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der Hütte ritzte. Ihre Zeichnungen blieben jedoch gegenüber ihren Vorbildern unkenntlich, sei es wegen der Härte des Bodens, sei es wegen ihrer ungeschickten Hände. Es gab durchaus solche unter den Sklaven, die es verstanden, die Kalebassen mit einer Mischung aus Schlangen und Ranken zu verzieren, aber das war Männerkunst.

      Die Kinder ritzten bestenfalls die Grenzen ihrer Spielreiche in die Erde, wenn sie ihre Ländereien und Sklaven untereinander aufteilten. Aber Blumen?

      Sie verstand nicht, warum sie die Blumen abzeichnete, es war als könnten sie ihr erklären, was dieser fremde Mister, der kaum mit ihr redete, hier wollte. An dem Tag, wenn es ihr gelang, die Blumenbilder genau zu imitieren, dann würde sie den Mister verstanden haben, da war Ife sich sicher.

      Schließlich blätterte sie sogar vor Georges Augen in den Büchern. Sein Gezeter war das Gebell eines zahnlosen Hundes. Sandquist hatte ihm befohlen, sie in der Hütte und die Leute von ihr fernzuhalten, sonst nichts. So mochte er grummeln, dass das Lesen und Schreiben nichts für eine dumme Sklavin wie Ife sei und dass sie es noch dazu niemals lernen würde, er konnte doch nichts dagegen ausrichten. So blieb ihm nichts als abzuwarten, dass Sandquist zurückkam und ihm dann über das absonderliche Verhalten seiner neuen Sklavin zu berichten, damit er die entsprechende Strafe aussprechen könne.

      Als Sandquist nach sieben Tagen tatsächlich zurückkam, hatte Ife bereits alle seine Bücher auf ihre Art studiert und sie danach wieder fein säuberlich übereinander geschichtet. Ife saß auf dem Boden der Hütte und ritzte ihre Zeichnungen in den Lehm, doch Sandquist nahm sie gar nicht wahr. Seine Stirn lag in Falten und im Schlepptau brachte er einen Indio mit einem verkürzten Bein und einem von Trübnis verschleierten Auge. Wenn er der einzige war, den Sandquist in der Stadt hatte auftreiben können, dann war sein besorgtes Gesicht nicht verwunderlich. Der Indio war undefinierbaren Alters, nicht jugendlich wie George, aber auch nicht alt wie Coba.

      George war auf Sandquist losgestürmt und redete eifrig auf ihn ein, doch der Herr hatte kein Ohr dafür, was sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatte. »Das ist Wawaiko«, unterbrach er George. »Er spricht kein Englisch. Ich weiß nicht genau, wo er herkommt, ich habe ihn aus dem Gefängnis freigekauft. Aber er wird sich schon im Wald auskennen. Wir müssen ihn nur zum Reden bringen. Vor allem brauchen wir ihn, um mit den Indianern zu verhandeln, damit sie uns geeignete Begleiter für unsere Expedition mitgeben. Zwei Burschen brauchen wir, die es verstehen, ein Kanu zu steuern. Na, er wird schon den Mund aufmachen, wenn es an der Zeit ist.«

      George interessierte nur, warum man Wawaiko ins Gefängnis geworfen hatte. Ihm wurde Kannibalismus vorgeworfen, war die Antwort. Es sei ein verbreiteter Aberglaube, dass die Kariben Menschen fräßen, meinte der schwedische Mister, und daher ein willkommener Vorwand, unliebsame Leute ins Gefängnis zu bringen. Aber Wawaiko hier wäre ja gar kein Karibe, die Kariben wären ja längst alle an Seuchen zugrunde gegangen.

      George war misstrauisch und bei dem Wort Kannibalismus gleich einen Meter zurückgewichen.

      »Wenn wir übermorgen aufbrechen, wird mir Mister Murray noch zwei starke Sklaven als Träger zur Seite stellen«, erklärte Sandquist weiter.

      Ife sah, wie George zusammenschreckte. Auch sie fühlte sich noch nicht bereit, in den Wald zurückzugehen, trotz der ungewohnt reichhaltigen Kost der letzten Tage. Vor allem hätte sie Coba gern um ein neues Amulett gebeten, eines, das sie vor sieben fremden Männern beschützen konnte. Ife betrachtete die unerschütterliche Miene von Wawaiko, dessen sehendes Auge genauso ausdruckslos blieb wie das trübe. George wirkte mehr denn je wie ein kleiner verängstigter Junge. Seine Augen waren groß und rund unter der gewölbten Stirn, seine Nasenlöcher ängstlich geweitet. Gerade die Angst war es, die diesen Jungen so wenig vertrauenswürdig machte.

      Sandquist selbst sah entschlossen aus, das musste er auch sein, wenn er sich mit dieser Truppe Fremder, die sich nicht einmal gegenseitig vertrauten, auf den Weg in die Wildnis machen wollte. Ihn machte nicht Angst, sondern seine Entschlossenheit unberechenbar. Schon allein, dass sie mitten in der Regenzeit aufbrechen würden, verhieß nichts Gutes.

      Ife erinnerte sich an den Blick, mit dem der Weiße ihren Körper vermessen hatte, bevor man sie so zugerichtet hatte. Auch wenn Sandquist sie in den letzten Tagen wie Luft behandelt hatte, durfte sie niemals diesen Blick vergessen. Sie musste sich vor ihm in Acht nehmen, vor allem, da er jetzt ihr Herr war und sie sein Stück Fleisch.

      »Es ist Regenzeit, Herr«, sagte Ife. Sie musste irgendetwas sagen, um diese Expedition aufzuhalten, wenigstens für ein paar Tage aufzuschieben. »Es ist nicht weise, zu dieser Jahreszeit zu reisen. Zwar sind die Flüsse gut befahrbar, aber sobald wir zu Fuß gehen müssen, werden wir im Morast versinken und die Mücken werden uns keine Ruhe lassen.«

      »Wer hat dich denn gefragt«, brauste Sandquist auf und wedelte mit der Hand durch die Luft, als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen. »Natürlich müssen wir zu Fuß gehen, wenn wir in die Berge wollen. Dort werden wir die Flora finden, die in der Systematik fehlt.«

      Wenn Ife auch nicht verstand, was er meinte, bekam sie es erneut mit der Angst. »Keiner von uns ist jemals in den Bergen gewesen«, murmelte sie.

      »Deswegen suchen wir uns einen indianischen Führer, du Dumme. Genug geredet, es wird übermorgen losgehen, egal bei welchem Wetter. Ich kann nicht länger auf dieser tristen Plantage sitzen und warten.«

      Damit wandte er sich ab und öffnete einen Brief, den er aus der Stadt mitgebracht hatte. Es war, als ob er ein Gespräch mit diesem Brief führte, mal nickte er zustimmend, mal schüttelte er den Kopf, ein paar Mal rutschten ihm auch einige Widerworte heraus.

      Der Indio Wawaiko hockte sich neben Ife auf den Boden. Er hatte bislang noch kein Wort gesagt. Er richtete den Blick seines gesunden Auges auf Ifes Kratzspuren auf dem Fußboden. Er wirkte duldsam und abwesend, als würde er noch immer in seinem Kerker sitzen und seines Schicksals harren.

      Am nächsten Tag brachte Sandquist statt zwei Trägern nur einen. Ife kannte den Sklaven vom Sehen. Sein Name war Edward. Er war groß und kräftig, mit einem starken kurzen Nacken und einem platten Schädel, ideal, um Lasten darauf abzustellen. Sein Körper wies keinen offensichtlichen Makel auf, doch war es schwer zu glauben, dass dieser Mister jemanden ausgesucht hatte, der noch voll und ganz zu gebrauchen war. So war es bei diesem nur eine Frage der Zeit, bis er seinen Mangel offenbaren würde.

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