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Staub fallen ließ. Sie sah genauso fertig und müde aus wie wir. »Wie fühlt es sich an, wenn man einen Sonnenstich hat?«

      Haley war als ehemalige Pfadfinderin sofort in ihrem Element. »Ist dir schlecht? Schwindelig? Hast du Kopfschmerzen?«

      Sofia schüttelte bei jeder Frage den Kopf. »Vielleicht habe ich nur zu wenig getrunken.«

      Wortlos reichte ich ihr die Wasserflasche mit ihrem lauwarmen Inhalt.

      »Lieb von dir, Emily.« Sie lächelte mich dankbar an. »Du bist eine Lebensretterin.«

      Während Sofia und Haley sich darüber unterhielten, was sie heute Abend zu Dylans Party tragen würden, spähte ich verstohlen zu Josh hinüber. Er stand immer noch auf demselben Fleck. Die Anzahl seiner Groupies hatte sich jedoch merklich verringert. Es waren nur noch zwei junge Frauen bei ihm, die ich beide nicht kannte. Eine von ihnen sah immer wieder verzückt zu ihm auf und strich sich dabei mit den Fingerspitzen unaufhörlich durch ihr blondes Haar. Man musste kein Verhaltensforscher sein, um zu erkennen, worauf sie es abgesehen hatte. Ihr Ziel war Josh. Und so, wie sie ihm ihre Brüste in ihrem engen Top entgegenstreckte, waren ihre Absichten alles andere als jugendfrei. Er lächelte die beiden freundlich an, wirkte jedoch nicht besonders interessiert – vielleicht war das aber auch nur Wunschdenken meines benebelten Verstandes.

      »Noch offensichtlicher geht es nicht.« Sofia schnaubte leise, als sie bemerkte, wen ich anstarrte. »Warum zieht sie sich nicht direkt vor ihm aus?«

      Haley lachte leise. »Sag ihr das bloß nicht, das bringt sie nur auf dumme Ideen.«

      Ich zwang mich, meinen Blick von Josh und seinen Groupies zu lösen. Wenn sie mit ihren Flirtversuchen Erfolg hatten, wollte ich nicht Zeugin davon werden.

      »Wie Hyänen, die ihr Opfer umkreisen.« Haley betrachtete die beiden lange Augenblicke. »Bis sie zubeißen.«

      »Wenn sie Hyänen sind, macht das Josh dann zur Antilope?« Antilopen waren harmlos und niedlich. Joshua Sanders war nichts davon. Er war sexy, anziehend und überaus gefährlich für mein verliebtes Ich.

      Sofia lachte laut auf. »Das wäre das letzte Tier, das ich mit ihm assoziieren würde.«

      »Pinky und Brain.« Haleys Freund Mike brüllte so laut über das halbe Footballfeld, dass man ihn vermutlich noch im nächsten Staat hören konnte. »Da seid ihr ja.« Er kam mit langen Schritten auf uns zugejoggt, und wäre er nicht ein fast zwei Meter großer Footballer, der ausschließlich aus Muskeln zu bestehen schien, hätte ich ihn auf der Stelle umgebracht. Pinky und Brain. Diese albernen Spitznamen hatte er Haley und mir gegeben, kaum dass ich meine Haare gefärbt hatte. Er fand sich unglaublich lustig und einfallsreich. Als er vor uns zum Stehen kam, stieß Haley ihn zu meiner Genugtuung mit dem Ellenbogen in die Rippen.

      »Wofür war das denn bitte?«

      »Als ob du das nicht wüsstest.« Dass Haley nur so tat, als wäre sie böse auf ihn, war offensichtlich. Ihr verliebtes Lächeln verriet ihre wahren Gefühle allzu deutlich.

      »Sorry, Babe.« Mike schlang seine Arme von hinten um ihre Taille und schmiegte sich eng an sie. Meine beste Freundin seufzte leise, drehte den Kopf und gab ihm einen flüchtigen Kuss.

      »Pinky und Brain?« Mir stockte der Atem und ich fuhr herum, als ich die tiefe Stimme hinter mir hörte: Josh, der erst Haley anlächelte, bevor sein Blick auf mich fiel.

      Wenn es den perfekten Moment gab, um sich in Luft aufzulösen, war es exakt dieser. Ich war verschwitzt, hatte Grasflecken auf den Knien und brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass sich mein Make-up schon vor Stunden verabschiedet hatte. Ich war hier, um Josh aus sicherer Entfernung zu beobachten, nicht um mich aus unmittelbarer Nähe von ihm um den Verstand lächeln zu lassen. Nervös nestelte ich am Saum meines Tops herum, um meine Hände irgendwie zu beschäftigen.

      Offensichtlich hatte ich zu lange geschwiegen. Josh wandte sich Mike zu, der immer noch Haley in seinen Armen hielt. »Gutes Spiel, Mann.« Er schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Der Tackle kurz vor Schluss war böse.«

      Mike grinste breit. »Nächstes Mal steht der Typ nicht wieder auf.«

      Während sich die anderen angeregt über das Spiel austauschten, war ich stumm wie ein Fisch. Josh verschlug mir sprichwörtlich die Sprache, auch wenn ich sonst nicht auf den Mund gefallen war.

      »Ihr kommt heute alle zur Party, oder?« Josh bedachte uns der Reihe nach mit einem fragenden Blick. Haley und Mike nickten. Sofia ebenfalls.

      »Was ist mit dir, Emily?«

      »Ich?« Meine Stimme klang viel zu hoch. Zu hoch und zu schrill.

      »Falls du es vorziehst, nenne ich dich natürlich auch Pinky.« Seinen Mund umspielte ein hinreißendes Lächeln.

      Spätestens in diesem Moment hatte mein Gesicht garantiert die Farbe meiner Haare angenommen.

      »Sie kommt auch.« Haley eilte heroisch zu meiner Rettung, wofür ich ihr sehr dankbar war.

      Er zwinkerte mir so lässig zu, wie es nur gutaussehende Jungs konnten. »Dann bis heute Abend. Pinky.« Mit diesen Worten drehte er sich um und lief auf den Spielertunnel zu, der zu den Duschen und Umkleiden führte. Was zur Hölle war hier gerade passiert?

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      Vom Grill stieg der Duft brutzelnder Würstchen auf. Das halbe Football-Team schlug sich die Mägen mit Hotdogs voll, während sich die andere Hälfte lachend im Pool vergnügte. Dylan hatte auf der Terrasse Boxen aufgestellt, die das bunte Treiben mit aktuellen Pop-Songs beschallten.

      Ich saß ein Stück abseits auf einer Decke und nippte an meiner Cola. Haley und Mike hatten mich überreden wollen, mit ihnen schwimmen zu gehen. Doch nicht einmal unter Folter wäre ich in den Pool gehüpft, nachdem ich zuvor zwei Stunden damit verbracht hatte, mich für die Party zurecht zu machen. Ich trug mein liebstes Kleid: kanariengelb, hochgeschlossen und im Stil der Fünfziger geschnitten. Eigentlich hätte die Farbe schrecklich zu meinem pinken Haar aussehen müssen, doch genau das Gegenteil war der Fall. Auch wenn es albern war, fühlte ich mich in diesem Kleid wie eine Prinzessin. Passend dazu hatte Haley mein Haar mit sehr viel Mühe in eine gewollte Unordnung aus pinkfarbenen Locken verwandelt. Ein breiter Lidstrich und rote Chucks rundeten mein Retro-Outfit ab.

      Es dämmerte bereits, und die unzähligen Lichterketten und Lampions, die im Garten aufgehängt worden waren, würden bald mit den Sternen um die Wette strahlen. Es könnte der perfekte Sommerabend sein, wenn Josh auftauchen würde. Seit drei Stunden saß ich auf meiner Picknickdecke und beobachtete so unauffällig wie möglich die Terrassentür. Mike und Haley hatten mir lange Gesellschaft geleistet, und eine Weile hatte ich mich auch mit Sofia und ihrem Freund Curtis unterhalten. Mittlerweile war ich der festen Überzeugung, dass ich mir Joshs Interesse nur eingebildet hatte. Er war ein netter Kerl. Natürlich hatte er mich gefragt, ob ich heute zu dieser Party kommen würde. Mich genauso wie alle anderen. Das Lächeln und das Zwinkern waren einfach nur seine Art von Höflichkeit. Dass es Josh Sanders nicht an Charme mangelte, war mir sehr wohl bewusst. Und jetzt hatte ich, wie so viele vor mir, seine Freundlichkeit überinterpretiert.

      »Hey.« Haley ließ sich neben mich auf die Decke fallen und begann, ihr nasses Haar mit einem Handtuch abzutrocknen. »Er kommt sicher noch.«

      »Und wenn nicht, ist das auch okay.« Ich versuchte, weniger deprimiert zu klingen, als ich mich fühlte. Haley hatte Spaß, da musste ich ihr mit meinem Liebeskummer nicht den Abend verderben. Sie arbeitete so hart für ihre Noten, um ein Stipendium fürs College zu ergattern, dass sie sich selten eine Pause gönnte. Wenn sich jemand eine wunderbare Gartenparty verdient hatte, dann war das Haley.

      »Du siehst aber nicht aus, als wäre es okay.« Sie schüttelte den Kopf, sodass kleine Wassertropfen in alle Richtungen flogen. »Mike und die Jungs wollen Wahrheit oder Pflicht spielen. Bist du dabei? Würde dich vielleicht von Mister Perfect ablenken.«

      »Später vielleicht. Ich wollte erst noch was essen und dann ...« Was wollte ich eigentlich? Weiterhin

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