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ihnen gehört zuvörderst Pep Guardiola, der seine eigene Meinung vom Spiel hat und diese auch kundtut. Robson: „José sah, dass er (Guardiola, Anm. d. A.) eine wichtige Figur im Klub war, und sagte sich: ‚Ich muss ihn kennenlernen, ich muss mit diesem Burschen klarkommen.‘ Und es gelang ihm. José und Pep hatten ein gutes Verhältnis. Sie respektierten einander.“ Ein Vorteil sei gewesen, dass sich beide problemlos verständigen konnten: „Auf Spanisch, mitunter auch auf Katalanisch.“ Nach seiner Ankunft in Barcelona hatte das Sprachgenie Mourinho Katalanisch gelernt. Für Robson hatte er sich dadurch unersetzlich macht – und bei den Katalanen im Team mächtig gepunktet.

      Sowohl Mourinho wie Guardiola hegen Jahre später nur positive Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit in Barcelona. Mourinho: „Ich hatte seinerzeit eine gute Beziehung zu ihm.“ Der höfliche Guardiola reiht Mourinho sogar in die Riege seiner ersten Mentoren ein. Im April 2011 – die Rivalität zwischen ihm und Mourinho strebt gerade ihrem Höhepunkt entgegen – erklärt Guardiola auf einer Pressekonferenz, der FC Barcelona habe Mourinho in seiner Ausbildung zum Trainer „ebenso geholfen, wie er mir geholfen hat, Trainer zu werden“.

      Der Sohn des Maurers und der Privatschüler

      Von ihrer jeweiligen Herkunft her können die Unterschiede zwischen Guardiola und Mourinho kaum größer sein: Guardiola ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und in einem politischen und kulturellen Milieu, das vom Widerstand gegen das Franco-Regime geprägt war. Mourinho verbrachte seine Jugend in einem großzügigen Haus, das auf dem riesigen Anwesen seines wohlhabenden Großonkels Mário Ascensão Ledo stand. Der Besitzer von Fabriken für Sardinen-Konserven in Setúbal, Oporto und an der Algarve gehörte zu den Profiteuren des autoritären Salazar-Regimes, Portugals Entsprechung zu Franco. Salazar starb 1970, fünf Jahre vor Franco. Sein Estado Novo wurde 1974 von der Nelkenrevolution hinweggefegt, und die Familie von Mário Ascensão Ledo verlor ihr Sardinen-Imperium an „die Kommunisten“, wie es ein Onkel Mourinhos formulierte. Natürlich verarmte die Familie dadurch nicht. Während der Maurersohn Guardiola das Fußballspiel auf den staubigen Straßen Santpedors erlernte, kickte der Privatschüler Mourinho im gepflegten heimischen Garten unter schattenspendenden Bäumen.

      Aber zwischen Pep und „Mou“ gibt es Gemeinsamkeiten. Auch Mourinho beschäftigte sich bereits als Spieler intensiv mit Trainingslehre und Taktik des Fußballspiels. Auch Mourinho pflegte die Eindrücke, die er als Spieler beim Training gewann, detailliert zu notieren. Beide waren als Spieler schnelle Denker – mit dem erheblichen Unterschied, dass Mourinho technisch zu limitiert war, um seine Gedanken auf dem Spielfeld umzusetzen. Joao Malheiro, ein mit Mourinho befreundeter Schriftsteller: „Man sah früh, dass sein Kopf schneller war als seine Füße.“

      Sowohl Guardiola wie Mourinho sind an fremden Sprachen interessiert und lernen sie rasch. Mourinho spricht sechs Sprachen fließend: Portugiesisch, Spanisch, Katalanisch, Englisch, Französisch und Italienisch. Als er 2008 Trainer von Inter Mailand wird, genügen ihm drei Wochen Sprachunterricht, um seine erste Pressekonferenz bei den Nerazurri ausschließlich in Italienisch zu bestreiten. Pep Guardiola wird als Trainer die Fragen der Journalisten häufig in deren Landessprache beantworten – auf Englisch, Italienisch, Französisch, Katalanisch oder Spanisch. Außerdem teilen beide ein Interesse an Philosophie und Literatur. Als Student besuchte Mourinho gern die Vorlesungen des Philosophen Manuel Sérgio, der ihn lehrte, dass Sport keine rein physische Aktivität sei. Weshalb es wichtig sei zu verstehen, wie Menschen funktionieren.

      Begegnung mit Juanma Lillo

      Auch beim FC Barcelona ist Mourinho seinem Chef Robson näher als der offizielle zweite Mann José Ramón Alexanko, ein ehemaliger Barça-Mannschaftskapitän. Längst ist Mourinho nicht mehr nur der bestbezahlte Übersetzer, sondern, so Robson, auch der „bestbezahlte Scout der Welt“.

      Robson und Guardiola haben häufig Differenzen. Der Führungsspieler ist enttäuscht, dass Robson ihn nicht zum Kapitän ernennt. Vor allem aber haben der Trainer und Guardiola unterschiedliche Ansichten über die Taktik. Diese kontroversen Taktikdebatten sind noch Jahre später Robsons hartnäckigste Erinnerung, wenn der Name Guardiola fällt. Guardiola will Cruyffs 4-3-3 bzw. 3-4-3 spielen, Robson bevorzugt indes das „englische“ 4-4-2. Dennoch prägt gegenseitige Wertschätzung die spätere Sichtweise. Guardiola versichert, er habe mit Robson ein „fantastisches Jahr“ verlebt: „Er war ein sehr erfahrener Trainer, mit klaren Ideen.“ Und Robson ist beeindruckt, „mit welcher Geschwindigkeit Pep Dinge lernte. Als Mensch und Fußballer ist Pep sehr intelligent. Taktisch ist er Weltklasse.“ Vor dem Champions-League-Finale 2009 mutmaßt der todkranke Robson über Guardiola: „Wenn er als Trainer auch nur halb so gut ist wie als Spieler, wird er gewinnen.“

      Kurz nach Ende des Spiels im Camp Nou klopft es an der Tür der Gästekabine. Lillo: „Es war Pep Guardiola, der sich noch gar nicht umgezogen hatte und mich fragte, ob er sich eine Minute mit mir unterhalten könnte. Als ob ich mich nicht gern mit dem besten Mittelfeldspieler der Fußballgeschichte unterhalten würde! Er erklärte mir, dass ihm die Spielweise meiner Mannschaft sehr gut gefalle und dass er gern mit mir in Kontakt bleiben wolle. Und was als kleine berufliche Begegnung begann, entwickelte sich dann zu viel mehr.“ Juanma Lillo teilt noch Jahre später mit Johan Cruyff die Überzeugung, dass es keinen mannschaftsdienlicheren Mittelfeldspieler gegeben habe als Pep Guardiola.

      Zweiter Europapokal

      In der Meisterschaft muss Barça Real den Vortritt lassen. Die Blaugrana schießen zwar 17 Tore mehr als der Meister (und 45 mehr als der Dritte La Coruña), aber nach 42 Spieltagen hat Real trotzdem zwei Punkte mehr auf dem Konto. Guardiola bestreitet mit 38 Saisoneinsätzen so viele wie nie zuvor und nie wieder danach.

      Erfolgreicher ist Robsons Team in den Pokalwettbewerben. Im Finale um die Copa del Rey, den spanischen Vereinspokal, spielt Barça gegen Real Betis. Zur Halbzeit steht es im Madrider Bernabéu-Stadion 1:1. In der Kabine beraten die Spieler mit Mourinhos Hilfe, wie man die Schwächen des Gegners auf der linken Abwehrseite besser ausnutzen kann. Robson ist nur Zuhörer. Am Ende gewinnt Barça mit 3:2.

      Im Europapokal der Pokalsieger räumt Barça nacheinander AEK Larnaka, Roter Stern Belgrad, AIK Solna und den AC Florenz souverän aus dem Weg. Im Finale trifft Barça auf den Titelverteidiger Paris Saint-Germain. Spielort ist am 14. Mai 1997 das mit 52.000 Zuschauern ausverkaufte Feyenoord-Stadion De Kuip in Rotterdam. Wie im Finale von 1992 amtiert mit dem 35-jährigen Markus Merk ein Deutscher als Schiedsrichter.

      Der „kicker“ verspricht eine „Samba in Rotterdam“, denn in den Kadern der Finalisten stehen insgesamt fünf Brasilianer: bei den Katalanen der erst 20-jährige Ronaldo und Giovanni, bei den Franzosen Ricardo Gomes, Rai und Leonardo. Allerdings empfiehlt das Fachblatt, auch noch zwei andere Akteure zu beachten: „Barça hat mit den beiden Spaniern und Mittelfeldspielern Josep Guardiola und Iván de la Peña Supertalente in seinen Reihen, die zuletzt sogar Ronaldo in den Schatten stellten. Kein Wunder, dass diesmal nicht der Titelverteidiger Paris Saint-Germain, sondern sein Herausforderer

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