicht ihres Mannes. Sie war nicht überrascht, als er den Kopf senkte, da eine Träne über seine Wange lief. Mit ebenfalls feuchten Augen nahm sie sein Gesicht in beide Hände, lächelte traurig und streichelte über seine rauen Wangen. Sie wusste, dass ihm die Nachricht der Frauenärztin, dass das Baby ein Junge war, ebenfalls mitgenommen hatte, aber bislang hatte er sich nichts anmerken lassen. Jetzt schmiegte er sein Gesicht in ihre Hände, zog sie eng an sich und weinte, was Liv merkwürdigerweise mit Erleichterung zur Kenntnis nahm. Sanft küsste sie ihn auf den Mund und flüsterte ihm zu, wie sehr sie ihn liebte. Wenige Augenblicke später wischte er sich die letzten Tränen beiseite und nahm Brianna, die von der traurigen Stimmung ihrer Eltern nichts mitbekommen hatte, auf den Arm, um sein Gesicht in ihrem seidenweichen Haar zu vergraben. Liv drängte sich in eine Gruppenumarmung hinein und störte sich genauso wenig wie Julian an den hartnäckigen Bananenresten im Haar ihrer Tochter.

      4. Kapitel

      „Blake, beweg’ endlich deinen Arsch! Was hast du in den letzten Monaten bloß getrieben?“

      Blake keuchte wie verrückt und war so verschwitzt wie ein Käse in der prallen Sonne, dennoch schaffte er es, seinen Coach mit einem großspurigen Lächeln zu bedenken, während er genauso wie die anderen Spieler der Titans Liegestütze ausführte.

      „Ich trage einen Superbowlring, Coach, der die Weiber ganz scharf macht. Getrieben habe ich es also ziemlich oft ...“

      Ein kollektives Stöhnen ging durch den Trainingsraum.

      „Deiner Kondition hat es nichts genützt, also würde ich mal sagen, dass du irgendetwas falsch machst“, ätzte der Coach John Brennan und erntete prustendes Gelächter der anderen Spieler.

      „Hey“, beschwerte sich Blake und hätte sich erhoben, wenn ihm der Trainer nicht den Fuß auf den Rücken gestellt und ihn auf diese Weise nach unten gedrückt hätte.

      „Wenn du so weiter machst, hauen die Frauen sofort ab, sobald du dich ausgezogen hast“, grollte der Trainer, womit er nach Duprees Einschätzung genau ins Schwarze traf.

      „Wegen

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