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am Kalten Feld; du lieber Himmel, war das heiß! Und dann weiter zur Schwäbischen Alb empor, ungefähr dort, wo die Autos die Geislinger Steige erklettern. Da sind wir natürlich abgestiegen und zu Fuß neben Winnetou hermarschiert. Aber schon an einem der nächsten Tage wurden wir fürstlich belohnt: Wir kreuzten die Donau. Hier blieben wir so lange, daß wir unser Tagesziel beinahe nicht mehr erreicht hätten. Winnetou fand es, genau wie wir, gar zu herrlich, nach der heißen Tour ein kühles Bad zu nehmen. Abwechselnd betrieben wir mit ihm einen von uns erfundenen Sport, den sicher nur wenige Menschen kennen: neben dem Pony zu schwimmen, sich, an seine Mähne gehängt, stromab treiben zu lassen, soweit man Lust hat. Ein bißchen muß man aufpassen, daß man keinen Schlag von Winnetous Hufen abbekommt, denn er rudert eben doch, um die Richtung beizubehalten. Die Donau ist dort nämlich ganz schön reißend. Und dann, wenn das Ufer wieder erklettert ist, rauf auf das nasse Pferd und im Galopp zurück zur Lagerstätte. Wir konnten nicht genug davon bekommen.

      Als wir auf die Uhr sahen, war es schon später Nachmittag. Schleunigst packten wir auf und tackelten im Tempo los. Knapp vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unser Ziel, einen Reitverein. Die Reitburschen dort lachten sich halbtot über unser kleines Pferd. Sie stellten Winnetou neben Herkes, ihr größtes Reitpferd, und lachten und lachten. „Freilich, auf so eins kämt ihr sowieso nicht rauf!“ sagten sie spöttisch.

      Da hatten sie sich aber geschnitten. Steffi und ich reiten seit Jahren im Reitverein auf großen Pferden, und da ist erste Bedingung, daß man ohne Bügel hinaufkommt. So wetteten wir um fünf Mark, daß ich auf den Herkes käme. Steffi warnte die andern noch, aber einer der Pferdeburschen wollte durchaus wetten. Er führte Herkes in die Stallgasse und hielt ihn am Kopf. Wupp, war ich oben und hatte fünf Mark verdient. Davon gingen wir am Abend Eis essen. Dem Stallburschen brachten wir zum Trost eine Flasche Bier mit.

      Fünf Tage brauchten wir bis zum Bodensee. Dort wollten wir Ali besuchen, einen kleinen Rapphengst, den wir dorthin verkauft hatten. Er war inzwischen gewachsen, größer als Winnetou, sehr rassig. Als er uns kommen sah, trompetete er ohrenzerreißend und wollte über den Zaun springen. Er und Winnetou begrüßten einander aufgeregt und laut schnaubend. Ein paarmal mußten wir sie auseinanderreißen, zwei Hengste, das ist immer so eine Sache.

      Dann haben wir den Ali, der als unreitbar galt, doch geritten. Ein paarmal setzte er uns ab, aber das macht uns nichts aus, wir fliegen öfter von einem Pony und sind es gewöhnt, uns beim Sturz zusammengekugelt abzurollen. Wir durften auch die andern Pferde reiten, die dort standen. Der Reitlehrer war früher in unserm Verein gewesen und kannte uns. Wir halfen beim Stroheinräumen und Mistfahren und Putzen, ruderten auf dem Bodensee und verbrauchten fast alles Geld. Eines Tages rief Mutter an, wo wir denn blieben. Unsere Schwester Brigitte hätte doch in dieser Woche Hochzeit, ob wir nicht dabeisein wollten.

      Himmel, das hatten wir völlig vergessen. Natürlich wollten wir! Also wurde in Eile gepackt, danke gesagt und Abschied genommen. Und jetzt begann ein Rennen gegen die Zeit. Gottlob war es kühl, und wir konnten Winnetou ohne Bedenken stundenlang traben lassen.

      Einmal trafen wir Zigeuner. Sie wollten uns unsern kleinen Hengst abschwatzen. An diesem Tag fuhren wir noch zwanzig Kilometer weiter, weil wir Angst hatten, sie würden ihn uns, zwei Kindern, in der Nacht stehlen. Sie hatten auch Ponys, aber wie sahen die aus! Mager und struppig und schlecht gepflegt!

      Weil wir am späten Abend keine Unterkunft mehr fanden, krochen wir schließlich unter eine Getreidegarbe. Der Mond kam heraus. Winnetou stand am Feldrain und graste. Wir wachten abwechselnd und froren wie die Schneider, denn es taute mächtig. Schließlich müssen wir doch beide eingeschlafen sein.

      Als wir aufwachten, war die Sonne gerade aufgegangen. Der erste Blick galt Winnetou: Gottlob, da stand er! Erleichtert sprangen wir auf, umhalsten ihn und sagten ihm guten Morgen. Während wir dann losfuhren, malten wir uns aus, was wir uns diesmal zum Frühstück leisten würden: Milch und so viele frische Brötchen, wie wir essen konnten, und dazu Wurst aus der Hand. Dafür würde unser Geld sicherlich noch reichen.

      „Wieviel haben wir denn noch?“ fragte ich. Steffi griff in die Hosentasche. Da aber war kein Portemonnaie. Wir suchten in allen Taschen. Schließlich hielten wir an und nahmen das ganze Gepäck auseinander. Kein Geldbeutel!

      „Die Zigeuner!“ sagte Steffi.

      Ich glaubte das nicht. „Die wollten doch aber den Winnetou!“

      Nun, alles Hin und Her half nichts. Wir nahmen die Karte heraus. Achtzig Kilometer, eigentlich zwei Tagestouren, waren es noch bis nach Hause. Ob Winnetou das an einem Tag schaffen konnte? Er schaffte es! Heimzu laufen alle Ponys schneller, und Winnetou merkte genau, daß es nach Hause zu seiner lieben kleinen Frau Appelschnut ging. Er lief wie ein aufgezogenes Spielzeugpferd.

      Fast die ganze Fahrt haben wir gesungen. Da merkte man den Hunger nicht so. Dann und wann fuhren wir auch unter Apfelbäumen durch. Das half uns natürlich auch, den Magen zu füllen. Trotzdem malten wir uns die heimatlichen Genüsse, die, noch dazu bei einer Hochzeit, zweifellos auf uns warteten, in den schönsten Farben aus.

      Allmählich wurden die Wege bekannter. Jetzt kam schon unser Reitverein in Sicht. Doch diesmal hielten wir nicht an, sondern winkten nur hinüber und fuhren weiter. Und dann endlich unser Heimatstädtchen Lorch. Wir hielten einen Einzug wie die Königin von England. Nicht, weil wir uns so fühlten, sondern weil die Heimatzeitung uns auf dem Hinweg heimlich geknipst und einen Artikel über uns geschrieben hatte.

      „Wart ihr wirklich am Bodensee?“ hörten wir immer wieder fragen. Es hätte nicht viel gefehlt, und das ganze Städtchen hätte geflaggt.

      Und dann die Ankunft auf dem Ponyhof! Winnetou raste die letzten fünfhundert Meter im Galopp, obwohl es bergauf geht. Er trompetete, und Appelschnut machte in ihrer Koppel einen fast meterhohen Luftsprung und sauste zum Tor. Dort gab es eine aufgeregte, glückselige Begrüßung – kaum daß wir Winnetou Geschirr und Zügel abnehmen konnten. Aufatmend schütteten wir den letzten Hafer in den Trog. Ja, und was rollte da aus dem Reisesack heraus? Unser Portemonnaie! Steffi hatte es in der letzten Nacht aus Angst vor den Zigeunern dort versteckt und dann total vergessen. So brachten wir sogar noch Geld wieder mit nach Hause. Wir kauften davon einen hölzernen Brotteller für unsere Schwester zur Hochzeit, damit ihr in ihrer Ehe nie das Brot ausgehen sollte.

      So endete unsere erste große Reise mit Winnetou, unserem geliebten kleinen Schimmelhengst.

      März

      Der grimme Winter sucht das Weite,

      der März guckt übern Gartenzaun,

      Schneeglöckchen läuten Frühlingsfreude,

      der Wind singt hoch im Himmelsraum.

      Kaum lacht die liebe Frühlingssonne,

      da rauscht der Regen übers Land,

      die liebe gute Frühlingssonne

      hat wirklich einen schweren Stand.

      Der Mai zieht fröhlich durch die Welt,

      die Birken wiegen sich vor Freude,

      es singt und klingt in Wald und Feld,

      das Böcklein springt auf grüner Weide.

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