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können, übernehmen.

      Mit Barças gekonntem Direktspiel und der variablen Spielweise, für die man keine Zuordnungen findet, kommen die Bayern zunächst überhaupt nicht zurecht. Der „kicker“ spricht später von einer „Lehrvorführung für die Münchner in Sachen Technik und vor allem Taktik durch die Katalanen“.

      Beim Halbzeitpfiff führt Barça durch ein Tor von Oscar aus der 14. Minute mit 1:0, womit die Bayern bestens bedient sind. Im zweiten Durchgang setzt Bayern-Coach Otto Rehhagel mehr auf Offensive. Für Herzog und Kreuzer, den auf der linken Seite das permanente Wechselspiel zwischen Oscar und Bakero überfordert, kommen Sforza und Witeczek. Letzterer spielt nun als dritte Spitze neben Klinsmann und Papin, wodurch Barças Dreierkette die Absicherung fehlt und unter Druck gerät. In der 52. Minute kann Witeczek ausgleichen, fünf Minuten später gelingt Scholl sogar die 2:1-Führung. Hagi schießt in der 77. Minute das 2:2 für die Gäste, was auch der Endstand ist. Die erste Halbzeit von München war der letzte spektakuläre Auftritt von Cruyffs Barça. Auch deshalb nimmt dieses Spiel wohl in Guardiolas Erinnerungen einen besonderen Platz ein.

      Für das Rückspiel in Barcelona ändert Cruyff seine Formation gleich auf fünf Positionen. Guardiola fehlt ebenso wie die Torschützen von München, Oscar und Hagi. Was dann im mit 115.000 Zuschauern ausverkauften Camp Nou aufläuft, hat für Udo Lattek nur den Charakter einer „besseren spanischen Junioren-Auswahl“ und ist „alles andere als ein europäisches Klasseteam“. Für Lattek geht es Cruyff „nur noch um die Demonstration seiner Macht im Verein, nicht mehr um die Entwicklung der Mannschaft“. Im Gegensatz zum flexiblen Vortrag von München spielt Barça nun ziemlich starr. Die drei Spitzen halten ihre Positionen, auch im Mittelfeld und in der Dreierabwehr findet kein Wechselspiel statt, was den Bayern die Zuordnung erleichtert.

      Die Münchner gewinnen mit 2:1 und ziehen ins Finale ein. Die Tore erzielen Babbel (40.) und Witeczek (84.), beide Male leistet Mehmet Scholl die Vorarbeit. Scholl zeigt an diesem Abend das vielleicht beste Spiel seiner langjährigen Karriere im Bayern-Trikot. Das Ergebnis wirkt knapper, als das Spiel verlaufen ist, denn Barça kommt erst in der 89. Minute zum Anschlusstreffer, erzielt vom viel zu spät eingewechselten Iván de la Peña, einem nur 1,71 m großen La-Masia-Absolventen, der als neuer Maradona gehandelt wird.

      Während der „kicker“ vom „Wunder von Barcelona“ titelt, mahnt Udo Lattek zur Nüchternheit: „Der FC Barcelona von heute ist nicht mehr die große Mannschaft, sondern absoluter Durchschnitt. Viele haben sich von der ersten Halbzeit in München blenden lassen. Sicher, damals war ein echter Klassenunterschied erkennbar, aber so stark wie in diesen 45 Minuten hat Barça seit drei Jahren nicht mehr gespielt.“

      Nur wenig später ist Schluss für Guardiolas Ziehvater Cruyff. Am 18. Mai 1996 setzt der FC Barcelona den Niederländer vor die Tür. Guardiola ist enttäuscht: „Er war der beste Trainer, den ich je hatte.“

      KAPITEL 3

      Pep, Bobby, Mou, Juanma und Louis

      Guardiola und die Trainer: Keine Probleme mit Mourinho / Bewunderung für Juanma Lillo / Reibereien mit van Gaal

      Im Sommer 1996 begegnet Pep Guardiola zum ersten Mal seinem späteren großen Antipoden, José Mourinho. Der junge Portugiese kommt als Hilfskraft des Engländers Robert „Bobby“ William Robson, der in Barcelona Cruyffs Nachfolge antritt und somit Guardiolas zweiter Profitrainer wird. Robson bleibt nur ein Jahr bei Barça und wird Pep nicht weiter prägen. Für den Trainer Guardiola werden die späteren Übungsleiter bedeutender: Louis van Gaal, vor allem aber Juan Manuel „Juanma“ Lillo. Und vielleicht sogar ein wenig José Mourinho, der vom Robson-Nachfolger van Gaal übernommen wird. So verbringt der Spieler Pep Guardiola beim FC Barcelona insgesamt vier Jahre mit jenem Mann, der einmal sein härtester und unangenehmster Konkurrent wird.

      Der Übersetzer

      Mourinho zählte schon länger zum Stab von Robson. Der hatte 1982 bis 1990 Englands Nationalelf betreut. Nach der WM 1990 in Italien – wo die Three Lions das Halbfinale erreichten und sich dort dem späteren Weltmeister Deutschland erst nach Elfmeterschießen beugen mussten – war er in die niederländische Eredivisie zum PSV Eindhoven gegangen. Dort sollte er einem schwierigen Kader Disziplin einimpfen. Für den Sohn eines Bergarbeiters aus Sacriston in der Grafschaft Durham war der Wechsel auf den Kontinent ein Kulturschock. Als besonders gewöhnungsbedürftig empfand er den Wunsch der Spieler, mit dem Trainer über die Taktik zu diskutieren. Aber die niederländischen Jahre waren eine gute Vorbereitung auf die spätere Begegnung mit Pep Guardiola.

      Nach zwei Landesmeisterschaften mit Eindhoven zog es Robson im Sommer 1992 auf die iberische Halbinsel, zunächst zu Sporting Lissabon. Dort wurde dem Engländer der 29-jährige Sportwissenschaftler und Lehrer José Mourinho zur Seite gestellt, der Robson auf dem Flughafen in akzentfreiem Englisch begrüßte. Schon bald diente Mourinho seinem Coach nicht nur als Übersetzer, sondern auch als Informant. Was immer die Spieler in der Kabine besprachen: Mourinho hatte es dem Chef mitzuteilen. Als Vermittler zwischen Englisch und Portugiesisch unterhielt Mourinho zu Robson bald ein engeres Verhältnis als dessen offizielle rechte Hand Manuel Fernandes.

      Bei Sporting herrschten chaotische Arbeitsbedingungen. Der Präsident verpflichtete Spieler am Trainer vorbei. In der Saison 1992/93 wurde Sporting Dritter, aber im Dezember 1993 wurde Robson gefeuert, nachdem sein Team im UEFA-Cup gegen Casino Salzburg ausgeschieden war. Der Engländer ging zum FC Porto, begleitet von Mourinho. In Porto wurde aus dem Übersetzer ein Assistenztrainer, wenngleich Robson ihm weder hier noch bei seiner folgenden Station die Verantwortung für das Training übergab. Aber Mourinho brachte nun in die Planung des Trainings seine eigenen Ideen ein, besorgte das Scouting und schrieb Berichte über kommende Gegner. (Sein erstes ausführliches Scouting-Dossier verfasste Mourinho bereits als 15-Jähriger für seinen Vater Felix, einen ehemaligen Profifußballer, der einer der besten Keeper in der Geschichte von Vitória Setúbal war und auch acht Minuten lang das Tor der portugiesischen Nationalelf hüten durfte. Als Trainer wurde er mit Rio Ave Fünfter in der 1. Liga und zog in das spanische Pokalfinale ein, verbrachte aber nur eine Saison komplett im Oberhaus.)

      Robson war beeindruckt: Der Portugiese konnte ein Spiel exzellent lesen. Noch wichtiger war für ihn, dass er nahe bei den Spielern war und „ihre Psychologie verstand“. Die Zusammenarbeit zahlte sich rasch aus. Als Robson und Mourinho in Porto ankamen, befand sich der Klub in einem armseligen Zustand. Doch 1995 und 1996 wird Porto mit dem englisch-portugiesischen Duo Meister.

      „José und Pep hatten ein gutes Verhältnis“

      Beim FC Barcelona unterschreibt Robson nur unter der Bedingung, dass Mourinho ihn begleiten darf. Dessen Status ist deutlich gewachsen. In Porto musste „Mou“ sich mit einer Jahresgage von 35.000 Pfund begnügen, was bereits deutlich mehr war, als ihm bei Sporting gezahlt wurde. In Barcelona kassiert er nun jährlich 300.000 Pfund, mehr als das Achtfache. Spötter bezeichnen den Portugiesen als bestbezahlten Übersetzer im Weltfußball.

      Da er keine Meriten als Profikicker mitbringt, stößt der Assistent bei den Barça-Spielern zunächst auf Skepsis. Denn mehr als einige Einsätze in der 2. Liga hat Mourinho als Spieler nicht absolviert, in der Regel als Zentralverteidiger, manchmal auch im defensiven Mittelfeld. Höhepunkt der kurzen Karriere war ein Hattrick für den von Mourinhos Vater Felix trainierten Lissaboner Traditionsverein Belenenses, hinter Benfica und Sporting die Nr. 3 in der portugiesischen Metropole. Die drei Treffer erzielte „Mou“ allerdings gegen einen ziemlich schwachen Gegner, der an diesem Tag 17 Tore kassierte.

      Aber nach und nach kann Mourinho die Barça-Kabine überzeugen – durch geschickte Videoanalysen und gute Vorbereitung auf die Stärken und Schwächen des Gegners. Auch sein Chef Bobby Robson hat zunächst einen schweren Stand bei den Spielern. Der Schatten seines Vorgängers Cruyff ist lang. Dass der Engländer trotzdem überlebt, hat er möglicherweise seinem Übersetzer zu verdanken. Robson ist bei Amtsantritt bereits 63, sein Assistent 30 Jahre jünger, weshalb er einen besseren Zugang zu den Spielern hat. Außerdem begnügt sich Mourinho nicht damit, die Ausführungen seines Chefs einfach zu übersetzen,

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