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die physiologischen Charakteristika eines Bergsteigers, der den Anstieg zum Gipfel des Mt. Everest vom Basislager und zurück in einem Tag ohne künstlichen Sauerstoff bewerkstelligen konnte.

      Fallbeispiel. Ein Extrembergsteiger bzw. „Skyrunner“ (C.S., 40 Jahre, 181 cm, 77 kg; Abb. 3.11) erstieg den Mt. Everest auf der Nordroute von 6300 m auf den Gipfel (8844 m) in 16 Stunden und 42 Minuten ohne künstlichen Sauerstoff. Neben Blutanalysen und Lungenfunktionstests wurden in standardisierten Testverfahren seine anaerobe und aerobe Leistungsfähigkeit in Tallage und jene der aeroben Leistungsfähigkeit bei akuter Höhenexposition (~ 5000 m) erhoben. C.S. zeigte normale Blutwerte und Vitalkapazität. Seine Lungendiffusionskapazität und sein maximales willkürliches Atemminutenvolumen jedoch waren deutlich höher als die erwarteten Normalwerte. Die anaerobe Leistungsfähigkeit war als durchschnittlich zu betrachten. Als vermutlich wichtigste Voraussetzung ist seine hohe VO2max anzusehen, die im Tal 65 ml/min/kg betrug und in ca. 5000 m Höhe auf nur 49 ml/ min/kg absank. Dies ist ein deutlich geringerer Abfall als erwartet, was durch die hohe Lungendiffusionskapazität und das hohe Atemminutenvolumen erklärt werden kann. So blieb die SaO2 auch bei relativ großem Herzminutenvolumen hoch. Eine weitere wichtige Beobachtung war, dass aufgrund seines besonderen Trainingszustands, die Atemtätigkeit, die Herzfrequenz und die Blutlaktatkonzentration bei einer Belastung an der Dauerleistungsgrenze sowohl im Tal als auch in der Höhe sehr niedrig waren. Dadurch bleiben wichtige Reserven für extreme Höhen.

      Ohne Zweifel spielen die enorme Bergerfahrung und Bewegungsökonomie, psychologische Faktoren sowie adäquate Trainings- und Vorbereitungsmethoden eine Rolle für diese außerordentliche Leistungsfähigkeit in extremer Höhe. Die Ergebnisse der Belastungstests weisen darauf hin, dass der niedrige Sympathikotonus und die geringen kardiorespiratorischen Belastungsreaktionen an der Dauerleistungsgrenze zur Ermüdungsresistenz bei den langen und mühsamen Höhenanstiegen beitragen. Die besondere ventilatorische Effizienz bei submaximaler Belastung wiederum ist mit geringer Atemarbeit sowie geringem Verlust an Wasser und Wärme durch die Atmung verbunden, was in extremer Höhe von zunehmender Bedeutung wird. Die dann noch verfügbare ventilatorische Reserve gestattet eine ausreichende Steigerung der Atmung, um die letzten paar hundert Meter zum Gipfel des Mt. Everest ohne künstlichen Sauerstoff bewältigen zu können.

      Abb. 3.11: C.S. beim aeroben Belastungstest in Tallage (Foto: M. Burtscher)

      Kompaktinformation

      Nur außerordentliche Bergsteiger sind in der Lage, in extremen Höhen (> 8000 m) noch ohne künstlichen Sauerstoff weiter ansteigen zu können.

      Neben einer hohen VO2max in Tallage (> 60 ml/min/ kg) sind dafür optimale Vorbereitung, ausreichende Akklimatisation und Wetterglück notwendig.

      Während in Tallage die aerobe Leistungsfähigkeit trainierter Personen besonders durch das maximale Herzminutenvolumen limitiert ist, sind in extremen Höhen die Lungendiffusionskapazität sowie die ventilatorische Effizienz und Kapazität leistungsbestimmend.

      Weiterführende Literatur

      Burtscher M, Gatterer H, Domej W: Physiological basis to climb Mt. Everest in one day. Respir Physiol Neurobiol 2009; 166: 3.

      Calbet JA, Boushel R, Radegran G, Sondergaard H, Wagner PD, Saltin B: Why is VO2 max after altitude acclimatization still reduced despite normalization of arterial O2 content? Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol 2003; 284: R304-316.

      Mazzeo RS: Physiological responses to exercise at altitude: an update. Sports Med 2008, 38: 1–8.

      Noakes TD: The limits of human endurance: what is the greatest endurance performance of all time? Which factors regulate performance at extreme altitude? Adv Exp Med Biol 2007; 618: 255–276.

      Rusko HK, Tikkanen HO, Peltonen JE: Altitude and endurance training. J Sports Sci 2004; 22: 928–944.

      3.3 Training

       M. Faulhaber

      3.3.1 Grundlagen

      Allgemeine Aspekte

      Unter sportlichem Training versteht man ein planmäßiges, gezieltes und systematisches Vorgehen mit dem Ziel, die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern. Training stellt somit die Grundlage dafür dar, dass das psychomotorische Leistungsniveau entsprechend den Anforderungen der betriebenen Bergsportart optimiert oder zumindest erreicht wird. Die Anforderungen an die körperliche Leistung variieren zwischen den verschiedenen Bergsportdisziplinen stark. So sind bei einem mehrwöchigen Höhentrekking andere Faktoren von Bedeutung wie beispielsweise beim Sportklettern in den obersten Schwierigkeitsgraden. Die Sportwissenschaft teilt diese Faktoren schematisch in konditionelle und koordinative Fähigkeiten ein, zu denen unter anderem Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Gleichgewicht und Reaktionsfähigkeit gehören. Diese Fähigkeiten treten in keiner Sportart als Reinform auf und gehen fließend in einander über (z. B. Kraftausdauer). Somit muss ein optimales sportartspezifisches Training immer mehrere dieser Faktoren, natürlich mit entsprechenden Prioritäten, ansprechen. Auch für ein allgemeines gesundheitliches Präventionstraining (Fitnesstraining) wird heutzutage ein vielseitiges Training, das nicht nur die Ausdauer, sondern auch Kraftfähigkeiten und die Koordination anspricht, empfohlen. Bergsportliche Aktivitäten, wie beispielsweise Bergwandern, stellen mit ihren motorisch vielfältigen Anforderungen und Trainingseffekten somit auch aus gesundheitspräventiver Sicht geeignete Sportarten dar.

      Neben den positiven gesundheitlichen Auswirkungen einer guten körperlichen Fitness spielt diese nicht nur für den leistungsorientierten Bergsportler eine große Rolle. So ist ein gewisses Maß an Leistungsfähigkeit auch nötig, um Touren entsprechend den in den Führern angegebenen Zeiten absolvieren zu können. In der Praxis spielt eine große Rolle, dass bei gleicher absoluter Belastung (z. B. Gehtempo) eine trainierte Person weniger beansprucht wird als eine untrainierte. Es bleiben dem Leistungsfähigeren somit Reserven für unvorhergesehene Situationen (Umwege, Wetterveränderungen etc.), und auch die Verletzungsgefahr ist reduziert. Ebenso ist das Risiko für plötzliche Herztodesfälle während der Bergsportausübung bei sportartspezifisch vorbereiteten Personen geringer als bei Personen, die nicht an die spezifischen Belastungen des Bergsports (z. B. alpines Skifahren) gewohnt sind. Für Anstiege in größere Höhen sei zuletzt erwähnt, dass bei vorgegebenem Gehtempo (z. B. in der Gruppe) die geringere körperliche Beanspruchung leistungsfähiger Personen das Risiko für die Entwicklung einer akuten Bergkrankheit reduzieren kann. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass sich die Person nicht durch schwerere Rucksacklasten oder durch weitere körperliche Aktivität zusätzlich belastet.

      Generell gilt, dass mit dem Training mindestens 3–4 Monate vor der geplanten Unternehmung oder beispielsweise der Skisaison begonnen werden sollte. Außerdem sind bei Trainingsbeginn längere Regenerationszeiten zu berücksichtigen (anfänglich 1–3 Einheiten pro Woche, später 3–5 Einheiten pro Woche). Auf Überbelastungs- und Übertrainingsanzeichen (z. B. Lustlosigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, mangelnder Appetit, Schlafstörungen) ist zu achten. Ungefähr alle 4 Wochen sind 2–3 Ruhetage einzulegen. Jedes Training sollte mit einer 10- bis 15-minütigen Aufwärmphase mit niedriger Belastungsintensität begonnen werden. Hierzu eignen sich klassische Ausdauersportarten (z. B. Laufen, Rudern) und/oder ein Durchgang der nachfolgenden Kräftigungsübungen mit geringen Gewichten. Ebenso sollte jede Trainingseinheit mit einem „Cool down“ mit niedriger Intensität und Lockerungsbzw. leichten Dehnübungen abgeschlossen werden.

      Bei Krankheit (auch banaler Infekt!) ist auf das Training zu verzichten. Neu- und Wiedereinsteiger sollten Folgendes beachten: Ältere Personen, Personen mit Beschwerden bei körperlicher Belastung oder mit bestehenden Vorerkrankungen sollten vor Aufnahme des Trainings eine ärztliche Untersuchung durchführen lassen!

      Allgemeine Trainingsgrundsätze

      Obwohl das Training der einzelnen motorischen Fähigkeiten unterschiedliche Trainingsgestaltungen erfordert, gibt es in der Sportwissenschaft allgemeingültige und trainingsübergreifende Grundsätze (Trainingsprinzipien), die für eine erfolgreiche Trainingsgestaltung beachtet werden sollten. Nachfolgend wird auf die wesentlichen

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