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      „Ich gehe“, sagte Batuti. Es klang so selbstverständlich, als gab’s daran überhaupt nichts zu rütteln.

      „Und ich“, erklärte Carberry und setzte treuherzig hinzu: „Sonst krieg’ ich hier die Motten. Außerdem sind mein Freund Batuti und ich aufeinander eingespielt, wie bekannt sein dürfte. Denn wir beiden waren es, die damals auf Tortuga die Wildsau losließen, als die Dons die Insel besetzt und den dicken Diego in der Mangel hatten.“

      „Ihr sollt hier aber keine Wildsau loslassen“, entgegnete Hasard, „sondern lediglich die Lage peilen.“

      „Wir sind die besten Lagepeiler, die du hast, Sir“, erwiderte Carberry unverfroren, „bessere als uns gibt’s überhaupt nicht.“

      Hasard seufzte. „Gut, du bester Lagepeiler aller Zeiten. Aber ich betone ausdrücklich, daß nur die Lage gepeilt wird, nichts anderes, kein Schlagabtausch, gar nichts. Das ist ein Befehl.“

      „Aye, Sir, mein Freund Batuti und ich werden keinen Käsefresser anrühren. Darauf kannst du dich verlassen.“

      „Ed“, sagte Dan O’Flynn. „Da ist etwa ostnordöstlich des Kastells an der Ostküste der Insel ein Felskegel mit einem Beobachtungsposten der Holländer. Nehmt ein Spektiv mit und ortet den Ausguck, damit ihr wißt, wo er steckt und ihr euch dementsprechend in Deckung haltet.“

      „Gut, daß du das erwähnst, Dan“, sagte Hasard und wandte sich an Batuti: „Dieser Ausguck könnte euch sehen, wenn ihr den Dschungel verlaßt und die Plantagen überquert. Vielleicht solltet ihr sie umgehen.“

      Batuti nickte. „Das werden wir tun, Sir. Wir umgehen die Plantage westlich. Das bietet sich an.“

      „In Ordnung. Viel Glück!“

      Carberry holte noch ein Spektiv. Dann wurden die beiden Männer zusammen mit Sam Roskill an Land gesetzt. Sie nahmen wieder den Weg durch die Schneise und schlichen nach Verlassen dieses Pfades zu Matt Davies.

      Dort hatte sich nichts verändert. Der Arbeitsplatz lag verödet, keine Gefangenen, keine Aufseher.

      Batuti und Carberry zogen weiter und benutzten jetzt den anderen Pfad durch den Dschungel, der ausgetrampelt war. Sie hielten sich am Rand dieses Pfades, um sofort im Buschwerk untertauchen zu können, falls sich vor ihnen jemand nahte. Buschwerk und Schlinggewächse beidseits des Trampelpfads boten sichere Deckung.

      Batuti schnürte sichernd voraus, an die acht Schritte vor Carberry. Wenn er stehenblieb, um zu lauschen, verharrte auch der Profos wie ein Standbild, bereit, sich ins Buschwerk zu werfen. Trotz der Pausen gelangten sie zügig voran, bis sie den Rand des Dschungels erreichten.

      Batuti sicherte wieder und winkte dann Carberry heran. Auf den Feldern der Plantagen befand sich niemand. Der Felskegel, von dem Dan gesprochen hatte, war von hier aus nicht zu entdecken. Batuti nickte nach Westen und setzte sich wieder in Marsch. Jetzt blieben sie auf der Grenze von Dschungel und der gerodeten Plantagenfläche.

      Sie umgingen die Gesamtfläche, bis sie nach Süden abknickte. Jetzt lag der Dschungel westlich von ihnen. Sie pirschten weiter, und dann entdeckte Batuti, der immer wieder nach Osten gespäht hatte, in dieser Richtung einen hohen felsigen Kegel. Sie drückten sich in das Buschwerk rechter Hand, und Carberry holte das Spektiv aus dem Gurt.

      Eine kurze Weile schaute er hindurch, dann nickte er und sagte: „Auf dem Ding befindet sich ein Ausguck, aber der linst nicht in unsere Richtung.“

      Er reichte Batuti den Kieker. Der beschäftigte sich ebenfalls mit diesem Ausguckposten und stimmte dem Profos zu. Trotzdem war nicht sicher, ob der Kerl auf dem Felskegel in bestimmten Abständen Rundblicke nahm.

      Immerhin waren acht Frauen geflohen. Vielleicht hatte er Order, auch das Inselgelände im Auge zu behalten.

      Da half jetzt alles nichts, sie mußten sich in der Deckung des Dschungels weiter nach Süden vorarbeiten und dann ostwärts schwenken. Aber das Kastell war nicht mehr weit. Den größten Teil des Weges hatten sie hinter sich gebracht.

      Ohne lange zu fackeln, zogen sie ihre Entermesser. Und weiter ging’s. Wo der Weg von Lianen oder anderen Schlinggewächsen versperrt war, setzten sie die Messer ein. Sie umgingen Baumriesen oder zwängten sich durchs Gestrüpp vorwärts.

      Als das Gelände abfiel, schwenkten sie nach Osten ein. Die See war nah, sie rochen es. Sie lag rechts von ihnen im Süden. Von dem Felskegel sahen sie nichts mehr – und wurden nicht gesehen. Das Blätterdach über ihnen schützte sie.

      Nach kurzer Zeit mußten sie in eine Schlucht absteigen, durch die ein Bach seewärts floß.

      Der Profos grinste und flüsterte: „Da sollten wir einen gluckern, auch wenn’s kein Rum ist.“

      Batuti nickte und probierte das Wasser. Es war rein und klar und erfrischte. Sie tranken vorsichtig und wischten sich die verschwitzten Gesichter sauber.

      Dann stiegen sie den Bach abwärts und erreichten den Strand. Das war auch eine Möglichkeit, weiter nach Osten vorzudringen. Der Weg lag im toten Winkel des Ausguckpostens auf dem Felskegel. Strand und felsiges Gestein wechselten sich ab. Hier gelangten sie gut voran, es war nicht stickig und schwül wie in dem Dschungelverhau.

      Der Strand verlief in West-Ost-Richtung, unterbrochen von kleinen Buchten. Und dann versperrte ihnen ein Steilfelsen den weiteren Weg – und auch die Sicht. Das Ding ragte weit in die See, rissig und schrundig und von den Wellen attackiert. Es zu umschwimmen, das mochten die beiden nicht riskieren.

      Also Aufstieg.

      „Affe müßte man sein“, meinte Carberry.

      „Dann hättest du endlich einen echten Affenarsch“, sagte Batuti grinsend und machte sich an den Aufstieg.

      Dieser Felsen war an die zweihundert Fuß hoch, bot jedoch Stufen und Simse, über die man sich kletternd und ziehend hocharbeiten konnte. Wer in Wanten auf schwankendem Schiff herumturnte, der bewältigte auch solche Kletterpartien.

      Batuti erreichte als erster den buschbewachsenen Kamm und wollte sich aufrichten, sackte aber sofort wieder zusammen.

      „Was ist?“ fragte Carberry.

      „Das Kastell!“ zischte Batuti. „Nur an die achtzig Yards von uns hier entfernt!“

      „Na, das ist doch mal was“, brummte Carberry und schob sich höher, bis er Batuti erreichte, der flach auf dem Bauch lag und durch die Büsche spähte. Er ging daneben in Stellung.

      Und da hatten sie des Rätsels Lösung, warum der Rodungsplatz an der Ostküste verwaist geblieben war.

      An der Holzpier des Hafens lag eine dickbauchige Fleute, dieser typische Handelssegler der Holländer. Aber armiert war er auch.

      Und der Segler wurde entladen. Von wem? Von den Gefangenen, die sonst die Äxte schwingen mußten. Sie schleppten Säcke an Land und zu den Schuppen. Auch die braunhäutigen Frauen schufteten dort, und Carberry knirschte mit den Zähnen, als er das sah.

      Und auch die Peitsche fehlte nicht. Schlimmer noch – da lümmelten an die fünfzig oder sechzig Holländer herum – ganz abgesehen von der Schiffscrew –, schauten zu und ließen zwölf Männer und fünf Frauen für sich arbeiten. Und diese siebzehn Menschen leisteten weiß Gott Schwerstarbeit.

      Die zwölf Männer waren Weiße, offenbar Spanier oder Portugiesen, nach den dunklen Haaren zu urteilen. Ihrer Kleidung nach konnten sie Seeleute sein. Das war noch zu erkennen, obwohl ihnen das Zeug in Fetzen vom Leib hing. Gleich den Frauen sahen sie zum Gotterbarmen aus.

      Die Fleute mußte am frühen Morgen eingetroffen sein. In der Nacht jedenfalls hatte sie noch nicht an der Pier gelegen, das wußte Batuti sehr genau. Ein solcher Segler war nicht zu übersehen.

      Noch vor dem Mittag war die Fleute entladen. Da konnte es durchaus sein, daß die Gefangenen wieder zum Roden getrieben wurden – natürlich erst, wenn sich die als Aufseher eingeteilten Kerle an der anstrengenden Arbeit des Zusehens erholt und ihr Mittagsmahl eingenommen hatten.

      Batuti

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