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wollten Sie die Nacht lieber mit Berner verbringen?«

      Die Künstlerin lachte selig und schüttelte mit dem Kopf.

      Armer Berner, nun hatte er sich den Pickel umsonst ausgedrückt.

      Die Nacht mit der Künstlerin, sie hieß Brunhild, nannte sich aber seit Jahren Squaw Brunhild Myriander, war schwitzig und leidenschaftlich verlaufen. Bronski hatte sie, die es kaum erwarten konnte, mit seiner Langsamkeit förmlich gefoltert. Das hatte ihr einige Höhepunkte verschafft und sie hatte sich als dankbar erwiesen. Es war nichts Exotisches gewesen. Aber es war auch nicht schlecht. Es war wie Kassler mit Sauerkraut, verlässlich und nahrhaft. Zunächst waren Berners Bemühungen ein Quell schier unerschöpflichen Vergnügens gewesen. Die gemeinsame Schadenfreude brachte Bronski und die Malerin schnell einander näher.

      Es war schon erstaunlich, wie lustvoll Squaw Brunhild den guten alten Berner, mit dem sie ja bis zu Bronskis Attacke offensichtlich bereit war sich zweckgebunden zu vermengen, der Lächerlichkeit preisgab. Sie spürte wahrscheinlich einfach, welchen Spaß es Bronski bereitete, sich die Details von Berners Liebeswerben schildern zu lassen. Vielleicht war es aber auch nur so, dass sich diese Squaw Brunhild keine Illusionen mehr über ihre Chancen machte. Sie nahm einfach, was sie kriegen konnte, und ein Mann wie Berner war immer noch besser als gar keine Eroberung, aber ein Mann wie Bronski war dann wieder besser als einer wie Berner. Also verriet sie den sofort und ohne zu zögern. Immer wieder war Bronski erstaunt, wozu Frauen fähig waren.

      Squaw Brunhild hatte offensichtlich ein realistisches Bild von sich. Das unterschied sie von vielen anderen Frauen und sollte den Umgang mit ihr angenehm machen.

      Denn Bronski würde eine Weile ihr Verhältnis bleiben.

      Aus unerklärlichen Gründen hatte er sie nämlich danach ins Vertrauen gezogen. Eigentlich ein Anfängerfehler. Doch sie hatte sich klug verhalten. Sie war weder beleidigt noch empört gewesen, als Bronski sie nach Marie gefragt hatte. Sie hatte nur obszön über Bronski gelacht. Das gefiel ihm.

      Wie selbstverständlich war er einfach davon ausgegangen, dass sich Squaw Brunhild keine ernsthaften Hoffnungen machen würde und mit ihrer Rolle als Bronskis Vertraute glücklich zu werden versprach. Und er behielt anscheinend Recht.

      Bronski und Squaw Brunhild waren direkt von der Galerie in das Haus der Künstlerin gefahren. Es lag am Rande der Stadt und wirkte etwas heruntergekommen. Sie war gefahren und Bronski hatte noch an einer Tankstelle für sie beide eine Flasche Whisky gekauft.

      Squaw Brunhild hatte sich einen alten Bauernhof ausgebaut. Nun lebte sie mit ihren zwei riesigen Hunden in einem der Dörfer, die sich die Stadt in den letzten Jahrzehnten einverleibt hatte und die jetzt ein Mittelding zwischen Vorort und Kaff waren. Als sie ankamen, weckten die Hunde das ganze Dorf auf.

      Squaw Brunhild brannte nun derartig, dass sie fast das Füttern der Hunde vergaß und Bronski, kaum dass sie im Katen waren, an die Hose ging. Sie wollte es schnell und sofort, und Bronski war erstaunt, wie viel Kraft diese Frau hatte. Ihr Griff glich einem Schraubstock und als die wilde Squaw Bronski dann im Nacken berührte, spürte er die geradezu erregende Rauheit ihrer Hände.

      Später, als sie im Atelier auf dem riesigen Holztisch zur eigentlichen Sache kamen, entdeckte Bronski die Steinplastiken, auf die Squaw Brunhild täglich einschlug, und verstand, dass er es mit einer wirklichen Handwerkerin zu tun hatte. Diese Frau hatte den Körper eines Bauarbeiters, mit großen festen Brüsten, deren braune Nippel von enormer Länge und Härte waren.

      Das Leinenkleid, dachte er, als sie es sich vom Leib riss, war offensichtlich Tarnung. Es hatte sie viel weicher erscheinen lassen.

      In Wirklichkeit hatte Bronski jetzt eher das Gefühl, dass ihn eine Ringerin begehrte, und diese ungeahnte massive Körperlichkeit machte Bronski, der sich doch nun wirklich nichts aus Männern machte, überraschend geil. Squaw Brunhild, deren Muskeln wie gemeißelt waren, war vermutlich in jeder Hinsicht das Gegenteil der Thekennymphe. Sie war derb, hart und direkt, und als es ihr kam, trieb sie Bronski mit derartigen Schlägen an, dass er fürchtete, sichtbare Spuren davonzutragen. Bronski kam sich angesichts dieser selbstbewussten Kraft regelrecht geborgen vor. Und das erregte ihn noch mehr. Mühsam beherrschte er sich immer wieder kurz vor dem Höhepunkt und trieb so mit sich sein Lieblingsspiel der sich selbst verweigernden Erfüllung.

      Squaw Brunhild, die an der Härte seines Schwanzes sofort spürte, wo er gerade mit sich war, belegte ihn deshalb mit derben Flüchen und lachte aus tiefster Seele.

      Bronski war einen Moment lang sehr glücklich. Squaw Brunhild war also ein Kumpel, den man gut ficken konnte. Wer hätte das gedacht? Vielleicht war sie ja bisexuell und deshalb so gut darauf trainiert, auch den anderen zu steuern? Nur gut, dass ihr Ateliertisch aus massiver Pinie war. Sie hatte ihn sich selbst gezimmert und turnte bestimmt nicht das erste Mal auf ihm herum.

      Eigentlich hatte Squaw Brunhild mit Bronski ins Bett gewollt, aber ihm war das fremde Schlafzimmer immer ein zu intimer Ort für das erste Zusammentreffen. Man kam den Frauen dort gleich zu nahe. Man lernte womöglich ihre Haarbürsten und Teddybären, ihre Familienfotos und Bademäntel kennen. Und das mochte Bronski ganz entschieden nicht. Nein, ihn hatte es zur Kunst gezogen, in die zum Atelier ausgebaute Scheune.

      Dort hatte es dann angenehm nach Terpentin gerochen, und wieder hatte Squaw Brunhild es eilig gehabt. Gelegentlich, wenn die Umstände es erforderten, mochte Bronski dieses rasende Tempo zwar auch, aber diesmal, das flüsterte er ihr ins Ohr, um sie einzustimmen, hatte er wirklich anderes vor. Squaw Brunhild war danach, sie würde nicht ermüden, im Gegenteil.

      Da Bronski es liebte, wie ein Künstler über die Choreographie eines guten Ficks vorher zu reden, teilte er Squaw Brunhild, während er ihre Kunst bestaunte, seelenruhig mit, dass er sie auf dem Tisch liegen haben wollte, um dabei, mit einer satten Erektion zwischen ihren Schenkeln stehend, genüsslich Whisky trinken zu können.

      Die Squaw hatte daraufhin, während sie sich völlig schamlos auszog, nur breit gegrinst und mit einer Handbewegung alles vom Tisch gefegt, was dort störend herumlag.

      Dann hatte sie noch, während sie ein Schafsfell auf dem Tisch ausbreitete, festgelegt, dass Bronski sie dann gefälligst auch dort küssen müsse, wo sie es brauchte, und dass er sie ganz langsam zu stoßen hätte, um sie bitte so richtig wahnsinnig zu machen. Eine Stunde lang, oder zwei?

      Bronski hatte da anerkennend genickt. So war es ihm recht.

      Und so war es dann auch gekommen. Squaw Brunhild war wirklich eine Entdeckung. Sie begriff alles sehr schnell und entfaltete einen erstaunlichen Humor. Als sie zum Beispiel mit ihren Schraubstockhänden wieder einmal Bronskis Eier umschloss, um ihn erneut in Schwung zu bringen, zwang sie ihn zuzugeben, dass er gerade seine Frau mit ihr betrog. Nun, das ließ sich nicht leugnen, aber warum wollte sie das hören? War sie eine Schwester im Geiste, oder war das ihr Triumph? Egal, Bronski tat ihr den Gefallen gern.

      Und während er Squaw Brunhild abschließend so antrieb, dass schließlich die Hunde auf dem Hof den Mond anjaulten, dachte er daran, dass er sich noch vor vier Stunden sicher gewesen war, dass diese Künstlerin für ihn als Beute nicht in Frage käme. Und nun erlebte er hier so eine angenehme Nacht, ja er gewann geradezu eine Verbündete, eine Freundin.

      Wie voreingenommen man doch manchmal war, wie dumm und nichtsahnend.

      Aber genau das schätzte Bronski an seiner Passion, man lernte wirklich nie aus. Welche andere Leidenschaft konnte da mithalten?

      Bronskis Ausmaße und seine Ausdauer beeindruckten die Künstlerin gleichermaßen, wie auch Bronski seinerseits von der Energie der Malerin, deren erregter und blond behaarter Körper schon bald mit einer sanften Schweißschicht überzogen war, angetan war.

      Irgendwann aber waren sie beide dann doch zum gemütlichen Teil übergegangen. Und da war es Bronski widerfahren, Squaw Brunhild nach Marie zu fragen. Und seltsam, aber hilfreich, sie würde sich erkundigen, er müsse nur wiederkommen und den Rest der Flasche, er wisse schon, was sie damit meine, mit ihr leeren. Das versprach ihr Bronski gern.

      »Du Armer, die ganze Nacht mit Berner? Übrigens fehlt dir wirklich ein Knopf.«

      Ingeborg,

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