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Seewölfe Paket 6. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 6
Год выпуска 0
isbn 9783954394951
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Die Stimme klang brüchig, wie eingerostet, und formte unendlich mühsam Worte.
„Der Schatz“, flüsterte er. „Schatz – Chiapas …“
„Schatz?“ fragte Siri-Tong mit gerunzelter Stirm.
Die fiebrigen Augen fielen zu und öffneten sich wieder. Für einen Moment schien der irre Blick ein wenig an Klarheit zu gewinnen.
„Der Schatz – der Maya“, flüsterte der Sterbende mühsam. „Das Schiff – Piratenschiff – zerschellt – die Strafe! Es ist die Strafe! Es ist der Fluch – der Fluch der Maya …“
„Bei Thors Hammer!“ knurrte der Wikinger. „Wovon, zum Teufel, redet der …“
„Still, Thorfin! Warte!“
Wieder bewegten sich die Lippen des Todgeweihten. Siri-Tong mußte sich tief über ihn beugen, um die Worte zu verstehen, die nur noch ein Hauch waren.
„Der Fluch – der Fluch der Maya wird sie ereilen, alle – nie werden sie das Gold finden – nie – nie …“
Die Stimme erstarb.
Ein letztes krampfhaftes Zucken durchlief die ausgemergelte Gestalt. Dann erschlafften die Glieder des Unbekannten, und tief auf dem Grund der Pupillenschächte schien etwas wie springendes Glas zu zerbrechen.
Siri-Tong hob den Kopf.
Eine steile Falte stand auf ihrer Stirn. Fragend sah sie Thorfin Njal an, aber der Winkinger hob nur die mächtigen Schultern. Er konnte sich auf die wirren Reden genauso wenig einen Reim bilden wie die anderen.
„Verrückt“, brummte er. „Die Mayas leben doch in Yukatan, auf der anderen Seite des Kontinents. Möchte wissen, wieso jemand mitten auf dem Pazifik von Mayas faselt!“
Siri-Tong zuckte mit den Schultern.
Es war sinnlos, jetzt darüber nachzugrübeln. Mit einem tiefen Atemzug stand sie auf und warf das lange Haar auf den Rücken.
„Wir übergeben die Toten der See“, entschied sie. „Und dann sehen wir zu, daß wir eine neue Gaffelrute riggen und endlich die ‚Isabella‘ einholen.“
3.
In der mondlosen Nacht bildeten die geblähten Segel der „Isabella“ nur fahle Flecken.
Sternenlicht spiegelte sich verschwimmend im leicht bewegten Wasser, aber auch die Sterne wurden teilweise von Wolken verdeckt, die sich schwarz und bedrohlich über die Kimm schoben. Die Nacht war schwüler als gewöhnlich. Dan O’Flynn wischte sich den Schweiß von der Stirn, spähte aus zusammengekniffenen Augen zum Kreuz des Südens hinauf und versuchte, das unbehagliche Gefühl abzuschütteln.
Er lehnte am Schanzkleid des Vorkastells. Das leise Glucksen und Rauschen der Bugwelle drang an seine Ohren. Eigentlich war er nur während seiner Freiwache hier heraufgekommen, um die Freiluft-Toilette zu benutzen. Dann hatte er geglaubt, bei den Drehbassen ein Geräusch zu hören, wo um diese Zeit niemand etwas zu suchen hatte. Normalerweise hätte er sich nicht darum gekümmert, aber jetzt dachte er daran, daß sie einen Fremden an Bord hatten, der ihm, wenn er ehrlich war, trotz aller Argumente der Vernunft ein bißchen unheimlich erschien.
Dan O’Flynns Mißtrauen war erwacht, unbegründet, wie er inzwischen einsah.
Hier oben war niemand. Dan gähnte und ließ den Blick müßig über die dunklen Decks schweifen.
Die „Isabella“ lief nicht unter Vollzeug. Sie hatten nur Blinde, Großsegel und Besan gesetzt, um dem schwarzen Segler Gelegenheit zu geben, sie einzuholen.
„Eiliger Drache über den Wassern“ war ein schnelles Schiff, schneller als die dreimastige Galeone der Seewölfe. Spätestens morgen früh, schätzte Dan, mußte der Viermaster der Roten Korsarin über der Kimm auftauchen, falls Siri-Tong und Thorfin Njal nicht Pech gehabt und doch mehr von dem Sturm abgekriegt hatten, als der Seewolf glaubte.
Und falls sie nicht in das nächste Wetter hineinliefen, das sich irgendwo im Norden zusammenbraute, vollendete Dan seine eigenen Gedanken.
Die Wolkenbänke über der Kimm gefielen ihm überhaupt nicht, genausowenig wie die drückende Schwüle.
Etwas knackte leise.
Donegal Daniel O’Flynn hielt den Atem an. Auf dem Absatz fuhr er herum – und stieß gleich darauf erleichtert die Luft aus.
Ein massiger Schatten wuchs vor ihm hoch. Schneeweiße Zähne blitzten, das Weiß von rollenden Augäpfeln schimmerte. Sonst verschmolz die Hünengestalt fast völlig mit der Finsternis, und das brachte an Bord der „Isabella“ nur einer fertig.
„Batuti!“ fauchte Dan aufgebracht. „Kannst du schwarzer Affe dich nicht melden, bevor du einen derart erschreckst? Fast hätte ich dir ein Messer in den Bauch gerammt.“
„Kleines O’Flynn dummy im Kopf.“ Batuti, der riesenhafte Gambia-Neger grinste immer noch, denn in Wahrheit waren er und Dan besonders dicke Freunde. „Was willst du? Soll ich schreien Zeter-Mordio, wenn gehen aus der Hose?“
„Von wegen Zeter-Mordio“, unkte Dan. „Der alte Carberry würde dir die Haut in Streifen abziehen.“
„Und nageln an Kombüse, he? Wird sich Kutscher freuen! Haut von schönes schwarzes Affenarsch von Batuti ist …“
Er stockte abrupt.
Jetzt war er es, der unwillkürlich den Atem anhielt. Auch Dan war das leise Geräusch nicht entgangen. Aber nachdem er sich einmal unnötig erschrocken hatte, wollte er sich kein zweitesmal ins Bockshorn jagen lassen.
„Noch jemand, der aus der Hose muß“, sagte er. „Scheint ja ’ne wahre Seuche zu sein. He, wer da?“
Er erhielt keine Antwort.
Unmittelbar zwischen den beiden Drehbassen schnellte eine Gestalt wie ein Springteufel hoch. Trotz der Dunkelheit waren die Umrisse der schweren Muskete nicht zu übersehen.
„Rührt euch nicht! Ein Laut oder eine Bewegung, und ich schieße euch in Stücke!“
Die Stimme klang dünn und hoch, scharf wie das Zischen einer gereizten Schlange, das die Seewölfe bei ihren Abenteuern im Amazonas-Gebiet so oft gehört hatten.
Dan O’Flynn versteinerte. Er hatte die Stimme erkannt, und er erkannte auch die dürre, hoch aufgerichtete Gestalt, die jetzt überhaupt nicht mehr an einen Halbtoten erinnerte.
„Der Jonas!“ keuchte er.
„Mann von Schiff gebrochen“, flüsterte Batuti, der das Wort Schiffbrüchiger einfach nicht richtig zusammenkriegte. „Verdammich! Ich denke, der dummy im Kopf und …“
„Still!“ zischte die brüchige Stimme. Ein tiefer, rasselnder Atemzug drang über die Lippen des Unbekannten, und in seiner Haltung schien sich eine unsichtbare Stahlfeder zu spannen. „Hört zu! Ich bringe euch um, wenn ihr nicht gehorcht! Ich töte euch, und wenn es das letzte ist, was ich auf dieser Welt tue. Und ich töte nicht nur euch! Ich werde auch noch andere mitnehmen! Viele andere! Ihr müßt mir helfen, hört ihr – müßt …“
Für einen Moment war wieder der irre Klang in der Stimme, aber Dan O’Flynn gab sich keinen Illusionen hin. Die ganze Haltung des ausgemergelten Burschen spiegelte Konzentration und hellwache Aufmerksamkeit. Er war fanatisch und offenbar besessen von irgendeiner Wahnidee. Der junge O’Flynn spürte mit jeder Faser, daß dieser Irre seine Drohung rücksichtslos wahrmachen würde.
Vorläufig saß der Kerl am längeren Hebel.
Wenn er losballert, würde von Dan und Batuti auf diese Entfernung nicht viel übrigbleiben. Und es mochte leicht passieren, daß der Mann es mit Hilfe des Überraschungseffektes tatsächlich schaffen würde, noch ein paar andere Seewölfe mit auf die große Reise zu nehmen.
Batuti, der riesige