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Seewölfe Paket 8. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 8
Год выпуска 0
isbn 9783954394975
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Ferris Tucker sandte die Höllenflaschen zur „Candia“ hinüber, dann war die „Isabella“ aus der Passage heraus. Hoch am Wind segelte sie mit südwestlichem Kurs in Schrägrichtung zur Küste aus der Bucht davon und krängte weit nach Backbord.
Carberry hastete zu den Kanonen der Steuerbordseite hinüber und konnte gerade noch „Achtung, es gibt Zunder!“ rufen.
In diesem Moment eröffnete die Kriegsgaleone „Sao Joao“, die vor der Karavelle „Santa Angela“ lief, das Feuer. Zwei Buggeschütze spuckten ihr Eisen gegen die Galeone der Seewölfe aus.
Ferris Tuckers Explosionsflasche landete unterdessen auf dem Achterdeck der „Candia“, rollte bis zum Steuerbordschanzkleid und drohte dort durch eins der Speigatten zu rutschen. Dann aber verfing sie sich doch. Mit einem gelbroten Blitz ging sie hoch, als Carberry auf der „Isabella“ gerade wieder „Feuer!“ schrie.
Planken und Balken wirbelten. Die Abuela und die drei Mädchen konnten von ihrem erhöhten Platz aus erkennen, daß eine beachtliche Bresche im Achterkastell der „Candia“ klaffte. Man konnte fast bis in die Kapitänskammer sehen, es hätte wirklich nicht viel gefehlt, und auch do Velhos Allerheiligstes wäre in Schutt und Asche gelegt worden.
Der Kommandant tobte. Er versuchte, sein Schiff herumzumanövrieren, aber in der Felsenbucht hatte der Wind nicht genug Macht, es dauerte eine Ewigkeit, bis die „Candia“ wendete.
Eine Kugel der „Sao Joao“ heulte flach über die Kuhl der „Isabella“ weg, die andere lag zu kurz und trieb eine Fontäne vor der Bordwand hoch, die rauschend wieder in sich zusammenfiel.
Carberry hatte den Befehl gegeben, die komplette Breitseite auf den Gegner abzufeuern. Als die acht Culverinen der Steuerbordseite losdonnerten, stieß er ein wildes, grimmiges Lachen aus.
4.
Reto, der erste Offizier der „Sao Sirio“, zerrte auf einen Wink seines Kapitäns hin an den Zügeln und brachte das Maultiergespann zum Stehen. Mit einem Ruck stoppte der hohe zweirädrige Karren, und Kapitän Alvaro Monforte blickte sich betroffen nach Süden um.
Von dorther wälzte sich der Kanonendonner über Land, von dort drang das Schreien von Männern herüber.
„Allmächtiger“, sagte Monforte. „Das kann nur beim Riff oder in der Bucht sein. Sollten unsere irischen Freunde Schwierigkeiten gekriegt haben?“
Der Seewolf hatte sich in Portugal als der „irische Kapitän Philip Drummond“ ausgegeben, denn Irland, das dem englischen Königreich nicht botmäßig war, stand in einem guten Verhältnis zu Spanien-Portugal. Nur den Mädchen Josea, Segura und Franca hatte Hasard mittlerweile anvertraut, daß er alles andere als ein irischer Handelsfahrer war, der Getreide geladen hatte.
„Senor“, entgegnete der Erste. „Wir sind erst schätzungsweise eineinhalb bis zwei Meilen von dem Haus der Brancates entfernt. Wir könnten in schnurgerader Richtung zur Küste fahren und von dort aus feststellen, was geschehen ist.“
„Sie halten es nicht für ratsam, die Bucht aufzusuchen?“
„Das würde zweifellos mehr Zeit in Anspruch nehmen.“
Monforte konnte sich diesem Argument nicht verschließen. Er wandte sich zu den übrigen Insassen des Gefährts um.
Während der Kapitän und der erste Offizier der gesunkenen Kriegsgaleone „Sao Sirio“ auf dem Kutschbock des geräumigen Karrens Platz genommen hatten, saßen die vier Brancates auf der Ladefläche zusammengepfercht: der bärtige Pinho, ein Riese von einem Mann, seine stämmig gebaute Frau Emilia, die beiden Söhne Charutao und Iporá. Bewacht wurden die gefesselten Verbrecher von Tarquinho, dem Decksältesten der „Sao Sirio“, Josefe, dem Decksmann, und dem Soldaten Tulio, dem fünften Überlebenden des Schiffsunglücks.
„Pinho Brancate“, sagte Monforte zu dem Bärtigen. „Gibt es einen Pfad zur Küste? Antworte!“
„Es gibt ihn, und ich wünsche dir und uns, daß wir an seinem Ende von den Klippen geradewegs in die See stürzen“, sagte der Kopf der Brancate-Sippe bissig. „Fahr noch ein paar Schritt weiter, Capitán, und biege dann nach links ab.“
Monforte gab seinem Ersten durch ein Kopfnicken zu verstehen, daß er dem Hinweis folgen sollte. Wenig später hatten sie tatsächlich die Abzweigung erreicht und bogen auf den geradewegs zur Küste verlaufenden schmalen Weg ab.
Monforte war mit seinen Gefangenen in die nächste Stadt unterwegs, um sie dort dem Stadtkommandanten und der Gerichtsbarkeit zu übergeben. Diese Übereinkunft hatte er mit „Captain Philip Drummond“ getroffen, bevor dieser seine Reise fortgesetzt hatte. Monforte hatte ihn nicht zur Bucht begleitet, denn vordringlicher schien die Aufgabe zu sein, die vier verbrecherischen Herbergsleute ihrem gerechten Schicksal auszuliefern.
Jetzt aber konnte Monforte nicht umhin, nach dem Rechten zu sehen. Wenn der Ire in Bedrängnis geraten war, dann wollte er wenigstens versuchen, ihm zu helfen.
Monforte stellte die verschiedensten Überlegungen darüber an, was Drummond und seiner Crew wohl passiert sein könnte. Nach wie vor grollte der Kanonendonner, und der erfahrene Kapitän hörte heraus, daß mehr als zwei Schiffe im Gefecht miteinander liegen mußten.
Das bedeutete: Drummond war dem Gegner unterlegen.
„Schneller“, drängte Monforte seinen Ersten. „Himmel, was ist denn nur mit den Tieren los?“
„Es liegt nicht an den Tieren, Senor“, antwortete der Erste. „Aber ich kann nicht schneller fahren, denn auf dem holprigen, felsigen Untergrund drohen wir umzukippen.“
Es stimmte. Schon jetzt schaukelte der Karren bedrohlich hin und her, der Weg wurde immer schlechter. Monforte nahm eine Muskete zur Hand, die er in einem der vielen Verstecke entdeckt hatte, die der durchtriebene Pinho Brancate in seinem Haus eingerichtet hatte. Er spannte den Hahn und war unausgesetzt auf der Hut, denn er rechnete mit einem Trick des bärtigen Wirtes.
Gab es irgendwo eine Falle? Ein Felsenloch, in das man geraten konnte? Eine unvorhersehbare Tükke, dank derer die Brancates sich zu befreien vermochten?
Monfortes düstere Ahnungen erfüllten sich nicht. Die See war in Sicht, und außer dem miserablen Zustand des Weges hoch oben auf den Klippen gab es keinerlei Widrigkeit. Brancates Hoffnung, seine Verwünschungen gegen die fünf Männer der „Sao Sirio“ könnten früher oder später doch in Erfüllung gehen, war wirklich die einzige „Waffe“, die er in der Hand hielt.
Reto, der Erste, stoppte das Maultiergefährt wieder. Alvaro Monforte glitt vom Kutschbock und lief mit der Muskete in den Händen zum nahen Abbruch der Felsen.
„Lauf!“ rief Emilia Brancate ihm nach. „Warum hältst du an? Es geht noch ein paar Schritte weiter! So lauf doch, du Bastard von einem Capitán, du wirst sehen, was für einen großartigen Aussichtspunkt du erreichst!“
Monforte verharrte.
Die Frau bedachte ihn mit den übelsten Flüchen. Immer neue Verwünschungen ließ sie sich einfallen, ihr Register schien unerschöpflich zu sein.
„Nun hör dir das an“, sagte Tarquinho grinsend zu seinem Kameraden. „Da wird ja selbst noch eine in Ehren ergraute, hartgesottene Hafenhure rot.“
„Ja, du!“ zischte die Frau. „Spotte du nur. Die Pest wünsche ich dir an den Leib.“
„Die Blattern sollen dich bei lebendigem Leib verfaulen lassen“, sagte Charutao, der ältere der Brüder.
„Dich und alle deine Leute“, fügte Iporá hinzu.
Reto drehte sich auf dem Bock um. Sein Gesicht war maskengleich und von wächserner Färbung. Nicht sonderlich laut sagte er: „Noch ein Wort von euch, ihr Mistkerle, und ich stopfe euch Knebel zwischen die Zähne und ziehe euch Säcke über die Köpfe.“