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für diese exorbitante Menge ist der Buttertee, der jederzeit und in größeren Mengen getrunken wird und der in Tibet im Gegensatz zu Bhutan, Tien Shan oder dem Sherpaland gesalzen ist (in den letztgenannten Gegenden wird allenfalls etwas gesalzen). Die Ursache der erhöhten Inzidenz in Äthiopien ist dagegen unklar.

      Ansonsten eine absolute Rarität, so ist der Karotisgabeltumor (Chemodektom, Paraganglion, chromaffiner Tumor) relativ häufig bei der Hochlandbevölkerung der Anden (in Tibet und bei Sherpas besteht keine erhöhte Inzidenz). Chronische Hypoxie führt zu einer Hypertrophie des Glomus caroticum auf etwa die dreifache Masse, wofür vor allem die Typ-II-Zellen verantwortlich sind. Auf dieser Basis entwickelt sich offensichtlich in einem Teil der Fälle der gutartige Tumor, der öfter bei Frauen als bei Männern vorkommt. Ein Zusammenhang mit bösartigen Tumoren wurde bislang nicht gefunden.

      Gerade für reisende Ärzte, die unterwegs gelegentlich Einheimische behandeln, muss darauf hingewiesen werden, dass die Keimzahl in großer Höhe zwar relativ gering ist, aber dass in Einzelfällen mit einer erhöhten Zahl an Resistenzen zu rechnen ist. Beides beruht vermutlich auf der Selektion durch UV-Licht. Atemwegserkrankungen können in Tibet jedoch nach wie vor gut mit Penicillin behandelt werden, was aufgrund der hohen Resistenz in westlichen Ländern nur bedingt sinnvoll ist.

      2.10.4 „Re-Akklimatisation“ nach vorübergehendem Tieflandaufenthalt

      Immer wieder kommt es vor, dass Hochlandbewohner tiefe Regionen aufsuchen und dort längere Zeit verweilen, sei es zur Arbeit oder zu Verwandtenbesuch. Auch wenn Details zum zeitlichen Ablauf noch völlig unbekannt sind, so ist unumstritten, dass sie, abhängig von der Aufenthaltsdauer, dabei einen Teil ihrer Höhenadaptation verlieren und sich beim erneuten Aufsuchen der Höhe entsprechend akklimatisieren müssen. Besonders drastisch fällt dies beim „re-entry pulmonary oedema“ auf, das insbesondere Kinder von Hochlandbewohnern nach Aufenthalt in tiefen Lagen betrifft (Abb. 2.29): Während die Inzidenz des HAPE bei Tieflandbewohnern unabhängig vom Alter ähnlich ist und primär vom Höhenprofil abhängt, haben die Kinder von Hochlandbewohnern bei der Rückkehr in die Höhe aus noch nicht ganz geklärten Gründen ein im Vergleich zu ihren Eltern deutlich erhöhtes Ödemrisiko. Details sind aus methodischen Gründen noch nicht geklärt, beispielsweise ist der Anteil bzw. Einfluss von Confoundern wie gleichzeitig bestehende Herz- oder Lungenerkrankungen und insbesondere akute Atemwegsinfekte als möglicher Triggermechanismus noch unzureichend untersucht. Offensichtlich handelt es sich auch hier um ein vor allem die Andenhochlandbevölkerung betreffendes Problem, wenn es auch in Einzelfällen bei Tibetern (Kinder wie Erwachsene) beschrieben wurde.

      Abb. 2.29: Hochlandbewohner in Peru besuchen einen Markt im Tiefland (Quetchua oder Aimara) (Foto: U. Gieseler)

      Die chronische Höhenkrankheit („Mong’s disease“) könnte ein Wegbereiter für das Re-entry-HAPE sein, insbesondere in Kombination mit körperlicher Anstrengung. Um ein nennenswert erhöhtes Risiko zu haben, muss eine Mindestzeit in niedriger Höhe verbracht werden. So hielten sich in einer größeren Studie in Peru nur 10,5 % der Patienten mit Re-entry-HAPE weniger als 7 Tage im Tiefland auf. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass das Risiko bei Kindern offensichtlich schon nach 3–5 Tagen Tieflandaufenthalt steigt. Weder klinisch noch therapeutisch finden sich Unterschiede zum „normalen“ HAPE.

      3 Belastung, Leistungsfähigkeit und Training

       U. Gieseler, M. Burtscher, M. Faulhaber

      Alpine Sportarten haben ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten und unterscheiden sich ganz wesentlich von allen anderen sportlichen Betätigungen. Ob Triathlet, Marathonläufer, Biathlet, Radfahrer, Skifahrer, Ballsportarten usw., welche Sportart auch immer jemand betreibt – wenn jemand nicht mehr kann, weil er konditionell am Ende ist, die äußeren Bedingungen wie Temperatur, Regen, Schnee nicht optimal sind oder ihn Durst und Hunger plagen, so kann er von einer zur nächsten Minute aufhören – und es wird ihm geholfen, beziehungsweise er ist in Sicherheit.

      Anders bei den alpinen Sportarten. Auf Expedition, beim Klettern in einer hohen Wand von 1000 und mehr Höhenmetern, einer Skitour usw. kann man bei Unpässlichkeiten oder schlechten Wetterbedingungen nicht einfach aufhören und es wird einem geholfen. Es gibt zwar in Europa die Bergrettung, aber der Hubschrauber fliegt nur bei gutem Wetter und das ist eben in den Bergen nicht immer der Fall. In der Regel ist man auf sich selbst gestellt, allenfalls können einem andere Alpinisten helfen. Was aber geschieht, wenn diese ebenfalls am Ende ihrer Kräfte sind?

      Auf das Wissen über die Belastungen alpiner Sportarten, ihrem Training und der Vorbereitung einer anspruchsvollen Bergtour muss ein ganz entscheidender Wert gelegt werden, damit die Tour sicher verläuft und nicht zur tödlichen Falle wird.

      Über die Unterschiede zu den „normalen Sportarten“ sollte sich jeder Alpinist im Klaren sein. Daher seien dem Leser die folgenden Seiten besonders ans Herz gelegt.

       U. Gieseler

      Nach Angaben von Burtscher gehen jährlich 40 Millionen Menschen im gesamten Alpenraum dem Skifahren und Bergsteigen nach. Viele suchen Erholung, manche aber auch ihr persönliches Abenteuer. In außereuropäischen Ländern wie Nepal sind 350 000 Touristen jährlich auf Trekkingtouren unterwegs.

      Hinweis. Only fun – no risk? Für manche Bergsportler ist dies ein fragwürdiges Lebensmotto. Übersehen wird oft das Risiko alpiner Sportarten, insbesondere, wenn die dafür nötige Fitness fehlt – sowohl bei Jugendlichen, besonders aber auch bei Älteren.

      Abb. 3.1: Ursachen der Unfälle beim Wandern von DAV-Mitgliedern

      Eine solide allgemeine Grundlagensowie Kraftausdauer ist für die meisten alpinen Bergsportarten eine Grundvoraussetzung, ist aber oft nicht vorhanden. Schlechte oder unangepasste Ausrüstung als Ursache von Bergunfällen ist heute in den Hintergrund gerückt. Jährliche Statistiken des DAV belegen, dass Wanderer und Bergsteiger aufgrund mangelnder Ausdauerleistung häufiger in Bergnot geraten und durch Überlastung oder Erschöpfung stürzen oder abstürzen (Abb. 3.1).

      Hinweis. 20 % der Wanderunfälle werden durch Erschöpfung und Überlastung, 50 % durch Stolpern oder Umknicken verursacht.

      3.1.1 Leistungsanforderungen an den menschlichen Organismus

      Alle Bergsportarten erfordern eine gewisse Grundlagenausdauer. Sie kann durch Laufen, Radfahren, Schwimmen, Skilanglauf, Skitouren oder Bergwandern erworben werden. Welche Sportart der Einzelne bevorzugt, ist für die allgemeine Grundlagenausdauer letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wesentlich ist nur eine gewisse Kontinuität, um Fortschritte zu erzielen. Das Training sollte aber abwechslungsreich gestaltet werden, um nicht im Laufe der Zeit zu langweilen. Positive Effekte sind jedoch frühestens nach einigen Wochen zu erwarten.

      Hinweis. Das Wichtigste am Training ist, überhaupt damit zu beginnen!

      Verschiedene Sportarten stellen auch unterschiedliche Anforderungen hinsichtlich Leistung, Kraft und Ausdauer dar.

      Typische alpine Sportarten sind:

      ■ Bergwandern,

      ■ Bergsteigen und Hochtouren,

      ■ Trekking,

      ■ Klettern,

      ■ Skitouren,

      ■ Expeditionsbergsteigen.

      3.1.2 Bergsportarten

      Bergwandern

      Definition. Das Begehen markierter alpiner Wege und Steige in Höhen zwischen 1500 und 2500 m sowie einfacher wegloser Passagen. Besondere technische Fähigkeiten oder eine spezielle Ausrüstung sind nicht notwendig.

      Anforderungsprofil. Im Vordergrund stehen Grundlagenausdauer sowie äußere Faktoren wie Wetter und Geländeprofil. Die Gewichtung der konditionellen Fähigkeiten liegt im Bereich der extensiven, aeroben

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