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„Jetzt wird’s kalt, Evchen“, sagte er, „du mußt nicht erschrecken . . .“

      Dennoch zuckte das Kind zusammen, als das kalte Metall ihre kleine Brust berührte, verzog das Gesichtchen.

      „Nicht weinen, Schatz“, sagte Inge rasch, „der Papi will horchen, wie dein Herzchen schlägt, und wenn du weinst, kann er nicht verstehen, wie es klopf, klopf, klopf macht!“

      Dr. Jorg horchte Herz und Lunge ab, erst von der Brust, dann vom Rücken her. Inge beobachtete ihn mit gespannter Aufmerksamkeit.

      Endlich richtete er sich auf. „Nichts“, sagte er, „alles in Ordnung . . .“

      „Aber . . . wieso hat sie dann Temperatur?“

      „Rachen und Mandeln sind leicht gerötet. Das kann alles mögliche bedeuten, in diesem Stadium ist das noch nicht festzustellen. Ich möchte annehmen, daß sie einen mehr oder weniger starken Schnupfen bekommen wird. Du weißt ja, Kinder fiebern sehr viel rascher als Erwachsene . . .“

      „Soll ich sie wieder anziehen?“

      „Warte noch, ich gebe dir was, damit du Rücken und Brust einreiben kannst . . .“ Er kramte in seiner Tasche, reichte ihr eine Dose. „Und dann noch hier diese Tropfen für die Nase. . . dadurch schwellen die Schleimhäute ab, und sie tut sich leichter beim Atmen.“

      Inge war schon dabei, die Kleine einzureiben. „Ach, Richard“, sagte sie, „ich bin ja so froh . . . glaubst du wirklich, daß es nichts Schlimmes wird?“

      „Höchstens eine Kinderkrankheit. Aber, wie gesagt . . . ich tippe eher auf eine tüchtige Erkältung!“

      Er gab Evchen selber die Nasentropfen, die ihr anscheinend gar nicht paßten. Inge zog die Kleine an, wickelte sie fest in ihre Bettdecke.

      Evchen plapperte noch eine Weile vor sich hin, aber noch bevor ihre Eltern das Zimmer verließen, war sie schon fast wieder eingeschlafen.

      „Ach, Richard“, sagte Inge, während sie hinter ihm die Treppe hinunterlief, „du ahnst nicht, wie glücklich ich bin . . .“

      Er drehte sich, unten angekommen, zu ihr um, breitete die Arme aus, und sie flog die letzten Stufen hinunter und an seine Brust.

      „Daß du wieder zurückgekommen bist . . .“, flüsterte sie.

      Er verstand sie sehr gut, aber er setzte sich gegen die Rührung zur Wehr, die ihn selber zu überwältigen drohte. „Hattest du geglaubt, ich würde für immer bei dieser Olga bleiben?“ fragte er neckend.

      „Sag mir, daß du dir nichts aus ihr machst . . . nicht das geringste! Schwöre es mir!“

      Sein Mund berührte ihr seidenweiches Haar, ihr Ohrläppchen, ihren Nacken. „Immer noch eifersüchtig?“

      „Nnnein . . .“, sagte sie, aber es klang durchaus nicht überzeugend.

      Er verschloß ihren Mund mit einem Kuß, einem glühenden, zärtlichen, leidenschaftlichen Kuß, der alles, was bisher noch zwischen ihnen gestanden hatte, auflöste und wegschwemmte.

      „Richard“, stammelte sie atemlos, „Liebster . . .“ Weich und hingebungsvoll lag sie in seinen Armen.

      Er hielt sie fest, ganz fest, als wenn er fürchten müßte, sie zu verlieren, „Ich liebe dich . . . Inge, meine kleine Inge . . . ich liebe dich so . . .“

      Und er liebte sie wirklich, in dieser Sekunde vielleicht mehr als je zuvor, war ganz erfüllt von dem heißen Wunsch, ihr seine Liebe zu zeigen, sie ganz zu besitzen, sie alles, was sie entfremdet hatte, vergessen zu lassen.

      Er hob sie hoch, eine leichte, warme, bebende Last, trug sie ins Schlafzimmer – und beide glaubten, daß alles gut werden, daß sie die Kraft haben würden, alle Schatten zu überwinden.

      Ihre Herzen schlugen im gleichen Rhythmus, ihre Körper drängten zueinander, sie fieberten der Erfüllung entgegen . . .

      Aber es kam ganz anders, als Dr. Richard Jorg und seine junge Frau es erhofft und ersehnt hatten. Ihre Liebe fand keine Erlösung – er war ein Mann, und er hatte vesagt, zum erstenmal in seinem Leben.

      Das graue Licht des frühen Wintertages drang schon ins Schlafzimmer, als sie immer noch wach lagen, nebeneinander und doch unendlich weit voneinander entfernt. Sie waren aufgewühlt, verstört, fühlten sich zerschlagen und gedemütigt, wagten nicht, einander anzusehen oder sich zu berühren.

      „Es hat nichts zu bedeuten“, sagte sie endlich. „Was ist denn schon passiert? Gar nichts. Es ist wirklich dumm von uns, ein Drama daraus zu machen . . .“ Ihre Stimme erstickte, sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie gab sich krampfhafte Mühe, es ihn nicht merken zu lassen, weinte lautlos in sich hinein.

      Aber er hörte es doch. Er streckte den Arm nach ihr aus, zog sie an seine Brust. „Weine nur“, sagte er, „sei froh, daß du weinen kannst. Glaubst du, ich versteh nicht, wie dir zumute ist?“

      Ihre Tränen benetzten seine nackte Brust. „Ich liebe dich, Richard“, schluchzte sie, „glaub mir doch . . . ich liebe dich so!“

      „Ich dich auch, mein Kleines. Aber es wäre besser, wenn es anders wäre. Ohne Liebe wäre alles viel leichter zu ertragen, wenn wir keine Sehnsucht nach einander hätten.“ Er hielt seine weinende Frau fest umschlungen und starrte in die graue Dämmerung, die wie eine Drohung war.

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