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seiner Reise geschickt zu haben, wobei sie das Wort „Reise“ so spöttisch betonte, dass er sofort Bescheid wusste. Aber er entschuldigte sich damit, dass sie ja wisse, wie schreibfaul er sei, und dass seine Gedanken um so mehr bei ihr gewesen seien. Darin log er wenigstens nicht.

      Sofort platzte sie los: „Schwindel, Schwindel. Du warst ja gar nicht verreist. Du bist ja gesehen worden.“

      „So,“ erwiderte er gefasst, „dann habe ich sicher einen Doppelgänger.“ Aber es wurde ihm doch etwas unheimlich zu Mute, denn wie sollte er sich ausreden, wenn es sich bestätigte! Er wäre vielleicht jetzt endlich mit der Wahrheit herausgekommen, wenn er nicht im selben Augenblick die Tasten des Flügels im Salon anschlagen gehört hätte. Und gleich darauf hatte er das zweifelhafte Vergnügen, von dem unvermeidlichen Assessor Lönge begrüsst zu werden. Nun nicht, dachte er in dem ihm eigenen Trotz, und nahm sich vor, alles getrost an sich herantreten zu lassen. Er war nun einmal der reiche Mann auf Sicht und wünschte, als solcher auch respektiert zu werden.

      Dieser Meinung aber schien Frau Reimer nicht zu sein, die sogleich die Gelegenheit wahrnahm, ihn im Salon festzuhalten, nachdem Cousin und Cousine so von ungefähr hinausgeschlüpft waren.

      „Was geht denn nur eigentlich vor, bester Herr Tempel,“ begann sie in ihrer liebenswürdigen Weise. „Sie schieben eine Reise vor und bleiben einfach in Berlin. Mein Mann ist ausser sich.“

      Der Geheimrat war in solchen Dingen immer „ausser sich“, ohne es jedoch selbst an die richtige Adresse zu bringen.

      „Ich gebe diese kleine Notlüge zu, aber es geschah nur im Interesse Lüssis,“ erwiderte Tempel ruhig.

      „Etwas Ähnliches haben Sie schon neulich angedeutet,“ fuhr sie fort. „Wenn das alles wahr ist, dann kann ich doch auch wissen, was dahinter steckt. Sprechen Sie doch, bitte, ganz offen zu mir.“

      „Ich kann nur dasselbe sagen, Frau Reimer, was Lüssi bereits weiss, dass ich leider erst in einem Jahre imstande sein werde, sie zu heiraten.“

      „Also ist’s doch wahr!“ Frau Reimer wurde ganz gegen ihre Gewohnheit beweglich und rauschte durchs Zimmer, so dass das Parkett knarrte.

      „Leider erfordern es die Umstände, die ganz wider Erwarten eingetreten sind. Ich habe dafür vielmals um Verzeihung zu bitten.“

      Frau Geheimrat vermochte sich schwer zu beruhigen. „Aber das ist ja geradezu schrecklich ... darauf waren wir ja gar nicht vorbereitet. Ein Jahr noch, ich bitte Sie! Dann kann doch von einer öffentlichen Verlobung noch gar nicht die Rede sein. Wer wartet denn so lange mit der Hochzeit. In unseren Kreisen kommt das gar nicht vor.“

      „Das würde ich ganz Lüssi überlassen .... natürlich auch ganz Ihrem gütigen Ermessen — und dem Ihres Herrn Gemahls.“

      „Eine so lange verlobte Braut, ich bitte Sie!“ unterbrach ihn Frau Reimer und rang unwillkürlich die Hände. „Was wird man davon denken .... Wollen Sie mir nicht sagen lieber Herr Tempel, worin die Hindernisse eigentlich bestehen?“

      „Natürlich nur in den, augenblicklichen Verhältnissen,“ erwiderte Tempel kühn. „Ich muss mir Haus und Villa erst verdienen.“

      Frau Reimer starrte ihn wie einen Verrückten an; alsdann aber lachte sie, so wie man lacht, wenn die eigene Rede stockt.

      „Oder vielmehr, ich muss mich dieses Besitzes erst würdig zeigen,“ fuhr Tempel indessen unbeirrt fort, „denn vorhanden ist beides schon. Ich erlaubte mir, neulich schon davon zu sprechen.“

      „Ja, aber doch in ganz anderer Weise,“ warf Frau Reimer ein. „Nehmen Sie es mir nicht übel, Herr Tempel, aber ich werde daraus nicht klug ... Was treiben Sie denn jetzt eigentlich?“

      „Ich arbeite von früh bis spät, um weiterzukommen. Daher auch meine Unsichtbarkeit in voriger Woche.“

      „Sehr ehrenwert, aber deshalb hätten Sie uns doch nicht so zu vernachlässigen brauchen, mein Bester .... Sie haben wohl schon neue Baupläne?“

      „Das auch.“

      Er log nicht, denn in der Tat trug er sich schon jetzt mit allerlei Plänen, was er machen würde, wenn er erst im Besitze des grossen Vermögens sein würde.

      „Das auch? Es klingt wirklich seltsam, was Sie da alles sagen .... Darf man Sie einmal in Ihrem Atelier besuchen? Sie sagten doch schon vor Wochen, dass Sie es verlegen wollten.“

      Aber dann nur Sonntags, Frau Geheimrat, wenn ich bitten darf, in der Woche ist es unsicher. Man ist zu viel unterwegs ....“

      Er schöpfte Atem, als Frau Reimer darin nichts Besonderes erblickte und es auch ganz richtig fand, als er bat, man möge es nicht übel deuten, wenn er von jetzt ab in der Woche nicht so regelmässig erscheine wie sonst. Kommt Zeit, kommt Rat, dachte er, während Frau Reimer durch diesen Hinweis auf seinen Fleiss wieder einigermassen mit der erlebten Enttäuschung versöhnt wurde.

      „Ich denke, wir lassen das alles bis nachher, wenn wir allein sind,“ sagte sie wieder, „denn mein Neffe muss bald fort. Was mich betrifft, lieber Herr Waldemar, so wissen Sie ja, wie gern ich Sie habe. Aber Lüssi ist nun einmal ein bischen komisch.“

      „Das merke ich, besonders seitdem Ihr lieber Cousin hier aus- und eingeht,“ warf Tempel erbost ein, denn von irgendwoher hörte er wieder ihr helles Lachen erschallen, das ihm zu denken gab.

      „Ach, der zählt ja gar nicht, wenigstens nicht so, wie Sie es denken,“ beruhigte sie ihn als kluge Frau, die immer mit zwei Möglichkeiten rechnete. „Das sind so Kindereien zwischen Cousin und Cousine, die sich von klein auf kennen.“

      „Hoffentlich,“ bemerkte Tempel trocken.

      Es kam aber auch nachher, als die vier beisammen sassen, nichts besonderes heraus, was zur Klärung der Angelegenheit hätte dienen können. Lüssi hatte ihrer Mama einen Wink gegeben, damit lieber bis zum Abend zu warten, an dem der Papa nicht zu Hause sein würde. Heute war der Geheimrat nicht gut aufgelegt, weil er in der Nacht schlecht geschlafen und nachmittags nicht geruht hatte. Mancherlei Sorgen drückten ihn, und so liess er, scheu wie er immer war, wenn die Behandlung delikater Dinge in Aussicht stand, nach dem Abendbrot noch ein paarmal die Beine knacken und verzog sich dann in sein Arbeitszimmer, um an seinem dicken, statistischen Werk weiter zu arbeiten, das er schon seit einem Jahre unter der Feder hatte.

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