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zu ihm stehe, zieht er mich an sich, und ich spüre, während unsere Hüften im Gleichklang kreisen, seine Erregung. Wieder stößt er mich von sich weg, hält dabei meine Hand, wirbelt mich herum, und während mir vor Aufregung schwindelig wird, tanzt Ramon mich Richtung Sofa. Wir gleiten hinein, und er flüstert ganz leise:

      „Nicht bewegen.“

      Was dann passiert, habe ich eingangs beschrieben: Ich erlebe den besten Orgasmus meines bisherigen Lebens, und während ich noch bebe, fährt Ramon mit seinem harten Penis in unseren verschränkten Händen auf und ab, bis er sich leise stöhnend auf meinem Bauch entlädt. Er lächelt mich strahlend an.

      „Zufrieden?“

      „Mehr als das. Du bist ein Magier“, sage ich. „Woher weißt du, was Frauen lieben?“

      „Ich weiß es, weil ich die Frauen liebe!“

      Und ich liebe Ramon. Zumindest in diesem Augenblick.

      Auf dem Heimweg überdenke ich meine Regeln. Maximal drei Treffen. Das ist hart. Am liebsten würde ich Ramon von nun an jeden Tag sehen. Aber ich reiße mich zusammen.

      ‚Wenn du etwas erleben willst, Luzy, dann bleib’ nicht gleich an der ersten guten Geschichte hängen.’

      Ich nehme mir vor, Ramon im Laufe meiner Abenteuerreise noch zwei weitere Male zu treffen – irgendwann zwischendurch, wenn mir der Sinn nach gutem Sex steht.

      Kapitel 3

       Offenbare dir selbst deine geheimsten Fantasien

      Heute treffen wir uns zum Mädelsabend. Bei mir. Das heißt: Ich bin für das Essen zuständig. Und das ist in unserer Konstellation jedes Mal eine neue Herausforderung, weil jede von uns ernährungstechnisch auf einem anderen Trip ist. Fragt sich nur, auf welchem! Dina verzichtet zur Zeit mal wieder komplett auf Weißmehl, Elisa ist ketogen unterwegs und nimmt keinerlei Kohlenhydrate zu sich.

      „Was denn, auch keinen Alkohol?“, frage ich entsetzt.

      „Doch, Gin pur darf man. Sonst würde ich das nicht durchhalten.“

      „Ich dachte schon.“

      Die Vierte im Bunde, Carmen, kann heute leider nicht dabei sein. Das Musicaltheater, an dem sie als Kostümbildnerin arbeitet, bringt gerade ein neues Stück an den Start, und das bedeutet am Anfang jede Menge Stress. Wenn eine von uns vieren fehlt, fühlen wir uns immer ein bisschen unvollständig. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir uns gut ergänzen, weil wir so unterschiedlich sind.

      Dina ist die ‚Entspannte‘. Sie nimmt die Dinge, wie sie kommen, stellt nicht alles infrage, folgt ihrem Herzen und ihrem Instinkt, weiß, was sie will und handelt danach. Elisa ist die ‚Rationale‘. Sie folgt immer ihrem Verstand, bleibt sachlich, nüchtern und ist sehr direkt. Sie macht keine Kompromisse und hasst Überraschungen. Carmen ist die ‚Experimentierfreudige‘. Als Interfrau, dazu später mehr, hat sie immer schon für ihre Freiheit gekämpft. Sie liebt das Abenteuer, steht allem Neuen offen gegenüber und ist total angstfrei. Ich bin die ‚Sicherheitsbestrebte‘. Oder sagen wir, das war ich bis vor wenigen Tagen. Ich weiß gerne, was mich erwartet, kann mich nur schwer von Menschen oder Dingen trennen und hadere mit meinen Entscheidungen. Als neue Version meiner selbst träume ich davon, die ‚Abenteuerlustige‘ zu werden, die sich was traut, spontan ist und offen für neue Erfahrungen. Und ich verbiete mir, mit diesem Ziel zu hadern.

      Heute Abend will ich Lachs im Ofen zubereiten, deshalb öffne ich noch morgens im Bett mein Laptop, um nach einem Rezept zu suchen, als mehrere E-Mails eingehen. Na, das wird doch nicht etwa eine Reue-Litanei von David-Alexander sein? (Ach Luzy, du bist so naiv …) Oder vielleicht Liebesschwüre von Ramon (… und so verpeilt, der hat ja noch nicht mal deine E-Mail-Adresse). Doch statt Sätzen wie: „Ich vermisse dich“ oder „Wann sehen wir uns wieder?“ stehen folgende Zeilen im Betreff:

      Luzy! Penis zu klein?

      Luzy! Erektion garantiert – auch bei 85-Jährigen

      Luzy! Ständer auf Kommando

      Moment mal – wie kommt denn solche Werbung in mein Postfach? Meine Enttäuschung weicht Empörung, aber nach kurzer Überlegung wandelt sich meine Empörung in leichte Beschämung. Ich bin gestern Abend im Bett hemmungslos durch sämtliche freie Pornoseiten gesurft! Nein, nicht was Ihr denkt. Ich finde, jetzt, wo ich frei und ungebunden bin und meine Zukunft unter dem Zeichen der sexuellen Selbstverwirklichung steht, muss man sich ja mal informieren. Also darüber, was so angesagt ist und darüber, was überhaupt alles geht. Und ich sage Euch: Es geht ALLES. Aber dazu gleich mehr. Was mich zuerst stutzig macht, ist, dass Google doch angeblich alles weiß. Und dann checken sie nicht, dass ich eine Frau bin? Oder geht der Algorithmus automatisch davon aus, dass nur Männer auf Pornoseiten surfen? Und zwar solche mit Potenzproblemen oder zu kleinem Penis? Im Grunde ist es mir ganz recht, dass ich anscheinend unter dem Radar unterwegs war, aber lustig ist das schon: Luzy – Penis zu klein? Wobei, jetzt bin ich doch neugierig. Was schlagen die denn in diesem Fall vor? Auf die Gefahr hin, in den nächsten zwei Wochen mit Penis-Verlängerungs-Angeboten erschlagen zu werden, öffne ich die Seite. Dahinter verbirgt sich der sogenannte Penis-Expander – eine Art Foltergerät für das beste Stück des Mannes. Zu kurz Gekommene spannen ihren Unglücksraben am Schaft und an der Eichel in eine Art Streckbank, drehen dann auf jeder Seite am Gewinde und ziehen ihr Teil in die Länge. Aua! Laut Anbieter springen bei regelmäßiger Anwendung 5–25 Zentimeter Längengewinn dabei raus. Echt jetzt? Die Anwender sind jedenfalls begeistert.

      „Mein Penis ist so groß wie nie zuvor“ (Das wäre ja dann auch Sinn der Sache)

      „Mein großer Penis ist jetzt noch größer“ (Klar, kann ja nicht groß genug sein)

      Ich liebe meinen neuen großen Penis“ (Jetzt noch mehr als vorher)

      Die Vorstellung, wie Tausende Männer weltweit unter Schmerzen ihr angeblich bestes Stück in dieses Folterbett spannen, um dann wöchentlich zu überprüfen, ob er schon gewachsen ist, ist wirklich zu komisch.

      Abgesehen davon fand ich meinen kleinen Ausflug in die Welt der Pornographie eher ernüchternd. Nicht, dass ich nicht schon vorher so etwas gesehen hätte – aber ich habe diese Seiten noch nie so lange durchforstet wie gestern. Ich dachte, es würde mich vielleicht inspirieren. Deshalb habe ich nicht einfach nur das Erstbeste, das mir angeboten wurde, angeschaut, sondern mich durch die Kategorien geklickt, von denen ich die wenigste Ahnung habe. Ich erspare Euch langweilige beziehungsweise bekannte Fetische. Nur so viel: Ich wusste bisher nicht, dass sich manche Männer Brennnesseln auf ihre Eichel legen und dabei masturbieren, oder dass Partner sich freiwillig vor dem Verkehr gegenseitig Gipsverbände anlegen.

      Beim Sex gibt’s offenbar keine Grenzen. Aber bei mir. Mich machen diese extrem realistischen Darbietungen echt nicht an. Das ist alles so direkt, so wenig geheimnisvoll oder romantisch. Ich lese lieber etwas Anregendes, etwas, das meine Fantasie weckt, oder ich fantasiere mir selbst etwas zusammen. Und nennt mich ruhig spießig, aber ich habe auf den ganzen Seiten keine Praktiken oder Konstellationen entdeckt, die mich irgendwie angetörnt oder meine sexuelle Neugier geweckt hätten. Da bleibe ich doch lieber bei meinen eigenen Fantasien. Hier meine Top Drei:

      Fantasie Nummer 1:

      Heimlicher Sex in der Öffentlichkeit. In meiner Lieblingsfantasie bin ich irgendwo ganz edel zum Essen eingeladen, wahlweise sitze ich auch in einer Konferenz oder in einer Bibliothek am Schreibtisch. Ein gutaussehender Mann hat mich von Anfang an im Visier. Er lächelt mir zu, aber plötzlich ist er verschwunden. Kurz darauf fühle ich, wie jemand unter dem Tisch meinen Rock hochschiebt und mit seiner Zunge zwischen meinen Beinen spielt.

      Fantasie Nummer 2:

      Wir befinden uns in einem anderen Jahrhundert. Ich stehe am Wegesrand in den schottischen Highlands, und der Outlander rettet mich mit seinem Pferd, auf dem wir dann wilden Sex haben.

      Fantasie Nummer 3:

      Es ist total peinlich, aber ich will ehrlich sein. In meiner dritten Fantasie liege ich zu Hause auf meinem Bett. Ich bin gerade erfrischt

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