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war, als ginge die Welt mit einem hallenden Donnerschlag unter. Der Großmast zerplatzte, er wurde buchstäblich auseinandergesprengt.

      Die Rahen flogen davon, eine verschwand in der See, die andere sauste an Deck und erschlug zwei Seesoldaten.

      Die scharfen Korallen rissen dem Schiff den Rumpf auf, das Wasser ergoß sich schwallartig in die unteren Räume.

      Einige weitere Männer, die sich nicht mehr retten konnten, ertranken. Ihr Schreien ging in dem Toben der Elemente ungehört unter.

      Ein Großteil flog bei dem harten Anprall über Bord und verschwand in dem Hexenkessel aus schäumendem Wasser und Korallen.

      Etliche schafften es trotz der starken See bis zum Strand und ließen sich erschöpft in den Sand fallen.

      Als das Krachen und Bersten vorbei war, wußte auch der letzte Mann, daß das Schiff beim Teufel war. Die harte See drückte es immer härter in die Korallen, schob es hin und her und schlitzte es weiter auf. Planken zersplitterten, unter dem Rumpf kratzte und rieb es, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die See und das teuflische Riff die „Kap Hoorn“ auseinandernahmen.

      Sinona hatte keinerlei Verletzungen erlitten. Er war nur ausgeglitten und über das Deck gerutscht.

      Er sah im fahlen Lichtschein der zuckenden Blitze, daß der Segler hart auf der Backbordseite lag, daß die See immer noch an ihm schob und zerrte, und daß sie bei diesem Wetter nicht in der Lage waren, eins der Beiboote zu Wasser zu lassen.

      Das Schiff war nicht mehr als ein Wrack. Soweit sich auf den ersten Blick feststellen ließ, würde es auch keine Reparatur mehr geben, weil sie einfach unmöglich war.

      Er schlug die Hände vor das Gesicht und schüttelte sich.

      Von irgendwoher aus dem Bauch des Schiffes hörte er tierische Angstlaute.

      Die paar Maultiere, die sie an Bord hatten, ertrinken, dachte er. Aber mit Sicherheit waren auch einige Leute ertrunken, das ließ sich jetzt noch nicht überblicken, das würde erst der nächste Morgen zeigen.

      Er suchte nach seinem ersten Offizier, doch er fand ihn nirgends.

      Fluchend rannte er hin und her, verlor auf dem schräg geneigten Deck immer wieder den Halt und rutschte aus.

      Die Kommandos, die er brüllte, verhallten ungehört. Noch immer befanden sich die Leute in Panik.

      „Hierbleiben!“ schrie er zwei Seesoldaten zu, die sich über das Schanzkleid schwangen.

      Ein Blitz zuckte nieder und beleuchtete sie. Sie hörten ihn nicht, oder sie wollten ihn nicht hören, vielleicht nahmen sie gar nichts um sich herum wahr.

      Sie ließen sich einfach fallen und verschwanden in der Dunkelheit. Von einem hörte er einen markerschütternden Schrei. Vermutlich war der Mann auf den Korallen gelandet.

      Unter unendlichen Schwierigkeiten gelang es ihm, in den brüllenden und verängstigten Haufen einigermaßen Ruhe zu bringen.

      Er ließ Lampen entzünden, aufgefaserte Tauenden mit Öl tränken und als Fackeln abbrennen, aber der heulende Wind fraß sie den Leuten aus den zitternden Fingern.

      Ein paar Lampen brannten weiter. Sinona ging im Schein der Blitze und Lampen von Deck zu Deck, um sich den Schaden anzusehen. Was er sah, übertraf seine allerschlimmsten Befürchtungen.

      Das Schiff war von den scharfgratigen Korallen geschlachtet worden wie ein großes Tier, dem die Innereien heraushingen.

      Überall baumelten zersplitterte, zerfetzte oder gebrochene Planken nach unten.

      Im zweiten Laderaum, der für die Aufnahme der Brotfruchtpflanzen bestimmt war, schwammen die Kadaver von zwei Mulis. Die anderen waren in der riesigen Öffnung verschwunden, die im Rumpf klaffte und aus der das Wasser so schnell eingedrungen war. Sie lagen jetzt irgendwo unten zwischen den Korallen.

      Auch der zweite Raum stand voll Wasser. Auf der Brühe trieben leere Fässer, Holzplanken und Kistenbretter.

      Sinona verlor den Halt, als ein harter Schlag die „Kap Hoorn“ beutelte und eine Welle über das Wrack donnerte. Wieder knirschte es nervenzerfetzend, neue Planken brachen, die beiden Masten ließen das Schiff bis ins Kielschwein erzittern. Jeden Augenblick konnten auch sie an Deck stürzen und Männer erschlagen.

      Trotz der üblen Schräglage setzte er seine Untersuchung fort und fluchte sich den Zorn von der Seele, bis er auf den Profos traf.

      Bollo sah fürchterlich aus. Sein Gesicht blutete, von der Stirn bis zum Schädel zog sich eine klaffende Wunde. Sein linkes Auge war so zugeschwollen, daß er damit nichts mehr sah.

      Er starrte den Capitano an, und ein angsteinflößendes Grinsen erschien in seinem zerschundenen Gesicht.

      „Den Eimer sind wir los, Capitano“, sagte er. „Und nur, weil die verfluchte Trosse nicht gehalten hat. Das verstehe ich nicht, sie hätte das Schiff halten müssen. Und Ihnen, Senor Capitano, kann oder wird man vorwerfen, zu dicht bei einer Korallenbank geankert zu haben.“

      Sinona wollte erst aufbrausen, aber dann erkannte er, daß der Profos recht hatte. Resigniert winkte er ab.

      „Sie wissen so gut wie ich, daß wir die Korallenbank nicht gesehen haben. Daß die Ankertrosse nicht hielt, konnte man ebenfalls nicht voraussehen. Schwatzen Sie also kein dummes Zeug, Mann, und reagieren Sie sich anderweitig ab, indem Sie versuchen, hier aufzuklaren, falls man das noch kann.“

      „Perdone, Senor Capitano“, sagte der Profos zerknirscht. „Mir sind die Nerven durchgegangen, ich habe eins auf den Schädel gekriegt.“

      „Ja, das habe ich gesehen.“

      „Aber die Trosse hätte halten müssen“, beharrte der Profos.

      „Natürlich hätte sie das. Aber vermutlich gibt es dort weiter draußen ebenfalls Korallen dicht am Grund. Beim Sturm hat sich die Trosse daran durchgescheuert, bis sie brach.“

      „So wird es wohl gewesen sein. Ich suche mir jetzt ein paar Leute, die versuchen werden, einigermaßen aufzuklaren, aber viel Zweck hat es nicht, Capitano.“

      „Wenigstens sind die Leute beschäftigt und verfallen nicht auf dumme Gedanken, sonst drehen sie ganz durch. Wenn der Sturm nachläßt, versuchen wir, eins der Boote abzufieren, denn das Wrack wird sich wahrscheinlich nicht mehr lange halten. Haben Sie den ersten Offizier gesehen, Profos?“

      „Keine Spur von ihm, Senor.“

      Sinona drehte sich um, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Er ging zur Back und sah, daß schon wieder einer der Seesoldaten das Schiff verließ aus Angst, es würde gleich auseinanderfallen.

      Mit einem Satz war Sinona am Schanzkleid und versuchte, den Mann am Handgelenk festzuhalten. Er kriegte es auch noch zu fassen, mußte dann aber loslassen, als ein Ruck durch den Segler ging.

      „Idiot!“ schrie er dem Mann nach, dessen Namen er nicht kannte. „Hier sind Sie im Augenblick sicherer als da draußen!“

      Der Mann gab keine Antwort, aber Sinona sah, daß er sich beim Fallen nicht an den Korallen verletzt hatte und jetzt schwamm.

      „Todos Santos!“ fluchte er und blickte dem Schwimmer nach, der auf den Strand zuhielt. Blitze wiesen ihm den Weg.

      Als Sinona sich abwenden wollte, sah er dreieckige Zacken aus dem Wasser wachsen.

      Im ersten Augenblick hielt er sie für Korallen, aber sie waren erstaunlich lebendig und rasten auf den Schwimmer von drei Seiten zugleich zu.

      „Haie!“ schrie Sinona, und dann wurde es schlagartig wieder finster.

      Mit angespannten Sinnen lauschte er, aber er vernahm keine Geräusche, der Sturm schluckte sie.

      Erst ein paar Sekunden später hörte er einen gellenden Schrei, der in höchster Tonlage abrupt abbrach.

      Sinona duckte sich unter dem grellen Licht eines Blitzes und sah auf die Stelle, wo sich der Schwimmer befand.

      Er

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