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9 Poetischer Fluss

      Gersfeld: Fuldaquelle auf der Wasserkuppe

      Die Fulda ist nicht nur der längste Fluss Hessens, sondern wohl auch der poetischste. Ich glaube nicht, dass es ein weiteres Gewässer gibt, das an seinem Anfang wie auch am Ende über ein Gedicht auf einer großen Tafel verfügt. Die Poesie des Zusammenflusses, »Wo Fulda sich und Werra küssen, sie ihren Namen büssen müssen …«, gehörte zum festen Bestandteil der Heimatkunde. Aber in der Rhön konnte ich auch ein Fuldaquellen-Gedicht lesen: »Hier halte Rast! Dich labt die Quelle der Fulda, die mit klarer Welle den Berggruß rauschend trägt einher, sie wächst zur Werra hingezogen, zum deutschen Strom und senkt die Wogen als Weser schiffbelebt ins Meer.«

      Wer diese Zeilen unterhalb der Wasserkuppe liest, hat vielleicht schon einen Schluck Quellwasser getrunken. Dann gehört er meist zu den Wanderern oder Radfahrern, die kurz nach dem Start oder vor dem Ziel eine Erfrischung brauchen. Die Quelle ist auch mit dem Auto problemlos erreichbar und liegt, gut beschildert, gegenüber einer großen Parkfläche an der Straße von Gersfeld zum höchsten hessischen Berg. Streng genommen gibt es zwei Fuldaquellen, die nicht ganz echte bekam vor vielen Jahren vom Rhönclub ihre repräsentative Einfassung und die Gedichttafel. Die wirkliche Fuldaquelle liegt höher, knapp unterhalb des Berggipfels. Sie wurde zur Trinkwasserversorgung genutzt, als man mit der Bebauung der Wasserkuppe begann. Das Wasser des Überlaufs wurde per Rohrleitung an die heutige Stelle geführt. Aber sei es drum, wer keine wirkliche Mündung hat, braucht auch keine echte Quelle. Die namensgebende Stadt ist von diesem Ort rund 30 Kilometer entfernt und liegt knapp 700 Höhenmeter tiefer.

      Die erwähnten Radfahrer kommen nicht von ungefähr zur Fuldaquelle, denn hier beginnt der Fulda-Radweg-R1. Begeisterte Sportler radeln ihn gerne in seiner ganzen Länge von 255 Kilometern ab.

      Die Extratour Guckaisee des Hochrhöner und der Rundwanderweg Wasserkuppe führen Wanderer ebenfalls an der Fuldaquelle vorbei.

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      Die Anfahrt zur Wasserkuppe erfolgt gut beschildert von 36129 Gersfeld aus über den Hochrhönring.

      Fuldaquelle

      Wasserkuppe

      36129 Gersfeld

       www.wasserkuppe.net/fuldaquelle

      Fulda: Sternenpark im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

      In weiten Teilen Deutschlands und der ganzen Welt herrscht Lichtverschmutzung. Künstliches Licht hellt den Nachthimmel unnatürlich auf. Die Rhön bildet in einigen Gebieten eine Ausnahme und besitzt natürliche Nachtlandschaften. Bei klarem Himmel kann man nicht nur zahlreiche Sterne sehen, eine dunkle Nacht schützt zudem den Lebensraum von Pflanzen und nachtaktiven Tieren. Ein Sternenpark soll diese Gebiete schützen, was in Zeiten von exzessiver Straßenbeleuchtung und Industriegebieten, in denen rund um die Uhr gearbeitet wird, nicht einfach ist. Zusätzliches künstliches Licht soll in der Rhön möglichst gar nicht, oder wenn, nur unter strengen Auflagen, zugelassen werden.

      2014 wurde der Sternenpark im Biosphärenreservat Rhön offiziell von der Dark-Sky Association anerkannt. Seitdem versucht man den Spagat zu meistern zwischen Lichtberatung von Gemeinden und Privatfirmen sowie touristischer Nutzung zur Aufklärung, Information und zum Vergnügen. Dazu ist unter anderem der Verein Sternenpark Rhön gegründet worden. Zertifizierte Führungen bieten Sternguckerwanderungen, eine Mondbeobachtung und zum Beispiel eine Nachttour auf die Milseburg und zum dortigen Keltenwall. Bei klarer Witterung lässt sich von der Wasserkuppe, der hohen Geba oder aus dem Schwarzen Moor und der Langen Rhön der Nachthimmel betrachten. Für nächtliche Alleinwanderer gibt es zahlreiche Broschüren zur Anleitung.

      Auf der Internetseite des Sternenparks bekommt man gute Tipps für den richtigen Zeitpunkt der Himmelsbeobachtung, die jahreszeitlich korrekten Sternkarten und kleine Ratschläge, wie man seine Augen am besten an die Dunkelheit gewöhnt: Rote Filterfolie auf die Taschenlampe zu kleben verhindert, dass sich der Gewöhnungseffekt der Augen immer wieder verzögert. So wird die Rhön in tiefer Nacht zum idealen Lieblingsplatz für Sterngucker.

      Ein Flyer mit den wichtigsten Informationen und Tourenangeboten steht Interessierten auf der Homepage des Sternenparks zum Download bereit.

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      Sternenwanderungen werden organisiert vom Verein Sternenpark Rhön e.V.

       www.verein-sternenpark-rhoen.de

      Informationen:

      Sternenpark im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

      Wörthstraße 15

      36037 Fulda

      0800 9719772

       www.sternenpark-rhoen.de

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      Gersfeld: Wasserkuppe – »Berg der Flieger«

      Wer ein Fan von Höhenflügen ist, der kann mit einem Ausflug auf die Wasserkuppe nichts falsch machen. Hessens höchste Erhebung und gleichzeitig der höchste Berg der Rhön überragt mit seinen 950 Metern das Mittelgebirge nur unmerklich. Je nach Perspektive sieht der 75 Meter niedrigere benachbarte Pferdskopf sogar höher aus. Vielleicht liegt es daran, dass die Wasserkuppe ein Hochplateau ist ohne wirklichen Gipfel. Genau das ist jedoch ein Glück für alle, die von hier abheben möchten.

      Auf den ersten Blick ist die Wasserkuppe ein typischer Ausflugsberg. Restaurants, Imbiss, Andenkenladen und ein SB-Restaurant im Flugplatzgebäude. Halt, hier wird es anders. Dem Namen »Berg der Flieger« wird die Wasserkuppe wahrlich gerecht. Alles fing 1910 an. Da starteten Schüler aus Darmstadt die ersten Flugexperimente. Ein Jahr später reichte es schon zum ersten Flug, und 1922 eröffnete die erste Segelflugschule der Welt. Heute geht flugtechnisch eine Menge mehr. Die Segelflieger werden auf der geteerten Startbahn von kleinen Motorflugzeugen in den Himmel gezogen. Bei guter Thermik stauen sich Flugzeuge und Piloten, die nach oben transportiert werden wollen. Segelflugzeuge üben eine besondere Faszination aus, wenngleich die Furcht vorm Absturz bei den Zuschauern oft überwiegt. Wer sich aber traut einzusteigen, wird überwältigt sein von der großen Ruhe, die am Himmel herrscht, wenn man ohne Antrieb und nur mithilfe der Thermik unterwegs ist. So zumindest erging es mir bei meinem ersten Flug. Die Segelflugschule bietet für alle Neugierigen selbstverständlich Rundflüge an. Wahlweise geht es mit einem der kleinen Motorflugzeuge oder mit einem Segel-Doppelsitzer nach oben, und man wäre nicht der erste Mitflieger, der im Anschluss eine Ausbildung beginnt. Natürlich kann hier auch das Motorfliegen erlernt werden. Für diejenigen, die lieber am Boden bleiben, werden Kurse im Modellfliegen angeboten. Da kann jeder mitmachen. Schaden an Leib und Seele ist ausgeschlossen.

      Übertroffen wird die Fliegerei von den echten Abenteurern, die sich mit Hängegleitern in die vermeintliche Tiefe stürzen. Begeisterte Drachenflieger meinen, auch das sei risikoarm. Immerhin schaut die Flugschule Papillon auf erfolgreiche Ausbildungsjahre zurück. Man habe einige Meister des Sports fit gemacht. Bliebe noch zu erwähnen, dass auch die Technik des Gleitschirmfliegens erlernt werden kann. Kein Absturz in rund 40 Jahren, betont man. Ich konnte mich trotz großzügigen Angebots

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