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Eine geborene Capellarius. Nicht zu fassen!«

      Helfried Feenders schmunzelte ein wenig, nicht nur über den Beamten, sondern auch wegen seiner ungewöhnlichen Familiengeschichte. Die Sache hatte damals, lange vor dem Weltkrieg, in Leer und Umgebung für Aufsehen gesorgt. Die junge, recht ansehnliche Apothekerstochter und Gottfried Feenders hatten sich auf einem Tanzvergnügen kennengelernt. Der alte Capellarius war zunächst außer sich gewesen. Schließlich hatte er die Zukunft seiner Tochter an der Seite eines der Honoratioren der Stadt gesehen und nicht bei einem Bauern. Er drohte zunächst mit Enterbung, worüber seine Tochter nur lachte. Gottfried Feenders mit seinem großen Hof und als Vorsitzender der Siel­acht stellte schließlich etwas dar.

      »Kind, Melitta, sei vernünftig! Du als Bäuerin?«

      »Traust du mir das etwa nicht zu?«

      »Doch, leider!«

      »Außerdem liebe ich ihn!«

      »Auch das noch!«

      Der Pharmazierat Dr. Capellarius führte zunächst ein sehr ernstes Gespräch mit dem Auserwählten seiner Tochter. Dieses war zu seiner größten Verblüffung zur absoluten Zufriedenheit ausgefallen. Von wegen dummer Bauer! Gottfried Feenders verfügte über ein erstaunliches Maß an Bildung und hatte trotz seiner noch jungen Jahre schon eine respektable Persönlichkeit dargestellt. Kurz gesagt, der Apotheker hatte schlicht und ergreifend keine Einwände mehr gefunden und den beiden eine rauschende Hochzeit ausgerichtet. Wenn schon, denn schon!

      Helfried Feenders schaute den Obersekretär an. Warum sollte er vor diesem Bürohengst buckeln? Seine Gestalt straffte sich. »Wie gesagt, Landarbeiter aus Frankreich, das dürfte kein Problem sein.«

      »Wie viele benötigen Sie?«

      »Zunächst vier bis fünf Leute. Später vielleicht noch weitere. Ich möchte abwarten, wie es mit denen läuft.«

      »Ich werde das veranlassen.« Obersekretär Reinders nickte ihm freundlich zu. »Es kommt noch jemand vom Amt zu Ihnen, um die Formalitäten zu klären.«

      »Besten Dank, Herr Obersekretär!«

      »Herr Reinders reicht! Zu förmlich wollen wir nicht werden!«

      Wieso war der auf einmal so freundlich? Helfried Feenders staunte nur, ließ sich aber nichts anmerken.

      »Ja, also besten Dank noch mal, Herr Reinders!« Er wandte sich zum Gehen.

      »Ach, Herr Feenders, da fällt mir noch etwas ein!«

      »Ja?«

      »Bei Ihrer Milchviehhaltung, wie halten Sie das eigentlich mit dem Melken?«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Nun, bringen Sie die Kühe abends alle in den Stall?«

      »Nee, das ginge gar nicht in jedem Fall. Auf den weiter entfernten Weiden haben die Kühe Unterstände, als Wetterschutz meine ich, und dort werden sie meist gemolken. Die Milchkannen transportieren wir mit Pferdegespannen zum Kühlhaus.«

      »Es fällt zwar nicht in mein Ressort«, antwortete der Beamte, »aber würde es Ihnen helfen, wenn Sie einen Traktor bekämen? Dazu einen Gummiwagen – was meinen Sie?«

      »Ich habe schon hin- und hergerechnet, aber dafür reicht das Geld derzeit nicht. Außerdem hat das Militär bei Fahrzeugen wohl Vorrang.«

      »Der Reichsnährstand ist auch kriegswichtig. Hinsichtlich der Bezahlung ließe sich etwas machen. Ich sage nur, zinsloses staatliches Darlehen, lieber Herr Feenders! Die Regierung lässt verdiente deutsche Volksgenossen nicht im Stich!« Reinders zwinkerte ihm zu.

      Der Beamte schrieb etwas auf einen Zettel und reichte ihn Feenders. »Nun muss ich Sie doch noch einmal zur Kreisleitung schicken. Dort melden Sie sich und schildern Ihr Anliegen. Ich rufe den Kollegen vorher an.«

      Helfried Feenders verschlug es regelrecht die Sprache. Woher kam der Sinneswandel dieses Beamten? Der brachte sich ja auf einmal fast um vor Höflichkeit. Er dankte ein weiteres Mal, grüßte und verließ das Amtszimmer.

      Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, zog Obersekretär Reinders hörbar die Luft durch die Nase ein. »Da hätte ich beinahe einen gewaltigen Bock geschossen!«

      »Wieso?«, fragte sein Kollege ahnungslos.

      »Capellarius! Klingelt’s da bei dir?«

      »Du meinst …?«

      »Ich meine nicht, ich weiß es. Der Bruder unseres heutigen Apothekers ist ein hohes Tier im Reichsfinanzministerium!« Er griff zum Telefon und ließ sich mit einer Dienststelle der Leeraner Kreisleitung verbinden.

      Wenige Wochen später wurde Helfried Feenders ein Traktor mit Anhänger zugeteilt. Sowohl der Trecker, ein Lanz Bauernbulldog mit Einzylinder-Zweitaktdiesel, der zwanzig PS leistete, als auch der Zweiachshänger waren luftbereift. Es handelte sich zwar nicht um Neufahrzeuge, dafür bekam er sie zu sehr günstigem Preis, zinslos in bequemen Raten, zahlbar an die Kreisbehörde. Feenders erhielt Lanz und Anhänger über den Landmaschinenbetrieb Dierkes in Hesel, der beide noch einmal technisch durchgesehen hatte. Merkwürdig war allerdings, dass sowohl die Papiere als auch die hektographierte Betriebsanleitung des Treckers völlig neu waren. Als Helfried Feenders die zum Lanz gehörende Werkzeugkiste später einmal vollständig ausleerte, fand er auf dem Boden des Kastens eine alte Zeitung. Es war eine Ausgabe des »Journal d’Amiens/Dept. Somme« vom Herbst 1937.

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